Der raue Wind reißt mir das Haar aus dem Gesicht und ich habe Sand in den Schuhen.
Mühsam kämpfe ich mich durch die Dünen, bis ich endlich das Meer sehen kann.
Ich bin mir nicht sicher, ob mich der Anblick tatsächlich mit allem versöhnt, doch zugeben muss ich dass es wunderschön ist.
Ich lasse mich in den Sand fallen und stütze das Kinn auf meinen Unterarm, das Meer in den Augen.
Die Sonne steht schon tief und der Himmel ist leicht rötlich verfärbt. In meinem Bauch ist aber immer noch ein Kloß.
Den ganzen Tag war ich schon schlecht gelaunt, wie so oft. Meine Tage beginnen nicht und sie enden nicht, alles passiert, ohne dass ich Teil davon bin. Ich ärgere mich, dass ich so fühle und ich ärgere mich, dass ich nicht dagegen ankämpfe. Am liebsten würde ich mich nach dem Aufstehen gleich wieder hinlegen, denn es gelingt mir nicht, irgendetwas zu tun und alles ärgert mich.
Ich ziehe mir die Schuhe von den Füßen, schüttel sie aus und sehe zu, wie der Sand heraus rieselt.
Das erste Mal an der Nordsee und es ist eigentlich viel schöner, als ich es mir vorgestellt habe.
Im Sommer vor zwei Jahren hast Du so viel davon erzählt. Von der Fährüberfahrt im Morgengrauen, allein auf dem Deck, nur mit dem Wind und der salzigen See.
Ich ziehe die Jacke enger um mich, weil es in der Abendsonne mittlerweile sehr kühl ist.
Der Schmerz in meinem Bauch hat sich fast aufgelöst, als Du Dich neben mich setzt. Unwillkürlich muss ich lächeln. Du streckst mir mit strahlendem Gesicht das Eis entgegen, das Du für uns geholt hast.
Doch bevor ich Deine Hand fasse, küsse ich Deinen Himbeermund.