Ein Badezimmer, so lerne ich, ist ein Zimmer, in dem einstellbare Flüsse fließen. Durch silberne Rohre kann das Wasser heraus fließen, jedoch nur, wenn man einen kleinen Hebel umstellt.
Es gibt vier dieser Flüsse, in der Dusche, der Badewanne, dem Spülstein und der Toilette. Misa lachte mich dafür aus, wie ich jedes einzelne Rohr untersuchte.
Ein Badezimmer ist hell und weiß, mit Fliesen ausgelegt. Natürlich ein Teppich in der Mitte, dieser hellblau. Weiße Duschvorhänge, blaue Muscheln auf die Fliesen gemalt. Regalbretter mit Muscheln und Sand an den Wänden. Weiße Vorhänge vor großen Fenstern und eine Zierpalme. Ich untersuche alles ausnahmslos und nehme sogar die weißen und blauen Kiesel im Topf der Palme unter die Lupe. Misa legt mir in der Zwischenzeit ein großes Handtuch heraus, sowie ein kleineres, Seife in Flaschen (Shampoo) und einen Bademantel.
„Ich habe leider nichts in deiner Größe. Die neuen Sachen werden dir zu groß sein. Sie sind von Paps.“, sagt Misa.
Ich zupfe an meinem Hemd: „Ähm. Also. Das ist nicht nötig.“
Misa starrt mich neugierig an: „Willst du deine dreckigen Sachen wieder anziehen?“
Ich werde rot. „Ich kann sie nicht ausziehen.“, beschämt senke ich den Kopf und betrachte meine langen Zehennägel.
„Echt nicht?“, fragt Misa.
Ich schüttele den Kopf. „Sie sind ... fest. Wie Fell. Theoretisch könnte ich sie abziehen, wenn ich wollte. Doch dann bin ich den Rest meines Lebens ein haarloser Hund. Auch, wenn ich das Hemd wieder anziehe.“
Misa schüttelt sich. „Und du veralberst mich nicht?“
„Einer meiner Brüder hat es nicht geglaubt und seine Jacke kurz ausgezogen. Jetzt wohnt ein Nackt-Koala in unserem Haus.“
„Wenn es nicht so dramatisch wäre, würde ich lachen.“, meint Misa. „Das ist schrecklich.“
„Ich habe gelacht.“, antworte ich und wir beide grinsen.
Dann legt Misa mir alle Sachen hin: „Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du...“
„Schon gut. Woher solltest du das auch wissen?“, Ich nehme vorsichtig das Handtuch in die Hand. Ist das weich!
„Dann...gehe ich jetzt. Bis später.“, sagt Misa und schleicht aus dem Zimmer.
Ich schließe die Tür und klettere vorsichtig unter die Dusche. Als ich das Wasser anmache, ist es erst eiskalt, dann brühend heiß, und schließlich finde ich genau den richtigen Milimeter für eine erträgliche Temperatur. Das Wasser fließt über meine Arme. Ich halte den Kopf mit geschlossenen Augen in den Strahl. Misa hat mir gesagt, ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen, also befolge ich ihren Rat für den Moment. Ich vertraue ihr wirklich.
Langsam wird der ganze Schmutz als graues Wasser von meiner Haut gewaschen. Dampf steigt zur Decke auf. Ich beschließe, den Wasserstrahl nie mehr zu verlassen.
Am Ende wasche ich mir zwar ausgiebig Fell und Kleidung, doch schließlich tapse ich vollkommen aufgeweicht auf den Teppich und trocke mich ab, bis schließlich nur noch die Haarspitzen tropfen. Mir ist warm, als ich durch die Tür in den Flur und die Treppe hinab ins Wohnzimmer gehe.