Mein Schädel tat höllisch weh, als ich am nächsten Morgen aufwachte. Die Rollläden waren nicht unten, mir schien ein heller Sonnenstrahl ins Gesicht und ich konnte ihm nicht ausweichen. Es war so schwer, sich zu bewegen und meine Arme und Beine waren so schwer, ich brauchte all meine Kraft, um mich aufzurichten. Mein ganzer Körper war nass und ich stank furchtbar, wenigstens wusste ich, dass ich nicht nur in Wasser und Kotze gelegen hatte. Meine Katzen schliefen auf der Couch als wären sie sich nicht darüber bewusst, was passiert war. Blöde Viecher. Wo war eigentlich mein Handy? Ich hatte es doch liegen lassen, oder? Ja, da, auf dem Wohnzimmertisch. Es leuchtete abwechselnd pink, blau und weiß. In genau der Reihenfolge. So gut ich konnte schleppte ich mich in das Wohnzimmer. Mir war klar, dass meine Nachbarn mich sehen konnten wie ich nackt durch die Wohnung spazierte, aber es war mir egal. Meine Klamotten lagen noch bei der Wohnungstür. Es war sowieso unmöglich für mich, mir jetzt etwas anzuziehen.
´Wie war dein erster Abend?´
´Sam? Kommst du morgen in die Uni?´
´SAM?´
´Hey S, hast du bock auf Glühwn saufen?´
Dafür war ich aufgestanden? Elias, Luna und Marik? Wäre ich doch bloß liegen geblieben! Trotzdem antwortete ich allen und ließ mich dann auf die Couch fallen. Jeff stand auf und ging weg, während J.W. Die Nase rümpfte. Aber ich konnte nicht in die Dusche gehen, egal wie sehr ich wollte. Mein Körper verweigerte mir die Funktionen, die ich brauchte, um mich fortzubewegen. Ich wollte Hilfe. Aber wen sollte ich denn fragen? Luna würde mich nur ausschimpfen und Elias war gerade in Köln. Ich hatte nur Marik und dessen Freund würde wieder komplett eingeschnappt sein! Egal, ich brauchte jemanden. Langsam wählte ich die Nummer, das kam mir dramatischer vor und wenn ich sie sowieso auswendig kannte, warum nicht?
Es klingelte drei Mal. Drei Mal und dann hörte ich eine völlig fremde Stimme, die ziemlich böse zu sein schien. Bitte Gott, ich glaube nicht an dich, aber ein Telefonat mit Mariks Freund Sebastian war das letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte.
„Was?“
„Ist Marik zu Hause? Ich brauche seine Hilfe.“ während ich das sagte, hatte ich Tränen in den Augen.
„Nein, ist er nicht!“ schnauzte er mich an. Was für ein Depp. Jetzt weinte ich wirklich.
„Ist alles ok? Ich meine, warum weinst du?“ seine Stimme war weicher geworden und er schien sich wirklich zu ärgern, dass er mich so angeschnauzt hatte.
„N-Nein.“ schluchzte ich.
„Marik kann nicht mit dir sprechen, er ist bei einem Nachhilfelehrer für Französisch. Soll ich ihm was von dir ausrichten?“ schlug er vor, aber ich schüttelte den Kopf, obwohl er mich natürlich nicht sehen konnte.
„Nein, ich brauche ihn hier!“ heulte ich weiter und Sebastian seufzte am anderen Ende der Leitung.
„Ich kann ihn nicht anrufen, er hat sein Handy eben nicht dabei. Ich werde ihm sagen, er soll dich zurückrufen!“ versprach Mariks Freund.
„Aber ich kann nicht alleine!“ die Tränen tropften auf meine Brust und ich musste sie mir aus dem Gesicht wischen.
„Hör Mal, du kleine Heulsuse. Ich kann nichts für dich tun, ich lege jetzt auf!“ drohte er.
„Wenn Marik nicht kommt, bring ich mich um!“ drohte ich wie ein trotziges Kind.
„Nein, komm schon, ich will doch nicht schuld an dem Tot eines Freundes von Marik sein. Wie wohnst du?“.
„Oh Gott, stinkt das hier!“ Sebastian hielt sich die Nase zu, als er sich auf den Weg durch das ganze Chaos in meiner Wohnung bahnte. „Komm schon, musst du wirklich auch noch nackt sein? Hätte es nicht gereicht wenn ich gekommen wäre und dich in dein Badezimmer gebracht hätte?“ beschwerte er sich und ich schüttelte nur den Kopf. „Egal, du musst auf jeden Fall ins Bad, wie du stinkst, das ist ja alles nicht mehr normal!“ Sebastian streckte die Arme aus und legte sie sanft um mich, bevor er mich an meiner Hüfte nach oben zog und mich stützte, sodass wir zusammen in mein Bad gehen konnten. Auch wenn er mir half, konnte ich kaum gehen und meine Beine trugen einfach kein Gewicht auf sich. „Was hast du eigentlich angestellt, dass es dir jetzt so schlecht geht?“ er ließ mich langsam in die Badewanne steigen und half mir, mich hinzusetzen.
