Beschwingt machten sich Hermine, Ron und Ginny auf den Weg zurück in ihr Hotel. Um mehr von der Stadt zu sehen, entschlossen sie sich einfach mal Fuß zu gehen. Hermine schickte die Schattenjäger ins Hotel zurück, damit könnten sie Aufsehen vermeiden. Ron wies die Leibwächter telepathisch an, einfach sehr unauffällig zu folgen. Seit einigen Stunden beunruhigte ihn etwas, ohne das er es hätte näher greifen können. Allerdings wollte er die gute Laune der Mädchen nicht ruinieren.
Sie schlenderten langsam und gemütlich durch das Quartier Latin. Hermine begeisterte sich, wie sooft für die Geschichte. Sie erzählte von den vielen Schriftstellern, die in diesem Viertel gelebt hatten. „Es seien nur Honoré de Balzac, Gabriel García Márquez und Klaus Mann genannt.“, sagte sie gerade, als Ginny aufregt auf ein Plakat einen kleinen Kinos zeigte. „Sie zeigen Harry Potter.“, quietschte die süße Hexe mit vor Aufregung geröteten Wangen. Hermine und Ron blieben sofort stehen. „Tatsächlich,“ staunte Ron. „Das ist die Verfilmung von Harrys Memoiren mit diesem Daniel Radcliffe.“, stellte Hermine fest. „Der Junge sieht Harry ziemlich ähnlich.“, meinte Ginny. „Schade, dass wir kein Französisch sprechen“, seufzte Ron.
Hermine warf einen letzten Blick auf das Kinoplakat. „Der Film läuft im Original und zwar ziemlich genau jetzt.“ „Ich war noch nie in einem Kino. Das ist total Muggel.“, warf Ginny ein. Auch Ron hatte noch nie einen Film im Kino gesehen. Der Entschluss fiel schnell. Sie betraten das kleine Lichtspieltheater aufregt. Hermine wurde vorgeschickt, um die Karten zu besorgen. Auch hier hatten sie Glück. Der Student an der Kasse verstand etwas Englisch. „Es tut mir leid, Mademoiselle. Die Vorstellung ist ausverkauft.“ So schnell wollte sich Mine nicht geschlagen geben und diskutierte etwas herum, bis Ron die Geduld verlor. Er zog seinen Zauberstab: „Imperio!“ „Oh. Natürlich. Das habe ich übersehen. In der obersten Reihe in der Mitte werden gleich drei Plätze frei.“, beeilte sich der Student, nun Hermine zu versichern. Er sprach etwas in sein Telefon, was sie nicht verstand. Sie warf Ron einen vernichtenden Blick zu. Er grinste locker zurück und zuckte mit den Schultern. Wenige Minuten später zerrte der Wachdienst drei junge Leute aus dem Kinosaal. Der Kassierer reichte Hermine drei Tickets. Sie bezahlte freundlich lächelnd. „Du bist unmöglich, Ronald Weasley.“, sagte sie halb entsetzt und halb belustigt. Ginny kicherte nervös.
Der Kinosaal war ein wenig in die Jahre gekommen, der rote Teppich ausgetreten. Nichts hier paßte zu dem falschen Glamour der modernen Filmpaläste. Alles schien ein wenig aus der Zeit gefallen zu sein. Die Sessel hatten schon viele Filme gesehen. Der Saal füllten vor allem Studenten und ein paar britische Touristen mit Kindern. Sie setzten sich in die letzte Reihe und blickten gespannt nach vorne. Die Werbung endete eben und die Trailer der neuen Filme liefen an. Sie langweilten sich ein wenig. Vor allem Ron rutschte auf seinem Sessel hin und her. Er fand keine passende Position. Endlich begann der Film.
Die erste Zeit gelang es ihnen noch still zu bleiben. Obwohl Ron fand, dass er irgendwie schlecht wegkam. Ginny realisierte zum ersten Mal, dass es Harry gewesen war, der ihren sehr kurzen Flirt mit Krum beendet hatte. Es freute sie sehr. Als die Potter-stinkt-Pins gezeigt wurden, erinnerte sich Mine an die Streitereien zwischen Harry und Ron. Eine schlimme Zeit, dachte sie. Bei Merlin. Schließlich wurde der Juleball gezeigt. Man sah Cedric und Cho Chang in den Ballsaal treten und Ginny rief spontan: „Diese Schlampe.“ Von allen Seiten zischten sie die anderen Besucher an, sie möge ruhig sein. Etwas später meinte Ron halblaut: „Meine Robe war sicher nicht modisch und alles. Aber so furchtbar war sie auch nicht.“ Mine stieß ihn an, antwortete dann doch. „Sie sah noch schlimmer aus. Ehrlich.“
Dann kam die Film- Hermine im die Treppe hinunter. Ron flüsterte seiner Geliebten zu: „Du warst viel schöner. Du warst unglaublich schön.“ Sie lächelten versonnen. Den Tanz mit Krum hätte Hermine am liebsten gelöscht und Ron auch. Er dachte mit Grauen an die Patil-Zwillinge und Harrys miese Laune. Ginny stiegen die Tränen in die Augen, als sie sich und Neville sah. Sie schluckte ein paar Mal heftig. Hermine legte ihren Arm beruhigend auf ihr Knie. Ginny schob sie weg. Sie wollte Weinen. Sie wollte um Neville weinen, ohne dass es ein Zeichen von Untreue wäre.
Rons und Hermines Händen glitten ineinander. Sie küßten sich, während die anderen Besucher nun wirklich gestört waren. Das Zischen nervte Ginny, die ihren Zauberstab zog und laut und deutlich „Silencio!“ sagte.
Die Magiewelle gab dem alten Filmvorführgerät den Rest. Es knirschte bedenklich und verkohlte letztlich. Der Rauchmelder sprang an und Chaos brach aus. Ron zauberte zunächst den Rauchmelder aus. Hermine rollte entnervt mit den Augen. „Okay. Also gemeinsam einen deutlichen Oblivate und dann gehen wir.“ Sie schwangen ihre Zauberstäbe synchron und löschten die Erinnerungen der Kinobesucher.
Vor der Kinotür lachte Ginny herzlich: „Mit Euch kann man nicht mal einen Kinderfilm sehen.“ Plötzlich richtete sich ihr Blick nach oben in den Himmel. Diese Muggeleffekte beeindruckten sie tatsächlich. Offensichtlich hatte das Kino so eine Art Dunkles Mal in die Wolken geworfen oder sie träumte ein wenig. Sie sah noch einmal genauer hin. Da war aber nichts mehr.