In der Schlangengrube
Ich ging in diesen, wie immer grünlich schillernden Raum und erkannte, dass alle in Aufbruchsstimmung waren, es gar nicht erwarten konnten, endlich in die Ferien zu kommen. Ich stoppte, als ich eine große, beeindruckende Persönlichkeit lässig am Kamin lehnen sah.
Ich stockte kurz in meiner Bewegung, Snape, was machte der denn hier?
Aber ich verfolgte, wie er mit einigen Siebt- und Sechstklässlern sprach und auch Blaise in dieser erlauchten Runde stand. Es war schon immer erstaunlich, zu sehen, was für ein Regime Snape hier unten in seinen Kerkern führte, anders als McGonagall, die zwar auf Ordnung pochte und dies auch rigoros durchsetzte, ließ Snape den Schlangen sehr viele Freiheiten.
Ihm war es egal, wenn Slytherins Streit hatten, solange dieser im Haus stattfand, sie sich hier duellierten und hier im Haus verletzt wurden. Er hatte ihnen so viel beigebracht, dass sie sich meist selbst heilen konnten. Er war aber oft da und führte seine monatlichen Rapports knallhart durch und er verlangte, dass das Gesicht und der Ruf des Hauses unter allen Umständen nach außen gewahrt bleiben mussten. Aber ansonsten verließ er sich immer auf den Chef des Hauses, dass dieser die Zügel straff in der Hand hielt und er nicht mit unwichtigem Kinderkram belästigt wurde. Dabei funktionierte sein System erschreckend gut.
Denn selbst die Kleinsten erhielten Nachhilfe von den Älteren, damit das Haus immer gute, gleichmäßige Leistungen brachte. Ein Versagen wurde nur sehr ungerne gesehen.
Aber auch wenn wir Gryffindors es nicht zugaben oder sehen wollten, klar, wir waren seit Jahren die Hauspokalgewinner, aber auch nur deshalb, weil uns Dumbledore Jahr für Jahr die Punkte dank Harrys und unserer gewagten Aktionen, die alles entscheidenden und fehlenden Punkte zuschob. Aber rein schulisch betrachtet hätten die Slytherins von der Konstanz der Leistungen her, die Hausfarben angeben müssen, wie sie dies vor unserem Schulantritt jahrelang gemacht hatten, aber wer sagte, dass es gerecht zuging in der Welt und das lernten die Slytherins schon seit ihrem ersten Jahr in der Schule. Das ungeliebte Haus der Schlangen, das misstrauisch beäugt wurde!
Snape unterhielt sich aber mit einigen der Slytherins intensiver, als dies McGonagall je mit ihren Löwen getan hatte. Er war sehr gut in dem was er tat und das wohl immer und überall. Ich konnte regelrecht erfühlen, wie er mich bemerkte und nicht wirklich überrascht wirkte, dass ich hier so verhüllt auftauchte, so trat ich denn selbstsicher in die Runde, die sich ehrfürchtig um Snape gescharrt hatte und andächtig seinen Worten lauschte.
„Wie schön, Sie zu sehen, auch wenn es keine Überraschung ist!“, verkündete da Snape höhnisch und unterbrach sein bisheriges Gespräch mit einem Schulabgänger brüsk, aber seine Augen lagen unleserlich dunkel auf mir.
„Sir, was wollen Sie damit andeuten?“, sorgten wir auch hier mal wieder für Aufsehen, da der Professor derart intim mit mir sprach, der „Untouchable“. Es zeigte, dass wir uns sehr gut kannten und wenn sie wüssten, wie nah, würden sie alle einem Herzinfarkt erliegen, da war ich mir sicher.
„Das heißt, dass ich Sie sprechen will und es ist kein Draco da, um Sie zu retten, daher werden Sie mitkommen!“, ätzte er da in seiner so liebreizenden Art und offenbarte, dass er eigentlich nur zu den Schlangen gegangen war, in der Hoffnung mich abzufangen, ich war fast sprachlos.
„Wer sagt denn, dass ich gerettet werden muss? ... Und was, er ist noch nicht von Lucius zurück? Mhmh, dann ist es ja gut, dass ich nicht seinetwegen herkam…!“, kam es trocken kokettierend von mir und ich beobachtete, wie er zweifelnd die dunklen Brauen hob.
„Blaise, ich müsste dich sprechen!“, wandte ich mich zu dem hübschen, jungen Mann, der stolz in der Runde gestanden hatte und konnte nun sehen, wie seine Augen groß wurden, als hätte er Angst?
Angst, da er mich heute beim Frühstück angefahren hatte? Vielleicht, aber das brauchte er nicht, dafür war ich ihm viel zu dankbar. Die anderen um uns verfolgten alles schweigend und versuchten mehr schlecht als recht, Desinteresse zu heucheln, was ihnen nur bedingt gelang.
„Wie du wünschst! Wo?“, fragte er dann doch tapfer und straffte sich sichtlich. Er war ein stolzer, hochmütiger reinblütiger Slytherin, bis in die Spitzen.
„Dracos Zimmer!“, bestimmte ich und wandte mich ab.
„Miss…!“, erklang Snape sauer, dass ich ihn so stehen lassen wollte und ihm wäre beinah mein Name entwischt, das bekam man mit und ich wirbelte herum.
