Georg hatte sofort reagiert und das elektrische Tor am Palais-seitigen Ende der Kastanienallee geschlossen. Außerdem war er in Richtung Tor losmarschiert. Der Audi verlangsamte seine Fahrt vor dem Tor, die Rückfahrscheinwerfer blinkten auf, während sich mein Porsche hinter ihm querstellte. Ich stieg aus und ging auf den Wagen zu. Der Audifahrer ließ an der Fahrerseite die Fensterscheibe hinunter, so dass ich glaubte er wolle kommunizieren. Georg kam ebenfalls auf uns zu. Er hatte das Tor einen Spalt geöffnet um heraus zu kommen. Da fuhr der Quattro mit vier durchdrehenden Rädern los, streifte Georg und prallte gegen das halboffene Tor, er setzte zurück, wobei er mich, der ich Georg zur Seite zog, beinahe auch noch verletzt hätte und wendete auf engstem Raum innerhalb Sekunden. Am Porsche kam er gerade eben vorbei, weshalb er sich die rechte Seite an einem der Alleebäume demolierte. Als ich zum Fahrer gehen wollte, hatte ich eine Kamera mit einem gewaltigen Teleobjektiv und eine Acrylglas-Parapolscheibe mit Griff auf dem Rücksitz bemerkt, vermutlich ein Richtmikrofon.
Georg betete mit schmerzverzerrtem Gesicht die Autonummer wieder und wieder herunter, während ich versuchte, den Grad seiner Verletzungen zu ermitteln. Ich hastete zum Porsche um mein Handy und verständigte Polizei und Notarzt. Georg war zumindest am Knie verletzt, ob etwas gebrochen war, konnte ich auf die Schnelle nicht erkennen. Ich kniete hinter Georg, damit er sich in sitzender Haltung an mich lehnen konnte. "Die Nummer, Michael, sagen sie die Nummer nach! Mir wird schlecht, sprechen sie mir nach." Wieder und wieder betete er die Nummer herunter, damit ich sie mir merken konnte. Maria kam gelaufen und in der Ferne hörte ich bereits ein Martinshorn. Maria war weiß wie die Wand. "Maria, schreib die Nummer auf! Schnell!" - "Ich hab mir die Nummer schon gemerkt, Georg, versuchte ich ihn zu beruhigen. Darum kümmere ich mich später! Wir müssen zusehen, dass sie in Behandlung kommen!" - "Nein Chef! Der entwischt ihnen!" - "Das ist jetzt nicht wichtig , Georg! Wenn sie im Krankenwagen liegen, dann kümmere ich mich darum!"
Endlich trafen der Notarztwagen und die Polzei ein. Erst jetzt konnte ich Georg loslassen und den Sanis übergeben. Ich berichtete den Sachverhalt an die Polizei. Einer der Beamten erkannte mich sofort. Er hatte vor gut vier Jahren Personenschutz für Selina und mich geleistet. Er war mit unserem Brandmayer Josef dagewesen. Er bemühte sich sehr und gab sofort eine Fahndung nach dem Fahrzeug raus. Ich entschuldigte mich kurz und rief Max an. Er würde sich von seinen alten Kollegen auf dem Laufenden halten lassen. Erst jetzt kam ich dazu, Selina zu informieren, jedoch nur flüchtig, weil ich den Beamten der Streife noch Rede und Antwort stehen musste. Selina wollte sofort kommen, doch ich bat sie, mit Melina auf jeden Fall in der Klinik zu bleiben und einen Security vor dem Zimmer zu postieren, indem sie sich jeweils aufhielten. Maria war ganz aufgelöst und wusste nicht, ob sie den Herd ausgeschaltet hatte. Ihr Georg tat ihr jetzt richtig leid und ich wies sie an, mit den Sanis mit zu fahren, nachdem ich deren Erlaubnis eingeholt hatte. Beruhigen sie sich, Maria! Sie brauchen sich jetzt nur um Georg zu kümmern. Das Andere mache ich schon!" - "Aber... aber Herr Montar... Michael, ich weiß nicht, ob der Herd noch an ist..." - "Maria, sie fahren jetzt mit Georg! Ich bin sicher, dass ich mit dem Herd klar komme. Ich bin Techniker, Maria. Haben sie ihr Telefon eingesteckt? Nein? Georg hat eines. Sie rufen mich persönlich an, Maria, sobald es Neues gibt, oder wenn sie abzuholen sind!" - "Aber... Taxi..." - "Nein, Maria! Sie rufen MICH an! Ich werde sie persönlich abholen! Und jetzt rein mit ihnen!"
Die arme Maria war fertig mit der Welt. Die Polizei machte noch ein paar Fotos sammelte Fragmente von den Audi-Leuchten ein und fuhr schließlich ab und ich fuhr meinen Wagen vor zum Palais. Ich musste nach dem Herd sehen, auf dem die Kartoffeln standen, deren Brühe sich bereits über die Heizplatten ergoss. Endlich konnte ich, wie versprochen, Selina anrufen und sie nun umfassend über das Geschehene informieren...