Ronald Weasley war mit seiner Tischgesellschaft weitaus weniger zufrieden. Zunächstmal saß Malfoy, den er noch immer nicht leiden konnte und der ihn wie einen Trampel aussehen ließ, an Ginnys Seite und erzählte amüsante Anekdoten über Muggelschauspieler. Dann hatte man tatsächlich Viktor Krum nebst einem unbekannten, irischen Quidditchgroupie im denselben Kokon, wie das Schwarze Quartett dazu gruppiert. Viktors Aufmerksamkeit galt weniger seiner durchaus hübschen Begleiterin, als nahezu ausschließlich Hermine. Ron war nicht eifersüchtig. Er war mittlerweile sehr eifersüchtig. Am liebsten hätte er Krum augenblicklich 12 oder auch 16 Runden um das Schloss laufen lassen. Natürlich nur aus Trainingsgründen. Allerdings hatte Harry Krum eingeladen, was sollte Ron also dagegen sagen.
Der Aperitif erschien auf dem Tischchen vor ihnen. Malfoys natürliche Sicherheit im Umgang mit dem zarten Bergkristallglas nervte Ron zusätzlich. Er zog Butterbier Feengold ohnehin vor. Dieses liebliche Zeug verklebte einem den Mund. Harry betrieb Small Talk und richtete das Gespräch zu Rons Freude auf die nicht so perfekten Ergebnisse des ersten Trainingsspiels der neuen Quidditchmannschaft. Ron beteiligte sich nun lebhaft an dem Gespräch. Er erwähnte die exzellente Form der Wigtown Wanderers in der letzten Saison. Hermine rollte gelangweilt mit den Augen. Immerhin fühlte sich Krum nun offensichtlich unwohl. Man servierte die erste Vorspeise. Dobby hatte ein typisches Menü zusammengestellt, weil Lord Potter die Idee, jeder bekäme seine eigene Lieblingsspeise, nicht so richtig mochte.
Unter der goldenen Clouche auf einem beinahe durchsichtigen Teller aus schwarzem Porzellan befand sich ein Arrangement aus Jacobsmuscheln mit Rucola und schneeweißen Tomaten. Unglücklich blickte Ginny auf ihren Teller. Sie mochte weder Jacobsmuscheln noch schneeweiße Tomaten. Aufmerksam und sehr diskret fragte Draco seine Tischdame: „Die Muscheln oder die Tomaten? Was ist schlimmer?“ Sie lächelte und flüsterte zurück: „Beides.“ Er kannte sich diesen Dingen gut genug aus. Auf einen diskreten Wink brachte ein Hauself etwas Vulkanpfeffer, den Malfoy vorsichtig auf Ginnys Teller gab. „Probier`. Es sollte jetzt besser sein.“ Tatsächlich mochte sie die Vorspeise jetzt lieber. Es konnte natürlich auch an Malfoys Gesellschaft liegen, aber darüber dachte sie nicht weiter nach.
Die beiden Veelas am Tisch unterhielten sich angeregt über die Gesetzesveränderungen zugunsten magischer Geschöpfe, die Lady Granger durchgesetzt hatte. Snape ignorierte Millicents Flirtversuche genauso kühl wie ihrerzeit in seinem Unterricht. Das Mädchen erinnerte ihn immer an einen Bullterrier, obwohl er Bullterrier eigentlich mochte. Zabini warf böse Blicke in Richtung Draco und litt unter seiner Begleiterin. Sie hatte wirklich kein Benehmen. Die Shadowlords lenkten das Gespräch auf die Konkordatsverhandlungen. Sie waren wie immer an den Details interessiert und verhinderten so Snapes vorzeitigen Tod an Langeweile.
Am Tisch gegenüber versuchten Mr. und Mrs. Zabini die über die Jahre abgekühlten Beziehungen zu Lucuis und Narcissa Malfoy wieder zu erwärmen. Das Ganze erschien etwas ungelenk. Die Zabinis hatten nach der Verhaftung der Malfoys jedes Anzeichen auf gegenseitige Bekanntschaft verschwinden lassen. Jetzt saß man gemeinsam mit Marcus Flint und seiner Gattin sowie Theodore Nott und dessen Verlobten an einem Tisch und schwieg beharrlich. Flints zaghafte Versuche eine Konversation über Quidditch zu beginnen, erstickte unmittelbar. Immerhin konkurrierten Draco und Blaise um Potters Gunst. Malfoy Junior lag erkennbar vorn und erzählte offenbar eine Glosse, über die sogar Viktor Krum lachte. Theodore Nott wäre gerne irgendwo - weit weg - in den Anden oder so. Dort müsste er zumindest nicht zu sehen, wie seine Verlobte mit Lucius Malfoy flirtete. Der Abend würde lang werden.