"Church hat sicher nicht absichtlich dafür gesorgt das Shanora nicht sofort mit ihm zurückkommt!", ergriff Did Partei für den Dämon. Sie saßen alle an Finns Küchentisch, warteten und tranken Tee, sehr zu Ladiras Verärgerung.
"Sassy und Alpha mussten wegen einem Vorfall Illutia verlassen, ich muss so schnell wie möglich zurück!", fluchte diese.
Celles blickte sich auch immer wieder nervös um: "Außerdem ist Vanessa gerade in Elensar.
Did verstand das ganze Theater nicht: "Und die dritte, Saphira? Die wird wohl kurz alleine auf einen Tempel achten können."
Das Wort Saphira reichte um Church kurz aus seinem Tagtraum, in den er sich geflüchtet hatte, zu reißen. Jelen saß neben Ladira und ließ Church keinen Moment aus den Augen, er schien panische Angst vor ihm zu haben. Church ließ das schmunzeln, er wusste nicht unter welchem Vorwand Ladira den dümmlichen Jungen hier hergelockt hatte. Aber er schien es zu bereuen und Church würde persönlich dafür sorgen, dass das so bleiben würde.
Ein plötzlicher Knall ließ den gesamten Tisch aufspringen, direkt vor ihnen, waren Shanora und Cash erschienen.
"Ich hab es geschafft!", rief diese aufgeregt und sprang ihrem Gefährten um den Hals.
"Ja, und wir leben noch...", dieser war zuerst auch erfreut, bis er die Blicke der anderen anwesenden bemerkte.
Langsam schob er Shanora von sich weg und erwiderte dann Ladiras stechenden, hasserfüllten Blick.
"Schön das ihr es geschafft habt!", gelangweilt ließ Church sich wieder auf den Sessel fallen.
Shanora blickte verdutzt in die Runde: "Was findet hier den für eine Versammlung statt? Und wer ist..."
"Wir wollten nur alle das Ergebnis von Ations Ritual sehen!", unterbrach Ladira sie und musterte ihre Ziehtochter kritisch. Die Funktionsbekleidung und die verschiedenen Waffen, die sie am Körper trug, gefielen ihr gar nicht. Genauso wenig wie Finns alte Jacke, die sie nicht mehr auszuziehen schien, in Kombination mit der Sonnenbrille von Dior.
"Gefällt dir unser Partnerlook nicht?", stichelte Cash und zog seine Maske herunter.
Ladira ignorierte ihn gekonnt: "Jelen ist extra mit gekommen, um mit dir über alte Zeiten zu quatschen!"
Shanora schien kurz überlegen zu müssen um wen es sich bei dem Jungen handelte.
Jelen erhob sich und lächelte Shanora mit seinem treudoofen Blick an: "Wir haben einmal gemeinsam für Zauberkunde gelernt, weißt du noch?"
Shanora kicherte, Finn hatte damals gefragt, wie viele Generationen Inzest wohl für seine miese Existenz nötig gewesen waren.
Cash setzte sich zu Church an den Tisch und nahm dessen Tee an sich: "Ach wie süß, alte Schulfreunde!"
Church ächzte, Ladira erreichte wohl doch etwas mit dem dicklichen Trottel.
"Geht doch einstweilen ins Wohnzimmer und unterhaltet euch!", schlug Ladira übertrieben begeistert vor.
"Ja, unterhaltet euch über die guten alten Zeiten!", spottete Cash und trank einen Schluck Tee, um demonstrativ die Tasse auf den Tisch zu knallen. Shanoras Wangen glühten, die Situation war ihr mehr als unangenehm. Warum zur Hölle hatte ihre Ziehmutter diesen peinlichen Schulfreund eingeladen? Sie mochte ihn nicht einmal besonders, hatte immer nur aus Mitleid mit ihm geredet. Das wurde ihr nun zum Verhängnis. Sein Blick hatte etwas Verängstigtes, Flehendes, also erbarmte sie sich.
"Komm Jelen, ich zeige dir das Haus!", verkündete sie dann, "Willst du auch mitkommen, Cash?" Sie warf ihm einen bittenden Blick zu.