„Keine Ahnung. Ich hab dem Typen einen geblasen, geschluckt und dann war mir schwindlig und schlecht und ich hab in die Küche gekotzt und mich bepisst und dann bin ich eingeschlafen, obwohl ich dachte, ich muss erfrieren.“ erklärte ich die Kurzfassung. Dann drehte ich das Wasser auf und Sebastian gab etwas Badezusatz dazu.
„Das hört sich nach einer Panikattacke an. Hattest du sowas schon einmal? Du solltest dir vielleicht einen Therapeuten suchen, wenn es dir so schlecht geht!“ riet er und legte seine Hand auf meine Schulter. „Du siehst wirklich nicht gut aus.“ er lächelte mich mitleidig an.
„Du schon. Ich weiß schon, warum Marik dich als Freund hat. Du bist echt hübsch.“ gab ich zurück und er lachte leise in sich hinein. Aber ja, er war wirklich wunderschön. Genau das, was man als Mariks Freund erwartete. Einfach ein wundervoller Junge, mit braunen Haaren und blauen Augen, der ungefähr meine Statur hatte, nur noch dünner. Als würde er den ganzen Tag damit verbringen, zu trainieren. Aber dabei studierte er auch noch Jura. Er war hübsch und klug und er war laut Marik ein Engel. Ich konnte das verstehen. Er war einfach nur zu mir gekommen, so als wären wir Freunde, obwohl er mich nicht kannte und mich eher noch hasste, weil er sicher dachte, Marik und ich hätten etwas miteinander. Aber er war da und jetzt saß er auf dem Klodeckel und sah mir zu, wie ich mich etwas zurücklehnte, damit mein ganzer Körper im Wasser war. Es tat gut, im Warmen zu sitzen.
„Ich brauch keinen Therapeuten. Mir geht es gut, ich hatte nur Angst, dass er mir folgt und mich zum Sex zwingen könnte.“ gestand ich. „Sag es aber bitte niemals Marik oder Luna, sie würden mich umbringen, wenn sie wüssten, dass ich Oralsex mit einem Mann hatte, der mich dafür bezahlt hat.“.
„Du hast dich prostituiert? Wow, das hätte ich von einem Mann, von dem mein Mann so sehr schwärmt, nicht erwartet.“ er schüttelte den Kopf und stützte diesen dann in die Hände.
„Warum nennst du ihn deinen Mann?“ soweit ich wusste, hatte Marik noch keinen Antrag gemacht.
„Wir sind schon lange zusammen und ich hab es mir einfach angewöhnt. Es fühlt sich richtiger an. Und ganz ehrlich, das kann man auch einfacher erklären.“ er lachte und beugte sich dann nach vorne. „Oder weißt du etwas, was ich nicht weiß?“ seine Augen leuchteten kurz auf, aber als ich den Kopf schüttelte, richtete er sich wieder auf. „Na gut, dann eben nicht.“ er atmete tief durch. „Hat er schonmal was über mich erzählt?“ er war anscheinend echt neugierig.
„Ja, er schwärmt echt oft von dir. Das du toll bist und sowas. Und er sagt oft, er würde gerne mit dir zusammenziehen. Ich hab ihn in der letzten Zeit nicht oft gesehen, deshalb weiß ich nicht, wie es im Moment ist. Auch ja, er hasst es, dass du besser verdienst als er.“ erzählte ich und Sebastian nickte. „Ich weiß.“ dann schüttelte er den Kopf und stand dann auf. „Ich hole dir neue Klamotten und dann wische ich die Sauerei in der Küche auf.“ damit stand er auf und verließ das Bad. Während ich mir mein Duschgel nahm und mich langsam nochmal damit einrieb, obwohl ich sowieso schon im Wasser mit Zusatz saß und es blöd war. Aber ich musste wieder nachdenken. An Mariks Worte, als er mir das erste Mal von seinem Freund erzählt hatte.
„Er ist wunderschön. Und er hat so einen tollen Charakter. Als wäre er nur dafür gemacht worden, andere Menschen zu lieben und ihnen ein gutes Gefühl zu geben. Er kuschelt gerne und vor allem ist er gerne mit mir zusammen. Und du hast gar keine Ahnung, wie gut er im Bett ist. Ich liebe ihn. So sehr. Wirklich. Du kannst es dir nicht vorstellen, wie sehr ich ihn liebe.“
Das war ganz genau das, was er gesagt hatte. Und ich verstand es sogar teilweise. Sebastian war wirklich schön und, zumindest wie ich das bis jetzt mitbekommen habe, ganz nett. Und fürsorglich. Immerhin ist er zu mir gefahren und hat sich um mich gekümmert, ohne das er mich kannte. Das war schon ziemlich stark.
„Hey, wo hast du frische Lappen? Ich glaube nicht, dass ich den hier noch länger in der Küche liegen lassen sollte.“ er hielt den Lappen hoch, während er mit der anderen Hand die Tropfen, welche von ihm fielen, auffing.
