>Es gibt Menschen, deren Albträume beginnen, wenn sie schlafen gehen. Und es gibt Menschen, deren Albträume beginnen, wenn sie aufwachen.<
"BIEP. BIEP. BIEP. BIIEEP. BIIEE~".Genervt streckte sie die Hand nach dem besten Freund des Neuzeitmenschen aus und stellte den Alarm ihres Smartphones auf stumm. Nur langsam begann sie sich zu regen und aufzusetzen, sich müde die Augen zu reiben und über den Tag zu meckern. "Viel zu früh... will nicht raus..."
Leica quengelte wie jeden Morgen, wenn es hieß sich für die Schule fertig zu machen. Und heute war auch noch der erste Tag nach den langen Sommerferien.
Das schwarzhaarige Mädchen würde ab heute die Klasse besuchen, die gleichen Idioten wie immer sehen und sich wieder einmal wünschen, sie würden alle einfach so verschwinden. Doch leider konnte man als normaler Mensch nichts ausrichten können. Oder etwa doch?Angezogen schleppte sie sich ins Wohnzimmer, wo ihre Mutter und Schwester bereits auf sie warteten, jedoch nur um sich zu verabschieden, denn die keine Selena musste in den Kindergarten. Ein schneller Gruß, ein kurzer Kuss und schon war Leica wieder allein.
Eine Stunde später saß sie gelangweilt an ihrem Platz in der Fensterreihe, stützte den Kopf auf die Handfläche und träumte in den Tag hinein. Da das junge Mädchen recht still im Unterricht war fiel sie in der Masse wenig auf, trug unnahbar schlichte Kleidung und hatte tagtäglich die selbe Frisur. Aus den Oberflächlichkeiten der anderen machte sie sich nicht viel, ein Grund für die fehlenden Freunde in ihrem Leben. Da war ein Mädchen in ihrer Klasse, welche sie mochte, Keilee, und sie waren sogar Freundinnen... meistens. Keilee war ein Biest, eine falsche Schlange und ein hinterhältiges Wesen, und doch war sie die einzige, der sie sich anvertraute. Auch wenn sie hintergangen wurde, so war sie doch nicht allein.
"Aufgepasst, Herrschaften!"Die Stimme des Klassenlehrers ertönte und brachte einige Gespräche der Schüler zum verstummen. Neben ihm standen einige neue Schüler, darunter ein sichtlicher Außenseiter. Man konnte sagen, dass alle dreizehn Jährigen wie Außenseiter aussahen. Doch man merkte an dem Gang und der Haltung, dass dieser Junge eher der zurückhaltende Typ war."Wir freuen uns sehr, diese neuen Mitschüler begrüßen zu dürfen. Ich bitte euch darum, sie mit offenen Armen zu empfangen."Kaum waren die Worte des älteren Mannes gesprochen, begannen die Schüler wieder mit ihren Gesprächen, schenkten den neuen kaum mehr Beachtung. Nur Leicas Blick haftete an den neuen. Jedem konnte man ansehen, zu welcher Gruppe er gehören würden, und wie es üblich war gesellten sie sich sofort zu den jeweiligen Gruppen. Die Jungen suchten sich eine leere Bank und warteten auf den Beginn des Unterrichtes."Also, wie ihr euch sicherlich noch erinnern könnt..."
Pause. Die Zeit in der man seine Gedanken frei herum fliegen lassen konnte, seiner Fantasie freien Lauf lassen konnte, abschaltete. Und dafür hatte das Mädchen einen besonderen Platz. Hinter dem Schulhof war ein kleiner Hügel, verdeckt durch endloses hohes Gras, dicht bewachsene Büsche und Bäume, welche zusätzlich erholsamen Schatten spendeten. Was gab es besseres an einem so warmen Spätsommertag? Die Arme hinter dem Kopf verschränkt verzog sich Leica auf den Hügel, schloss die Augen, döste. Döste mehr, sank tiefer, immer tiefer hinab in die Traumwelt, bis sie an dem Ort erwachte an dem sie sich letzte Nacht hatte schlafen gelegt.
Maloj. Eine Art Krater, Eldur, in dem ihre Gestalt als Dämonin eher willkommen war als in allen anderen Teilen Malojs. Umgeben von Wesen wie dem ihren, Dämonen, Teufeln, Drachen und Feuerechsen, Steinriesen und Kemuri Geistern stand sie nun in knappen schwarzen Pants und bauchfreiem Top auf einem Felsvorsprung. Die schwarzen Haare hingen ihr im Gesicht, umrahmten die rot leuchtenden Augen und gaben ihnen einen unheimlichen Schein. "Alice!"Vor ihren Augen tauchte eine weitere Dämonin auf, das Haar golden, die Haut makellos, das Grinsen speziell wie diese Welt für sich. Ein harmloser, immer wieder kehrender Traum, so dachten sie zumindest.