Meleficent träumte schlecht. Sie wälzte sich in ihrer Hängematte hin und her und versuchte den Monstern, die sie jagten zu entkommen. Gerade wollte sie den Pfeil auf ein dreiköpfiges Monster schiessen, drang ein Geräusch von Schritten in ihr Gehör und sie erwacht aus dem Traum. Dunkelheit herrschte in der hohlen Eiche und nur der Mond spendete durch die Ritzen im Holz schwaches Licht. Erst dachte sie, sie hätte das Geräusch nur geträumt, aber dann hörte sie wieder Schritte, die anscheinend um ihr Haus schlichen. Sie angelte ihren Pfeilbogen, der sie ausnahmsweise heute in ihrer Hängematte platziert hatte, bei Schattenelfen konnte man schliesslich nie genug vorsichtig sein und kletterte die Leiter hinunter. Wieder hörte sie das Geräusch und ein Schatten erschien unter den Ritzen des Holzes. Aragon, was machst du da draussen?! , dachte sie und wollte zur Tür eilen aber sie stolperte über etwas Längliches, flieh auf den Teppich und blieb neben Aragon liegen. Der Schattenelf, schreckte hoch und zückte sein Schwert. „Ruhig Blut, ich bin es nur“, zischte sie und konnte seine Klinge glänzen sehen. „Warum weckst du mich, ist das etwa eine waldelfische Art, Gäste möglichst unsanft den Schlaf zu rauben?“, grunzte er. „Die Frage ist nicht, warum ich dich geweckt habe, die Frage ist, was da draussen rumschleicht!“, flüsterte Meleficent. „Vielleicht ein Reh oder ein Gnuu“, vermutete Aragon gelassen und steckte sein Schwert wieder in seine Hülle. „Ein Reh auf zwei Beinen?“, konterte Meleficent nervös. „Papperlapapp, dann ist bestimmt nur ein anderer Waldelf“, Aragon legte sich wieder hin. „In meinem Wald habe ich schon seit dreidutzend Jahren keinen anderen Elfen mehr getroffen und…“, Meleficent brach ab. Der Schatten wandelte wieder unter den Ritzen in der Wohnung herum und überdeckte Aragons Gesicht. Er sprang, wie von der Tarantel gestochen auf und rannte zur Tür. „Diesen Schatten kenne ich doch! Wir müssen sofort nach dem Rechten sehen!“
„Wer ist das?“, flüsterte Meleficent, als Aragon leise die Tür geöffnet hatte und die Waldumgebung nach einer Gestalt absuchte. „Yjades“, erwiderte er trocken und hüpfte in den nächsten Schlimmbeerenstrauch in Deckung. „Und was hat die in meinen Wald zu suchen?“, Meleficent gesellte sich zu ihm und Angst schnürte ihr die Kehle zu. Was würde passieren, wenn Yjades auf Wilson, Flippi oder Gronck trifft oder gar auf das Einhorn? „Die sucht mich bestimmt und jetzt nimm deinen Bogen in die Hand, wenn du überleben möchtest!“, Aragon hielt sein Schwert bereits in Stellung. Meleficent verstand die Welt nicht mehr, nahm aber ihren Bogen in die Hand und folgte ihm.
„Sei aber leise, sie hat sehr gute Ohren“, Aragon schlich von Baumstamm zu Baumstamm, während er sein Schwert nicht aus den Augen liess. „Keine Sorge, ich bin bestimmt leiser als du“, Meleficent folgte ihm mit einem Abstand. Aragon schaute immer oft über die Schulter aber Bäume waren das einzige, was er in der Finsternis erkennen konnte. Meleficent‘ Ohren konnten ein Rascheln von Laub hören, das zunehmend lauter wurde. Sie rückte näher zu Aragon und stemmte sich mit ihm Rücken an Rücken. Meleficent spannte den Pfeilbogen und war bereit für eine Verteidigung. Die Schritte im Unterholz kamen näher und Meleficent hielt den Atem an. „Na, Aragon!“, vor dem Ginstergestrüpp baute sich eine Gestalt auf. Die Frau hatte ein dunkelblaues Kleid mit einem rabenschwarzen Umhang. Über ihre Schulter hingen die zerzausten, blaugrauen Haarlocken. Auffällig war ihr Amulett um den Hals, das aus einem Rubin bestand und sogar in der Dunkelheit schimmerte. Sie war nicht unbedingt hässlich aber ihre schwarzen Augenperlen waren furchteinflössend. Aragon zog Meleficent an der Hand zurück und richtete sein Schwert auf die Hexe. „Hallo mein Kleiner, jetzt sehen wir uns erneut“, die Hexe tigerte um die beiden Elfen herum. „Du denkst wohl, du könntest mich aufhalten aber dafür bist noch zu klein!“ „Euer Streit geht mich zwar nichts an, aber verschwindet aus meinem Wald!