---- Tag 36 ----
Hallo.
Ich habe heute nichts zu erzählen.
Erzähl Du doch was.
Lucy
---- Tag 37 ----
Hey Luke.
Wie geht's dir heute?
Mir geht es gut!
Lucy
---- Tag 38 ----
Hallo Luke.
Ich bin heute so fertig, dass ich es nicht mehr auf die Reihe bekomme, dir zu schreiben.
Habe ich schon mal erwähnt, dass ich die Schriftart Times New Roman verabscheue? Ich habe deswegen überall, wo es geht, die Standardschriftart geändert. Ich bin schon seltsam.
Was hast Du heute gemacht?
Ich vermisse dich.
Lucy
---- Tag 39 ----
Hey hey.
Ich würde dir jetzt gerne total viele Dinge über mich erzählen, sowas wie was meine Lieblingsfächer sind und dass ich Washi Tape und Lavalampen liebe, aber wenn dich sowas interessieren würde, hättest Du mich bereits gefragt. Also vergiss es.
Das mit uns hat mir mal sehr viel bedeutet.
Lucy
---- Tag 40 ----
Hey.
Wir haben heute unser Halbjahreszeugnis bekommen. Ich hätte mich fast bei dir bedankt. Dann ist mir eingefallen, dass es nichts gibt, wofür ich mich bedanken müsste.
Lucy
---- Tag 41 ----
Hola.
Schon krass. 41 Tage lang sind wir nun schon getrennt. Kommt mir einerseits so vor, als wäre es erst gestern gewesen, andererseits fühlt es sich an, als wäre es schon eine Ewigkeit her.
Ich bedaure das mit uns. Ich darf gar nicht daran denken, wie glücklich ich war. Wie glücklich Du mich gemacht hast. Ich hoffe, Du warst es auch. Wenigstens manchmal.
Gute Nacht und schlaf schön.
Lucy
---- Tag 42 ----
Hey.
Es deprimiert mich, zu wissen, dass wir uns nächste Woche hätten sehen können. Was werde ich stattdessen tun? Lesen und mich für fiktive Personen, die ihre ach so tollen Beziehungen und Leben auf die Reihe bekommen, freuen.
Mich verfolgt das. Stunde um Stunde, Tag um Tag. Aber die Dinge ändern sich. Zeit ist relativ.
Auf das, was hätte sein können.
Lucy
---- Tag 43 ----
Hallo Luke.
Ich habe einen Glühwein getrunken und kann schon nicht mehr geradeaus laufen. Aber Fruchtsecco habe ich auch noch da. Also, auf uns und unsere gescheiterte Beziehung.
Ich habe mir vor Trunkenheit den Luke-Ordner, den verbotenen Ordner angesehen. Jedes Bild ein Schlag ins Gesicht, jede Erinnerung wie ein Messerstich. Du hättest mir ebenso ins Bein schißen können, es wäre nicht annähernd so grausam wie der innere Schmerz. Dieses Gefühl, eine Enttäuschung zu sein. Nichts richtig machen zu können. Zu nichts zu gebrauchen zu sein.
Im Grunde genommen bin ich an allem Schuld. Hätte ich mich damals nicht bei Mum ausgeweint, hätte sie keinen Beweis gehabt, dass es mir schlecht ging, hätte anders reagiert, nicht die Fragen gefragt, die uns zum Tode verurteilten.
Ich bin an allem Schuld. Ich bin eine Enttäuschung für mich selbst und alle anderen. Ich ertrage es nicht mehr. Ich ertrage es einfach nicht mehr. Du hättest mich erschießen sollen; erschießen hättest Du mich sollen.
Wenn mich jemand fragen sollte, wie mein Jahr 2016 begonnen hat, werde ich denjenigen bitten, mein Glas zu halten, während ich mich anzünde. Es ist die totale Katastrophe. Im Grunde genommen kann es nur besser werden, aber sowas soll man nicht sagen, denn schlimmer geht's immer.
