Im Jahr 2982
Ein Sturm, der mir den Atem nimmt. Wolken rollen über den Himmel, als wollen sie die Erde verschlingen. Blitze zucken wie der Zorn der Götter.
Kein Gewitter macht mir Angst, doch dieses schon. Denn es kommt mit Feuer, Eis und dem Beben der Erde. Es bringt eine Dunkelheit, in der kein Stern mehr scheinen wird.
Das Feuer hat die Erde bereits verbrannt und nichts zurück gelassen. Jetzt kommt dieser Sturm, und in seiner Gewalt schreien die Menschen voller Angst.
Hinter dem Sturm reißt die Erde auf, Vulkane brechen aus. Dann wird sich Eis über die gestorbene Welt legen.
Und dann fällt die Sonne und die Nacht wird herrschen. Dann ist die Erde untergegangen, alles Leben vernichtet und keine Hoffnung mehr zu finden.
Das ist dann das Ende.
Ich erwache mit einem Schrei. Schweißgebadet. Flacher Atem. Dunkelheit.
Die Nacht ist schon da. Sie umfängt mich. Meine Sonne ist untergegangen!
Schreiend schlage ich um mich. Etwas hält mich fest, ich falle. Kreischend. Der Boden trifft mich hart.
Endlich kann ich mich wieder beruhigen. Meine Gedanken ordnen.
Ich bin in meine Decke gewickelt. Es ist Nacht. Und ich bin aus dem Bett gefallen.
Langsam rolle ich mich aus dem Stoff und richte mich auf. Ich stolpere zum Lichtschalter und mache die Glühbirne an, die nackt von der Decke meines Zimmern baumelt.
Vorsichtshalber schließe ich die Tür ab, bevor ich mich mit meiner Macht an die Zimmerdecke schwinge und dort über Kopf im Schneidersitz schwebe.
Es kommt nur selten jemand, wenn meine Alpträume mich wecken. Schon von Anfang an habe ich jede Hilfe abgelehnt. Ich sehe in das Licht der Glühbirne und versuche, mich zu beruhigen.
Es war nur ein Traum, rede ich mir ein. Ein verrückter Traum, den ich immer wieder träume. Weil ich nicht normal bin, habe ich auch keine normalen Träume.
Das heißt, ich bin verrückt.
Zögernd atme ich durch. Atem ist das Wichtigste.
Feuer. Sturm. Beben. Eis. Und Nacht.
Ich weiß, dass es nicht nur ein Traum ist. Ich spüre es, und ich sehe die Anzeichen.
Diese Welt ist am Arsch. Das Klima wird immer unberechenbarer, die Pole schmelzen, das Wetter spielt verrückt. Die ganze Erde scheint nur noch mit Kleber und viel gutem Willen zu halten.
Das Ende kommt. Es rückt näher und näher, mit einer unaufhaltsamen Urgewalt.
Die Apokalypse. Und dann ist alles vorbei. Die Menschheit wird untergehen.
Sie hat keine Zukunft. Ich habe keine Zukunft. Alle Pläne, die ich machen könnte, werden am Ende zerplatzen.
Und dann?
Ich zittere vor Kälte. Nicht einmal der Wind, der durch das Fenster kommt, kann mich beruhigen.
Ich wünschte, ich könnte einfach hinaus fliegen, weg vom Internat, weg von der Welt, weg von meinen Träumen. Ich will frei sein, auch frei von der Bürde, vom Ende zu wissen.
Hätte ich ohne diese Träume ein normales Kind sein können? Mit Schwächen und Stärken, Problemen und Hoffnungen? Mit einem Traum von der Zukunft?
Vielleicht. Aber mein Schicksal hat mich ausersehen, vom Ende zu wissen. Von dem Untergang der Welt.
Und ich werde dieses Wissen niemals loswerden können.
Ich friere. Mir ist zum Heulen. Warum? Warum ich, warum jetzt, warum hier?
Warum muss ich es wissen?