Auf Malfoy Manor herrschte gelassene Betriebsamkeit. Man hatte sich auf den Besuch des Dunklen Herrn bestens vorbereitet und auch die offiziellen Vertreter des Ministeriums, die sich am selben Tag angekündigt hatten, würden angemessen empfangen werden. Die Villa erstrahlte im Glanz der spätherbstlichen Sonne. Die Vertreter der Presse hatten sich bereits am Vortag eingefunden und warteten fast nervöser, als die Malfoys auf das Kommende. Eine gezielte Indiskretion des Ministers hatte dafür gesorgt, dass sie sich rund um das Anwesen verschanzt hatten.
Der Dunkle Herr nebst seinen ankündigten Begleitern reiste in der Kutsche, die am heutigen Tage von zwölf Thestralen gezogen wurde. Direkt nach der Kutsche kam eine offizielle Abordnung des Ministeriums an deren Spitze sich Alistair Moody befand. Ihm folgte eine Gruppe von Auroren und Schattenjägern. Neben jedem Auror schritt ein Schattenjäger vollkommen synchron. Colin Creevy hatte wie immer das Vorrecht das Gefolge direkt und begleiten. Er freute sich, dass er nicht wie die Kollegen endlos vor dem Ort des Geschehens hatte ausharren müssen. Exklusivität hatte absolut Vorzüge. Das Tor von Malfoy Manor öffnete sich weit und die Prozession hielt an.
Lord Potter trug sehr schlichte und zugleich teure Kleidung. Lässig sprang er aus dem Wagen und wartete auf Moody. „Bist Du soweit?“ Moody grinste: „Eigentlich sollte ich jetzt Papierkram erledigen, statt Britannien in den Untergang zu führen.“ Der Dunkle Herr frotzelte ein wenig „Du kannst das Ministerium jederzeit an das Schwarze Schloss abgeben, wenn Dich der Papierkram überfordert. Wir regeln die Sachen dann direkt auf unsere Art.“
Moody lästerte weiter: „Das hättest Du wohl gerne?“ Lord Potter antwortete cool: „Natürlich. Aber jetzt sollten wir unseren Termin wahrnehmen, sonst schafft es Colin nicht mehr, bis zum Redaktionsschluss seine Bilder zu verkaufen.“
Moody wurde ernst: „Wenn wir dort reingehen, beginnt die formelle Werbung um die Triade. Stimmen Lucius und Narzissa zu, gilt diese Vereinbarung als bindendes Gelöbnis. Du kannst dann keinen anderen Mann mehr wählen. Es sei denn Draco stirbt durch die Hand Deiner Feinde. Ich hörte einige Gerüchte…“ Er sprach nicht weiter. Lord Potter rechnete dem Minister die Fairness hoch an. „Letztlich ist es egal, wen ich heirate. Ich werde keinen lieben. Meine Leidenschaften sind meine Privatangelegenheiten.“
Moody spürte, das der Dunkle Herr nicht weiter reden wollte. Offenbar hatte Potter seine Entscheidung gefällt. Irritierend blieben jedoch jene Berichte aus dem Schwarzen Schloss, was Potters offensiven Flirt mit Ronald Weasley anging. Man hatte sogar berichtet, Potter hätte Hermine Granger gestern Nacht in ihr Schlafgemach getragen und hätte dieses bis heute Morgen nicht verlassen. Man hatte Potter und Weasley eine ganze Nacht im Wizard World tanzen sehen. Die Spione in Harrys Lounge waren absolut verlässlich. Auch hatte es eigenartige Berichte über beleidigendes Verhalten zwischen Lady Weasley und Lady Granger gegeben. Die Gesamtsicht der Berichte verwirrte vor allem. Zumindest schien Potter jedoch absolut entschlossen, Draco Malfoy zu ehelichen.