„Ich habe Sie nicht vergessen, Sir. Es ist nur sehr wichtig, was ich mit Blaise besprechen muss. Habe ich Sie je enttäuscht und mich vor Ihnen gedrückt? Entweder Sie warten bitte die zehn Minuten, oder Sie erwarten mich in Ihren Räumlichkeiten, aber ich verspreche, ich werde kommen, Sir!“, kam es resolut von mir, denn mit meiner Geduld schien es heute nicht weit her zu sein und das schien Snape ebenso zu denken, aber anstatt wütend zu werden lächelte er höhnisch, arrogant auf meine kleine, dunkle Gestalt nieder.
„Ich warte!“, meinte er da auch schon generös schnarrend.
„Als würd ich versuchen wegzulaufen!“, schnaufte ich auf.
„Sie würden uns eh nicht entkommen!“, erklärte er seidig und ließ sogar ein kleines süffisantes Schmunzeln zu, was so welterschütternd für seine Umgebung war, dass die Slytherins ihn konstatiert anstarrten, was er wiederum gekonnt ignorierte.
„Und dessen bin ich mir bewusst!“, sprach ich schon im Gehen und sah wie die Schlangen mit großen Augen auf ihr Oberhaupt stierten, da wir derart salopp miteinander sprachen, so anders als er mit seinen Schülern sprach, eher so, wie er, wenn überhaupt, mit Draco reden würde. Snape schien mich wirklich schon als voll integriertes Mitglied der Familie zu sehen. Ob mich das aber freuen sollte, oder mir eher Angst machte, darüber hatte ich noch nicht entschieden!
In Dracos Zimmer zog ich mir die Kapuze vom Gesicht und sah mich mit einem nervösen Blaise konfrontiert.
„Hermione, ich… das heute in der Früh, das sollte, also…“, fuchtelte er mit den Händen durch die Gegend.
„Ganz ruhig, Blaise, darüber wollte ich gar nicht mit dir sprechen, außer dass ich dir wenn überhaupt dafür danken möchte, das war sehr lieb und genau das was ich gebraucht habe. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, mich verraten? Bestimmt, ich war sehr sauer!“, bekannte ich offen und ehrlich.
„Du bist nicht wütend auf mich?“, klang eindeutig Hoffnung durch.
„Nein, Blaise, nur dankbar für deine Geistesgegenwart. Draco wird auch sehr zufrieden sein!“, meinte ich einfühlsam und dieses Lob schien ihn sehr zu erfreuen.
„Du weißt hoffentlich, dass du in der Halle nach deinem Abgang ganz schön für Furore gesorgt hast. Es war, nachdem du deinen Hintern zur Tür raushattest, als würde ein Pulverfass explodieren und die Professoren sind auch ganz schnell verschwunden! Deine Drohung kam auch bei den Schülern als solche an, du musst aufpassen, dass einige Schlangen mit deinem heutigen Auftreten als Hermione, nicht dein Auftreten hier als „Abraxina“ in Einklang bringen, denn eins sollte man nie tun und das ist, die Schlangen zu unterschätzen!“, warnte er mich eindringlich.
„Ich weiß, Blaise. Du hast recht aber ich war so geladen, das ist jetzt nicht mehr zu ändern, aber ich kann der Kröte keinen Respekt erweisen, das wäre so verlogen. Ich weiß, sonst kann ich perfekt schauspielern, in allem, aber warum sollte ich hier, ich habe diese Frau gehasst…“, fauchte ich böse und wirbelte herum.
„Und du hast sie ermordet!“, sprach Blaise nun ganz beherrscht und gleichgültig eine Tatsache aus, aber er hatte es, wie so oft, haarscharf erkannt, blickte mir aber neugierig, forschend, nach Bestätigung suchend in meine Augen.
„Ja, woher weißt du es?“, gab ich ohne Scheu unumwunden zu.
„Weil du so erregt warst und so überhaupt nicht überrascht, kein Stück, während alle, einschließlich mir, über diese Eröffnung nun ja, doch erstaunt waren. Du hast nicht mal mit der Wimper gezuckt. In dich kam erst Leben, als Dumbledore die Schweigeminute forderte und dein Hinweis, dass du nur für Personen trauerst, die es verdienen, nun das hat zumindest gezeigt, wie du darüber denkst, dass Umbridge tot ist… auf der anderen Seite kenne ich dich und ich weiß durchaus, zu was du fähig bist und ich hab ja auch recht, nicht wahr?“, grinste er zum Schluss seiner Erklärung charmant zu mir.
„Ja, mit allem was du sagst, aber du warst schon immer ein hervorragender Beobachter!“, gestand ich süffisant ein.
„Pass nur auf dich auf, Dumbledore so offen zu drohen!“, schien er besorgt.
„Danke für deinen gutgemeinten Rat und ich weiß, dass ich vorsichtig sein sollte, aber glaub mir, er gehört mir, mit meinem Wissen!“, konnte ich nicht verhindern, dass ich fies zu grinsen begann.
„Ja, das war auch voll heftig, der Alte hat ja fast eingestanden, dass du viel weißt, was die Öffentlichkeit nicht wissen sollte. Das war das Gesprächsthema als ihr alle weg wart. Was du wissen könntest. Hermione, ich glaube, dein Haus beäugt dich sehr misstrauisch, die waren die Lautesten in ihren Vermutungen und Spekulationen und wahrlich nicht froh, dass du eure Hauslehrerin und Dumbledore derart unhöflich angegangen hast!“, berichtete er ausführlich.
