Ihr entfuhr ein Schrei, als sie fiel. Dann ging ein neuerlicher Ruck durch ihren Körper, und etwas umklammerte ihr Handgelenk.
Phoebe sah nach oben - und dort war Nadja, flach auf dem Dach des Zuges liegend, die ihre Hand gefasst hatte.
"Du bist doch verrückt!", keuchte die Frau ob der Anstrengung, Phoebe zu halten.
Phoebe drehte die Hand so, dass sie sich an Nadja festklammern konnte und sagte nichts. Sie hatte zu große Angst.
Nadja rutschte langsam nach hinten und zog an Phoebe. Als sie ihren Vorsprung erneut fassen konnte, half Phoebe selbst mit, und schließlich rollte sie sich keuchend auf das Dach. Neben Nadja liegend konnte sie nur lachen.
"So verzweifelt hatte ich dich nicht eingeschätzt!", sagte Nadja, die sich schwankend erhob und dem Fahrtwind trotzte. Sie reichte Phoebe eine Hand: "Wo ist dein Gepäck?"
"Irgendwo im Zug", erklärte Phoebe, als sie keuchend auf die Beine kam: "Ich habe nur mein Geld mitgenommen." Und das Medaillon mit ihrem Gesicht darin.
Nadja, deren Tasche noch über ihre Schulter hing, sah über das Zugdach: "Das war vielleicht die beste Entscheidung."
Sie ließ Phoebes Hand nicht los, was ihr nur Recht war. Nachdem sie fast gestorben war, zitterten ihre Beine und sie konnte kaum das Gleichgewicht halten.
Ein anderer Zug näherte sich ihrem von der Seite und schloss langsam auf. Es war ein Schnellzug, hell weiß und mit roten Streifen. Vom Dach eines anderen Zuges sah das lange, schmale Gefährt irgendwie klein aus.
"Steigen wir um?", fragte Nadja und deutete auf den anderen Zug, als dieser ihren langsam überholte.