Die breiten Flügeltüren öffneten sich von selbst. Twenker, der Majordomus auf Malfoy Manor, kündigte die Gäste formell an: „Lord Harry James Potter – Herr der Dunkelheit und Zaubereiminister Alistair Moody ) – Repräsentant der freien Zaubergemeinschaft Großbritanniens. Ihnen folgen Lord Severus Snape – Zweiter Lord an der Seite des Dunklen Herrn und Cornelius Oswald Fudge – Offizieller Berater des Gamot – Repräsentant der freien Zaubergemeinschaft Groß Britanniens.“ Angemessen ernst empfingen Lucius und Narzissa Malfoy ihre hochoffiziellen Gäste. „Herzlich Willkommen auf dem Stammsitz der Familie Malfoy.“ Lucius bewegte sich sicher auf dem öffentlichen Parkett, als hätte es seine Versklavung nie gegeben. Colin machte ein paar Aufnahmen. Dann zogen sich die Parteien in einen äußerst elegant geschmückten Salon zurück.
Moody ließ sich nur ungern von der Tatsache beeindrucken, wie attraktiv Narzissa noch immer war. In ihrem silbergrauen Seidenkleid lächelte sie charmant und anmutig. Cornelius Fudge fühlte sich in seiner Rolle nicht wohl. Er mochte den Dunklen Herrn nicht. Zudem war ihm die Bildung der ersten Triade seit Jahrhunderten ein deutlicher Dorn im Auge. Anderseits konnte man Lord Potter die Triade nicht verwehren. Er hatte, das war völlig unstreitig, die Dunkelheit für Freiheit der Zauberwelt angenommen. Trotz aller Unverschämtheiten Seiner Lordschaft trug das Konkordat erheblich zu Senkung der Kriminalität und zur Verbesserung der Stabilität bei.
Man hatte den Small Talk sehr schnell hinter sich gebracht. Weder Severus Snape noch Lord Potter legten Wert auf dererlei Geschwafel. „Wir sind heute hier auf Malfoy Manor um von der hochangesehenen und bedeutenden Familie Malfoy“, Moody stand kurz davor sich die Zunge abzubrechen, während er in dieser Weise von den Malfoys sprach. Severus hoffte all das hätte bald ein Ende fände.
„Ihren erstgeborenen Sohn Draco Lucius Malfoy für die Ehe mit dem Land zu fordern. Lord Harry James Potter, anerkannter Herr der Kinder der Nacht, begehrt Draco Malfoy zum Gatten in der Vierten Britischen Triade. Lord Potter weiht sein Leben und Sterben Britanniens Freiheit und beansprucht daher einen reinblütigen, schwarzen Zauberer und eine jungfräuliche, weiße Hexe zum Gemahl.“ Diese Sprache klang so alt und fremd. Sie strotzte vor Formelhaftigkeit, daher viel es dem pragmatischen Mad-Eye schwer die Worte auszusprechen. Lord Potter sprach die notwendigen Worte eher nachlässig, wie es seine Art war. „Seit Uther Pen-Dragon, Viviane vom See und Merlin dem Zauberer, seit König Artur, Königin Guinevere und Lancelot dem Ersten Ritter verbinden sich Licht und Dunkelheit zu einer eigenen Macht. Der Dunkle Herr beschützt das Land mit seinem Sein und erhält im Gegenzug das Recht der Wahl zweier Gatten aus den edelsten Familien. Meine Wahl ist gefallen. Voller Demut erbitte ich die Zustimmung und den Segen von Ihnen beiden für diese Ehe.“ Beide Eltern stimmten zu und man bestätigte den Neujahrstag als Hochzeitstag.
Weniger erfahrene oder gebildete Zauberer mochten denken, dass dieses Ritual der formellen Werbung veraltet und unnötig war, doch sie irrten. Einige der mächtigsten Zauber und Rituale wurde nur möglich, wenn jeder einzelne Schritt der Bildung der Triade eingehalten wurde. Lord Potter hatte das Buch "Erzwungene Hingabe" nicht nur gelesen, sondern mehr darin gefunden, wie man erwarten durfte.