Matt, Jackson und ich kommen aus dem Wald und auf die Lichtung, auf der unser Blockhaus steht. Ich höre jemanden unsere Namen rufen und sehe Kaya im Eingang des Hauses stehen. Sie kommt auf uns zu gerannt und sieht sehr erschrocken aus. Als sie bei uns ankommt und zieht mich in ihre Arme:"Geht's dir gut, Beth?" Ich schnappe nach Luft. Sie drückt mich so fest an sich, dass ich keine Luft mehr bekomme. Sie scheint es zu merken und lässt mich wieder los. Als ich wieder Luft holen kann, antworte ich:"Ja, abgesehen von der Wunde an meiner Wange und meinem Bein, ist alles gut." Sie schaut mich an und ihr Blick sagt, dass sie erleichtert ist. "Komm mit. Ich verarzte deine Wunden", sagt sie und zieht mich mit sich. Ich habe nicht genug Kraft, um mich zu wären oder etwas zu erwidern. Matt und Jackson folgen uns langsam.
Kaya öffnet die Tür, zieht mich ins Haus und weißt mich an, mich aufs Sofa zu setzen. Ich lasse mich erschöpft aufs Sofa fallen und warte darauf, dass Kaya zurück kommt. Nach wenigen Minuten kommt Kaya die Treppe herunter. Sie scheint in ihrem Zimmer im oberen Stockwerk gewesen zu sein. In der Hand hat Kaya ein Nadel und einen Faden sowie Desinfektionszeug, ein Tuch und einen Verband. Sie legt die Sachen auf dem Couchtisch ab und kniet sich vor mich. Dann hebt sie sanft meinen Kopf an und nimmt das Tuch und das Desinfektionszeug. Mit dem Desinfektionsspray reinigt sie vorsichtig meine Wunde. Es brennt fürchterlich und beiße fest die Zähne zusammen. Dann nimmt sie das Tuch und tupft ein bisschen Blut ab. Nun ist meine Wange wieder Blut- und Keimfrei. "Zieh mal dein rechtes Hosenbein hoch. Dann kümmere ich mich auch darum", sagt sie fürsorglich. Sie ist so freundlich zu mir. Ich krempele mein rechtes Hosenbein hoch und muss bei dem Blick auf mein Bein schwer schlucken. Mein ganzer Unterschenkel ist aufgeschlitzt und es blutet stark. Das Fleisch ist aufgeplatzt und das Blut tropft nun, als der Jeansstoff das Blut nicht mehr aufsaugt, auf den hellen Parkettboden. Als Kaya die Wunde desinfiziert, quieke ich kurz vor Schmerz auf. Es tut verdammt weh, aber da muss ich wohl durch. Ich nutze die Zeit, in der sie die Wunde säubert und das Blut abputzt, und mustere Kaya. Sie trägt noch immer die grüne Schürzte, die sie zum Gärtnern getragen hat, hat aber den Strohhut abgesetzt. Wahrscheinlich hat Jackson ihr direkt Bescheid gesagt, als er meine Nachricht bekommen hat. Als Kaya fertig ist, greift sie zur Nadel und zum Faden, um mein Bein zu nähen. Ich halte sie jedoch zurück:"Warte. Kannst du überhaupt nähen?" Sie überlegt kurz und lügt dann:"Äh...ja." "Nein, kann sie nicht", sagen Matt und Jackson gleichzeitig. Ich fahre herum und Kaya zuckt zusammen. Jackson lehnt im Türrahmen und Matt hat sich auf einen Stuhl fallen lassen. Kaya steht auf:"Doch kann ich wohl. Das letzte Mal hatte ich einfach...keinen guten Tag." Matt verdreht die Augen und Jackson lacht. Dann sagt hat Jackson eine Idee:"Gib ihr doch einfach ein bisschen von deinem Blut." "Na gut", murrt Kaya und geht zu einer Küchenschublade. Ich sehe ihr dabei zu und werfe Matt dann einen fragenden Blick zu. Kaya zieht ein Messer aus der Schublade und kommt zurück zu mir. Sie setzt sich neben mich aufs Sofa. "Was hast du vor?", frage ich etwas verwirrt. Sie setzt die Klinge des Messers an und antwortet mir dann ohne auf zu sehen:"Erinnerst du dich nicht mehr? Wir haben dir doch erzählt, dass mein Blut heilen kann." Ich überlege. Ja stimmt, das hatte mir einer von ihnen erzählt. Wer war es denn nochmal? Keine Ahnung. Ist ja auch egal. Wird sie ihr Blut etwa in meine offene Wunde fließen lassen? Das geht doch nicht. Mein Blut könnte verklumpen. Sie bewegt die Messerklinge vorwärts und ihre Haut wird der Länge nach aufgeritzt. Ein kleiner Schnitt entsteht in ihrer Hand. Das Blut tropft langsam heraus. Mein Bein blutet ebenfalls noch, ist aber mit einem Verband von Kaya verbunden worden. Kaya sieht mich an als müsste ich wissen, was ich jetzt tun muss. Ich sehe Jackson fragend an. Er kommt her und setzt