"Cash möchte eure Unterhaltung sicher nicht stören, außerdem haben wir mit ihm zu reden!", Ladira warf beiden einen Blick zu der keinen Widerspruch duldete. Shanora seufzte und verließ dann mit Jelen den Raum.
"War das notwendig?", Church verdrehte genervt die Augen.
"Ja!", fauchte Ladira ihn an, "Außerdem braucht Shanora vielleicht wieder ein bisschen Umgang mit Leuten, die gut für sie sind!"
Cash biss sich auf die Lippe, er wollte schon etwas sagen, aber er konnte nicht.
All die Zweifel und der Schmerz, den er verdrängt hatte, schossen durch seinen Körper.
Die Blicke der anderen, sie schienen Bände zu sprechen.
"Du bist gefährlich für sie!"
"Du wirst nie zu uns gehören!"
"In Wahrheit bist du alleine! Ganz alleine!"
Es war als würden viele Stimmen wirr in seinem Kopf sprechen.
"Shanora kann selbst entscheiden welche Kontakte sie pflegen möchte!", fuhr Church Ladira an und erhob sich.
"Halt du doch einmal den Mund!", schoss es aus Celles Ecke.
"Die Vorfälle in Amergyn!", Cash unterbrach den ausbrechenden Streit, "Das waren wir! Shanora und ich haben uns als Sassy und Church ausgegeben, um Finn zu sehen!"
Stille war eingekehrt, Church schien als einziger nicht überrascht zu sein.
"Was habt ihr gesehen?", fragte er den verunsicherten Jungen.
"Gesehen? Wovon redest du? Und seit wann beherrscht Shanora solche Zauber?", wollte Ladira wissen.
Did seufzte: "Ich habe sie gelehrt das Oculus des Nachtschattens zu benutzen!"
Ladiras Stimme eskalierte völlig: "Wie konntest du das tun?"
Cash wusste, dass er bei der Hüterin so oder so nichts zu verlieren hatte: "Und ich lehrte sie das Apparieren, die Verwandlung und ein paar andere taktische Zauber!" Ladira funkelte ihn wütend an. Egal wer was getan hatte, sie schien jeden Grund aufzunehmen um auf ihn losgehen zu können.
"Das du keine Ahnung hast, was gut für deine Umwelt ist, war klar, Junge! Aber das es dir auch völlig egal ist welchen Schaden du anrichtest...", ein Schlag auf den Tisch unterbrach sie.
"Hör auf so mit ihm zu reden!", schrie Church sie an, seine Augen waren auf einmal Pechschwarz, "Er ist ein Waisenkind! Um die hast du dich doch immer gekümmert! Also warum siehst du ihn an, als wäre er Nichts? Er hat denselben Vater wie deine eigenen Kinder! Hat er also kein Recht hier zu sein?"
Ladiras Blick aber blieb kalt: "Nein!"
Cash erhob sich, sein Blick wirkte leer: "Es war nie meine Absicht Shanora, oder sonst jemandem zu schaden. Ich will einfach nur zu Norbert! Ich will zu ihm, ich bin wohl alleine ohne ihn!"
Dann apparierte er mit einem Knall.
Did versuchte einstweilen die Situation zu beruhigen: "Church, du musst dich beruhigen! Deine Augen, du darfst die Kontrolle nicht verlieren!"
Celles schien der Unterschied ebenfalls aufzufallen.
"Was hat es damit auf sich?", wollte sie wissen.
"Solange Finn außer Gefecht ist besteht die Gefahr, dass die Siegel brechen!", Shanora stand mit verärgertem Blick und verschränkten Armen in der Türe.
"Siegel?", Ladira blickte verwirrt zu ihrer Ziehtochter, deren Blick ungewöhnlich hart war, "Und wo ist den Jelen?"
Shanora machte ein verächtliches Geräusch: "Den habe ich nach Hause gebracht, nachdem ich ihm erklärt habe, dass ich nicht mit ihm ausgehen werde!"
Dann sah sie zum Tisch: "Das mit den Siegeln ist kompliziert... Wartet... Wo ist Cash?"
