Etwa eine Woche war vergangen, seit Mantodea ihre neue Wohnung bezogen hatte. Sie verbrachte die Tage damit zu recherchieren, wo zum Beispiel sie Brantner treffen, ihn kennen lernen und sein Vertrauen gewinnen könnte.
Sie hatte bereits eine grobe Vorstellung davon, wie sie innerhalb der verbleibenden Wochen agieren würde. Es war, als spielte sie ein Spiel... ein tödliches Spiel...
Die Perfektion, mit der sie ihre Aufträge ausführte resultierten aus der Tatsache, dass sie sich der jeweiligen Situation lückenlos anpasste. Sie studierte ihr Opfer bis ins Detail. Seine Arbeitszeiten, seine Termine, seine Freizeitaktivitäten...
Es würde Wochen dauern, bis sie den idealen Einstiegspunkt in sein Leben ermittelt hätte. Dann aber, würde sie mit der Präzision einer schweizer Uhr den Ablauf eines perfekten Verbrechens zelebrieren, wie sie das schon einige Male getan hatte. Mit Erfolg getan hatte!
Sie hätte mit dem durch ihre perfekten Morde bereits erworbenen Vermögen ein tolles Leben führen können, ohne auch nur einen einzigen Auftrag mehr annehmen zu müssen und irgendwann, sagte sie sich immer wieder, würde sie sich einen lieben Partner suchen und ein Leben in Liebe und Luxus führen. Doch da war diese Leidenschaft. Die Leidenschaft zu jagen. Jagen auf eine Art und Weise die sie, ja sie ganz allein zur allerhöchsten Kunst erhoben hatte. Eine Kunst, die den Besten der Szene Respekt einflößte. Sie war der unangetastete Star der Auftragskiller. Denn nur sie schaffte es immer wieder, den Tod einer Zielperson so plausibel zu inszenieren, dass kein Mensch auch nur einen Gedanken an einen Mord verschwendete...
Christina Kemper existierte nicht mehr. Sie hatte sich in einen völlig anderen Typen verwandelt und war nun einfach Sonja, die vor kurzem bei der Huberin eingezogen war. Sonja Tremer verließ jeden Morgen gegen halb sieben das Haus und stieg in ihr Auto. Sie kam zumeist kurz nach sechzehn Uhr nach Haus und verließ ihre Wohnung im Anschluss im Jogger. Sie lief vorzugsweise Richtung Mondsee, wo sie am weißen Stein Richtung Mondseeberg abbog. Sie lief auf diese Weise jeden Tag an Josef Brantners Heimathaus zweimal vorbei. Sie hatte sehr schnell eine Vorstellung davon, zu welchen Zeiten Josef normalerweise zu Hause war. Es gab tausend Möglichkeiten, ihn anzusprechen. Sie entschied sich dafür, bei einem ihrer nächsten täglichen Workouts zusammen zu brechen, wenn er gerade auf dem Weg nach Hause war. Er würde keine Chance haben. Er würde, pflichtbewusst wie er nun mal war, mit Sicherheit sofort anhalten und erste Hilfe leisen. Er würde nie erfahren, dass ihre erste Begegnung der Anfang vom Ende sein sollte...