Ich seufze. Leider hat er recht, also müssen wir beide warten und er ist mindestens genauso aufgeregt, wie ich es gerade bin. Mein Blick gleitet zurück zum Fenster. Leise seufzend lehne ich mich dagegen und lächel. Wir kommen ein Stück weiter. Es gibt nichts, was mich gerade glücklicher machen könnte. Leider gibt es andere Dinge, die mir die Laune verderben. Eine Sache schimpft sich "Hausaufgaben".
Eine halbe Stunde später kommen wir auch endlich bei mir Zuhause an. Joey telefoniert gerade mit seinen Eltern, damit diese wissen, dass er bei mir schläft. "Gehe schon mal vor", murmel ich ihm zu, schnappe mir wieder meinen Rucksack und gehe den Gang entlang und zu meinem Zimmer. Es ist nicht groß, reicht mir aber vollkommen. Links steht ein Schrank, vorn der Schreibtisch unter meinem Fenster und daneben das Bett und gegenüber ein weiterer Schrank mit Konsolen, Spielen, Filmen und Büchern.
Joey kommt nach und pflanzt sich auf mein Bett, so, wie er es eigentlich immer macht. "Wo fangen wir an?", frage ich ihn und öffne mein Fenster. Das sollte vermeiden, dass wir noch einmal einschlafen.., denke ich, da uns gerade das beinahe im Zug passieren musste.
"Mit Mathe.. dann musst du mich noch für Spanisch abfragen und wir sind durch", murmelt er. Es sind die Fächer, die er eigentlich noch nie mochte. Leider kann ich ihm in Spanisch nicht gerade viel helfen. Den Kurs belege ich nicht.
Ich bin recht gut in der Schule, zumindest so gut, dass ich eine gute Note bekomme, aber nicht auffalle. Streber werden bei uns gemobbt, leider, da Intelligenz augenscheinlich eine Straftat ist. Ich liege glücklicherweise nur knapp über dem Durchschnitt aller Idioten.
Ich sehe Joey kurz an und lächel. "Dann hol mal raus. Ich gehe uns Kaffee machen", schmunzel ich. Er grinst leicht, bleibt noch kurz liegen, setzt sich aber auf, als ich zur Tür gehe. Ich laufe den Gang zur Küche entlang und hole uns zwei Tassen aus dem Schrank. Ich versuche den Kaffee so zu machen, wie mein bester Freund ihn mag. Ich mag dieses Lachen und seine Grübchen einfach, wenn er sich freut. Dann fühle ich mich auch immer besser.
Die Zeit verstreicht, der Kaffee leert sich und uns brummt der Schädel. Wir beide wollen lieber etwas anderes machen, nicht lernen oder Hausaufgaben. Nebenbei hatte ich noch meine erledigt. Wenn man einmal dabei ist, kann man auch den ganzen Abwasch machen. Joey stöhnt genervt auf und lässt sich nach hinten sinken. Ich sehe ihn mitleidig an und lächel entschuldigend.
Glücklicherweise klingelt es kurz darauf. Mein bester Freund und ich sehen uns an, grinsen breit und springen auf. "Pizza!", rufen wir laut und drängen uns aus dem Raum. "Wer schneller ist muss nicht bezahlen!", lacht mein bester Freund und versucht von mir weg zu kommen. Ich halte ihn fest und ziehe ihn zurück, komme aber nicht an ihm vorbei. Kaum ein paar Minuten später habe ich verloren. Joey öffnet breit grinsend und schnaufend die Tür. Sein Oberteil habe ich in der Hand, da er sich daraus geschält hatte, als ich meine Finger darin versenken musste, um vielleicht irgendwie an ihm vorbei zu kommen.
Verdutzt sieht uns der Pizzabote an, bevor er uns mustert und die Bestellung sagt. "Bin ich hier richtig?", fügt er hinzu. Ich nicke, etwas außer Atem. "Sind Sie!", lächel ich ihn über die Schulter des größeren an. Er nickt langsam, nennt uns den Preis und reicht uns die Pizza. Ich bezahle, artig wie ich bin. "Tur mir leid für die Störung..", murmelt der Schwarzhaarige noch. Ich werde etwas rot. "Sind nur am Lernen!", sage ich schnell, lächel fast schon schüchtern und lasse mir das Geld aus der Hand nehmen. Er lächelt zurück, nickt und geht wieder. Ich sehe ihm kurz nach, wie er die Treppe nach unten geht. "Ein sympatischer Typ..", denke ich und gehe wieder rein.