“, knurrte Meleficent und richtet den Bogen auf den Hals der Hexe. „Wer haben wir denn da?“, fuhr die Hexe in süsslicher Stimme fort. „Meleficent, die Waldelfe.“ „Lass Meleficent aus dem Spiel!“, schnaubte Aragon und stellte sich schützend vor Meleficent. Ich kann auf mich selbst aufpassen! Und woher kennt diese Hexe meinen Namen? Meleficent schob sich an Aragon vorbei und stellte sich Yjades gegenüber. „Ich warne euch ein letztes Mal, raus aus meinem Wald oder ihr könnt meinen Pfeil im Herz spüren!“ „Du denkst wirklich, du könntest mich mit Gewalt davon abhalten, ihn zu töten und dich anschliessend auch, Mitverbündete, Meleficent!“, die Hexe verengte die Augen zu Schlitzen. „Ja!“, zischte Meleficent und schoss den Pfeil ab. Bevor der Pfeil aber sein Ziel treffen konnte, faltete die Hexe ihre Hände aus. Ein schwarzer Blitz schoss aus ihrer Handfläche und sie teilte den Pfeil in zwei Teile. „Gegen meine schwarze Magie, seid ihr beide machtlos!“ Yjades stiess ein Lachen aus und richtete ihre Hand auf die beiden Elfen. Ehe sie aber die beiden Elfen mit einem Fluch töten konnte, knackten die Zweige einer Dornenbarriere und ein weisses Einhorn sprang über die Dornenhecke. Das Einhorn stiess helle Atemwölkchen aus, scheute vor der Hexe auf und begann zu wiehern. „Das Einhorn wird uns retten!“, rief Aragon vor Erleichterung. „Nein, nicht!“, Meleficent wollte sich vor das Einhorn stellen aber als das Einhorn mit den Hufen auf die Hexe einschlug, machte es einen Rückwärtstritt und die Elfe wurde zurückgeschleudert. „Ein Einhorn!“, Yjades rettete sich mit einem Sprung vor den Hufen und rappelte sich wieder auf die Füsse. „Mal sehen, ob du auch gegen schwarze Magie gewappnet bist!“ „Nein!“, entsetzt musste Meleficent mit ansehen, wie die Hexe einen schwarzen Blitz gegen das Einhorn schleuderte. Das Einhorn wehrte den schwarzen Fluch mit seinem goldenen Horn ab und es bildete sich eine Verbindung zwischen den beiden Zauberkräften. „Du hast keine Change gegen mich, du schwaches Tier!“, die Hexe schwächte die Zauberkraft des Einhorn mehr und mehr ab. Meleficent konnte sich nicht mehr zurückhalten und sie wollten sich zwischen das Einhorn und der Hexe werfen. „Meleficent nicht!“, Aragon stellte ihr ein Bein und warf sich neben sich auf den Boden. Ein ungeheures Krachen folgte, schwarze Glutstück wirbelten durch die Umgebung und die Luft war mit einem Schwefelgestank erfüllt. Betäubt hob Meleficent den Kopf und schrie bei dem Anblick des Einhornes auf. Das magische Tier lag auf der Seite und hatte geschlossene Augen. Jedoch hob sich seine Flanke und es schien, als würde es nur schlafen. „Das hat gut getan“, Yjades dehnte die Finger. „Wie konntet ihr mir das nur antun, ich habe euch nichts getan!“, Meleficent stolperte zum Einhorn hinüber und funkelte der Hexe ins Gesicht. „Ich musste es tun. Alle die Aragon mögen, sind von nun an meine Feinde!“ „Töte mich, aber lass Meleficent und das Einhorn in Frieden!“, Aragon hinkte Yjades gegenüber. „Das würde dir so passen, mir scheint dir liegt etwas an ihr, Aragon.“ Yjades stiess Meleficent auf den Boden. „Ich werde das Einhorn mitnehmen und es so lange quälen, bis es schliesslich stirbt!“ „Aber dann werde ich auch sterben und der ganze Wald wird verdorren“, Meleficent machte eine Rolle und hievte sich wieder auf die Füsse. „Oje, da muss ich gleich weinen“, sagte Yjades und genoss, wie Meleficent darunter litt. „Lass das Einhorn!“, Gronck preschte aus dem Gebüsch, flankiert von Wilson. Der Igel stürmte wutschnauben auf die Hexe zu und begann an ihrem Rockzipfel zu ziehen. „Die zwei nehme ich auch gleich mit nachhause“, murmelte die Hexe. „Töte mich doch gleich!“, fehlte Meleficent. „Oh nein, dann würde ich dir ja einen Gefallen tun!“ Yjades setzte ein spöttisches Grinsen auf und faltete wieder ihre Hände. „Jaga distika micka!“, rief die Hexe und verschwand mit dem Einhorn, dem Igel und dem Wildschwein in einem dunkelblauen Wirbel und war wie vom Erdboden verschluckt.
