Im Jahr 2998
Ich sehe auf die Zeitung. Es gab ein unerklärliches Erdbeben in einem Waisenhaus in Russland. Nachdenklich streiche ich mir über das Kinn, wo ein Bart fröhlich sprießt.
Das klingt verdächtig. Dort muss ein Kind der Erde sein.
Ich falte die Zeitung zusammen und halte die Nase mit geschlossenen Augen in den Wind. Energie ziehe ich aus den wilden Kaninchen der Umgebung. Eines nach dem anderen haucht still sein Leben aus.
Es ist schwierig, die Spur auf diese Entfernung aufzunehmen. Doch sie muss vor Macht pulsieren.
Dann ereilt mich ein Ruf.
Jemand ertastet meine Spur. Das ist neu. Ein Bewusstsein berührt meines.
Eine vorsichtige Frage: „Bist du das Kind der Luft?“
Ich lache: „Ich bin der Sohn des Sturmes! Ich bin euer Untergang!“
Lachend greife ich nach dem Bewusstsein und halte es fest. Merke mir den Geruch. Erde. Pflanzen. Angst. Ich werde die Gerüche wiederfinden, überall.
Das Bewusstsein windet sich. Eine Stimme schreit. Ich grabe meine Finger in die Seele.
Dann wird es mir entrissen. Ich bin ein bisschen erstaunt.
Es sind zwei Kinder der Erde.
Auch damit werde ich fertig. Sie haben nicht den Hauch einer Chance gegen den Sturm, dessen Macht ich in vielen Jahren gemeistert habe.
Die Kinder sind kaum ausgebildet. Sie sind jung, unerfahren, ängstlich.
Leichte Opfer.
Wenn die Erde gefallen ist, werde ich das Eis suchen. Ich spüre das Kind in Amerika. Dort wartet auch die Nacht.
Das Feuer werde ich als letztes jagen. Ich warte darauf, dass die Funken erwachen, und bisher gab es keine Anzeichen davon.
Aber früher oder später werden sie kommen. Die Zeichen für die Kinder der Elemente. Denn diese Gaben zu verheimlichen, wird ihnen nicht gelingen.
Die Welt wird die Kinder sehen. Sie wird die Apokalypse kommen sehen.
Und sie wird vom Versagen der Auserwählten erfahren.
Das Schicksal darf seine Pläne machen, doch ich werde immer dazwischen sein. Der Keil in der Vollendung der Prophezeiungen.
Das ist mein Schicksal. Ich habe es selbst gewählt, als die Welt für mich nur noch den Sturz vorsah.
Damals wollte ich mich befreien. Und das habe ich getan. Ab jetzt zerstöre ich, was gut ist, denn ich darf daran nicht teilhaben.
Ich stehe auf. Um mich liegen tote Kaninchen verstreut. Ich schwinge mich in den Wind und lasse mich tragen, ohne zu zögern.
Hoch über der Welt spielt Entfernung keine Rolle mehr. Ich bin frei, wie ein Vogel. Ich bin der Sturmadler.
Und ich werde das Ende der Welt sein.
Donner grollt in der Ferne. Seit ich voller Macht stecke, ist ein Gewitter nie weit entfernt. Die Macht sammelt sie wie eine Wolke Elektrizität um mich. Und die Spannung steigt in die Wolken auf. Jeder Atemzug von mir ist ein Sturmwind, jeder Herzschlag ein Donnergrollen.
Ich wende mich in die Richtung, aus der ich jetzt den Geruch der Erde wahrnehme.
Wenn sie klug sind, werden sie sich aufteilen. Doch vielleicht sind sie verweichlicht und schwach und dumm. Und dann werde ich beide finden, und beide töten.
Ich wünsche mir fast, es wäre ein bisschen spannender. Ich möchte jagen, denn dazu bin ich ausgebildet. Ich sehne mich nach Widerstand, nach einer Macht, mit der ich mich messen kann.
Jeder hat so seine Träume. Ich werde es den Kindern nicht ermöglichen, zu fliehen. Ich bin das Wesen ohne Gnade. Ich werde keine Katze sein, die mit ihrer Beute spielt. Ich bin ein effektiver Verfolger.
Ein ausgebildeter Mörder.
Ein Kopfgeldjäger.
Jetzt will ich Blut schmecken.