14. Februar
„Aiden! Hör auf! Du weißt nicht, mit welchen Mächten du hier spielst!“
Fenias Stimme ist hoch und nervös. Ihre Augen leuchten. Das Sternenlicht umhüllt ihre Gestalt noch immer, scheint wie verflochten mit dem weißen Stoff des Kleides.
Ich fasse die Lehne ihres Stuhles und ziehe sie über den glatten Boden, bis sie direkt vor dem Fenster sitzt. Ich ziehe ihren Kopf in ihren Nacken, damit sie zum Mond sehen muss.
„Ich weiß, was ich tue“, sage ich ihr.
„Das willst du nicht wirklich!“, ruft Fenia.
Ich beuge mich zu ihrem Ohr herab: „Doch, ich will.“
Ich berühre ihre Schulter und streiche ihren Hals herauf. Sie wendet den Kopf von meiner Hand weg und damit meinem Gesicht zu. Ihr Atem geht schneller. Sie zerrt an ihren Fesseln.
„Kann es sein, dass du neue Macht hast?“, frage ich sie lauernd. „Hat der eine Tag wirklich gereicht, um deine Reserven neu aufzufüllen?“
Mit dem Messer streiche ich über ihren Hals. Fenia erstarrt. Aus weit aufgerissenen Augen sieht sie mich an.
„Wir sollten das ändern.“
Ich gehe um sie herum und knie mich vor sie. Ich lege das Messer und die flache Schale neben mir ab. Mit den Händen fahre ich über Fenias Schenkel bis zu ihrer Hüfte. Sie versteift sich, doch sie kann mir nicht ausweichen. Ich grinse über ihre Hilflosigkeit. An ihrer Hüfte ziehe ich mich nach vorne und oben, bis ich mit der Stirn ihre Stirn berühre. Ich lasse meine Hände ihre Taille hoch wandern und suche mit meinem Mund ihre Lippen.
Fenia dreht den Kopf weg: „Nein! Hör auf!“
„Was?“, fahre ich auf und reiße ihren Kopf zurück. „Du widersprichst mir? Mir?“
„Du – du verstehst nicht“, beginnt Fenia.
Die Wut nimmt überhand. Ich schlage sie, mit dem Handrücken. Fenia gibt einen dumpfen Schmerzlaut von sich. Mitsamt des Stuhls fliegt sie durch den Gang und bleib drei Meter entfernt liegen. Der Stuhl ist umgefallen. Fenia reißt an ihren Fesseln. Sie dreht den Kopf und sieht mich, wie ich näher komme. Ihre Lippe ist aufgeplatzt und Blut läuft über ihr Kinn. Ich knie mich vor sie, streiche mit dem Finger über ihr Kinn und sehe das rote Blut auf meiner Hand.
„Aiden...!“, sagt Fenia.
Ich stecke meinen Daumen in meinen Mund und lutsche ihr Blut ab. Selbst ihr Blut scheint nach Lilien und Kirsche zu schmecken. Schon von den paar Tropfen spüre ich ein Beben in meiner Seele.
Plötzlich bäumt Fenia sich auf. Feuer blitzt auf. Bevor ich verstehe, was sie tut, hat sie ihre Hände bereits frei.
Verdammt. Sie hatte zu viel Macht über, oder die Schmerzen haben ihr Adrenalin freigesetzt und ihr neue Kraft verschafft. Sie nutzt ihr Feuer, um die Kabelbinder auf der Stelle zu schmelzen. Ich kann nicht reagieren, da stößt sie mir schon beide Hände vor die Brust. Ich fliege durch den Raum, schlage gegen die Wand des Ganges.
Fenia springt auf und rennt zum Fenster. Ich drücke mich vom Boden hoch und schreie: „Nein!“
Fenia springt durch das Glas. Es splittert, Scherben fliegen in jede Richtung. Fenia fällt außer Sicht, auf dem Parkplatz.
Ich stürme hinter ihr her und erreiche das gesplitterte Fenster. Fenia hat mein Sternenlicht abgestreift. Sie ist nirgendwo zu sehen. Das silberne Licht versickert auf dem Boden unter dem Fenster.
„Du Hure! Du verfluchte Tochter einer Hündin! Komm zurück, du kleine, miese Schlampe!“, brülle ich außer mir vor Zorn. Doch Fenia bleibt verschwunden.
Wütend werfe ich einen Feuerball auf die Geschäfte hinter mir. Irgendwas explodiert, Flammen schlagen in den Himmel und ihr Rauch verdeckt auch das freie Fleckchen Himmel, durch das der Vollmond scheint
Ich balle die ganze Macht um mich, die Energie der restlichen Menschen, und erschaffe eine Hitze, die das Glas vor mir zerfließen lässt.
„Fenia!“, brülle ich ohrenbetäubend laut und lasse die Macht los. Jedes Menschenleben in der Stadt erlischt und die Stadt selbst explodiert in einem Feuerball wie der einer Atombombe.