Gemeinsam gingen wir zum Saal, während ich versuchte, den Soldaten zu überreden, nichts von dem, was er gesehen hatte zu erzählen.
Nach kurzer Zeit - und dem Verprechen, ihn zu trainieren und zu versuchen ihn in meine Trainingsgruppe aufzunehmen - versprach er mir, alles für sich zu behalten.
Wir erreichten den Saal, wo uns unsere Wege trennten und ich inständig hoffte, er würde sein Wort halten.
Ich ließ mich auf meinem Platz nieder und begann zu Essen. Yaro unterhielt sich mit den anderen Soldaten an unserm Tisch, die scheinbar fast alle seiner Trainingsgruppe angehörten. Ein paar gehörten auch zu mir.
Einige Minuten später kam Kijan in den Saal und setzte sich an den Tisch.
Wir aßen schweigend, doch irgendwie hatte ich so ein Gefühl, dass man uns beobachtete und über unser Zuspätkommen wetten abschloss. Auch wenn wir nicht gemeinsam hier angekommen waren und beide so aussahen wie immer, in unseren Panzern und mit Waffen am ganzen Körper - wir waren beide zu spät. Natürlich konnte dies Zufall sein, aber wer glaubte schon an Zufälle?
Ich hoffte nur, dass ich nicht noch mehr Verletzungen zufügen musste.
Nach dem Essen wollte ich eigentlich direkt mit Kijan darüber reden, dass ich mich bereits darum gekümmert hatte, dass der Soldat sein Mund hielt, doch Yaro bestand darauf mich begleiten zu müssen und so hoffte ich einfach, Kijan würde den Soldaten nicht umbringen.
"Und - was hast du heute vor? Schon irgendwelche Pläne?" fragte mich Yaro.
"Training", antwortet ich. Außer Training hatte ich heute tatsächlich nichts anderes vor und vermutlich würde ich auch zu nichts anderem kommen. In einer halben Stunde traf ich mich mit dem Soldaten zum Training, danach würde ich mir wahrscheinlich etwas zu Essen holen und Nachmittags stand das Gruppentraining an - vielleicht mit Übungskampf. Außerdem wollte ich selbst auch noch ein bisschen an mir arbeiten.
Ich hoffte inständig meine Wunde würde so schmerzlos bleiben, wie sie im Moment war. Oder zumindest so lange warten, bis ich allein trainierte.
"Vielleicht können wir mal zusammen trainieren?" Was genau sollte das jetzt werden? Ich hatte keine Zeit, die ich darauf verschwenden konnte, mit ihm zu trainieren, obwohl er selbst eine der Gruppen leitete und gut allein trainieren konnte.
"Vielleicht. Nur nicht heute", gab ich als Antwort, lächelte und hoffte, ihn damit abgewiesen zu haben ohne, dass er sauer war. Ich hatte wirklich keine Zeit dafür.
Wir unterhielten uns noch über dies und das, bis Yaro bei seiner Höhle angekommen war und ich meinen Weg allein fortsetzte.
Wie erwartet, war ich nicht allein - Kijan hatte schon auf mich gewartet.
"Wenn du wegen des Soldaten hier bist - ich hab mich schon darum gekümmert."
"Naja, sagen wir so, ich bin nicht nur deswegen gekommen", sagte er mit rauer Stimme und kam näher.
"Weswegen denn noch", stellte ich mich dumm - obwohl ich selbst nicht sicher war, ob ich mit ihm flirtete oder so tat als wüsste ich nicht weshalb, damit ich mir selbst einredete ich wüsste nicht, was als nächstes passieren würde.
Er sah so aus, als hätte er mich durchschaut, doch ich war mir nicht sicher. Vielleicht hatte ich mich auch nur getäuscht.
"Fühlst du dich fit genug für den Übungskampf?"
Definitiv NICHT, was ich erwartet hatte. Meine Mimik verriet anscheinend sehr gut, was ich dachte, denn er schmunzelte ein bisschen.
"Glaub schon, allerdings weißt du wahrscheinlich besser als ich, wie es unter meinem Verband aussieht."
"Wie es jetzt aussieht, weiß ich nicht genau, aber eigentlich sollte die Wunde komplett verschlossen sein und auch nicht wieder aufgehen. Soll ich nachsehen?"
