Der Herbst hält Einzug, der erste verregnete Tag nach vielen Sonnentagen, in welchen man die Jahreszeit noch ausblenden konnte.
Ein Mädchen sitzt mit ihrer Schwester im Bett, bei Tee und Keksen, bei einem Gespräch voller Gefühle, welche das Mädchen verloren glaubte.
Nach allem, was passiert war, hatte sie sich auf den Herbst gefreut, auf nasse, kalte Tage, die ihre Seele widerspiegeln.
Aber am letzen Sommertag war ihr ein Strich durch diese Rechnung gemacht worden, in einem Café, draußen in den letzten Sonnenstrahlen.
Sie würde heute noch hinaus gehen, zu einem Treffen unbekannten Ausgangs. Mit offenem Herz, verwundbar und klein.
Sie geht auch, ihre Schwester wünscht ihr Glück, ihre Beine zittern. Sie fühlt sich wie ein kleiner blonder Junge, gerade 11 Jahre alt geworden und voller Gefühle. Eigentlich ist sie beinahe ein Vierteljahrhundert alt, aber manche Dinge scheinen sich nie zu ändern. Sie geht durch den Regen, es ist dunkel und kalt, nass und herbstlich. Viele Blätter bedecken den Boden, verwandeln ihn in ein Farbenspiel aus Braun und dunklem Rot. Ihre Schritte werden langsamer, wie soll sie sich verhalten, was soll sie sagen? Er steht bereits vor seiner Türe, es ist dunkel, aber die Farbe, die den Herbst durchbricht, kann sie deutlich sehen.
Das unglaubliche Blau seiner Augen, dieses Wasserblau, es erinnert sie an das Meer in Griechenland, so klar und intensiv.
Sie wird ihn weiter treffen, auch wenn man ihr davon abgeraten hat, auch wenn man sie gewarnt hat. Er wird laut den Stimmen der anderen Menschen ihr Untergang sein, eine Gefahr falls sie sich in ihn verliebt. Wird sie einsperren, isolieren oder Schlimmeres sogar. Sie ist nicht fähig auf die Stimmen zu hören, ist nicht in der Lage sie auf nur wahr zu nehmen. Sie vertraut ihm, weiß nicht einmal warum, sie kennt ihn kaum. Aber sie hat Menschen schon immer anders wahr genommen, es geht nicht darum wie er aussieht, eigentlich ist er gar nicht ihr Typ. Es geht darum was sie empfindet, wenn er spricht, sich bewegt und sie ansieht. Sie hat keine Angst vor ihm, trotz der Geschichten, die man über ihn erzählt, sie reist ihr Herz nur weiter auf. Die Wärme, die sie empfindet, sie gibt ihr mehr Sicherheit über einen Menschen als alle Geschichten die sie hören könnte. Natürlich versteht sie niemand, findet man sie verantwortungslos, naiv, dumm. Aber wenn sie ihren eigenen Instinkten nicht traut, worauf soll sie dann bauen?
Der Herbst zieht sich weiter durch die Tage und Wochen, wie die Liebesgeschichten durch die Leben von jedem einzelnen Menschen. Es wirkt als wäre alles in dieser Richtung gemacht um schrecklich zu Enden, warum machen Menschen das dann immer wieder? Weil es irgendwann, zumindest für einen kurzen Moment, wunderschön sein kann und man den Herbst dabei vergisst.