Ladira schien nun endgültig Gewissensbisse zu haben: "Er fühlte sich hier nicht ganz wohl in wollte einen Norbert besuchen!"
Shanoras harter Blick wurde plötzlich panisch: "Was hat er genau gesagt?"
Chruch seufzte: "Seine Worte waren: Ich will zu Norbert! Und das er sich ohne ihn alleine fühlt!"
Shanoras panischer Blick blieb an Ladira hängen: "Was hast du zu ihm gesagt?"
Ladira ließ den Kopf hängen: "Kind, es tut mir leid, ich weiß auch nicht was in mich fährt, sobald ich ihn sehe! Aber er kommt sicher wieder, nachdem er bei diesem Norbert war!"
Shanora schüttelte verzweifelt den Kopf und apparierte ohne ein weiteres Wort zu sagen.
"Shanora!", Ladira blickte zu Church, "Wo will sie den hin?"
Church erhob sich und warf ihr einen eiskalten Blick zu: "Norbert ist tot! Er war der Ziehvater des Jungen. Gratuliere, deine Worte haben ihm vielleicht den Rest gegeben. Shanora wird, denke ich, nach ihm suchen und alles tun damit er zurückkommt. Wir können nur hoffen, dass er sich nichts angetan hat! Er ist nur ein unschuldiger Junge, Ladira!"
Celles und Ladira warfen sich ein paar traurige Blicke zu, dann fiel ihr Blick auf Churchs ehemaligen Platz am Tisch. Diesen hatte jemand eingenommen, einfach so, lautlos, aus dem Schatten heraus. Chruch drehte sich nun ebenfalls um. Did saß immer noch auf ihrem Platz neben Churchs, ihre Augen waren geweitet und ein stummer Ausdruck von Schmerz lag auf ihrem Gesicht.
"Wenn einer von euch auf die Idee kommt sich zu bewegen, dann werde ich die Klinge in ihrem Rücken herumdrehen, solange bis sie stirbt!", die kalten beinah schwarzen Augen des Raben prüften die erschütterten Gesichter um sich.
"Wer ist das?", wollte Celles verunsichert wissen.
"Ich bin Niemand, ich bin nicht von belangen!", verkündete der Schatten, "Nur hier um dem Dämon, der sich dem Dunklen widersetzt, eine Botschaft zu überbringen!"
Church riss die Augen auf, der Rabe, Bruder seines Vaters, zog eine blaue Haarsträhne hervor und lies die Haare auf den Tisch rieseln.
Sein Gesicht war völlig emotionslos, genau wie seine Stimme: "Der Meister hat eine Botschaft für dich! Er sagt du würdest verstehen worum es geht! Er sagt das Leben anderer wäre für dich von Bedeutung! Das Leben, wie auch vieles mehr, besteht aus geben und nehmen, Church!"
Celles und Ladira starrten auf die blauen Haare auf dem Tisch, sie wussten zu wem sie gehörten.
"Du hast dem Dunklen sein Kind vorenthalten und versuchst den Jungen auf deine Seite zu ziehen. Er will sich nur nehmen, was ihm zusteht, dann gibt er dir auch zurück, was dir am wichtigsten ist! Er wird dich in Amergyn schon bald treffen wollen. Aber es muss nicht in einem Blutbad enden! Ergebt euch, lasst euch richten und der Rest dieser bedeutungslosen Welt wird verschont!", verkündete der Rabe weiter, sein schwarzes Haar wurde vom Luftzug der Türe leicht bewegt.
"Wenn das Licht kommt müssen die Schatten weichen! Hört nicht auf seine Stimme, wir werden uns nie dem Dunklen beugen!", Ations Stimme durchbrach die gequälte Stille, der Raum wurde förmlich von gleißendem Licht durchflutet. Dieser Moment reichte Church, er stürzte sich auf seinen Onkel und riss ihn vom Sessel.
Der Rabe lächelte, als Church ausholte, um ihm einen Schlag zu verpassen: "Die Morgendämmerung ist mächtiger als die voran gegangene Dunkelheit! Diliculum wird auch dir Antworten geben!"