„Das glaube ich gerne, aber unser Verhalten Dumbledore gegenüber hat eine Grundlage und geschieht aus gutem Grund. Harry und ich sind uns einig, dass wir ab nun immer so zurückhaltend, skeptisch sind, was auch immer Dumbledore will!“, unterstrich ich meine Aussage mit einer unwirschen Geste meiner Hand.
„Was, das ist ja krass, also ist dies nicht nur deine Meinung sondern auch Potters?“, machte Blaise große Augen über meine Offenbarung.
„Ach, Blaise, es ist viel passiert und es muss viel erzählt werden, aber ich denke, das sollten dann alle auf einmal erfahren, da fällt mir ein, was ich von dir will. Du wirst doch die Ferien eh im Cottage verbringen, oder?“, fragte ich nun fast rhetorisch und wartete gespannt.
„Hätte ich schon wollen, wenn ich denn darf!“, meinte er mit einem schelmischen, gewinnenden Lächeln, aber in seinen dunklen Augen stand die Erleichterung, dass ich fragte.
„Blaise, ich hab doch immer gesagt, dass du willkommen bist, nimm bitte Platz!“, setzte ich mich nun in den Sessel am Kamin und er tat es mir gleich. Die Erziehung der Slytherins war so ganz anders als die der anderen Schüler, er würde nie Platz nehmen, ohne dass ich es ihm anbot, da dies zu entscheiden nur mir zustand.
„Ja, wenn das so ist würde ich gerne, Mutter ist eh gerade in Italien, also ist…“, setzte er sich und zuckte die Schultern.
„Das ist perfekt. Du musst mir noch einen Gefallen tun. Es muss nur schnell gehen, aber ich denke, wenn kannst nur du das schaffen!“, begann ich zu erklären und wollte ausholen als er etwas sagte:
„Wie sagen die Twins immer so schön, alles was du willst, Schönste!“, lächelte er mich mit seinem umwerfenden Charme an.
„Du… du Charmeur, lass das Draco nicht wissen!“, kicherte ich, aber dann räusperte ich mich: „Dein Auftrag wäre folgender: Daphne und Astoria sollen nicht zu ihrer Stiefmutter, dieser Warrington-Schwester, zurück. Ich will, dass sie offiziell bei dir die Ferien verbringen. Sie sollen gar nicht erst in das heimatliche Haus. Ich will, dass sie direkt zu dir gehen und danach kommt ihr alle ins Cottage. Die Twins, die ja dort ständig leben, werden euch empfangen!“
„Wow, du siehst mich sprachlos! Wenn’s gestattet ist, warum?“, war er wirklich überrascht und neugierig.
„Die Mutter ist ein DeathEater und Daphne hat Angst um sich und ihre Schwester, auch dürfte der Lord nicht gut auf die Familie zu sprechen sein und die Stiefmutter würde die Mädchen nicht schützen, hinzu kommt, dass Daphne und Harry ihre erste „Kennenlern-Nacht“ im Raum der Wünsche haben. Ich will nicht, dass ihr was passiert! Also, schaffst du das?“, offenbarte ich damit zwar einiges, aber schließlich gehörte Blaise ja dazu.
„Wow, legt Potter jetzt endlich mal los? Wird auch Zeit. Daphne lief ja fast immer der Sabber aus den Mundwinkeln, wenn sie Potter angesehen hat. Klar schaffe ich das, das sollte meine leichteste Übung sein. Ich kenne die Warringtons recht gut, dank Mutter, das sollte selbst in der Kürze der Zeit kein Problem sein, aber wie bekomme ich Daphne rum?“, strich er sich überlegend über sein Kinn. Ich konnte die Rädchen in seinem Getriebe richtig arbeiten sehen.
„Überlass ich dir, lock sie mit was auch immer. Ich kann dir nur verraten, dass ich Harry auch so bald als möglich ins Cottage hole! Verrate nur nicht zu viel, ich muss dann erst die Zauber auf sie und ihre Schwester legen, das werde ich aber erst im Cottage schaffen, aber ich glaube, sie vertraut dir, bis zu einem gewissen Grad und dürfte so froh sein, dank dir ihrer Stiefmutter zu entkommen, dass sie nicht zu viel fragen wird!“, er würde das schaffen, da war ich mir sehr sicher und wusste, er würde mich nicht enttäuschen.
„Mhm, ich bekomme das hin, aber dann muss ich jetzt ein paar Briefe schreiben, du würdest mich entschuldigen?“, kam ganz abrupt Leben in ihn.
„Natürlich, Blaise, denn ich sollte ihn auch nicht zu lange warten lassen, sonst bekomme ich nur Ärger!“, erinnerte ich mich an Snape, der dort draußen viel zu geduldig wartete.
„Was ist, wenn Draco kommt und nach dir fragt?“, warf er mir noch rasch einen fragendend Blick zu.
„Dann sag ihm, wo ich bin. Ich denke nicht, dass er mich schnell entkommen lässt! Viel Glück und danke nochmal, es ist schön, dich um uns zu haben!“, kam es aufrichtig von mir, er war wirklich ein Geschenk und ich machte ihm mit meiner Aussage gerade eins.
So erhoben wir uns, er sprühte regelrecht vor Aktionismus und ich zog mir wieder den schweren Stoff übers Gesicht.
