EIN GROSSER STURM
Als die kleine Waldmaus an diesem Morgen erwachte und ihren Kopf aus ihrem Mauseloch herausstreckte, sah sie viele dunkle Wolken am Himmel. Sie wollte an diesem Morgen Nüsse, Käfer und Regenwürmer sammeln gehen, denn sie hatte seit gestern nichts mehr gefressen. Und so sprang sie vergnügt aus ihrem Mauseloch. Da kam Paul Eichhörnchen die alte Eiche heruntergesprungen und sagte: „guten Morgen liebe Waldmaus, wohin so früh?“ Die kleine Waldmaus antwortete: „Hallo lieber Paul, ich wollte gerade ein paar Nüsse und leckere Regenwürmer sammeln gehen, komm doch mit.“ Doch Paul Eichhörnchen murmelte nur: „gefährlich, gefährlich... heute soll ein großer Sturm aufkommen, haben mir die Vögel erzählt. Die sind heute schon ganz früh am Morgen an meiner alten Eiche vorbei geflogen und haben es mir beim Vorbeifliegen berichtet. Es wird heute einen sehr starken Sturm geben. Du solltest lieber in deinem sicheren Mauseloch bleiben und den Sturm abwarten.“ „Nun, das ist aber gar nicht gut,“ meinte die kleine Waldmaus, „aber wenn ich mich beim Sammeln meines Frühstücks beeile, bin ich bestimmt schnell wieder zurück in meinem sicheren Mauseloch, bevor der Sturm kommt.
Da lief die kleine Waldmaus schon davon und sagte zu Paul Eichhörnchen: „Also mach´s gut Paul, ich muß jetzt schnell los, bevor der Sturm kommt.“ „Wie du meinst. Aber ich gehe schnell wieder hinauf in meine sichere Wohnhöhle und warte den Sturm ab. Aufwiedersehen.“ Sagte Paul Eichhörnchen noch und sprang die alte Eiche hinauf zu seiner sicheren Wohnhöhle hoch oben in der Krone der alten Eiche. Die kleine Waldmaus lief in den Wald hinein, und kam bald schon an einem großen Walnuß-Baum vorbei, der viele Walnüsse trug. Sie staunte: „Oh, so viele Nüsse, da kann ich mich heute richtig sattessen.“ Sie sammelte eine der vielen Walnüsse ein, setzte sich auf den Waldboden und knackte die Walnuß mit ihren scharfen Mäusezähnchen. Doch plötzlich verdunkelte sich der Himmel und ein starker Wind blies auf einmal durch die hohen Bäume, dass sich die Äste nur so hin und her bogen und der kleinen Waldmaus auf einmal sehr kalt wurde.
Sie spitzte die Ohren und knackte eine neue Walnuß. Da wurde der Wind noch stärker und pfiff durch die Bäume hindurch. „Plitsch“ machte es da, und „Platsch“. Die kleine Waldmaus blickte zum Himmel hinauf. „Plitsch-platsch, plitsch-platsch, plitsch-platsch“. Auf einmal prasselten viele dicke schwere Regentropfen vom dunklen Himmel herab. Der Regen wurde stärker und die kleine Waldmaus wurde ganz naß. Sie begann nun so schnell sie konnte zurück zu ihrem Mauseloch zu laufen, doch durch den starken Regen konnte sie kaum noch den Waldboden erkennen. So sah sie auch nicht, wohin sie eigenlich lief. Aufeinmal blieb die kleine Waldmaus erschöpft mitten im prasselden Regen stehen. „Was nun?“ Dachte sie, „Wie komme ich jetzt zurück in mein sicheres Mauseloch? Oh, hätte ich doch nur auf Paul Eichhörnchen gehört.“ Sie schloß für einen Moment die Augen um sich ein wenig auszuruhen und lief dabei einen Schritt rückwärts, dann noch einen und noch einen......plötzlich rutschte sie aus und kullerte unaufhaltsam einen kleinen steilen Hügel hinab.