„Unter der Spüle, ganz hinten. Wirf den Lappen in die Waschmaschine.“ ich schrubbte mich weiter, während er wieder ging und kurz darauf mit einem Arm voll frischer Wäsche wiederkam. Die Klamotten legte er auf das Waschbecken und brachte meine schmutzige Kleidung auch in die Maschine.
„Danke, du bist echt schwer in Ordnung, Sebastian.“ ich versuchte zu lächeln, aber bestimmt sah ich dabei eher gruselig aus.
„Danke, ich weiß. Manchmal bin ich einfach viel zu nett. Dann wird man oft auch ausgenutzt.“ er half mir, aus der Wanne aufzustehen und legte mir ein Handtuch um die Schultern. „Du kannst dich ruhig auf mich stützen, wenn du noch nicht selbst stehen kannst.“ er hielt mich wieder an der Taille fest und gerade erst fiel mir auf, dass er kleiner war als ich. Eigentlich richtig süß, Mariks Freund. Wirklich, Sebastian war ein süßer Mann, der mir mit viel Liebe in meine Unterwäsche half. Zum Rest der Klamotten sagte ich dann nein, ich wollte sowieso nur in mein Bett und da würde ich mich sonst wieder ausziehen müssen. Den Weg bis unter die warme Decke, ging ich alleine und Sebastian blieb nur neben mir, um mich im Ernstfall doch zu fangen. So schafften wir es tatsächlich ganz schnell in mein Bett und er deckte mich gut zu, sodass er sich einfach neben mich setzen konnte.
„Du solltest jetzt langsam wirklich schlafen, du siehst so fertig aus!“ er strich mir durch die Haare und ich wartete nur auf den obligatorischen Kuss auf die Stirn. Was hieß obligatorisch überhaupt? Wer wusste das schon? Vielleicht sollte ich Sebastian als Dank für seine Hilfe einen blasen? Würde er sich darüber freuen? Oder wäre das für ihn schon Marik betrügen? Sollte ich fragen?
„Marik hat echt Glück, einen Jungen wie dich zu haben, du bist wirklich toll. Und heiß.“ ich grinste wieder und er lachte nur.
„Danke, du siehst auch gar nicht schlecht aus, und ich glaube, ich kann das ganz gut bewerten.“ er zwinkerte mir zu und ich fühlte mich richtig gut. Gott, dieses Lächeln. Wieso waren die Männer, die ich in letzter Zeit kennenlernte, so verdammt toll? Und warum waren sie für mich unerreichbar? In Beziehungen oder einfach aus Prinzip vergeben.
„Wie meinst du das?“.
„Naja, also so klein wie ich mir deinen Schwanz als Rache dafür, dass Marik immer so von dir schwärmt, vorgestellt habe, ist er gar nicht!“ Sebastian lachte laut und ich fühlte, wie ich rot wurde.
„Es ist schön, wenn du sowas sagst!“ ich legte meine Hand auf seinen Arm und kuschelte mich ein bisschen in die Richtung. Irgendwie fühlte ich mich nach dem, was ich gestern hatte, um ein vielfaches älter.
„Wieso denn? Weil jeder Mann sowas gerne hört? Oder weil du mich auch heiß findest?“ er strich mir mit dem Daumen über die Lippen und küsste mich dann.
Was zum Fick? Wieso tat er das? Führte er nicht eine Beziehung mit Marik, die anscheinend auch ganz gut lief?
„Mir war gerade danach. Deshalb musst du mich doch nicht anschauen wie ein verschrecktes Reh!“ er legte seine Hand an meine Wange und ich legte meinen Kopf leicht in diese. Er war so warm und so hübsch und er war da. Ich war in diesem Moment so neidisch auf Marik, der diesen Typen jeden Tag vögeln konnte, wenn er wollte. Er machte ihm sicher viel Freude, auch mit dieser fürsorglichen Art.
„Wirst du jetzt wieder traurig? Soll ich gehen, dann kannst du dich etwas ausruhen?“ schlug er vor, aber nein, das wollte ich nicht. Er war einer der Menschen, die man gerne um sich hatte und deshalb sollte er auch noch bleiben.
„Warum arbeitest du eigentlich nicht?“ fragte ich ihn und er zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung, ich hatte einfach keine Lust auf Arbeit. Und weil ich mir meine Stunden selber einteilen kann, wollte ich einfach heute zu Hause bleiben, um ein paar Haushaltsarbeiten zu erledigen. Aber daraus ist wohl nichts geworden, wie du sehen kannst!“ wieder lachte er und wollte dann aufstehen, aber ich klammerte mich an seinen Arm und hielt ihn zurück.
„Nicht gehen, bleib noch bis ich einschlafe, ok?“ bat ich und er nickte und setzte sich mit einem breiten Grinsen wieder neben mich.
