Im Jahr 2989
Das Verabschieden geht erstaunlich schnell. Garrik gibt jedem von uns ein Gewehr und wir bekommen die silbernen Dogtags mit unseren Namen um den Hals gehängt. Er vereidigt uns formlos mit den Worten: „Halten die Ohren steif, Jungs.“
Unsere Pferde sind bereits gesattelt. Fünf braune Ponys schnaubten in der kalten Morgenluft. Wir haben unsere Ledermäntel eng um uns geschlungen.
„Vielleicht sieht man sich mal wieder“, sagt Julian zum Abschied und drückt jedem von uns einen Beutel mit Münzen in die Hände.
„Macht ja keinen Unfug“, warnt uns Morten und gibt uns jeweils eine Pistole.
Wir tragen bereits unsere selbst gemachten Armbrüste über der Schulter. Unter dem ungewohnten Gewicht der zusätzlichen Waffen schwanken wir.
Die drei Kopfgeldjäger winken uns, während wir auf unsere Ponys steigen und die Zügel aufnehmen. Ein schwacher Luftzug begleitet uns, als wir über die Hügel des ehemaligen Berlins reiten. Auf der Kuppe drehen wir uns um und winken unseren Mentoren ein letztes Mal.
Jetzt sind wir ausgebildete Kopfgeldjäger. Und mehr noch, wir sind ein Team. Die Gruppe der Apokalyptischen Reiter.
Auf dem Hügel gebe ich meinem Pony die Sporen und wie galoppieren in den Tag hinein. Die anderen reiten neben mir.
Wir halten an einer kleinen Lichtung. Kalle überprüft mit einem kleinen Messgerät das Wasser auf Radioaktivität. Das Gerät bleibt stumm, also tränken wir unsere Pferde und schlagen ein kleines Lager auf. Wir werden nicht lange hier bleiben.
Im Kreis schütten wir unsere Beutel aus und zählen das Geld.
„Ich habe vor, zur nächsten Stadt zu reiten“, sage ich: „Wir brauchen neue Pferde.“
„Pferde sind teuer“, widerspricht Sven.
„Wir müssen wohl vorher ein paar Aufträge erfüllen“, scherzt Lars.
Ich nicke: „Gut. Und danach statten wir uns vernünftig aus.“
Wir reiten weiter. Ein stärker werdender Windhauch begleitet uns. Ich fürchte fast, dass ich ihn hervor rufe, denn ich möchte nichts lieber, als schnell voran kommen. Wenn wir erst unsere Ponys gegen Pferde getauscht haben, wird uns die Welt zu Füßen liegen. Schon jetzt kann ich mir keine größere Freiheit vorstellen, als über die Wiesen zu reiten, wo früher Städte waren, frei von allen Zwängen.
Wir sind genauso frei wie diejenigen, die wir jagen. Mal im Galopp, mal im Trab arbeiten wir uns immer weiter vor.
Dann schließe ich die Augen und lausche dem Wind. Er flüstert. Er trägt mir einen Geruch zu. Das Geräusch von abgehacktem Atem. Schluchzen.
Ich weiß, wer da weint. Unser nächstes Opfer. Beiläufig lenke ich mein Pony in die Richtung, die anderen folgen mir, ohne zu zögern.
Bald werden wir zum ersten Mal einen Menschen töten. Jedenfalls für meine Freunde wird es das erste Mal sein. Ich denke an Ana und muss grinsen.
Sie hat mich abgehärtet für meinen Beruf, ohne es zu wissen.
Hinter einem Hügel entdecken wir abends das kleine Lager. Der Mann hat ein Feuer angemacht um sich zu wärmen. Er fühlt sich sicher.
Wir legen uns lautlos auf die Lauer und ziehe unsere Waffen. Keiner bewegt sich.
Dann gebe ich das Zeichen.
Fünf Schüsse krachen durch die Nacht. Der Mann sackt sofort zu Boden. Blut färbt die Erde, sein Pferd geht durch.
Doch wir fangen das Tier ein und laden ihm den toten Körper seines Besitzers auf.
Am Abend trinken wir und lachen. Erster Tag in Freiheit, und wir sind bereits erfolgreich. Schon bald werden wir in die Stadt reisen und unsere erste Prämie abholen.
Und unser Name wird gefürchtet sein, denn wir sind die Reiter der Apokalypse und vor unserer Macht gibt es keinen Schutz.