Du bist Elred Aramys Nuvian.
Du bleibst stehen und siehst dem König fest in die Augen, während Arthrax neben dir kniet. Du kannst dir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es im Orkreich Verhaltensregeln gibt – gut, man provoziert einen stärkeren Ork vermutlich nicht, aber das ist auch schon das höchste, was du der orkischen Fantasie zutraust.
Der König betrachtet euch eine Weile, wie ihr unschlüssig versucht, eurer jeweiligen Interpretation seiner Sitten Ausdruck zu verleihen. Dann lehnt er sich in seinem gewaltigen Stuhl zurück und lacht aus vollem Hals. Der gewaltige Bauch schwabbelt vor ihm.
„Gut! Sehr gut!“, heult er lauthals. „Schon bei der ersten Frage könnt ihr euch nicht entscheiden! Das ist sehr gut!“
Du wirfst Arthrax einen Seitenblick zu. Der Mensch steht gerade wieder auf und spiegelt deinen unsicheren Blick. Dir sackt das Herz in die Magengegend. Habt ihr einen Fehler gemacht?
„Ihr wärt geborene Orks“, heult der König und wischt sich Lachtränen aus dem Augenwinkel. „Immer unentschieden, immer zerstritten – herrlich, einfach herrlich!“
Du willst erleichtert aufatmen, da wird der Orkkönig schlagartig ernst und knurrt: „Aber ihr tragt die Rüstung von Gortaq, das heißt, ihr gehört zum gleichen Clan wie ich. Innerhalb eines Clans herrscht absolute Treue!“
Du siehst, wie Arthrax' Augen sich weiten. Dir liegt ein Fluch auf den Lippen, doch du hältst dich zurück.
„Es könnte doch einer von uns die Rüstung gestohlen haben!“, versuchst du, zu verhandeln.
Der Orkkönig lacht wieder los, diesmal ist es allerdings ein gemeines Lachen, ohne jede Heiterkeit. „Und wenn jemand ein Clanmitglied von dir tötet und dessen Rüstung stiehlt – würdest du ihn leben lassen?“
Du murmelst deine Antwort.
Der König beugt dich vor und legt eine Hand hinter das Ohr. „Was hattest du gesagt, Elf?“
„Wahrscheinlich nicht“, wiederholst du.
„Genau!“, donnert der Ork. „Du würdest deinen Freund rächen wollen!“
Die versammelten Orks heulen und brüllen. Einer wirft dir etwas zu, du fängst es automatisch auf: Es ist dein Jagdmesser, das man euch vorher abgenommen hatte.
Du starrst den Orkkönig an, dann Arthrax, dann die Waffe. Du willst nicht wahrhaben, was du bereits vermutest.
„Du wirst deinen Clanbruder rächen“, knurrt der Orkkönig leise. „Dann kannst du gehen.“ Der Ork wendet sich Arthrax zu. „Wenn du, Mensch, es schaffst, den Elf zu töten, darfst du gehen. Es liegt in eurer Hand, wer gewinnt. Aber wenn ihr nicht kämpft, sterbt ihr beide!“
„Auf keinen Fall!“ Du wirfst das Messer auf den Boden. „Töte uns beide, wenn du kannst! Aber ich bringe ihn nicht um!“
Ihr tauscht einen schnellen Blick.
Ein Ork wirft Arthrax ebenfalls dessen Axt zu und auf dem Gesicht des Kriegers breitet sich ein hässliches, breites Lächeln aus. Dein Herz rutscht noch ein bisschen tiefer – Arthrax hat beschlossen, dich anzugreifen!
Ehe du den entsetzlichen Gedanken vollständig erfassen kannst, greift Arthrax auch schon an. Die Schneide der Axt zielt genau auf dein Gesicht. Du springst zur Seite, doch nicht schnell genug: Die Klinge dringt in deine Schulter ein, auf deinen gequälten Schrei hin grinst Arthrax nur noch breiter. Er reißt die Axt mit einem Ruck zurück und führt einen weiteren Schlag gegen dich, während du mit der gesunden Hand deine Schulter umklammerst.
Du springst nach hinten und stolperst gegen einen Ork – sie haben einen engen Ring um euch geschlossen. Der Ork stößt dich nach vorne, du taumelst in die dornige Spitze der Axt. Die zweite Wunde ist nur flach, ein langer Schnitt über deinen Bauch. Du reißt dich zusammen und bringst dich in Sicherheit, bevor Arthrax dich nochmals trifft.
Eigentlich wärst du dem Menschen überlegen und könntest ihn mit Leichtigkeit besiegen. Doch sein Angriff hat dich überrascht, nun bist du verletzt und unbewaffnet. Mit einem irren Grinsen auf dem Gesicht, die Axt wild schwingend, setzt Arthrax dir nach, du springst nach hinten. Schwarze Flecken füllen dein Gesichtsfeld, deine Bewegungen sind träge und ungeschickt.
Der nächste Schnitt trifft deinen Arm, dann taumelst du erneut in die lebendige Wand aus Orks rund um euren Kampfplatz. Die grünhäutigen Wesen heulen und knurren, sie beschimpfen dich. Mehrere Krallen packen deine Arme.
Du wehrst dich halbherzig, doch Arthrax, der zum tödlichen Schlag ausholt, nimmt dein ganzes Bewusstsein ein.
Du bist starr vor Angst. Jahrelang habt ihr zusammen die Lande durchstreift, das muss doch irgendwas wert sein! Klar, du hast dich nie besonders gut mit Arthrax verstanden und warst eigentlich immer froh, wenn Brenna ihren Bruder in seine Schranken gewiesen hat. Aber obwohl Arthrax ein hoffnungsloser Rassist und ein Arschloch ist, kann er dich doch nicht einfach umbringen! Oder doch?
Die Antwort fährt als Axtklinge in deinen Hals und löscht dein Leben innerhalb von einem Wimpernschlag aus.
Dies ist kein Canon-Ende, deswegen gibt es hierzu keine Fortsetzung.
Um das Canon-Ende für Elreds Teil der Geschichte zu erreichen, musst du tun, was Arthrax tut.
Vielen Dank für's Lesen und viel Spaß beim Weiterspielen!