„Vielleicht sollte wir dann ein bisschen nachhelfen, damit du früher einschläfst, wäre das ein Deal, den du eingehen möchtest?“. Ich hatte schon so eine Ahnung, was er damit meinte, aber ich konnte mir nicht viel darunter vorstellen. Irgendwas mit Sex sicher. Und ja, kaum das ich genickt hatte, spuckte Sebastian einfach in seine Hand, hob die Bettdecke ein Stück an und massierte meinen Schwanz direkt in der Unterhose. Oh Gott, diese dünnen und gleichzeitig langen Finger waren wundervoll und schnell darin, mir einen zu wichsen. Diese wunderschönen Hände und dazu auch noch der Junge, der auf meinem Bett neben mir saß und mit der anderen Hand sanft immer wieder über meine Brustwarzen strich. Mhm, kein Mensch auf dieser Welt würde das alles lange aushalten, vor allem nicht in diesem Zustand. Ich war fertig und müde, aber diese Art von Entspannung war genau das, was ich brauchte. Eine schöne Hand, die meinen Schwanz massierte und darin mindestens drei Mal so gut war, als ich selbst. Oh Fuck, nein, mindestens fünf Mal! Er machte das so gut! Fuck!
„Mhm“ ich hatte meine Augen geschlossen und hatte Sebastian nicht mehr ansehen können, als ich in seine Hand kam. Es war so gut! Und meine Unterhose war fast gar nicht nass. Damit konnte ich leben. Und ich war jetzt noch müder als vorher, Sebastian hatte also sein Ziel erreicht.
„Schlaf gut, Hübsches Ding. Ich lasse dir meine Handynummer auf dem Couchtisch da.“ damit verabschiedete sich mein neuer Freund und ich schlief keine paar Sekunden, nachdem er die Tür meines Schlafzimmers zugemacht hatte, ein.
Oh scheiße, wie lange hatte ich geschlafen? Lebte ich noch? War ich im Himmel? Mir ging es aber auf jeden Fall besser als noch vor Sebastians Besuch. Ah ja, deshalb war auch die Hose nass. Jetzt fiel es mir wieder ein. Vielleicht sollte ich mich noch bei ihm bedanken? Langsam stand ich auf und zu meiner Überraschung ging es mir wirklich gut. Mein Kopf tat nicht mehr weh, ich konnte wieder alleine laufen und nach kotzen war mir auch nicht mehr. Langsam ging ich ins Wohnzimmer und setzte mich wieder auf die Couch, wo sich Jeff sofort auf mich legte.
„Genau, du fetter Sack, wenn es mir schlecht geht, ist dir das egal, aber solltest du bloß wieder gestreichelt werden wollen, das geht dann, oder wie?“ schimpfte ich meine Katze und ich konnte mir schon vorstellen, dass sie sich auch nur dachte, wer hier der fette Sack war. Ich sollte dieses kleine Bäuchlein vielleicht mal loswerden. Aber Süßes war einfach viel zu gut! Warum lag eigentlich mein Handy noch hier rum? Und der Zettel darauf? War das etwa Sebastians Nummer? Ich hoffte es. Auch wenn Marik mein Freund war, so eine heißen Typen würde sogar ich ihm ohne zu zögern ausspannen.
Nachdem ich die neue Nummer eingespeichert und ein kleines Danke an ihn gesendet hatte, schaute ich mir meine Nachrichten an. Eine weitere war von Luna, welche sich Sorgen um mich machte und Marik hatte sich bei mir entschuldigt, weil er nicht kommen konnte. Und er hatte auch Luna bescheid gegeben. Wenigstens um das musste ich mich nicht mehr kümmern. Gab es sonst noch etwas zu tun? Nein, ich konnte nur lernen und hoffen, dass es bei meinem nächsten Date nicht so enden würde. Ob Aleister sich jetzt noch mit mir treffen wollte? Ganz sicher nicht! Und wenn doch, würde ich Noah bitten, einen anderen Jungen zu ihm zu schicken, ich wollte ihn nämlich nicht mehr sehen. Dafür gab es eine andere Sache, um die ich mich jetzt als allererstes kümmern wollt. Ich hatte auf meiner Mailbox nämlich eine Sprachnachricht von Vincent, was mich wunderte. Wir hatten unser letztes Gespräch ja nicht wirklich im Guten aufgehört. Eher, weil ich böse auf ihn war. Was wollte er denn noch von mir, nachdem ich mich so verhalten hatte?
„Hey, kleiner Bruder, ich weiß, wir hatten eine kleine Auseinandersetzung bei unserem letzten Telefonat, für das wollte ich mich noch entschuldigen. Ja, ich bin in den nächsten zwei Tagen beruflich in Deutschland und wollte dich nur fragen, ob du mich nicht am Samstag auf einen Kaffee treffen möchtest. Wir haben uns ja schon lange nicht mehr ins Gesicht geschaut, also dachte ich, es könnte vielleicht Spaß machen. Wie auch immer, schreib mir einfach und ich sag dir dann, wo wir uns treffen können, in Ordnung?“
Das war die Nachricht und als sie endete fragte mich die freundliche Stimme meines Telefons noch, ob ich sie speichern, löschen oder den Anrufer zurückrufen wollte. Ja, ich wusste doch auch nicht was davon ich wollte, diese verdammt Bitch machte es mir auch nicht gerade leichter! Ich hasste sie sowieso, warum konnte man sie nicht einfach abschalten?