Sie landete mit einem Riesen-Platscher in einem Bach. Sie ging sofort unter, aber sie strampelte wild mit allen 4 Mäuse-Beinchen. Denn sie wollte wieder zurück an die Wasseroberfläche kommen, doch die Strömung des Baches war sehr stark und drückte die kleine Waldmaus immer wieder unter Wasser. Endlich schaffte sie es, wieder an die Wasseroberfläche zu kommen. Sie prustete laut und schnappte nach Luft. Die kleine Waldmaus strampelte tapfer weiter mit ihren 4 Mäuse-Beinchen und versuchte ans Ufer zu schwimmen, aber die Strömung war zu stark und drückte sie immer wieder unter Wasser. Sie wurde unter Wasser herumgewirbelt und bekam fast keine Luft mehr. Sie schaffte es mit viel Mühe wieder nach oben an die Wasseroberfläche zu kommen. Da stieß sie aufeinmal mit dem Kopf gegen etwas hartes. „Aua!“ Schrie sie. Sie konnte nicht sehen, gegen was sie da gestoßen war, denn sie hatte die Augen vor Angst fest geschlossen. Also klammerte sie sich mit allen 4 Beinen an dem harten Gegenstand fest. Vorsichtig öffnete die kleine Waldmaus nun ihre Augen.
Durch den strömenden Regen hindurch konnte sie immer noch nicht viel erkennen, und so ertastete sie mit ihren Pfötchen etwas großes und hartes. Vorsichtig schnüffelte sie daran. Es roch nach....Moos und Wald....was konnte das nur sein? Sie tastete mit ihren Mäuse-Pfötchen und roch nochmals...schnuff! es könnte...es roch nach....einem Baum! Ja, es mußte ein großer alter Baumstamm sein, der durch den Sturm ins Wasser gestürzt war. Da war die kleine Waldmaus aber froh! Jetzt konnte sie einfach den Baumstamm entlang laufen wie auf einer Brücke und so zurück an das sichere Ufer gelangen. Langsam zog sie sich mit ihren Pfötchen an dem glitschigen nassen Baumstamm entlang. Noch ein Stück, und weiter nach vorne....und....Hui! Da rutschte sie ab und plumps! Fiel sie wieder zurück in den kalten Bach. Brr! War das kalt! Die kleine Waldmaus fuchtelte und strampelte wild mit ihren Pfötchen herum, bis ihre Pfötchen endlich wieder einen festen Halt an dem glitschigen Baumstamm gefunden hatte.
Dieses Mal krallte sie sich noch fester am Baumstamm fest und schob sich langsam weiter und immer weiter am Baumstamm voran, bis sie wieder den sicheren Waldboden unter ihren 4 Mäuse-Beinchen spürte. „Puh! Das war aber knapp.“ Murmelte die kleine Waldmaus. Sie zitterte: „Oh, wie ist mir kalt, ich bin ganz nass! Brrr! Jetzt aber schnell zurück in mein warmes Mauseloch.“ Die kleine Waldmaus schaute sich um. „Wo bin ich hier eigentlich? Es ist hier so dunkel, das ich kaum noch etwas erkennen kann.“ Doch kaum hatten sich ihre kleinen Mäuse-Augen an die Dunkelheit gewöhnt, da fing es aufeinmal an, ganz laut zu donnern, und ein greller Blitz zuckte am Himmel entlang. Da! 2 – 3 Blitze aufeinmal....sie erhellten für kurze Zeit den dunklen Gewitter-Himmel. Die kleine Waldmaus erschrak fürchterlich und hob sich vor Angst die Pfötchen vor die Augen. Oh, wie laut es donnerte. Der dunkle Wald schien unter dem lauten Gewitter zu erbeben und zu zittern. Die kleine Waldmaus lief nun so schnell sie konnte. Weg! Nur weg von hier....egal wohin. Hui! Hui! Der Wind schien nun hinter der kleinen Waldmaus herzulaufen als wollte er sie fangen und fressen.
Der Wind fegte die Blätter der Bäume vom Waldboden hoch, und es raschelte überall bedrohlich...der Wind wehte durch die hohen Bäume hindurch, dass es nur so pfiff und rauschte. Der Wind rüttelte an den Ästen der Bäume, als ob er Hände hätte. Die Äste bogen sich hin und her. So etwas hatte die kleine Waldmaus noch nicht erlebt. „Wenn ich doch nur schon in meinem sicheren Mauseloch wäre.“ Dachte sich die kleine Waldmaus. Krach! Da brachen mehrere morsche Äste und Zweige von den Bäumen ab und fielen laut krachend links und rechts neben der kleinen Waldmaus zu Boden. Die kleine Waldmaus rannte nun so schnell sie nur konnte zwischen den herabfallenden Ästen und Zweigen hindurch. Auf einmal kam ein großer Windstoß und hob die kleine Waldmaus hoch in die Luft! Sie flog unfreiwillig zwischen den Bäumen hindurch und hatte großes Glück, dass sie nicht mit voller Wucht gegen einen der vielen Bäume prallte. Der Wind pfiff und heulte laut um die kleine Waldmaus herum und der Regen prasselte über sie hinweg. Hui! Endlich ließ der Wind etwas nach und die kleine Waldmaus landete mit einem großen Plumps wieder auf dem sicheren Waldboden.