Ich zuckte nur mit den Schultern, legte meinen Brustpanzer ab und hob mein Oberteil so weit nach oben, dass er an den Verband kam.
Er wickelte ihn komplett ab und ich traute meinen Augen kaum, als ich sah, dass die Wunde komplett zu und kaum noch geschwollen war.
"Wie...?"
"Wundkleber. Sauteuer, aber du siehst ja, was er bewirkt."
"Unglaublich. Also ich denke, der Übungskampf sollte kein Problem werden."
Erleichtert wickelte er den Verband wieder um mich, wobei er mir näher kam, als nötig. Ich wusste beim besten Willen nicht, was ich mit meinen Händen anfangen sollte und war froh, als ich mir mein Oberteil wieder ordentlich anziehen und meinen Brustpanzer wieder anlegen konnte.
Kijan blieb, während dessen, wo er war.
"Wie sieht's aus? Lust auf einen kleinen Kampf?" Damit hatte ich tatsächlich nicht gerechnet.
"Ich habe nicht viel Zeit, da ich dem Soldaten von heute morgen versprochen habe ihn zu trainieren, aber einem kleinen Kampf steht nichts im Weg."
Also machten wir uns auf den Weg zur Trainingshöhle.
"Mach dich darauf gefasst zu verlieren", antwortete ich lachend.
"Pfff..." erwiderte er, ebenfalls lachend.
In der Höhle angekommen gingen wir gemeinsam zu einer der Matten und nahmen unseren Platz ein.
"Was hältst du von Kampfstöcken?" Was ich davon hielt? Ich hasste sie. Kampfstöcken waren mir viel zu lang und unhandlich. Noch dazu kam, dass man damit nur schlecht rennen konnte, was für meine Aufträge meist essenziell wichtig war.
"Mm...die haben weder Klingen noch Spitzen..." sagte ich ausweichend.
"Ich habe also tatsächlich eine Waffe gefunden, die du nicht bis zur Perfektion beherrschst."
Das hatte ich nicht gesagt. Ich konnte sehr gut mit Stöcken kämpfen, nur mochte ich es nicht. Es gab nur wenige Gegenstände, die ich nicht als Waffe benutzen konnte - wenn man sein Geld wie ich bekam, muss man mit allem klar kommen.
Doch ich ließ ihn in Unwissenheit.
Kijan war schon los, um zwei Kampfstöcke zu holen und ich dehnte mich noch ein wenig.
Kurze Zeit später kam er mit zwei Stück wieder und reichte mir einen davon.
Wir stellen uns gegenüber und nahmen Kampfhaltung an.
Noch bevor er zum Schlag ansetzte, wusste ich, wohin er zielte und währte den Schlag ab. Unsere Stöcke prallten mit einem Knall aufeinander.
Immer und immer wieder.
Einmal griff ich an, einmal er.
Keiner von uns wollte verlieren und so wurden die Schläge mit der Zeit immer verbitterter. Er war wirklich gut.
Seine Balance war ausgeglichen, sein Stand fest, aber nicht zu fest und seine Schläge nicht mit zu viel Kraft ausgeführt, aber dennoch so, dass sie, wenn er traf schmerzten. Ich würde ein paar blaue Flecke und Blutergüsse haben, wenn wir hier fertig waren.
Doch noch waren wir nicht fertig.
Ein paar Soldaten scharten sich um uns und sahen uns zu, doch ich konzentrierte mich mehr auf den Kampf, als auf sie.
Jeder von uns erzielte ein paar Treffer, doch keiner verursachte größere Schmerzen beim anderen.
"Ich dachte, du kannst nicht mit Kampfstöcken umgehen", warf Kijan ein bisschen außer Atem zwischen zwei Schlägen ein.
"Das habe ich nie gesagt", gab ich zurück und schlug noch ein bisschen verbitterter.
Es sah nicht so aus, als würde einer von uns bald einen finalen Treffer landen.
"Unentschieden?" Ich hasste es, einen Kampf so zu beenden, aber ich hatte heute noch einige Kämpfe und Trainingsstunden vor mir. Außerdem wartete der Soldat bestimmt schon auf mich.
"Untentschieden."