August
Ich sitze mit Aiden auf der Bank vor unserem kleinen Haus. Die Stille der Wüste ist beinahe erdrückend.
Schweigend sieht Aiden auf seine Hände.
„Ich habe immer noch Alpträume, Fenia.“, sagt mein Bruder leise.
Ich lege ihm meine Hand auf den Arm: „Es ist vorbei. Du wirst wieder gesund, Aiden.“
„Ich habe Menschen verletzt und getötet“, spricht er aus, was ich zu verdrängen suche.
Ich kann nicht antworten. Ich halte ihn einfach nur fest.
„Wir stehen das durch, Bruder“, sage ich. „Wir werden unsere Magie einfach nie mehr nutzen. Dann wird auch nichts mehr geschehen.“
Plötzlich spüre ich etwas. Energie in der sonst so menschenleeren Wüste. Aiden spürt es auch.
Wir springen auf, nervös.
Die Energie ist stark, stärker als bei normalen Menschen. Der Boden vor unseren Füßen beginnt zu beben.
Wir springen zurück. Aiden fasst meinen Arm, wir sind beide erstarrt. Aus dem Boden schiebt sich etwas – ein Kopf, nein, zwei!
Zwei Kinder. Sie halten einander umklammert und gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Sie haben kupferfarbene Haut, braune Locken, identische Gesichter und auch identische Kleidung: Roben aus einem Material, dass mir unbekannt ist. Vielleicht aus Pflanzenfaser. Die Robe des einen ist braun, die des anderen lindgrün.
Beide öffnen ihre goldenen Augen. Ich kann nicht sagen, ob sie Jungen oder Mädchen sind.
„Hallo, Kinder der Flammen“, sagen sie beide wie aus einem Mund.
Aiden und ich starren die beiden Kinder an.
Ein Kind hält eine große Sonnenblume in den Händen. Ich erinnere mich. An den Tag, als ich meine Kräfte entdeckte.
„Wir sind die Kinder der Erde. Wir kommen zu euch, denn die Zeit drängt. Das Ende kommt.“
„Das Ende kommt?“, fragt Aiden und ich sehe die beiden Sandgeister genauso unverständig an. Vorsichtig kneife ich mich, ob das auch ja kein Traum ist.
Die beiden Kinder nicken wie ein Mensch. Ich habe mich im Verdacht, zu schielen.
„Das Ende kommt. Feuer, Sturm, Beben, Eis und Nacht. Es ist unsere Aufgabe, die Welt zu retten.“
Sie sehen uns an. Mir ist irgendwie klar, dass mein Bruder Aiden und ich in dieses „wir“ hineingehören.
Ich schüttele den Kopf: „Wir zaubern nicht mehr.“
„Ihr müsst“, sagen die beiden Kinder. „Sieben müssen sich dem Untergang stellen, oder alle Hoffnung ist verloren.“
Wir starren uns gegenseitig an. Zwei Geschwister auf der einen, zwei auf der anderen Seite.
„Das müsst ihr uns erklären“, sage ich langsam. Dann besinne ich mich auf die Höflichkeit. „Das ist mein Bruder Aiden, und ich bin Fenia. Ja, wir sind Kinder des Feuers.“
Die beiden Zwillinge lächeln: „Wir heißen Dimitri und Demetia. Und wir werden euch alles erklären.“