Als ich alleine, da Blaise an seinen Schreibtisch geeilt war, beseelt auch etwas zu tun zu haben, wieder den Gemeinschaftsraum betrat, bemerkte ich ihn und dass er immer noch auf mich wartete und sich soeben von seinen Schülern verabschiedete, dabei hielt er mir sofort auffordernd seinen Arm hin. Als hätte er Angst, ich würde ihn doch stehen lassen aber, wow, was sollte das, so respektvoll?
Das versprach in seinen Räumen ungemütlich zu werden. Er würde mich wohl ganz schön ausquetschen wollen, das aufgeregte Tuscheln der Schlangen ließen wir hinter uns zurück, ohne es zu beachten.
So galant wie noch nie, geleitete er mich zu seinen Räumen und als sich die Bücherwand hinter uns schloss, hatte er es mit seiner überlegenen Ruhe geschafft, dass ich ein ungutes Kribbeln spürte. Ich fühlte, wie er gekonnt formgewandt meinen Arm von seiner Beuge löste und lautlos hinter mich glitt und ich atmete unruhig tief durch die Nase ein, als ich spürte, wie er nah, sehr nah an mich von hinten herantrat und seine Hände sich über meine Schultern nach vorne zu meiner Schließe bewegten um sie gekonnt, mit flinken Fingern zu lösen.
Er zog mir den Mantel mit der Kapuze ganz sachte aus. Sehr langsam, sehr lasziv löste er den Stoff von mir und ich hörte das raschelnde Gewebe, als er es wegschmiss, da er sich nicht von meiner Rückseite löste, ehe er noch näher kam, nachdem der störende, dicke Mantel weg war.
Ich rührte mich nicht, war wie erstarrt und ich versuchte, vollkommen ruhig zu bleiben und zu erscheinen, versuchte, meinem Herzen den Takt vorzugeben und es nicht schneller schlagen zu lassen.
Ich konnte erahnen, wie er seinen Mund an mein Ohr legte und mir mit einem klirrendkalten Timbre in der Stimme, die folgenden Worte in dieses hauchte:
„Was sollte das heute in der Halle?“ Er bescherte mir doch glatt eine intensive Gänsehaut, als sein heißer Atem über meine empfindliche Haut strich.
„Ich geriet leicht außer Fassung!“, kam es rau über meine trockenen Lippen und ich leckte mir mit der Zunge über diese.
„Und warum ist das so? Was war mit Umbridge als sie ihr Büro zusammen verlassen haben?“, fragte er immer noch leise in meinem Rücken und als ich einen Schritt vorgehen, von ihm wegtreten wollte, lagen seine Händen schon an meinen Schultern und hielten mich auf und ich schluckte schwer.
„Wir gingen in den Wald!“, schloss ich die Augen und versuchte an nichts zu denken.
„Weiter…?“, fragte er eindringlich, dabei lösten sich seine Hände. Er berührte mich jetzt nicht mehr. Er bedrängte mich nur noch mit seinem nahen Körper, aber er fasste mich nicht mehr an.
„Wir gingen immer tiefer… dann haben Harry und ich sie aus den Augen verloren…“, und schon flog ich urplötzlich im hohen Bogen gegen das Regal.
Ich krachte ungebremst, mit Wucht hinein, hatte gar nicht meine Hände so schnell hochreißen können um die Kollision abzuschwächen. Meine Schulter schlug brutal in das Holz ein und ich jaulte schmerzhaft auf, als es bei meinem heftigen Zusammenprall nur so laut krachte und ich konnte das Holz unter dem Aufprall splittern und bersten hören.
Ich ging schwungvoll zu Boden und die Bücher fielen auf mich und ich machte mich instinktiv klein, rollte mich zusammen, als sie schmerzhaft auf meinen Rücken und mir die Luft gewaltsam aus den Lungen pressten. Auch meine Arme, mit denen ich versuchte meinen Kopf zu schützen, wurden von ihnen getroffen, das waren wuchtige, dicke Folianten, die echt schwer waren. Sie begruben mich fast unter sich und ich lag erdrückt unter der Last. Schmerz, das spürte ich, war allgegenwärtig.
Wollte er mich erschlagen?
Das war mein erster Gedanke, zu dem ich nach der Attacke fähig war. Ich konnte das Dröhnen meines Kopfes wahrnehmen, das beständige Pochen in mir hören, da ich auch mit dem Kopf an das Regal angeschlagen war, bevor ich in die Knie ging.
Aua…, warum musste mir mein Glück immer so hold sein und mich mit Männern, die eindeutig unter Stimmungsumschwüngen litten, zusammenzuführen? Hatte ich das verdient, nach gestern? Ich sag mal nein, Mann, tat ich mir leid.
Er war sauer, da ich ihn belogen hatte, aber das konnte er doch nicht wissen, oder? Na gut, vielleicht unterschätzte ich ihn hier, aber mal ehrlich, sollte ich sagen: „Habe mal den Avada an der Alten getestet?“
Die schweren Bücher erhoben sich wie von Zauberhand von mir und sie schwebten zurück in das, wie ich erkannte als ich hochlinste, wieder reparierte Bücherregal. Ich lag immer noch in meiner embryonalen Haltung schützend zusammengekugelt da, aber dieser Last enthoben zu sein erleichterte mir das Atmen doch ungemein.
Na toll, mein großer, böser DeathEater wollte mir mal gleich wieder vor Augen führen, wer hier die Hosen anhatte.
