Für eine Weile schien es tatsächlich Hoffnung zu geben. Unter Nadjas Anleitung lernte Phoebe, zu überleben. Tatsächlich ließ sich die hohe Kunst, über Jahre hinweg der Polizei zu entkommen, auf drei goldene Regeln zurück führen.
1. Lasse keine Gelegenheit ungenutzt.
2. Kenne deine Feinde besser als sie dich.
3. Gib nicht auf.
Sie saßen auf dem Dach eines Hochhauses und befolgten soeben Regel zwei über ein kleines Radio, auf dem Nadja nach dem Kanal des Polizeifunks suchte, während die Sonne aufging.
Phoebe rieb sich die Hände aneinander. Nadja saß konzentriert da und hatte nur Augen für das kleine Radio.
"Wir lange wollen wir uns eigentlich verstecken?", fragte Phoebe in die Stille des statischen Rauschens.
"Hmm?", machte Nadja: "Wie lange, glaubst du, wird man uns wohl suchen?"
"Nein, ich meine - wollen wir nicht irgendwie ... weg? Ich will nicht mein ganzes Leben so verbringen."
Nadja sah von dem Radio auf: "Höre ich da jemanden, der von Regel Drei abfällt?"
Phoebe seufzte schwer und sah auf ihre Hände: "Ich hatte nicht damit gerechnet, den Winter ohne Haus zu verbringen."
"Was hattest du denn vor?", schnaubte Nadja. Sie war schon mehrere Jahre auf der Flucht, wie Phoebe inzwischen wusste.
"Ich - ich wollte auswandern. Nach England oder so. Und mir da was aufbauen."
Nadja legte das Radio weg: "Phoebe - das kann dauern. Die Grenzkontrollen wurden verschärft. Wir müssen irgendwie über die Runden kommen, bis sich die Welt wieder beruhigt hat."
Phoebe seufzte. Sie hatte sich vier Jahre vorbereitet, aber niemals mit Terroranschlägen gerechnet. Oder damit, eine gesuchte Bankräuberin zu treffen. Laut ihren Plänen würde sie jetzt im Ausland einen Job suchen.
"Ja. Schätze, ich hatte mir das zu einfach vorgestellt."
"Niemand rechnet mit solchen Situationen", sagte Nadja so düster, dass Phoebe sich nicht sicher war, ob das ein Trost sein sollte.
"Nicht, bis sie dann geschehen."