Ich ertrage es nicht, an unser Glück zu denken; ertrage es nicht, an dieses kurz andauernde, innige Glück zu denken, es mir Tag für Tag anzusehen; mit ansehen zu müssen, wie glücklich sie sind, die anderen, jeder einzelne von ihnen.
Wenn ich daran denke, was hätte sein können, schnürt es mir die Kehle zu. Ich könnte schreien und fluchen und toben und zerstören und doch nichts davon.
Du hättest mich erschießen sollen.
Lucy
---- Tag 44 ----
Hey.
Heute wären es zehn Monate gewesen, zehn Monate. Ich hangle mich nur noch an den Daten durch das Jahr. Der Neunte jeden Monats. Dein Geburtstag. Unser Jahrestag. Außer deinem Geburtstag gibt es keinen Grund zur Kommunikation. Mein Geburtstag ist unwichtig, vergisst Du bestimmt, ich bin sowieso nicht da.
Ich war immer so naiv, zu glauben, ich würde achtzehn, Du wärst bei mir und es würde besser. Das hat mich in unserer Beziehung aufrecht erhalten. Meine Stütze ist eingebrochen, mein Fundament rissig.
Ich reagiere über, vollkommen. Ich weiß nicht, wieso ich so abhängig von dir bin. Was hast Du mit mir gemacht? Gerade noch dachte ich, es gehe mir gut, und es ging mir gut, wirklich, doch jetzt sitze ich wieder hier, wie an dem Abend, an dem Du mich verlassen hast, einsam.
Du hast mein Leben genommen als wäre es Papier; es geformt, verändert, gefärbt, verbrannt, zerknüllt, gelöscht.
Ist Leid der Weg zum Glück?
Lucy
---- Tag 45 ----
Hast Du mich schon ersetzt?
---- Tag 46 ----
Hola.
Emma hat mir ein Bild mit ihrem Vater geschickt. Sie sehen so glücklich aus, dass ich weinen musste. Zweisamkeit muss schön sein.
Lucy
---- Tag 47 ----
Hey.
Der Himmel heute Nacht ist so klar, das hab ich noch nie gesehen. Unglaublich. Schön, dass Du mal wieder bei mir bist.
Schlaf gut.
Lucy
---- Tag 48 ----
Hola.
Das Buch, was ich gerade lese, ist so super, wir müssen unbedingt die Verfilmung davon zusammen ansehen.
Bitte?
Lucy
P.S.: Hab ich schon mal erzählt, oder ist es dir aufgefallen, dass ich mein Besteck immer verkehrt herum halte? Ich habe mein Messer immer links, wenn ich mit Messer UND Gabel esse, obwohl ich Rechtshänder bin. Wenn ich allerdings nur ein Messer halte, so habe ich das rechts. Verrückt.
---- Tag 49 ----
Hey ho.
Es könnte so einfach sein. Es geht nur um Prioritäten.
Schönen Valentinstag.
Lucy
---- Tag 50 ----
Hey.
Du schriebst heute:
»Ich vermisse dich... und so viel mehr.«
Ich habe mir vorgenommen, dich morgen zu fragen, ob wir telefonieren können.
Ich liebe dich... und so viel mehr.
Lucy
---- Tag 51 ----
Hola.
Heute Morgen hast Du mich irgendwie genervt.
Ob wir reden können, habe ich natürlich trotzdem gefragt.
Manchmal sind wir zu gleich, und gleichzeitig zu unterschiedlich.
Lucy
---- Tag 52 ----
Hey.
Wie geht's dir?
Heute geht es mir nicht so gut. Aber ist auch nicht so wichtig.
Lucy
---- Tag 53 ----
Hey hey.
Es war sehr schön, dass wir gestern Nacht noch geredet haben. Ja, es ist ein bisschen komisch, dass alles wie früher ist, obwohl wir uns getrennt haben.