Am Ende speicherte ich die Nachricht auf dem Anrufbeantworter und ließ mich unmotiviert wie immer zurück auf meine Couch fallen. Wollte ich Vincent sehen? Ja, das wollte ich mehr als alles Andere! Aber es war vielleicht auch nicht so toll, mit ihm zu sprechen. Ich hatte ja schon gesehen, dass wir uns nicht mehr so gut verstanden wie vor ein paar Jahren. Aber es war auch kein Grund ihn nicht zu treffen? Vielleicht sollte ich einfach zusagen, und hingehen, es konnte ja nichts allzu schlimmes passieren, oder?
´Kein Grund mir zu danken. Wenn es dir wieder besser geht, dann hab ich meine Sache ja gut gemacht, nicht? xoxo Basti´
Basti also? Das war doch bestimmt einer der am meisten verwendeten Spitznamen für Sebastian, oder? Und wer schrieb einem noch xoxo? War das nicht schon lange out? Aber wenn es seine Art war? Na gut, ich konnte es ihm verzeihen. Immerhin war er süß und hatte mir einen runtergeholt. Was Marik hoffentlich niemals in seinem gesamten Leben rausfinden würde. Sonst hätte ich sicher einen Freund weniger. Und ich hatte auf jeden Fall nicht genug, um sie so aus dem Fenster zu werfen!
Zwei Stunden nachdem ich die Nachricht von Vincent abgehört hatte, war ich mir immer noch nicht sicher, ob ich gehen wollte oder nicht. Am liebsten hätte ich Elvira gefragt, aber die würde sicher nur wieder von ihrer neuen Eroberung reden und mich nicht Mal zu Wort kommen lassen, also kein Anruf bei ihr. Sonst hatte ich doch eh niemanden, oder? Doch, Luna! Aber Luna war sicher nicht scharf darauf, mich zu sehen, wo ich ihre Fragen doch einfach ignoriert hatte. Und bestimmt lernte sie gerade für unsere Prüfungen, so wie ich das auch tun sollte. Vielleicht lud ich sie einfach ein, dann konnten wir zusammen lernen? War das nicht eine tolle Idee? Dann könnte ich langsam auf das Thema kommen und irgendwann würde sie es mich dann erklären lassen, weil sie eine Frau war und die meisten von denen waren so neugierig wie sie.
Keine zehn Minuten nachdem ich Luna geschrieben hatte, ob ich zu ihr kommen konnte, saß ich schon in einem Taxi und war auf dem Weg. Als würde sich ein Mensch meines Standes in eine Bahn oder einen Bus quetschen! Nein, aber ich hatte beim nach unten gehen gleich noch den Briefkasten ausgeleert und darin einen Umschlag gefunden, in dem mein Geld war, dass ich gestern verdient hatte, plus ein kleiner Zettel, auf den jemand ganz schön eilig ´Sorry´ gekritzelt hatte. Was für ein Mann, er konnte sich doch tatsächlich entschuldigen! Ein Arschloch war er und nicht mehr und nicht weniger, sollte sich von mir fernhalten! Immerhin hatte ich in den letzten Wochen Männer kennengelernt, die sich besser um mich kümmerten und auch mehr Gentleman waren als er. Auch wenn sie sich als Bottom sahen. Das war nicht so toll, aber verkraftbar. Ich konnte bestimmt gut ficken, wenn ich es nur gut genug versuchte! Und so klein war mein Schwanz nicht, Sebastian hatte auch gesagt, ich würde gut aussehen! Wozu brauchte man schon Männer wie Aleister, wenn man auch Elias oder Mariks Freund ficken konnte? Und ich wusste ja, wie gut Sebastian im Bett war, wenn mein Freund schon die ganze Zeit von ihm schwärmte. Auch wenn es mir leid tun würde, ihre Beziehung zu zerstören, weil sie anscheinend ja ein Traumpaar waren. Ugh, mein Kopf könnte explodieren wenn ich noch länger nachdachte!
„Ehm, willst du nicht langsam bezahlen und aussteigen?“ der Taxifahrer sah mich im Rückspiegel mit hochgezogener Augenbraue an und ich lächelte entschuldigen, hielt ihm zwanzig Euro hin und stieg aus.
„Behalten sie…“ weiter kam ich nicht, er war schon lange weitergefahren. „Was für ein Arschloch.“
„Oh Gott, es tut mir so leid, dass ich nicht für dich da sein konnte! Marik hat erzählt, dass Sebastian bei dir war und das es dir so schlecht ging, bitte sei nicht böse auf mich, ich will dich immer noch als meinen besten Freund behalten!“ entschuldigte sich Luna bei mir, als sie um meinen Hals hing, kurz nachdem ich an die Wohnungstür geklopft hatte.