„Schnell weg von hier, bevor mich der Wind noch höher in die Luft wirbelt. Lauf einfach, lauf.“ Dachte sich die kleine Waldmaus und sie fing an zu laufen, so schnell sie es mit ihren 4 kurzen Mäuse-Beinchen vermochte. Krachend schlug ein Blitz in einen Baum direkt neben ihr ein. Es donnerte immer wieder und der Regen prasselte unaufhörlich. Der Wind wehte dröhnend durch die Bäume hindurch, aber die kleine Waldmaus lief einfach weiter und weiter. Hinter ihr tobte der Sturm weiter durch den dunklen Wald, doch die kleine Waldmaus schaute sich nicht ein einziges Mal um. Vorwärts! Immer weiter vorwärts. Plötzlich war ihr, als hätte sie etwas gehört. Nein, das konnte nicht sein. „Das ist doch nur der Wind, der immer stärker wird.“ Sagte sich die kleine Waldmaus. Dann horchte sie erneut. Da rief doch jemand? „Hey, kleine Waldmaus!“ Die kleine Waldmaus blieb stehen und lauschte. Da rief es wieder: „Hey kleine Waldmaus, wo bist du? Bist du hier irgentwo? Wo kann sie denn nur sein?“ Die Stimme kam ihr doch bekannt vor....natürlich! Es war die Stimme von Paul Eichhörnchen! Er suchte nach ihr. Da wurde es der kleinen Waldmaus plötzlich ganz warm um´s Mäuse-Herz! Und sie fror auf einmal gar nicht mehr. Sie schrie so laut sie nur konnte durch den Sturm: „Hallo Paul hier bin ich, hier. Hörst du mich? hier!"
Doch es kam keine Antwort....Sollte Paul Eichhörnchen schon weitergelaufen sein? Die kleine Waldmaus schrie nochmals: „Paul, hörst du mich? Ich bin hier....hier!“ Stille...die kleine Waldmaus lauschte erneut. Da packte sie plötzich jemand von hinten am Schwanz. Die kleine Waldmaus erschrack sich fürchterlich. „Oh, nein, jetzt hat mich der Fuchs erwischt.“ Sie schloß die Augen und zitterte. Wie oft hatte Paul Eichhörnchen ihr vom gefährlichen Fuchs erzählt. Sie fühlte ihn schon, wie er sie mit seinem Maul packte und in einem Stück verschlingen würde. Im Wald muß man sich ganz leise verhalten, damit einen der Fuchs nicht findet....fiel ihr ein. „Habe ich dich endlich gefunden.“ Sagte da eine Stimme. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“ „Paul, Paul Eichhörnchen, du bist es! Bin ich froh dass du jetzt da bist und das es nicht der Fuchs ist.“ Vorsichtig öffnete die kleine Waldmaus die Augen. „Ja, da kannst du wirklich froh sein, dass ich nicht der Fuchs bin...sonst hätte ich dich doch wahrhaftig in einem Stück aufgefressen.“ Paul Eichhörnchen machte sein Maul weit auf und zeigte seine scharfen Nußknacker-Zähne und die spitzen Krallen an seinen beiden Pfötchen. „Was mußtest du auch bei diesem Sturm dein Mauseloch verlassen? Ich hatte dir doch gesagt, das heute noch ein großer Sturm aufkommen würde. Warum hast du denn nicht auf mich gehört?“
„Ja, du hattest Recht, Paul. Ich habe einfach nicht daran gedacht, dass der Sturm so schnell kommen würde. Ich dachte, dass ich noch etwas Zeit zum Nüsse sammeln hätte.“ „So, aber jetzt komm schnell, ich bringe dich zurück zu deinem Mauseloch, ehe der Sturm noch schlimmer wird. Klettere schnell auf meinen Rücken und halte dich einfach gut an meinem Fell fest. Aber nicht loslassen, hörst du?“ „Nein, bestimmt nicht.“ Fiepste die kleine Waldmaus leise. „Also hinaufklettern und festhalten, und los geht’s.“ Paul Eichhörnchen drehte sich nochmals zur kleinen Waldmaus um. Bist du bereit? Du brauchst keine Angst mehr zu haben, ich bin sehr schnell.“ „Ja, bring mich bitte ganz schnell zurück, ich habe genug für heute:“ Sprach die kleine Waldmaus nass, völlig durchgefroren und sehr müde. Sie umklammerte Paul Eichhönchen´s Rücken ganz fest mit ihren beiden Mäuse-Pfötchen und schloss die Augen. Mit großen Sprüngen schaffte Paul Eichhörnchen es, über den durchweichten Waldboden zu springen. Er sprang von Baum zu Baum und kletterte von Ast zu Ast. So kämpfte er sich mit der kleinen Waldmaus auf dem Rücken durch den Sturm hindurch. Die Blitze zuckten, und der Donner grollte über sie hinweg.