Ich zog die schützenden Hände vorsichtig von meinem Gesicht und linste behutsam hoch und beobachtete, wie er sich mit weit um ihn wallenden, schwarzen Roben, lässig entspannt in seinen Sessel gesetzt hatte und nun die Beine übereinanderschlug, ein Kristallglas in der Hand hatte und mit distanziertem Blick auf mich starrte. Ich traute mich ganz vorsichtig, mich auf meine Hände zu ziehen und meine, dank ihm, nun schmerzenden Glieder zu strecken.
Autsch, tat mir der Rücken weh, diese Bücher waren wirklich nicht die leichtesten. Ich fuhr mit der Rechten zu meiner Schläfe. Kurz darüber pochte es gefährlich und ich spürte sofort die Nässe, als ich beim brennenden Punkt ankam. Eine kleine Platzwunde. Das klebrige Blut lief mir über die Wange und an meinem Hals hinab und ich wischte mir das Blut an meiner Jeans, die ich trug, mit einem tiefen Seufzer von der Hand ab. Warum immer ich?
„Chrmm…“, hob ich darauf sofort meinen leicht dröhnenden Kopf.
„Damit du eines gleich richtig verstehst! Du gehörst jetzt zu uns! Du solltest am besten unverzüglich beginnen, dir anzueignen, dass du uns in der Familie keine Lügen auftischen brauchst!“, tröpfelte es stark akzentuiert aus seinem bösen Mund.
Die Stimme klirrte gefährlich, wie Eis, sodass er es schaffte, dass mir kalt wurde und ich ein leichtes Zittern, das mir entkommen wollte, schwer unterdrücken musste. Ich saß hier blutend vor ihm und er herrschte in seinem Sessel über mich und ich ahnte, die Malfoys würden ihre Macht über mich wohl noch mehr demonstrieren.
„Denn das wird immer bestraft und nicht akzeptiert!“, belehrte er mich arrogant.
„Aber wie ich dich kenne, dürfte es dir nicht schwerfallen, schnell zu lernen!“, meinte er dann abwägend und zuckte überlegen die Schultern.
„Und nun komm, stehe auf und setz dich. Ich will alles erfahren!“, meinte er da, blickte absichtlich provozierend langsam von mir weg in die prasselnden Flammen des Kaminfeuers, das trotz des beginnenden Sommers hier in den Kerkern hell loderte, da es hier immer kalt, feucht und zugig war. Das hieß dann wohl, dass er mir nicht helfen würde.
Ich tat wie gefordert und zog mich schwer auf meine Füße und stöhnte unterdrückt auf, pah, von so einem Stups ließ ich mich doch nicht unterbuttern. Meine blaue, rechte Seite, die auf dem Holz voll aufgeschlagen war und die Platzwunde, das war alles, dies hatte ein schneller Check meines Körpers ergeben.
Also nichts was arg schlimm wäre, nur das Blut begann zu nerven und so setzte ich mich auf die Couch und versorgte mich schnell. Heilte die Platzwunde am Kopf, was gar nicht so einfach war, da ich nichts sah, aber es ging, das konnte ich am Ziepen der sich schließenden Wunde fühlen und reinigte die Sauerei, die mein Blut angerichtet hatte, alles was er vorgab nicht zu sehen.
Als ich an die Rückenlehne sank und ihn nun herausfordernd ansah, bemerkte ich, dass er mich nun wieder sehr genau im Blick hatte und ich hob nun meine Braue provozierend und abwägend. Er schüttelte seine Hand mit dem darin befindlichen Glas und die goldene Flüssigkeit schwappte von einer Seite zur anderen und ich verstand die Aufforderung und nickte bittend. Schon stand ein Drink vor mir auf dem Tisch und ich griff beherzt zu und nahm einen tiefen, beruhigenden Schluck. Dass das erste ruhige Gespräch mit ihm für mich in mehrfacher Hinsicht nicht leicht sein würde, war mir klar gewesen, aber ganz tief in mir fühlte ich… was ich relativ gut in mir vergrub, dass er mich unsicher machte, da ich die Angst, dass er mich einfach packen und auf sein Bett schmeißen würde nicht vollends verhindern konnte.
Ich musste die Angst echt unterdrücken, da ich dachte, ab und an, in ganz seltenen Momenten, die Gier in seinen Augen aufleuchten sehen zu können.
Aber ich konnte mich auch täuschen, schließlich gab es nicht einen Menschen auf der Welt, der so komplex und absolut, vollkommen nicht einzuschätzen war wie Snape.
Das Einzige, was mich noch beschäftigte, war die Gewalt, die ich immer wieder um mich herum einstecken musste. Das Gute war nur, dass ich aus echt hartem Holz geschnitzt war, sonst wäre ich wohl schon längst unter der körperlichen Gewalt zusammengebrochen, der ich immer ausgesetzt war. Der ich mich zum Teil selbst freiwillig aussetzte. Scheiße, dass ich mich für so ein Leben entschieden hatte, stieß ich nochmal einen tiefen, schicksalsergebenen Seufzer aus und sah ihn nun beherrscht an.
„Nun, fang an!“, herrschte er mich ungeduldig an und unterbrach meine Gedanken, die gerade so schön im Selbstmitleid gebadet hatten.
„Mhm, Harry und ich gingen mit ihr in den Wald, aber das wissen Sie bestimmt schon?“, nickte er mir hochmütig zu und trank einen Schluck.
„Und dann hast du sie getötet!“, sprach er aus, was mir gerade ihm gegenüber nicht über die Lippen gekommen war.
„Ja, ich dachte, ich sollte mal den Avada üben!“, meinte ich frech und funkelte ihn herausfordernd an.