„Ist schon Ok, er hat mir ganz gut geholfen und ich hab jetzt vielleicht einen Freund mehr. Also alles in Ordnung.“ ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und sie ging mir voran in ihre Wohnung. Ich war schon lang nicht mehr bei ihr und eigentlich hatte ich auch nicht alles von der Wohnung gesehen.
„Darf ich fragen, warum es dir überhaupt so schlecht ging? Oder ist das zu privat? Denn wenn es das ist, dann solltest du dich dringend durchchecken lassen, sowas kann nämlich bestimmt von ner Geschlechtskrankheit ausgelöst werden.“ sie sah wirklich besorgt aus. Aber Noah hatte mir doch versichert, dass alle Männer denen er Begleitungen zuteilte getestet waren. Aber wenn er gelogen hatte? Nein, daran wollte ich nicht denken. Vielleicht sollte ich mich aber trotzdem vorsichtshalber testen lassen.
„Sebastian denkt, es war eine Panikattacke. Außerdem hatte ich keinen Sex. Also nicht so wirklich.“ ich ließ meine Tasche auf ihr Bett fallen und sie fiepte plötzlich los.
„Du meinst also, du hattest ein Date? Aww, wie süß!“ sie zog mich an sich und umarmte mich. „Du musst mir alles davon erzählen, ja?“ sie freute sich richtig. Ich wollte er nicht erzählen, dass ich für Geld einem Mann einen geblasen hatte. Vor allem nicht, wenn sie sich so sehr für mich freute. Naja, ein richtiges Date wäre ja auch toll gewesen. Aber sowas gab es für mich eben nicht. Kein Mann würde mich je auf ein Date einladen. Sonst hätte es sicher schon einer getan. Genug Zeit war ja da.
„Nein, es war ja kein richtiges Date. Wir sind essen gegangen und dann hab ich ihm einen geblasen. Nichts dramatisches und ich will ihn gar nicht noch Mal sehen!“ erklärte ich und setzte mich auf ihr Bett, währenddessen packte ich meine Tasche aus und schlug unser Buch auf der Seite auf, auf der wir waren, als ich das letzte Mal in der Uni war. Aber heute hatte ich wieder gefehlt und wenn wir wieder etwas neues besprochen hatten, musste Luna mir das noch erklären.
„Was? Warum hast du ihm dann einen geblasen? Das macht doch keinen Sinn!“ sie schien ziemlich überrascht zu sein.
„Es heißt nicht Sinn machen!“ schimpfte ich und sie packte mich an den Schultern und schüttelte mich.
„Das ist doch jetzt gar nicht wichtig! Warum willst du dich nicht mehr mit ihm treffen, wenn du sogar Oralsex mit ihm hattest?“ schrie sie.
„Erstens, sei nicht so laut, zweitens hör auf Oralsex zu sagen, das heißt blasen und drittens ist das doch meine Entscheidung und kann dir vollkommen egal sein, oder? Erklär mir einfach was ihr heute gemacht habt, ich will nicht durch die Prüfungen fallen.“ wollte ich mich herausreden.
„Aber Sam? Du willst doch eine Beziehung, oder?“ sie sah so traurig aus, dass ich mich am liebsten schlagen würde. Ich hätte es ihr nicht erzählen dürfen.
„Klar will ich eine! Aber nicht mit so einem Arschloch wie dem! Und Erfahrungen kann man ja trotzdem sammeln. Jetzt erklär mir das, sonst bist du schuld wenn ich durchfalle und das Semester nochmal machen muss!“ schimpfte ich und sie nickte ergeben.
„Es hat ja sowieso keinen Sinn, auf dich einzureden! Setzt dich her, ich zeig dir, wie das gemeint ist.“ ich setzte mich zurück auf die Matratze, nachdem sie mich ja gerade hochgezogen hatte und sie nahm das Bauch auf den Schoß und begann damit, mir die wohl nervigste Vorlesung des gesamten Semesters näherzubringen. Wäre ich doch nur gleich ganz zu Hause geblieben!
