Mein Pferd fand den Weg zurück fast von allein, vielleicht auch deshalb, weil es dem des Königs einfach nur folgen musste, denn er hatte mich nach einer kurzen Strecke eingeholt und war an mir vorbeigaloppiert. Ich ließ mich von ihm jedoch nicht verunsichern oder gar hetzen. Stattdessen nutzte ich die Zeit mir meine Umgebung weiter einzuprägen.
Langsam trabte ich den Pfad hinauf, bis zum Eingang der Höhle, wo ich, wie zuvor allein war. In Ruhe sattelte ich das Pferd ab, rieb es trocken und putzte es.
Dann ging ich in die Waffenkammer und säuberte und schliff meine Waffen. Außerdem suchte ich mir ein neues Wurfmesser aus und steckte es an meinen Gürtel. Auch die anderen Waffen kamen zurück an ihren Platz und nach einiger Zeit verließ ich die Waffenkammer und machte mich auf den Weg in meine Höhle.
Dort erwartete mich der König. Nicht, dass ich seinen Namen nicht kannte, ich wollte ihn einfach nicht benutzten. Es brachte einen Nähe mit sich, die ich nicht bereit war einzugehen. Er war mein Befehlsgeber, wenn ich auch nicht jeden seiner Befehle einfach so ausführte, und das sollte sich nicht ändern. Sobald man jemanden persönlich kannte, baute man ein Beziehung zu demjenigen auf und bezieht Gefühle, wie Mitleid mit ein. Das wollte ich um jeden Preis vermeiden.
Ich beachtete ihn nur wenig, legte meine Waffen, bis auf den Dolch ab und ging ins Bad um meine Hände zu waschen. Dabei ließ er mich nicht aus den Augen. Seinen Blick spürte ich im Rücken, während ich meine Armschützer abnahm, meine Hände wusch und trocknete.
Dann kehrte ich zu meinem Bett zurück und legte auch meinen Brustschutz ab.
"Du bist wirklich gut. Eine der Besten - um es wahrheitsgemäß auszudrücken. Was man über dich hört stimmt ganz offensichtlich." Beim Klang seiner tiefen Stimme drehte ich mich um und sah, dass er sich erhoben hatte und auf mich zu kam.
"Ich bemühe mich sehr darum den Vorstellungen zu entsprechen, die man von mir hat", sagte ich, halb spöttisch. Seine Bewegungen waren so geschmeidig wie die einer Raubkatze und sein Blick genauso geschärft.
"Ich habe in der letzten Zeit viel über dich gehört - ich habe dich eingehend studiert. Du hast deine Klienten verraten, weil ein Anderer dir mehr Belohnung versprach. Du führst die schwarze Liste schon seit deinem 13. Lebensjahr an. Mit Verbrechen, die sich die meisten meiner Männer nicht mal im Traum trauen würden, geschweige denn damit durchzukommen. Deine Kampffähigkeiten übertreffen die der Elitesoldaten. Du bist eine Legende und gleichzeitig ein Phantom. Niemand hat je so viel Schaden am Vermögen anderer angerichtet, wie du. Wenn du klaust, bist du wie unsichtbar. Man hat dich nie gefangen und dennoch habe ich es mit Leichtigkeit geschafft. Natürlich zermarterst du dir deinen Kopf immer noch darüber, wie es mir gelungen ist - zugegebener Maßen hat es mich tatsächlich eine ganze Menge Zeit gekostet, aber dennoch habe ich es geschafft, die meistgesuchte Verbrecherin des Landes - wenn nicht sogar das gesamten Kaiserreichs zu schnappen." Jetzt stand er direkt vor mir und starrte auf mich herab. Er fühlte sich deshalb mächtig, ich konnte es in seinen Augen sehen. Aber da war noch etwas anderes in seinem Blick. Etwas, was mich überraschte. Begierde.
"Na und? Ich gebe zu, ich weiß immer noch nicht, wie es dir gelungen ist, mich gefangen zu nehmen und ja, ich versuche immer noch es herauszufinden. Ich verstehe immer noch nicht, was du eigentlich genau von mir willst. Was du von Yaro willst. Aber weißt du was ich weiß? Das ich mir noch nie etwas habe sagen lassen. Von niemandem. Wenn ich es gewollt hätte, wäre ich jetzt in der Einheit. Aber ich wollte nicht. Ich werde mich nicht blind jeder Regel beugen. Ich habe meinen eigenen Willen. Obwohl ich ganz genau weiß, was mir oder meiner Familie blüt, sollte ich deine Gunst verlieren und unser Vertrag brechen. Ich werde deine Aufträge ausführen und das weißt du genau - solange es nicht meinen Prinzipien widerspricht. Aber du solltest auch wissen, dass ich, sollte meiner Familie etwas zustoßen, niemals ruhen werde. Ich werde mich rächen."
Ganz plötzlich war seine raue Hand an meiner Schläfe und er presste seinen Mund auf meinen. Normalerweise wären mir die Anzeichen nicht entgangen - ich würde mich wehren, doch mein Körper war wie in einer Schockstarre und ich konnte meinen Körper nicht dazu bringen sich zu bewegen.
Er legte seine freie Hand auf meinen Rücken und seine Berührungen sandten ein Kribbeln über meine Wirbelsäule nach oben, was mich aus meiner Starre holte.
Meine Hände landeten auf seiner Brust und ich schubste ihn mit all meiner Kraft von mir.
"Nur weil ich einen Vertrag mit dir habe, heißt das nicht, dass ich eine deiner billigen Huren bin."
"Erstens: ich vögel keine billigen Huren. Zweitens: Wenn es wirklich so ist, dann sag mir ins Gesicht, dass dir das gerade eben nicht gefallen hat", erwidert er mir spöttisch.
Ohne mit der Wimper zu zucken trat ich so nah wie möglich an ihn heran, lehnte mich zu ihm vor und flüsterte ganz nah an seinem Ohr:
"Versuch es noch einmal und ich schwöre dir, du wirst danach nicht einmal mehr billige Huren ficken können."
Dann drehte ich mich einfach um und ging langsam ins Bad. An der offenen Tür störte ich mich nicht, als ich aus meinen Sachen stieg und mich unter die Dusche stellte.