„Wie es scheint, ist er dir gut von der Hand gegangen?“, entgegnete er erschreckend gleichgültig über mein Eingeständnis.
„Ja, war kein Problem!“, blieb ich sehr kalt und reckte mein Haupt arrogant in die Höhe.
„Dann wird es dich interessieren, dass es nicht klar ist, wie sie gestorben ist…“, warf ich ihm nun einen verständnislosen Blick zu und er schmunzelte leicht hämisch.
„Ja, du hast richtig gehört. Einige Tiere schienen Gefallen an ihr gefunden zu haben, sie sieht nicht… schön aus, aber aufgrund dieser Tatsache ist leider nicht eindeutig zu sagen, wegen welcher Ursache sie zu Tode kam!“, zeigte er ein gemeines Grinsen. Er hatte, wie es schien, die alte Kröte auch nicht gemocht und weinte ihr keine Träne hinterher.
„Das ist gut!“, erwiderte ich atemlos, da mein Hirn gleich wieder auf Hochtouren lief und ich wusste, dass somit die Story, dass wir sie aus den Augen verloren und nicht wiedergefunden hatten, glaubhafter wurde, als wenn ersichtlich geworden wäre, dass sie ein unverzeihlicher Fluch niedergestreckt hatte. Ich hoffe, die Kröte war für die Acromantulas und das andere Getier ein Genuss gewesen. Danke, kann ich da nur sagen, das würde mir viele unangenehme Fragen ersparen.
„Ich wusste, dass du die positiven Aspekte aus dieser Tatsache ziehen wirst!“, beschied er mir mit stechenden, schwarzen Augen. „Du steigerst dich sehr schnell. Ich habe beim Verlassen des Ministeriums Jugson gesehen. Gute, saubere Arbeit, mein Kompliment, auch deine Leistung bei Nott fand ich durchwegs beeindruckend, sehr gut gemacht. Unser Training bringt etwas und ich genieße es, zu sehen, wenn mein Unterricht so sichtbare Erfolge zeigt!“, machte er mich sprachlos, wie er mich hier lobte und sich beeindruckt gab, über meine Untaten, dabei zeigte er keine offenen Emotionen. „Was hast du noch getan?“
„Crabbe, aber das war mehr ein Versehen denn Absicht, auch wenn das Ergebnis absolut faszinierend war…“, bekannte ich analysierend und er nickte wohlwollend.
„Ja, Professor Dumbledore erzählte von dem Phänomen, interessant! Was war, als ich weg war? Dass Black tot ist, weiß ich, was war noch?“, forschte er interessiert weiter und ich begann meine Lippen zu malträtieren, ja, Sirius war tot.
„Harry hat versucht, den Cruciatus auf Lestrange anzuwenden!“, stieß ich leicht atemlos hervor und spielte mit dem Glas in meinen Händen.
„Worin er jämmerlich versagt haben dürfte!“, bei dieser Feststellung verzog sich seine Mimik verachtend.
„Korrekt, aber trotzdem… er hat es versucht!“, verteidigte ich Harrys Scheitern vehement und erntete einen scharfen Blick.
„Was war weiter, lass dir nicht alles so aus der Nase ziehen…“, befahl er ungeduldig und sah mich böse an, mich brachte es ja regelrecht aus dem Konzept, dass er mich immer duzte!
Als ich gerade ansetzen wollte, meine Tat zur Rettung Lucius‘ zu gestehen, ging die Tür abrupt auf und Draco trat, wie eine Gewitterwolke, ein. Seine Laune schien bombastisch. Der Sturm in seinen grauen Augen tobte, was gut auszumachen war, so kühl wie er uns ansah.
War ich froh, dass wir so unverfänglich weit auseinandersaßen, so wie er gerade wirkte, hätten wir wohl bei einem intimeren Beisammensein mit seinem Zorn rechnen müssen. Er hatte die Lippen verkniffen und steuerte nun auf mich zu, setzte sich grußlos neben mich auf die Couch und riss mir meinen Drink regelrecht grob aus der Hand.
Selbst Snape blickte ihn abwartend stumm an, versuchte seine Laune einzuschätzen und zu ergründen, was passiert war, als Draco das leere Glas klirrend auf den Tisch stellte, sich zurücklehnte und sich mir zuwandte, seine Hand hob und besitzergreifend nach meinem Nacken griff. Seine kalten Finger schlossen sich bestimmt um meinen Nacken und meinen Leib durchlief ein Beben, das sichtbar wurde und dann zog er mich geschmeidig, dirigierend zu sich, immer näher.
Mir war klar, was Draco wollte, aber doch nicht so, vor Snape, der doch auch, also… ich meine, er und ich, also… ohhhhhh, Himmel, ich hatte mit beiden etwas sehr Intimes getan. Aber Dracos Finger in meinem Nacken ließen an seinem festen Griff erahnen, dass er mir keine Wahl lassen würde und so lockerte ich bewusst meine Muskulatur, verfolgte, wie sich mein Gesicht seinem näherte und dann fühlte ich auch schon seine hungrigen Lippen auf den meinen. Und auch wenn sie bis vor einer Minute noch so hart und unnachgiebig gewirkt hatten, nun waren sie ganz weich und sanft, wie sie so verlangend auf meinem Mund lagen. Ich hatte meine Hände an seiner Brust abgestützt.