„Und deswegen musst du das Lineal um neunzig Grad drehen wenn du das Zeichnen willst, aber eigentlich ist es eh egal, weil man sowas nicht mehr auf Papier zeichnet, sondern auf dem Computer macht.“ endete sie und ich schreckte aus dem Halbschlaf hoch. Ich hatte das alles schon in meiner Ausbildung gelernt, deshalb hatte ich auch nicht das Bedürfnis, ihr bei den ganzen Erklärungen zuzuhören. Es war im Moment so langweilig und ich musste die ganze Zeit daran denken, wie viel Geld mir dabei durch die Lappen ging, dass ich eben nicht mehr in meinem Büro arbeitete. Außerdem wusste ich wirklich nicht mehr, wo ich das ganze Geld das ich noch gehabt hatte, hineingesteckt hatte. Das meiste wahrscheinlich für Bücher, die ich niemals gelesen hatte und welche nur in meinen Bücherregalen zu Hause verstaubten. Sie hatten es nicht einmal in die Umzugskartons geschafft und lagen bei meinen Eltern sicher schon seit ein paar Wochen auf dem Dachboden herum. Mein Gott, hätte ich die alle gelesen, wäre ich wohö Depressiv geworden. Warum kaufte ich eigentlich immer so viele Bücher? Und vor allem welche, von denen ich wusste, dass ich sie niemals lesen würde. Zwar waren es Klassiker wie Kafka oder wie sie alle heißen, aber sowas stand auch nur in den Regalen von denen, die damit angeben wollten. Damit zeigte man ja auch nur das man sich für etwas besseres hielt. Das war ein Kreuz mit dem Empfinden. Ich wusste ja nicht ob andere Leute auch so dachten wie ich, oder ob sie das bewunderten, wenn man so etwas laß. Schrecklich.
„Sam? Ist alles in Ordnung? Du wirkst nicht so, als würde es dir gut geht. Und du bist schon die ganze Zeit in Gedanken versunken. Ist wirklich alles OK?“ sie drückte mich sanft an sich und ich konnte nur den Kopf schütteln.
„Ja, alles in Ordnung. Ich hatte nur eine Panikattacke und im Moment muss ich eben viel nachdenken!“ ich schüttelte noch Mal den Kopf, als würde ich alles einfach abschütteln können, und stand dann auf.
„Sam! Komm doch her!“ Luna hatte mich in den Arm genommen und mich fest an sich gedrückt. Sie roch so gut. Hoffentlich fiel ihr nicht auf, wenn ich noch einmal an ihr roch.
„Ich weiß leider nicht, wie ich dir helfen soll. Willst du das ich mitkomme wenn du dich testen lässt?“ schlug sie mir vor und ich nickte, schaute sie dabei aber nicht an. Irgendwie wollte ich das nicht. Es war komisch für mich, auch nur darüber nachzudenken, dass ich etwas haben könnte. Und demütigend auch. Wenn Aleister wirklich etwas gehabt hatte, was machte ich denn dann? Eigentlich konnte ich nur darauf hoffen, dass es wirklich eine Panikattacke war, aber dann war das doch auch scheiße! Sowas hatten doch nur Leute, die völlig durch sind!
„Aber ich will doch nicht davon ausgehen, dass ich was habe!“ tief ein und aus atmen. Dann stieß ich Luna sanft weg und packte meine Tasche zusammen. „Willst du deinem guten Freund nicht noch etwas anbieten, bevor er nach Hause geht?“ ich zog eine Augenbraue nach oben und sie lachte.
„Gehen wir in die Küche, da kannst du dir einen Kakao abholen. Wenn du willst, machen wir eine Pro und Kontra Liste von dem Typen mit dem du ein Date hattest!“ sie zwinkerte mir zu und ich rollte mit den Augen. Ich wollte nicht mehr darüber reden verdammt! Vielleicht konnte ich aber bei einer gemütlichen Tasse Kakao die Sache mit Vincent erwähnen, dann könnte ich endlich aufhören, die ganze Zeit an Aleister zu denken.
„Willst du ihn war oder kalt?“ Luna schüttete zwei Esslöffel Pulver in die Tasse Milch und begann, es zu verrühren.
„Welcher Wichser auch immer Kakao warm trinkt, ist eine Schande für die Menschheit und gehört erhangen.“ schimpfte ich sie lachend und nahm mir die Tasse mit dem Pulver, welches zum größten Teil oben schwamm.
„Ich mag meinen Kakao warm!“ Luna stieß mich mit dem Ellbogen an und stellte ihre Tasse, auf welcher richtig hässliche Katzen waren, in die Mikrowelle.
„Ja, also sollte man dich vielleicht erhängen.“ ich nippte an der Tasse und grinste sie schadenfreudig an. Aber lustig fand sie meine Witze nicht. Blöd.
„Ich wollte dich sowieso noch was anderes fragen, jetzt, wo wir auch Zeit dazu haben, wenn es in Ordnung ist?“.
„Klar! Aber zuerst musst du mir noch sagen, seit wann es dich interessiert, ob es für mich in Ordnung ist oder nicht!“ lachend setzte sich sich mir gegenüber an den kleinen Küchentisch.
„Weiß nicht, vielleicht wollt ich nur Mal nett sein? Karma aufbessern und so?“ vermutete ich. „Aber zu den wichtigen Dingen. Vincent hat mich angerufen und mir auf den Anrufbeantworter geredet, weil er sich mit mir auf einen Kaffee treffen will. Und ich weiß nicht, ob ich das wirklich will, weil es eben einfach nicht wirklich das ist, was ich mir als erstes Wiedersehen vorgestellt habe. Und außerdem haben wir uns doch da am Telefon so gestritten. Jetzt weiß ich nicht, ob das wirklich eine so gute Idee ist. Also, was denkst du?“ endete ich und sie zuckte nur mit den Schultern.