Ich werde nicht vergessen, wie Du sagtest:
»Ich habe schon viel zu lange auf einen Menschen wie dich gewartet.«
Auch wenn ich nicht genau weiß, was Du damit meintest. Aber Du äußertest auch, dass Du dich meldest, wenn Du wach bist. Es ist jetzt 08.25pm. Wenn Du mich jetzt versetzt, bin ich echt niedergeschlagen.
Ich vermisse dich.
Lucy
---- Tag 54 ----
Heeeey.
Mama hat heute zu mir gesagt, ich sähe richtig glücklich aus. Da siehst Du es: Du machst mich glücklich.
Ach und übrigens.... ich liebe dich.
Lucy
---- Tag 55 ----
Hey ho.
Ich begrüße es sehr, dass wir zweideutige Unterhaltungen führen können, ohne uns komisch zu fühlen. Ich meine, wir sind zwar getrennt, aber wir sind doch jung und was soll's.
Ich würd jetzt gern mit dir schlafen.
Lucy
P.S.: Über die Kabelbinder unterhalten wir uns noch.
---- Tag 56 ----
Hey ho!
Ich weiß, was Du Emma geschrieben hast. Ich habe mich so gefreut, dass ich geweint habe. Bitte mach es wahr.
Ich vermisse dich. Sehr.
Lucy
---- Tag 57 ----
Hey Luke.
Heute Morgen hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, irgendwas vergessen zu haben. Auf dem Weg zum Bahnhof ist es mir eingefallen: Ich habe keine Wimperntusche aufgetragen. An sich ist das nicht schlimm, aber ich fühle mich dann immer so nackt. Ist das komisch?
Hoffentlich schreibst Du recht bald...
Lucy
---- Tag 58 ----
Hey.
Ich mag das, wenn Leute irgendetwas über sich erzählen, und man anfangt, sie so gut zu kennen, dass man ganz genau weiß, was man ihnen schenken soll. Das ist echt cool.
Was würdest Du mir schenken?
Lucy
---- Tag 59 ----
Bitte melde dich...
Lucy
---- Tag 60 ----
Hey ho.
Heute bin ich zu müde zum Schreiben, weshalb ich jetzt schlafen gehen und dir weitere Details meines Tages ersparen werde.
Lucy
---- Tag 61 ----
Hallo Luke.
Emma und ich haben uns heute endlich mal wieder gesehen und ich habe ihren Freund kennengelernt. Er sieht harmlos aus, aber ich behalte ihn im Auge. Sollte er sie verletzen, trete ich ihm ins Knie und schlage sein Gesicht zu Brei. Darauf kann er Gift nehmen.
Werde mich jetzt wohl hinlegen, war ein anstrengender Tag.
Legst Du dich zu mir?
Lucy
---- Tag 62 ----
Hey.
Heute vor zwei Monaten hast Du Schluss gemacht. Ich kann es immer noch nicht fassen.
Mir ging es eigentlich gut heute, aber vor einer Stunde ist alles über mir zusammengebrochen.
Ich frage mich gerade, was ich mir erhofft hatte, nachdem wir letztens geredet hatten. Vielleicht habe ich gehofft, dass Du dich mal wieder meldest. Dass wir nochmal reden würden. Dass wir soch so weitermachen können wie vorher. Dass wir wirklich »einen Weg für uns finden«, wie Du es ausgedrückt hast.
Aber wir werden keinen Weg finden. Es passt einfach nicht. Wem wollen wir denn bitte etwas vormachen? Es ist nicht so, wie es sein sollte.
Manchmal denke ich, dass es wirklich besser ist, dass wir getrennt sind. Doch dann kommt alles wieder hoch. Komischerweise denke ich dann immer als Erstes an unser Erstes Mal. Vermutlich weil wir uns so nah waren.
