Poody bebte vor Angst. Was sollte sie nur tun? Bei Aufräumen von Lord Potters Schlafgemach hatte sie zwei kleine Gegenstände auf dem Boden gefunden. Bei dem ersten handelte es sich um einen kleinen Knopf von Lord Potters Hemd, den sie schnell wieder festzauberte. Ein ordentlicher Reparo. Das Hemd war wie neu. Der Zweite konnte ohne weiteres ihren Tod bedeuten. Der silberne Schattenjägerpin lag zentnerschwer in der kleinen Hand. Zunächst war ihr nichts daran aufgefallen, aber dann enthüllte sich eine Illusion mit dem Schriftzug: „Freigeboren und ungebrochen“ Sie wusste, dass es sich um ein Symbol des Widerstandes gegen Lord Potter handelte. In Anlehnung an Neville Longbottons Satz: „Ich bin freigeboren und niemandem Untertan.“ fanden sich immer mal wieder kleine Widerstandsgruppen zusammen.
Wenn sie den Pin seiner Lordschaft direkt übergab, konnte es passieren, dass er sie vor Zorn tötete. Sollte sie das Corpus delicti nicht abgeben und es später bei ihr gefunden werden- nicht auszudenken. Was sollte sie nur tun? Ängstlich schlackerten die großen Ohren hin und her. Sie musste das Ding dringend los werden. Es blieb nichtsß übrig. Poody würde den Pin ordnungsgemäß abgeben. Am Besten sie erledigte das direkt. Aber wem sollte sie dieses Ding geben? Wem konnte man in einer solch´ pikante Angelegenheit vertrauen Eigentlich fiel ihr nur einer ein. Dobby, ein Hauself wie sie selbst, stand er dennoch sehr hoch in Lord Potters Gunst. Er wusste sicher, was zu tun war.
Eine Stunde später litt Draco unglaubliche Schmerzen. Potters Folterflüche suchten Ihresgleichen. Der Pin stammte zweifellos von seiner Krawatte, die er gestern Abend getragen hatte. Potter wusste nicht, weshalb er enttäuscht von Malfoy war. Er kannte diesen dreckigen Slytherin seit Jahren. Malfoys Hinterhältigkeit musste bestraft werden. Lord Potter erinnerte sich nur zu gut an die Potter-Stinkt-Pins, die Malfoy seinerzeit hergestellt hatte. Nur zur Sicherheit hatte er die magische Signatur des Drachenjägerpins noch einmal geprüft. Es gab keinen Zweifel. Die Magie stammte von Malfoy. Draco weinte vor Schmerz. Der Schmerz, dass sein Herr ihm nicht glaubte, traf ihn mehr, als die verschiedenen Misshandlungen. Potter ließ nicht zu, dass ihn eine gnädige Ohnmacht mitnahm. Wenigstens tat er Theseus nichts, dachte Draco. Solange sich Potter mit ihm beschäftigte, konnte er dem Kind nichts tun. Er versuchte nicht zu schreien, weil er wusste, dass Potter ihn auch dafür bestrafen würde.
„Ich hätte Dich direkt töten sollen.“, stellte der Dunkle Lord sachlich fest. „Keine Sorge. Diesen Fehler werde ich später noch korrigieren. Wer hat Dir dabei geholfen?“, fragte er ruhig. Draco spürte ein kurzfristiges Nachlassen des Schmerzes. „Ich habe es nicht getan, Herr.“ Einen Moment hätte ihm der Dunkle Lord beinahe geglaubt. Erneut bissen tausende scharfer Zähne in Dracos Eingeweide. Er übergab sich vor Schmerz auf den weichen Teppich des Folterzimmers. Sie hatten ihn aus dem Bett gezerrt - mit nichts bekleidet als seinen Shorts. Malfoy war sich sicher, dass Potter ihn erst am nächsten Morgen hinrichten, würde zur Abschreckung.
Er brauchte nicht zu flehen oder zu betteln. Potter kannte keine Gnade mehr. Bei Sonnenaufgang oder beim Sonnenuntergang – wie spät war es eigentlich – würde sein Herr ihn töten. Langsam, grausam und endlos – genauso wie er es bei den Vampiren gesehen hatte. „Mach den Teppich sauber.“, befahl der Dunkle Lord Dobby. Der Hauself gehorchte sofort. Zu seinem Erstaunen sah Dracos in Dobbys Augen Mitleid. So oft hatte er den Hauself früher gequält und jetzt schenkte der ihm einen mitleidsvollen Blick. Der Dunkle Lord empfand heiße, brennende Wut über Malfoy. „Bringt ihn weg. Ich will ihn nicht mehr sehen.“, befahl er seinen Schattenjägern.
Lord Potter blieb allein in seinem Gemach zurück. Wütend über sich selbst und über Malfoy. Er hielt den verfluchten Pin in der Hand. Ihm blieb nicht viel Zeit. In einer Stunde ging die Sonne auf, dann würde er Malfoy hinrichten müssen. Er wollte seinen Geliebten eigentlich nicht töten. Unsinn Malfoy war nicht sein Geliebter. Lord Potter wollte ihn trotzdem nicht töten. Draco bot so viel Genuss. Das war alles. Aber er durfte keine Schwäche zeigen, Rebellion wurde mit dem Tod bestraft - immer. Weiße Schokolade mit Champagner. Frei geboren und ungebrochen. Die tote Parole eines Toten. Wer interessierte sich eigentlich dafür?
Wütend jagte Potter einen Feuerball auf sein Bett und löschte es erst ziemlich spät. In einer Stunde ging die Sonne auf, dann würde er Malfoy hinrichten müssen. Er war ein Dunkler Lord. Er musste nicht konsequent sein. Selbstverständlich konnte er unberechenbar bleiben. Was würden ihm Hermine und Ron raten? Flehende graue Augen voller Tränen. Was sollte er tun? Zum zwanzigsten Mal fuhr er mit dem Zauberstab über den verfluchten Pin. Merlin. Warum ließ er nicht einfach Snape Malfoy hinrichten? Snape würde es schnell und gnädig erledigen, darauf konnte er sich verlassen. Das war eine gute Idee. Snape sollte es tun. Er wollte Malfoy nicht töten.