Der Wind dröhnte und pfiff den beiden nur so um die Ohren und der Regen hörte nicht auf zu prasseln. Endlich hielt Paul Eichhörnchen an. Die kleine Waldmaus öffnete vorsichtig die Augen. „Sind wir da? Sind wir endlich zu Hause?“ Paul Eichhörnchen half der kleinen Waldmaus von seinem Rücken herunter. Er verbeugte sich vor ihr und sagte: „Immer zu ihren Diensten verehrte Waldmaus, nun bist du wieder daheim. Und wenn du mich wieder einmal brauchst, werde ich da sein.“ Die kleine Waldmaus war froh und glücklich endlich wieder in ihrem sicheren Mauseloch zu sein. „Danke vielen Dank lieber Paul. Wenn der Sturm vorbei ist, sammle ich ganz viele Walnüsse für dich. Nur für dich allein! Das verspreche ich dir.“ Sagte die kleine Waldmaus zu Paul Eichhörnchen. „Darüber werde ich mich ganz besonders freuen, liebe Waldmaus. Aber nun Aufwiedersehen, jetzt bist du ja wieder in deinem sicheren Mauseloch.“ „Ich werde jetzt wieder hinauf in meine Wohnhöhle gehen und mich auf den Schreck erst einmal ein wenig ausruhen.“ Paul Eichhörnchen winkte ihr zu und sprang die alte Eiche hinauf bis zu seiner Wohnhöhle in der Baumkrone der alten Eiche.
Die kleine Waldmaus krabbelte zufrieden in ihr warmes Mauseloch. Aber, was war das? Sie stolperte über etwas weiches, und.....da war doch noch etwas? „Hallo? Ist da jemand? Was ist denn das? Was ist denn hier los?“ Rief die kleine Waldmaus. „Oh, Entschuldigung vielmals. Gehört Ihnen dieses gemütliche Mauseloch?“ rief da jemand aus einer dunklen Ecke ihres Mauseloches hervor. „Verzeihung, gestatten, ich bin Fridolin die Feldmaus. Und das ist mein Bruder Fips. Wir wohnen am großen Weizenfeld, und wurden vom Sturm überrascht. Wir wollten den Sturm abwarten und dann wieder zurück nach Hause laufen. Da fand Fips dieses Mauseloch. Aber wir wußten nicht, das dieses Mauseloch schon bewohnt ist. Wir werden auch gleich wieder gehen.“ Sagte Fridolin Feldmaus. „Das kommt gar nicht in Frage. Ihr beiden könnt natürlich hier bleiben, bis der Sturm wieder vorbei ist.“ Sagte die kleine Waldmaus. „Übrigens, ich bin die kleine Waldmaus.
„Vielen Dank kleine Waldmaus.“ Sprachen Fridolin und Fips. „Das ist wirklich sehr freundlich von dir.“ Und so erzählten sich die kleine Waldmaus und die beiden Feldmäuse lustige Geschichten über das Leben im Wald und über das Leben im Weizenfeld. Draußen tobte der Sturm, aber die 3 kleinen Mäuse hatten es warm und waren sicher im Mauseloch. Der Sturm tobte noch die ganze Nacht, und als am nächsten Morgen der Sturm endlich vorbei war, und die warme Sonne wieder langsam aus dem Wolken-Himmel hervor kam, verabschiedeten sich Fridolin und Fips von der kleinen Waldmaus und gingen zurück zu ihrem Weizenfeld. Die kleine Waldmaus sah hinauf zur warmen Sonne und murmelte leise: „liebe Sonne, bin ich froh, dass du endlich wieder scheinst. Deine Strahlen sind so warm und sie machen den Tag so hell und so freundlich. Aber jetzt muß ich schnell die versprochenen Walnüsse für Paul Eichhörnchen sammeln gehen. Und so lief die kleine Waldmaus vergnügt zu der Wiese mit dem großen Walnußbaum und sammelte an diesem Tag noch viele leckere Walnüsse für ihren Freund Paul Eichhörnchen. Und vielleicht bekommt sie ja auch bald einmal wieder Besuch von ihren 2 Feldmaus-Freunden Fridolin und Fips.
Autor: AnnaEmilia