Es war ein trauriger Tag wie jeder andere. Hoffnungslos lief Phoebe durch die Straßen und bettelte ein paar Passanten um Kleingeld an, die alle abwiesen.
Sie war bei irgendeinem Platz, trank eisiges Wasser aus einer Quelle, als sie das Gefühl hatte, der Boden unter ihr würde vibrieren.
Sie drehte sich um, und da war ihr Engel.
Nadja.
Phoebe erstarrte und konnte es nicht fassen. Ihre Gedanken wollten das Bild als Täuschung abtun, als Lüge, als zufällige Ähnlichkeit.
Aber es war Nadja. Sie sah auf, als sie Phoebes Blick bemerkte, und Erkennen spiegelte sich in ihren Augen wider. Nur einen Moment, dann verbarg sie es.
Denn vier Polizisten begleiteten sie, und ein fünfter schob ihren Rollstuhl. Phoebe sah sich um.
Erst jetzt merkte sie, dass der Platz zu einem Gerichtsgebäude führte, wo weitere Polizisten standen. So schnell, wie ihr Herz schlug, wäre sie beinahe umgekippt.
Da war [style type="italic"]Nadja[/style], verdammte Scheiße.
Was sollte sie jetzt tun? Sie musste schnell handeln. Solange Nadja nur von Fünf und nicht von Hunderten bewacht wurde.
Den Kopf gesenkt ging sie der Gruppe entgegen, als hätte das alles nichts mit ihr zu tun.
Dann, als sie neben dem hintersten Polizisten war, und ganz, ganz nah an ihrer Nadja vorbeigegangen war, bewegte sie sich schneller als eine Schlange.
Sie schlug den Mann nieder und zog dessen Pistole. Sie drückte drei mal schnell ab. Hinterkopf, Bein, Arm. Nur der letzte Polizist konnte seine Waffe noch greifen. Phoebe warf sich auf dem Boden und schoss ihm in die Brust.
Dann rappelte sie sich auf.
„Ich wusste, du findest mich!“, sagte Nadja schwach. Sie sah furchtbar aus, dünn, kaum mehr als Haut und Knochen.
Phoebe packte die Griffe des Rollstuhls, als könnte ihre Freundin einfach verschwinden. Die gestohlene Pistole nahm sie mit, die stöhnenden (und manchmal auch nicht mehr stöhnenden) Polizisten ließ sie zurück.
„Ich dachte, du wärst tot!“, sagte Phoebe, während sie rannte und Nadja vor sich her schob. Aus dem Gerichtsgebäude erklangen Schreie, Passanten suchten Deckung und Phoebe lief schneller als je zuvor.
„Die Ärzte sagen, es wäre ein verdammtes Wunder, dass ich noch lebe.“
Die Hände hatte Nadja in die Lehnen des Rollis gekrallt, als Phoebe um Kurven schlitterte: „Mach das nie wieder!“
„Was?“, fragte Nadja.
„Mir so eine Scheißangst einjagen!“