„Was gibt es da denn noch zu denken? Du musst dich mit ihm treffen, er ist dein Bruder! Und vor allem willst du es ja auch! Vielleicht will er sich auch nur mit dir versöhnen. Gar keine Frage, du wirst hingehen!“ sie sagte das in einem Ton, den ich von ihr nicht gewohnt war, fast so als würde sie mich schimpfen. Das war doch nicht ihre Art!
„Aber was wenn wir uns wieder streiten? Es kann doch alles passieren und am Ende reden wir vielleicht gar nicht mehr oder nie wieder miteinander, was soll ich denn dann machen? Dann hab ich die längste Zeit meines Lebens einen großen Bruder gehabt!“ zweifelte ich an ihrer Entscheidung.
„Wenn du dir sowieso sicher bist, dass du nicht hingehen willst, dann musst du mich auch nicht fragen, aber ganz ehrlich, wenn man sich gegenüber sitzt, dann ist man nochmal ganz anders. Außerdem würde es dir bestimmt gut tun, immerhin hattest du erst einen Nervenzusammenbruch, Panikattacke, was auch immer! Und vielleicht solltest du dir deswegen wirklich einen Termin bei einem Therapeuten machen lassen, das sollte nämlich eigentlich nicht passieren, wenn du jemandem einen bläst!“ sie atmete laut ein und schloss kurz die Augen. Als wäre es für sie so schwer, darüber nachzudenken! Was für eine Frechheit! Wie konnte sie sich nur einbilden unser Gespräch wäre für sie schwer? Mir ging es doch beschissen und ich wusste nicht mehr was ich tun sollte! Beim nächsten Mal sollte ich vielleicht gar nicht mehr herkommen!
„Egal was du denkst, wahrscheinlich das ich eine dumme Hure bin oder sowas, hör einfach auf damit. Irgendwas ist passiert bei deinem Date und du kommst damit nicht klar und musst dich mit anderen Gedanken ablenken, selbst wenn du dadurch unfair mir gegenüber wirst.“ damit traf sie genau ins Schwarze. Ich wollte nicht daran denken, dass Aleister mich festhalten hatte und ich weggelaufen war wie ein scheues Reh! Oder daran, dass ich ihm einen geblasen hatte. Und ich wollte auch nicht daran denken, dass er Sex mit mir wollte. Ich hatte so viel Angst vor dem Gedanken. Man, wieso tat sie mir das an? Blöde Hure!
„Willst du eine Umarmung?“ sie war aufgestanden und hatte sich neben mich gestellt.
„Nein, ich will nach Hause. Du bist unfair.“ damit wischte ich mir den Rotz unter der Nase weg und versuchte beim Aufstehen mein Gesicht zu verdecken. Sie sollte nicht merken das ich weinte. Es war einfach so demütigend! Schnell schnappte ich mir meine Tasche und zog meine Schuhe an, eine Jacke hatte ich nicht dabei, dann schlüpfte ich nur durch einen kleinen Spalt in der Wohnungstür mach draußen und ließ sie hinter mir zufallen. Endlich raus. Endlich wieder alleine und ich konnte mich wieder in Gedanken vergraben, die rein gar nichts mit Aleister oder unserem Date zu tun hatten. Was war eigentlich mit diesem René? Mit dem sollte ich mich morgen treffen und am Tag darauf gleich meinen Bruder. Dem ich auch noch zusagen musste. Aber würde ich dieses Treffen schaffen? Konnte man jetzt bei jedem der zwei sagen. Aber ich kannte diesen René ja nicht. Und Elias hatte doch gesagt, er war ein netter Mann. Netterer als Aleister und hoffentlich auch nicht so grob. Absagen kam eh nicht in Frage, was hatte ich zu verlieren? Ganz genau, nichts. Vielleicht drehte ich mir einfach noch einen Joint wenn ich zu Hause war und dann würde ich sicher auch besser schlafen. Morgen sah die Welt sicher schon ganz anders aus und ich würde eine tolle Zeit mit René haben, mich über blöde Dinge unterhalten die mich eh nicht interessierten und am Ende mit ihm ins Hotel gehen, ihm eine blasen und wieder verschwinden. Am nächsten Tag dann lernen und am Nachmittag mit Vincent treffen, dem ich gerade meine Zusage auf WhatsApp geschickt hatte und Sonntag noch einmal lernen bevor ich übernächste Woche die ersten Prüfungen hatte. Ja, wenn man sich das so sagte wirkte es beruhigend. Ich hatte alles im Griff. Es würde wundervoll werden. Wirklich wundervoll. Und am Ende würde ich stolz auf mich sein können, weil ich es geschafft hatte, über meinen Schatten zu springen. Was wenn ich noch mit Elvira telefonierte und sie über ihre Beziehung ausfragte? Sie würde sich auch freuen. Dann wusste ich auch, was ich heute noch alles vorhatte.