Hannah Abbot zog ihre Augenbraue leicht nach oben, blieb aber äußerlich sehr ruhig. „Natürlich wurde das Konkordat beachtet. Ich vermute, dass der letzte Vorgang überprüft wird. Es handelt sich nur um die stichprobenartige Vorgangsprüfung gemäß dem 5. Zusatz aus den 4. Verhandlungsrunde.“ Lord Potter grinste arrogant: „Also mit dem modifizierten Veritaserum und unter dem kontrollierten Einsatz von Okklumentik durch das Aurorenteam. Selbstverständlich gerne. Hannah, Du solltest wissen, dass wir uns immer an das Konkordat halten.“ Die Sachgebietsleiterin lächelte freundlich: „Ich zweifele nicht daran, aber die Überprüfungen werden von anderer Seite festgelegt.“ Lord Potter erhob sich ruhig: „Ich erwarte eine entsprechende Nachricht, wenn tatsächlich eine Prüfung stattfinden soll. Es war mir ein Vergnügen. Draco, wir gehen.“
Nachdem die beiden schwarzen Magier die Tür hinter sich geschlossen hatten, legte Hannah den stärksten Schutzzauber, den sie kannte auf den Raum. Dann sagte sie zu ihrer Praktikantin: „Wir beide erledigen jetzt noch die offenen Vorgänge. Als letztes bevor Du gehst, bringst Du die aktuelle Liste in das Vorzimmer von Kingsley - keinesfalls vor 17:00. Seine Sekretärin Ashley geht bereits um 16:00. Vielleicht liest er es erst morgen. Vorher nehmen wir beide Urlaub oder Du meldest mindestens eine Woche krank. Hast Du mich verstanden?“ Das junge Mädchen starrte sie verblüfft an: „Was bedeutet das alles? Warum duzt Du den Dunklen Lord? Weshalb läßt er sich das bieten?“ Sie ratterte ihre Fragen hinunter.
Die frühere Hufflepuff klang ein wenig verträumt: „Lord Potter und ich sind ein Jahrgang in Hogwarts gewesen. Hermine, Ron und Harry waren die Helden meiner Zeit. Sie brachten den Stein der Weisen zurück und besiegten den Basilisken. Harry gewann das trimagische Turnier und brachte Cedrics Leiche zurück. Er war mein Vorbild. Wie fast alle Mädchen schwärmte ich für ihn, schrieb ihm ein paar Liebesbriefe und wollte mit ihm gehen. Er stand nicht auf mich. Aber als Dumbledores Armee gegründet wurde, trat ich ein. Harry Potter lehrte mich den Patronus und so ziemlich alle guten Verteidigungstricks gegen die Dunkle Kunst.“
Amandas Verwunderung nahm erkennbar zu: „Du hast Verteidigung gegen die Dunkle Kunst bei einem Dunklen Lord gelernt?“ Hannah schüttelte den Kopf: „Nein. Ich lernte Verteidigung bei Harry Potter, Hermine Granger und Ronald Weasley – beim Goldenen Trio. Damals war Harry noch kein Dunkler Lord, sondern ein sehr begabter Zauberer. Lord Potter hat offensichtlich, die Sache mit dem Heuler sehr ernst genommen. Kingsley flippt sicher aus, wenn er begreift, dass Aurora im Besitz eines Vampirs ist. Sie ist seine einzige Tochter. Er wird erbost sein, weil wir keine Auroren gerufen haben. “ Langsam verstand die Praktikantin die Brisanz der Information: „Warum hast Du das nicht getan?“, wollte sie wissen. Hannas Ernsthaftigkeit klang durch: „Weil Lord Potter das Konkordat immer beachtet, gibt es keinen Grund dafür. Außerdem steht ihm freies Geleit zu. Zudem würde er jeden Auror töten, der ihn aufhält. Nur ein Dunkler Lord kann einen Dunklen Lord besiegen. Es gäbe ein Massaker. Kingsley weiß das genau, also würde er seine Wut an uns auslassen.“
„Okay, das verstehe ich. Aber was ist mit dem Unterschied zwischen Sklaverei und Privatbesitz – ist das nicht das Gleiche?“ Nun wurde es wieder etwas fachlicher: „Das ist gut zu wissen. Sklaven bleiben auf Lebenszeit Sklaven. Auch ihre Kinder sind Sklaven. Sie können offen gehandelt werden. Der Dunkle Lord hat den meisten Teil ihrer Magie oder sogar alles genommen. Manche beherrschen einfache Haushaltszauber. Die meisten können nicht einmal mehr das. Sie sind faktisch Squibs. Privatbesitz ist eine Art Leibeigenschaft. Die Betroffenen sind vollwertige Zauberer und Hexen. Fast alle verfügen über einen eigenen Zauberstab. Der Zauberstab ist gelegentlich magisch begrenzt. Der Verkauf unterliegt strengen Auflagen und ihre Kinder gelten als freigeboren. In beiden Fällen entscheidet der Eigentümer über die Lebensumstände und hat auch das Recht sie zu töten.“
Theseus verbrachte den Tag mit Albus Dumbledore. Sie arbeiteten im alten Schulleiterbüro, in dem Dumbledore noch residierte. Hier schien sich nichts verändert zu haben. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Lord Potter ließ seinen früheren Mentor gewähren. Interessante Gerätschaften ratterten und knarrten. Die Porträts unterhielten sich gedämpft. Lange Reihen mit alten Büchern dominierten die Wände. Fawkes saß auf seiner Stange und blickte freundlich in die Welt.
Der alte Zauberer genoss es, wieder einem begabten jungen Zauberer bei seinen ersten magischen Schritten zu helfen. Er zeigte dem Kind einige starke Heilzauber, die Theseus sehr schnell beherrschte. Diese Art der Magie mochte er sehr gerne wirken. Jetzt machten sie beide eine kleine Pause um, etwas zu naschen. „Professor, können Sie mir auch den Cruciatus nochmal zeigen?“, bat der Junge. Die blauen Augen hatten gerade noch vergnügt gefunkelt. Das Funkeln erstarb und Theseus verstand, das er einen Fehler gemacht hatte. „Warum möchtest Du einen so mächtigen Folterfluch verwenden? Hat Dir jemand etwas Böses getan?“, fragte der Lehrer offen. „Lord Potter hat ihn mir gezeigt. Aber er funktioniert bei mir nie. Ich möchte, dass Lord Potter stolz auf mich ist.“
Albus Dumbledore war fasziniert von der Unschuld mit der Theseus nach einem Folterfluch fragte. Er lutschte einen Zitronendrops auf, schenkte Theseus etwas Kakao nach und erklärte dann: „Gut zu wissen. Weißt Du, ich habe noch nie einen Cruciatus gewirkt. Es ist hohe, schwarze Kunst. Wenn man sich für die weiße Seite entschieden hat, darf man keine dunkle Magie wirken.“ Der Junge sah aufmerksam aus: „Was ist der Unterschied zwischen weißer und dunkler Magie?“ Der alte Mann erwiderte freundlich: „Es ist eine Frage der Liebe. Wenn Du dunkle Magie wirkst, willst Du tendenziell etwas Böses tun. Wenn Du weiße Magie wirkst, ist es nicht Dein Ziel jemandem etwas Böses zu anzutun. Du kannst einen Cruciatus nur anwenden, wenn Du den anderen wirklich schaden willst.“