Er war heute sehr bestimmt, ließ sich nicht beirren, er lockerte auch seinen Griff nicht und küsste mich stürmisch und ich stöhnte leicht über so viel Ungestüm in den Kuss hinein, konnte aber den Gedanken, dass Snape uns in seinem Sessel gegenübersaß, nicht verdrängen, dass er uns ganz genau beobachtete.
Als er mich leicht in die Lippe biss, wollte ich zurückzucken, aber er ließ es nicht zu und drückte mir wieder seinen Mund auf, drängte sich durch meine Lippen um nun meinen Mund vollends zu erobern und ich versuchte, den Druck seiner Hand in meinem Nacken abzuschütteln, als ich ein Geräusch vernahm. Es war eindeutig Snape zuzuordnen und dieser räusperte sich vernehmlich, als ich spürte, wie Draco endlich aufgab und seinen Kopf leicht zurückzog und mir intensiv mit einem feurigen Blick in die Augen starrte, der mich zum Schmelzen brachte. Als er wohl diesen Ausdruck sah, der sich in meinem Blick spiegeln musste, zuckten seine Mundwinkel zufrieden in die Höhe und er hauchte mir einen abschließenden, sanften Kuss auf die geschlossenen Lippen.
„Was ist, Severus?“, fragte da Draco provokant und drehte seinen Kopf.
„Ich muss mir das doch nicht ansehen, oder? Dafür hast du ein Zimmer!“, schnarrte Snape ölig.
Und Draco gab mich frei, löste seinen Klammergriff und lehnte sich zurück, überkreuzte die Arme und beobachtete Snape ungerührt.
„Ach, hab dich mal nicht so…!“, wackelte Draco provokant mit seinen Brauen.
„Warum bist du so schlecht drauf?“, wagte ich zu fragen.
„Ich erhielt heute Nacht noch eine dringliche Eule. Vater wollte mich umgehend sehen, sagen wir mal so, ich habe ihn selten so erregt erlebt, wie in dieser Nacht… das wird auch dich interessieren, Severus!“, beschied er uns.
„Du, mein Liebling, hast Vater bis ins Mark schockiert, wie gesagt, ich habe selten erlebt, dass er so durcheinander war!“, erklärte Draco und bat mit einer Geste um etwas zu trinken.
„Was hast du nun schon wieder getan, habe ich dich nicht zurückgehalten, damit du nicht am Kampf in der Halle teilnimmst?“, stöhnte ein genervter Snape leidlich auf.
„Ja, auch dein Auftauchen hat Vater verwundert, aber dies tritt für ihn in den Hintergrund!“, packte Draco nun meine Hand und hauchte einen Kuss darauf und schenkte mir einen warmen Blick, was, als ich Snape einen kurzen Blick zuwarf, diesen die Stirn runzeln ließ.
„Ich muss dir danken, Hermione, dass du Vater vor Askaban bewahrt hast!“, kam es inbrünstig von ihm und Snape erlaubte sich die Blöße, zischend nach Luft zu schnappen, wow, diese Respektsbezeichnung, nur weil ich Lucius vorm Knast bewahrt hatte, das war doch schön und so schenkte ich Draco ein verschmitztes Lächeln. Da ich mir dachte, dass Lucius sich bestimmt auch ohne meine Hilfe seinen Weg gebahnt hätte, die Frage wäre nur, mit welchem Schaden?
„Wie?“, meinte da auch schon Snape perplex.
„Vater erzählte, dass als Bella und Potter die Halle verließen, der Werwolf ihn noch bedroht hätte und er unbewaffnet war, als auf einmal aus der Dunkelheit ein roter Strahl auf Lupin zuhielt und in dessen Rücken krachte, dieser brach daraufhin zusammen. Vater erzählte mir weiter, er selbst sei im ersten Moment total überrumpelt gewesen und als er dann Hermione erkannte, welche die einzige weit und breit war und dann auch noch ihren Kopf vor ihm senkte und ihm bedeutete abzuhauen, dachte er ihn träfe der Schlag!“, zierte ein fast wehmütiges Lächeln Dracos Züge.
„Vater ist in dieser Hinsicht vollkommen durch den Wind. Er hat keine Ahnung, warum und aus welchen Gründen so ein Verhalten von unserem süßen Mudblood hier zu erwarten war. Du, Severus, hättest wahrlich vergnügen mit Vater und seiner Rätselei, das wird sehr lustig, wenn wir ihm Hermione vorstellen!“, lachte Draco böse auf und ich konnte mitverfolgen, wie selbst Snape die Zähne beim Lachen zeigte und er so sehr an einen bösen Wolf erinnerte. Es schien sie aber ernsthaft zu erheitern, sich Lucius‘ Erstaunen vorzustellen und sie mit Vorfreude zu beseelen, dass sie mehr wussten als Lucius.
„Meine Liebe, du schaffst es wirklich, mich immer wieder zu erstaunen. Ich hätte nicht gedacht, dass du ein Mitglied des Ordens angreifst um Lucius zu befreien, wahrlich überraschend! Und an sich auch unnötig… Lucius braucht meist keine Hilfe…“, räumte Snape zu mir ein, prostete mir aber herausfordernd zu, bevor er weitersprach, aber mir dabei das bestätigte was ich selbst gedacht hatte.
„Aber es zeigt, wenn du dich schon so mit der neuen, unabänderlichen Situation angefreundet hast, selbst Lucius im Kampf zu helfen, hätte es meiner vorhergehenden Demonstration gar nicht bedurft…“, neigte er seinen Kopf und zeigte mir, dass er mit meiner Entscheidung mehr als zufrieden war.