Vielleicht soll das mit uns nicht sein. Vielleicht passen wir ja nicht zusammen. Vielleicht verliebten wir uns in die Momente, nicht aber in den Menschen.
Es war einfach nie so, wie ich es mir gewünscht habe. Es war perfekt, als Du hier warst, aber der Rest wie tausende Gewitter. Das Warten war das Schlimmste.
Ich wusste nie, ob Du zurückkommst.
Ich habe mich sehr mit dir verbunden gefühlt. Ich hatte das Gefühl, dir immer näher zu kommen. Doch irgendwann kam der Punkt, an dem ich das Gefühl hatte, wir würden uns immer fremder.
Mittlerweile sind mir die Tränen, die zahlreichen Tränen, die ich wegen dir vergossen habe, zu schade. Unsere Zeit, so schön wie sie war, bringt uns keiner zurück; so wie es war, wird es nie wieder.
Vielleicht hast Du recht, und ich bin wirklich ein bisschen erwachsener geworden.
Du bist etwas ganz Besonderes, Luke, und ich wünsche mir, dass Du glücklich wirst.
Doch seit Du in mein Leben zurückgekommen bist, bin ich jeden Tag ein kleines bisschen mehr gestorben.
Lucy
---- Tag 63 ----
Hey hey.
Heute gibt es nichts zu erzählen.
Lucy
---- Tag 64 ----
Hallöchen.
Eigentlich wollte ich dir gar nicht schreiben. Dein :) gibt mir jedes Mal das Gefühl, dass ich dich nicht interessiere, nicht die Bohne.
Mir ist aufgefallen, dass das mit uns einfach nichts werden kann und konnte. Denn selbst wenn wir noch zusammen wären, hätte ich keine Zeit für dich.
Ja, ich suche immer noch nach Gründen für die Trennung und ich wünschte, ich könnte damit aufhören. Sei froh, dass Du nicht ich bist. Für dich ist das sicherlich leicht.
Mir wird einfach immer mehr klar, dass eine Beziehung zwischen uns nicht möglich ist. Nicht so. Dieses ewige Hin und Her, dieses »den einen Tag reden wir, den anderen ignorieren wir uns«, diese wochenlange Funkstille, das kann ich nicht. Mag sein, dass Du kein hohes Kommunikationsbedürfnis hast, aber ich schon. Mit dem, so wie es war, konnte und kann ich einfach nicht umgehen. Das ist für mich keine Beziehung.
Die Frage ist ja, was war bei uns überhaupt Beziehung? Das Reden vielleicht. Aber reden können auch Freunde. Der Sex vielleicht. Aber man kann auch miteinander schlafen, ohne zusammen zu sein. Im Grunde genommen sind diese beiden Dinge alles, was irgendwie entfernt an eine Beziehung erinnert. Ich will damit nicht sagen, dass ich das Ganze nicht wunderschön fand. Ich glaube, wir hätten einfach mehr Zeit zusammen gebraucht, um zu sehen, ob es wirklich passt und ob wir uns damit wohlfühlen. Oder wir hätten mal darüber reden sollen, was wir von einer Beziehung erwarten.
Ich glaube, hätten wir mehr Zeit miteinander und füreinander gehabt, hätte auch eine Fernbeziehung anders ausgesehen. Wir haben doch irgendwie ziemlich viel verpasst. Bei uns ging es doch quasi von Null auf Hundert. Diese Phase des Kennenlernens, diese Phase der Dates, die hatten wir nicht. Auch wenn ich eine Panikattacke beim Gedanken daran, vor jemandem essen zu müssen, bekomme, so wäre ich doch gern mit dir essen gegangen. Aber wir können es nicht ändern, und nachholen schon gar nicht.
Ich wünschte manchmal, wir könnten nochmal ganz von vorne beginnen.
Ich liebe dich, Luke.
Lucy
P.S.: Unglaublich, ich habe auch Februar ohne dich überlebt.