Dann löste er sich auf, bevor Churchs Faust sein Gesicht erreichen konnte.
Ation eilte zu Did und hielt diese, damit sie nicht zu Boden stürzte: "Ladira, hilf mir!"
Celles stand vor dem Tisch und starrte auf die blauen Haare ihrer Schwester, die darauf lagen.
"Ich hätte sie nicht alleine in Illutia lassen dürfen!", flüsterte sie. Ladira hielt Did damit Ation ihre Stichwunde am Rücken verarzten konnte: "Celles, es ist nicht deine Schuld! Wir holen sie zurück!"
Church erhob sich, schockiert starrte er auf den Boden vor sich.
"Was zum...", Ation riss schockiert die Augen auf. An der Stelle, an der Churchs Faust eigentlich auf das Gesicht seines Onkels treffen hätte sollen, war nun ein Loch. Sein Schlag hatte den Boden durchtrennt und ein Loch in den Keller geschlagen.
"Das ist nicht normal, oder?", fragte Did und zog eine Braue hoch, "Jetzt hört schon auf an mir herum zu fummeln, ich werde den kleinen Piecks in den Rücken locker weg stecken!" Ation tat wie ihm befohlen und nahm die Hände von ihrem Rücken, die alte Frau richtete sich ächzend auf und ging auf Church zu.
"Zeig mir die Siegel, Junge!", bellte sie ihn an, er hatte immer nicht kein Wort gesagt. Stumm zog er sein Shirt aus, die alte Frau begutachtete seinen vernarbten Rücken.
"Das erste Siegel ist angebrochen!", schnell legte sie die Hand auf das Symbol, "Ich werde versuchen es so gut wie möglich zu flicken! Aber du musst dich vorsehen!"
Blitzschnell drehte Church sich um und schlug ihre Hand weg: "Nein!" Seine Augen waren pechschwarz, sein Körper schien von einer unheimlichen Macht umgeben zu sein.
"Junge, du kannst nicht einfach nach all den Jahren anfangen die Siegel zu brechen!", ächzte die alte Frau. Church schlug mit der Hand auf den Tisch, dieser zersplitterte in winzige Holzstücke und rieselte mit Saphiras blauen Haarsträhnen zu Boden.
"Ich werde alle Siegel brechen wenn das nötig ist, um den Dunklen endlich aufzuhalten!", verkündete er dann.
"Church wir sind alle aufgebracht!", versuchte Ladira ihn zu beruhigen, aber der Dämon löste sich einfach vor ihnen in schwarzem Rauch auf.
"Was zur Hölle war das?", Celles Stimme klang dünn und verängstigt, "Er war so schon unheimlich, und unheimlich stark! Aber das jetzt ich einfach nur gruselig!"
Did seufzte: "Und was mag erst passierten, wenn das erste Siegel wirklich bricht!"
Ladira rieb sich die Oberarme, sie war mehr als überfordert mit der Situation. Ihr besorgter Blick glitt über die Trümmer des Tisches zu den blauen Haarsträhnen ihrer Tochter.
"Wie kann er sein eigenes Kind... Sein eigenes Enkelkind...", murmelte sie.
Im selben Moment bereute sie ihre Worte.
Ations Blick lag fragend und drohend auf ihr, er zog eine Braue hoch: "Wovon sprichst du, Ladira? Wenn Saphira ein Kind hätte, dann wäre..."
"Sie ist schwanger, Kind gibt es noch keines!", fuhr Celles dazwischen.
Die kurze Stille im Raum wurde von Did unterbrochen: "Wer ist der Vater?"
Ation kniff die Augen zusammen und musterte Ladira und Celles abwechselnd: "Das ist nicht euer ernst... Er hat keine Ahnung, oder?"
Ladira seufzte: "Das ist nicht so einfach..."
"Sei still! Das ist selbst für eure Verhältnisse grausam!", Ation wendete sich von ihnen ab und untersuchte die Stelle, an der Church durchgebrochen hatte genauer. Er starrte kurz in das Loch zum Keller: "Lillet? Das kann doch nicht... Wo ist sie hin?"