https://www.deviantart.com/ifritnox/art/685562776
Es begann an einem erstaunlich lauem Abend an der Grenze zum eisigen Reich der adeligen Blutsauger tief im Herzen des Dunklen Reiches.
Ein Feuer flackerte zwischen den verkümmerten Kiefern, die Schnee und Wind mit dürren Ästen zu trotzen versuchten. Die Luft war erfüllt von fernem Wolfsgeheul. Ein lang anhaltender Schneesturm war zu Ende gegangen.
Am Feuer saß eine einzige, schlanke Gestalt, gekleidet in dunkle, förmliche Kleidung, die blonden Haare sehr viel ordentlicher gekämmt, als es später der Fall sein sollte.
Iljan sah in die Funken, die über dem Feuer tanzten, folgte dem Rauch auf seinem Weg hinauf in die Dunkelheit.
Er spürte Jackie, bevor er das nasse Wolfsfell roch, ihren hechelnden Atem im Wind hörte. Sie näherte sich dem Feuer langsam, ihre grünen Augen glühten und spiegelten den Feuerschein wider.
Es war Halbmond. Jackie sah nicht anders aus als ein normaler Wolf dieser Taiga, was bedeutete, dass ein stehender Mann ihr in die Augen sehen könnte. Nur ihr rotes Fell war auffällig, dicht und lockig wie es war.
Iljan sagte nichts, während sie sich an das Feuer setzte und mit den Zähnen ein paar Zweige aus dem Fell ihrer Vorderpfote zog.
Er grinste.
Jackie hob den Blick und verengte belustigt die Augen.
Iljan begann zu kichern und auch Jackie lachte, indem sie mit dem Schwanz wedelte. Iljan sprang auf und umarmte sie zur Begrüßung. Dann wartete er, bis Jackie sich hinter einem Baum verwandelt und umgezogen hatte und ihre Hände am Feuer wärmte.
»Nun, Räuberin? Wie läuft's?«, fragte Iljan.
»Furchtbar. Jelkan lässt mich keinen Augenblick aus den Augen«, klagte Jackie. »Was immer ich tue, ständig taucht sein dummes Gesicht hinter einer Ecke auf! Du kannst es dir nicht vorstellen!«
»Das kann ich sehr gut«, sagte Iljan ernst.
Sie schwiegen eine Weile einträchtig. Jackie hauchte in ihre Hände. »Es ist so kalt hier«, sagte sie leise.
»Vermisst du dein Zuhause?«, fragte Iljan nach kurzem Zögern. Er hatte diese Frage noch nie gestellt.
Jackie hob den Blick. Tränen schimmerten in ihren Augen. Sie nickte.
Iljan wusste nicht, wie er reagieren sollte. Er betrachtete seine Hände, die perfekten Fingernägel, die jeden Morgen von einem Diener gefeilt wurden. Dann zupfte er an seinem weißen Kragen.
Jackie ergriff schließlich das Wort. »Es gab dort wunderschöne, grüne Wiesen. Und kleine Seen im Wald, wo alles so friedlich schien. Und es war viel, viel wärmer!«
Iljan lächelte. »Klingt schön.«
»Du hättest das Dorf sehen müssen – in der Schmiede bekamen wir manchmal Nägel oder Metallreste geschenkt, wenn etwas kaputt gegangen war. Manchmal hat der Schmied auch kleine Figuren oder Blumen gemacht. Und die Bäcker haben jeden Abend die Brote verschenkt, die sie tagsüber nicht verkaufen konnten!«
»Haben dann überhaupt noch Leute Brot gekauft?«, wunderte sich Iljan.
Jackie nickte. »Ich weiß, dass das hier anders wäre. Aber zuhause - die Leute wissen ja, dass der Bäcker von etwas leben muss. Wer kann, der kauft die Brote. Beschenken lassen sich nur die Kinder, und die, die kein Geld haben.«
Sie sah in den Sternenhimmel. »Die Sterne waren dort größer, glaube ich.«
Iljan ließ sich in den Schnee sinken, dessen Kälte er nicht spüren konnte, und verschränkte die Hände im Nacken. Der steife, förmliche Anzug spannte bei diesen Bewegungen.
»Ich würde dein Dorf wirklich gerne sehen«, sagte er.
Eine Weile herrschte Stille. Dann sagte Jackie. »Wir könnten abhauen. Einfach über die Grenze gehen.«
»Sie würden uns niemals akzeptieren«, sagte Iljan. »Ich bin ein Vampir, du ein Werwolf. Die Hellen würden uns töten.«
Jackie hatte sich nach am Feuer zusammengekauert, die Arme um die Knie geschlungen und die Stirn auf den Armen abgelegt.
Iljan setzte sich wieder auf. »Es sei denn ...«, sagte er langsam. »Es sei denn, wir könnten ihnen beweisen, dass wir keine Monster sind.«
Jackie hob den Kopf.