„Was meinst du? Was meint er?“, sah Draco uns beide fragend an und zog fordernd die so helle, elegante Augenbraue hoch. Da es nicht so aussah, als würde der Mann in seinem Sessel antworten wollen, fing ich an.
„Ich habe Bekanntschaft mit dem Bücherregal gemacht!“, konnte ich beobachten, wie meine trockene, ironische Formulierung Snape lächeln ließ.
„Was, warum, Severus?“, meinte Draco hart.
„Unser lieber Familienzuwachs dachte, sie müsste mich belügen und das ist inakzeptabel!“, kam es knallhart von ihm.
„Wo er recht hat, Hermione, du kannst und musst zu uns immer ehrlich sein!“, stellte Draco sich voll auf meine Seite, dachte ich zynisch. „Über was hast du gelogen?“, da ich mich jetzt weigerte, was zu sagen übernahm Snape.
„Dass sie Jugson im Kampf und Umbridge im Wald mit dem Avada niedergestreckt hat“, erklärte Snape sehr lapidar und hob wieder sein Glas.
„Oh, nun… geht es, mein Liebling?“, fragte Draco eher besorgt und ich nickte und zeigte ihm, indem ich den Kopf hob, die in meinen Augen stehende Gleichgültigkeit und er nickte zufrieden.
„Blaise hat mir noch schnell die Geschehnisse in der Großen Halle heute Morgen geschildert… schade, dass ich nicht da war, aber andere Frage, müssen wir uns Sorgen wegen Umbridge machen, dass sie Hermione auf die Spur kommen?“, war das nicht lieb? Er sorgte sich nur darum ob ich entkam, wenn das keine Zuneigung war, weiß ich auch nicht.
„Keine Sorge, Draco, von der nervenden Ziege ist so wenig übrig, dass ihre Todesart nicht festgestellt werden kann und Jugson könnte auch von einem verirrten Todesfluch seiner Kumpane umgekommen sein. Ich denke nicht, dass sie hier irgendetwas zu befürchten hätte!“, sagte er vollkommen überzeugt, dass man erkannte, dass er sich schon alles für meine Verteidigung überlegt und zurechtgelegt hatte, Snape erstaunte mich immer wieder.
„Gut, das ist gut!“, zeigte sich Draco sehr zufrieden und absolut nicht geschockt, eher vollkommen gleichgültig.
„Gestatte nun du die Frage, was Lucius den ganzen Tag von dir wollte und fast die ganze Nacht?“, forschte Snape nach.
„Natürlich, Vater wollte, nachdem er entkam, im Wissen, dass es Ärger mit dem Lord geben würde, gleich in Aktion treten und brauchte meine Hilfe und sagen wir mal so, wir konnten den Lord mit unserer Aktion wohl wieder einfangen und ihn ansatzweise befriedigen! Freut euch morgen in der Früh auf den Propheten…“, erklärte Draco sehr abgebrüht und er verzog seine Mundwinkel sehr zufrieden erscheinend.
„Was habt ihr getan?“, wollte Snape neugierig wissen.
„Wir sind zu siebt, ja, Bella gehörte auch zu der kleinen Truppe, im Schutz der beginnenden Dunkelheit, nach reiflicher, schneller Planung den ganzen Tag über, nach Askaban und haben alle DeathEater rausgeholt. Nicht nur die, welche in der vorhergehenden Nacht im Ministerium geschnappt wurden, sondern so viele wie möglich… und Vater hat dann noch mit den Dementoren verhandelt, wie vom Lord gewünscht und diese haben Fudge nun gesagt, dass sie sich weigern, Askaban weiter zu bewachen, das war herrlich, wenn Vater etwas kann ist es so was, hab mich fast weggeschmissen vor Lachen, als die so verhandelt haben!“, kicherte er böse.
„Was, war die Aktion nicht ein bisschen übereilt?“, rief Snape und ich unterbrach ihn und schüttelte den Kopf:
„Nein, an sich nicht, da es nach außen den Aktionismus des Lords offenbart! Nun, da bekannt ist, dass er wieder da ist und wie schnell dieser erfolgreich agieren kann. Und er brüskiert das Ministerium und Dumbledore. Und das war von den Malfoys ein genialer Schachzug, so schnell zurückzuschlagen!“, führte ich sehr pragmatisch aus.
„Genau, Hermine, das waren auch meine Argumente gleich zuzuschlagen, als wir darüber beratschlagt haben… es war nur nicht so einfach, reinzukommen…!“, verschloss er sich eindeutig und ich fasste nach seiner Hand.
„Wie viele?“, hatte ich den Schatten in seinen sturmgrauen Augen wahrgenommen und wusste nun, dass wohl auch Draco sein erstes Mal hinter sich gebracht hatte.
„Fünf!“, hauchte er nur leise.
„Verdammt!“, schimpfte Snape wispernd los.
„Na, sieh es positiv, Draco, damit schlägst du mich in einer einzigen Nacht um Längen. Bei mir sind es über die ganze Zeit nur drei geworden!“, meinte ich da gelassen und beide Männer sahen zuerst mich und dann sich verständig an und ein diabolisches Lächeln breitete sich zögerlich auf ihren Gesichtern aus.
„Du hattest recht, Draco, sie passt zu uns!“, war das letzte, was Snape wohlwollend von sich gab.