Zurück im Zimmer feiert sich Joey erst einmal. "Dachte der Kerl ernsthaft, dass wir rumgemacht hätten?", fragt er mich mit einem vom Lachen roten Kopf. Ich nicke etwas. Aus irgendeinem Grund ist mir das peinlich, weshalb ich nach unten sehe. Joey kringelt sich immernoch, bevor er sich die Tränen aus dem Gesicht wischt und sich aufsetzt. "Bekomme ich das zurück?", fragt er und deutet grinsend auf sein Oberteil in meiner Hand. Ich nicke, werde wieder leicht rot. Etwas frustriert über mich selbst, werfe ich es ihm ins Gesicht. Er lacht wieder kurz auf. Ich sehe weg und mache das Fenster zu.
"Lass uns essen und dann abhauen!", sagt er dann schmunzelnd. Ich nicke und öffne die Schachtel. "Soll ich Teller holen?", frage ich und sehe Joey an. "Ach Quatsch!", sagt er abwinkend und greift hinein, um sich ein Stück ab zu machen. Der Käse zieht sich lang. Ich lächel. So mag ich die Pizza.
Joey gibt mir das erste Stück und lächelt. "Hast bezahlt. Steht dir zu", antwortet er nur auf meinen fragenden Blick hin und lächelt mich an. Ich schmunzel zurück. Mir wird warm vor Freude und die Pizza ist so unglaublich saftig. Ich stöhne genüsslich auf und schließe meine Augen.
Joey gibt mir sonst nie das erste Stück, vor allen Dingen nicht, wenn es den meisten Käse darauf hat. Es stimmt mich etwas nachdenklich und lässt meine Augenbrauen zusammen fahren. Musternd sehe ich ihn an.
Der verträumte Blick, den der Tennisspieler hat, als er dis Pizza begutachtet, lässt meinen Kopf etwas zur Seite kippen. "Was ist los?", frage ich ihn frei heraus und erschrecke ihn damit. Zumindest zuckt mein Freund leicht zusammen. Er sieht mich lächelnd und fragend an. "Was meinst du?", entgegnet er lächelnd und schmunzelt wieder so süß. Ich überlege kurz, lege mir die Worte zurecht, die ich ihm an den Kopf werfen soll. "Du gibst mir sonst nie das erste und noch dazu beste Stück Pizza!", fasse ich schließlich misstrauisch zusammen. Er wird nervös. Sein Blick weicht mir aus.
"Eine Erklärung bitte in 3...", beginne ich. Er schluckt und scheint fast verzweifelt nach einer Ausrede zu suchen. "2..", sage ich weiter. Seine Finger zucken kurz. "1!", schließe ich ab und lasse meine Hand mit meinem Essen sinken. Mein Blick ist ernst und streng, als er seine Augen zusammenkneift und fast schon etwas zu laut antwortet: "Ich habe deinen Talisman kaputt gemacht! Sei nicht böse!"
Kurz bin ich über seine ehrliche Antwort zufrieden und lächel, bevor mir die Bedeutung seiner Worte bewusst wird. "Warte! Was?! Du hast was getan!?", fahre ich hoch und knurre leicht. Er hebt seine Hände, macht die Pizza zu, nimmt mir das Stück aus der Hand und sieht mich wie ein Hund an. "Wie?!", verlange ich zu wissen. Er umarmt meinen Bauch, wie er es schon immer machen musste, wenn ich mit ihm geschimpft habe. "Ich habe mit Altas gekämpft und wir sind auf deinen Avatar gefallen... tut mir leid, Steph!", jammert er wehleidig. Ich hole tief Luft, um mich zu beruhigen. Joey hebt seinen Kopf und macht große Augen. Seine Unterlippe schiebt sich etwas nach vorn. "Wann?", frage ich, noch immer etwas angepisst, nun aber etwas gefasster. "Als du weg warst..", antwortet er brav. Ich nicke und tätschel kurz seinen Kopf. "Das ersetzt du mir noch! Es war nicht leicht, den Boss zu besiegen. Da das Teil aber sowieso fast kaputt war, reicht es, wenn du mich zum Essen einlädst.", grummel ich und sehe weg. Ich genieße seine Nähe einfach. Es ist schwer, sauer zu bleiben.
Joey lächelt und nickt freudig. Sein Griff wird etwas stärker und er zieht mich etwas näher. Meine Hand verliert ihren Halt und ich falle um. Das bringt mein Herz zum rasen. Es hört auch nicht auf, als ich zu dem Raufbold nach unten sehe. Mein Gesicht wird warm. Zum Glück scheint er davon nichts mit zu bekommen. Seine Augen sind geschlossen und er lächelt leicht. Ich jedoch schlucke schwer.
Mein Handy reist uns beide aus der Trance. Joey lässt mich los und ich setzte mich auf. Ich greife nach meinen Telefon und sehe auf das Display. "Wir haben eine halbe Stunde! Aufräumen, duschen und abhauen!", informiere ich Joey. Er nickt und springt auf. "Geh du als erstes!", sage ich noch und scheuche ihn nach draußen.