sich auch neben mich. Dann greift er sanft meinen Kopf und drückt ihn nach hinten. Jetzt sitze ich mit dem Kopf im Nacken auf dem Sofa und warte darauf, was jetzt passiert. Kaya hebt ihre Hand über meinen Kopf und lässt ihr Blut langsam in meinen Mund tropfen. Erst verziehe ich das Gesicht, doch dann fange ich mich wieder. Das Blut schmeckt nach Eisen. Bis jetzt spüre ich keinen Unterschied zu meinem Blut, doch nach wenigen Sekunden in denen das Blut meine Speiserohre herunter geflossen ist und in mein Blut gelandet ist, spüre ich plötzlich ein starkes Ziehen in meinem Bein. Kaya nimmt ihre Hand weg und ich mache den Kopf wieder nach vorne. Ich werfe einen Blick auf mein Bein. Es ist nach wie vor vom Verband verdeckt. Der Verband, der bevor ich Kayas Blut getrunken habe, kontant röter wurde, bleibt nun so wie er ist und saugt kein Blut mehr auf. Ich beuge mich vorsichtig nach vorne und löse den vollkommen blutigen Verband von meinem Bein. Ich lasse ihn auf den Boden fallen und betrachte mein Bein begeistert. Ich sehe gerade noch wie die Wunde an meinem Bein verheilt. Die Haut verschließt sich von unten nach oben. Die Haut spannt sich und es ist fast nichts mehr vom riesigen Schnitt, der zuvor mein Bein geziert hat zu sehen. Es gibt nur noch eine kleine weiße Nabe, die jedoch nicht so schlimm aussieht. Kayas Blut wirkt echt Wunder. Ich hebe den Kopf und grinse sie freundlich an:"Wow. Das ist echt cool. Wieso tun wir das nicht immer?" Matt meldet sich mal wieder:"Nein, das geht nicht. Wenn du zu oft von Kayas Blut trinkst, kannst du sterben." Wieso hat mir das keiner gesagt bevor ich ihr Blut getrunken habe? Ich sehe Matt erschrocken an:"Wieso kann ich davon sterben?" Kaya antwortet an Matts Stelle:"Weil du keine Fee bist. Wenn der Feenblutgehalt in deinem Körper also über fünfzig Prozent ist, stirbst du weil dein Körper so viel Feenblut einfach nicht verträgt. Wir Feen haben aber auch lange gebraucht, um das zu verstehen." Ich sehe sie immer noch etwas verwirrt an:"Wie viel Blut darfst ich denn in etwa trinken?" "Etwa zwei ein halb Liter", sagt Jackson und nimmt mein Gesicht vorsichtig in seine Hände. Mir wird bei seiner Berührung plötzlich ganz warm und in meinem Bauch prickelt es. Er streicht sanft über meine Wange, an der mich die Peitsche erwischt hat. "Sieht gut aus", sagt er und nimmt seine Hände wieder weg. Ich sehe ihn verwundert an, verstehe dann aber was er meint. Nicht nur die Wunde am Bein, sondern auch die auf meiner Wange ist durch Kayas Blut verschwunden. Kaya steht auf und verkündet dann, dass sie wieder in den Garten gehen wird. Dann verschwindet sie und kümmert sich weitere um ihre Pflanzen.
Matt steht auf und nimmt Kayas Platz auf dem Sofa ein. Er zieht sein T-Shirt hoch und ich erstarre. Erst jetzt, wo sein dunkles T-Shirt aus dem Weg ist, realisiere ich, dass auch er verletzt sein könnte und leider ist es auch so. Er hat einen tiefen Schnitt auf der Brust, der stark blutet. Er desinfiziert die Wunde, tupft das Blut ab und näht sie ohne mit der Wimper zu zucken. Dann verbindet er die Wunde und geht hoch.
Als er verschwunden ist, frage ich Jackson, der immer noch da sitzt:"Wieso hat er nicht auch einfach Kayas Blut getrunken?" "Er ist ein magisches Wesen. Kayas Blut wirkt bei ihm nicht richtig", lacht Jackson. "Oh, das wusste ich nicht", sage ich peinlich berührt. Er grinst, als er meine Reaktion sieht:"Weißt du was?" "Was?", frage ich misstrauisch. Er grinst und zieht mich hoch. Ich bin überrascht von seiner plötzlichen Fröhlichkeit. "Wir müssen deine Kampffähigkeiten trainieren", sagt er. Erst bin ich eingeschnappt, verstehe dann aber was er meint. Das im Wald war nicht meine beste Performance. Das muss ich wirklich zugeben. Wenn ich etwas dafür tun kann, dass ich beim nächsten Mal nicht mit einer Wunde an der Wange und am Bein zurück komme, sollte das wohl schnell geschehen. Außerdem kann ich so vielleicht noch was über Matt und Jacksons Fähigkeiten erfahren. Vielleicht gibt es ja etwas, was ich noch nicht von ihnen weiß...