„Was habe ich getan!“, Meleficent’ Finger zitterten und ihre Augen wurden trüb vor Trauer. Aragon, der abseits neben der Elfe kauerte, die ihre Hände in ihrem Gesicht vergrub, kam zum Worte. „Wenigstens lebst du noch und es sind nur Tiere“, Aragon klopfte ihr aufmunternd auf die Schultern. Meleficent schlug seine Hand weg und ihre Augen begannen zu glühen. „Nur Tiere, NUR TIERE?! Es sind meine besten Freunde gewesen!“ Aragon scharrte mit der Schwertspitze im Laub. „Dann wirst du wohl um sie trauern müssen. Der blauen Hexe ist bis jetzt noch niemand leben entkommen.“ „Weisst du überhaupt irgendetwas von dem Versprechen der Waldelfen!“ Meleficent nahm ihren Dolch und hielt ihm das Messer an seine Kehle. „Ich…fürchte nicht“, stotterte Aragon. „Dann hör mir genau zu. Dieses Einhorn ist das wertvollste Tier in meinem Wald. Wenn es stirbt, werde ich auch sterben. Meine drei Tierfreunde müssen auch draufgehen und jedes Lebewesen im ganzen Wald!“ „Das konnte ich ja nicht wissen, wir Schattenelfen legen nicht so ein Versprechen ab!“ Aragon hob seine Hände und versuchte sie zu beruhigen. Meleficent seufzte und steckte den Dolch zurück in seine Schutzhülle. „Es ist alles meine Schuld, ich hätte mich dazwischen werfen sollen!“ „Aber Meleficent, es ist nicht deine Schuld“, er nahm die schluchzende Elfe in den Arm. „Stimmt!“, Meleficent’ Augen hellten sich auf. Doch dann wurden sie wieder düster und sie griff nach ihrem Pfeilbogen, spannte während Sekunden den Pfeil in den Bogen ein und schrie: „Es ist deine Schuld, ohne dich wäre die Hexe nicht hierhergekommen!“ Danach schwirrte der Pfeil durch die Luft und traf Aragon mitten ins Herz. Der Schattenelf stiess aber keinen Schrei aus, sondern zog sich zu ihrem Erstaunen den Pfeil aus seinem Hemd. „Weisst du, ich habe von unserem König zum hundertsten Geburtstag ein Kettenhemd aus Platin bekommen, also praktisch und durchdringbar.“ „Aber dein Kopf besteht nicht aus einem Kettenhemd“, knurrte Meleficent und griff nach dem nächsten Pfeil. „Meleficent, ich bitte dich“, er hechte zu Meleficent hinüber und flehte sie mit seinen treuherzigen Blick an. Aragon nutze die Ablenkung und beschlagnahm ihr den Pfeil mit einer einzigen Handbewegung. „Gib ihn mir wieder!“ Empört versuchte sie nach dem Pfeil zu schnappen, aber Aragon, der einen Kopf grösser als sie war, hielt ihn in die Luft und sie konnte ihn nicht erreichen. „Du bist so ein Warzenschwein! Ich hasse dich!“ Meleficent packte seinen Arm und warf ihm mit einem geschickten Wurf über die Schulter und schleuderte ihn ins nächste Ginstergestrüpp. Schnell nahm sie den Pfeil, verlud den Köcher auf dem Rücken und verschwand hinter den Arven in der Dunkelheit.
„Mutter, was soll ich nur tun. Ich habe nicht mein Verspechen halten können, das Einhorn wird bestimmt bald sterben.“ Weinend kniete Meleficent vor dem Grab ihrer Mutter unter der Trauerweide nieder. „Ich bin eine Schande unter Elfen!“, rief sie dem Himmel entgegen. Der Mond tauchte hinter einer Wolke hervor und beleuchtete den Baum. Sein Stamm begann zu schimmern und die Blätter raschelten im Nachtwind. Die Zweige neigten sich tiefer und verfärbten sich silbrig unter dem Schein des Mondes. „Oh nein, das bist du nicht. Das Einhorn lebt noch“, flüsterte eine feine Stimme, als ein Ast Meleficent‘ Schulter streiften. „Gegen die Hexe Yjades könnte niemanden so schnell Stand halten.“ Die Worte ihrer Mutter tröstenden sie leicht, doch helfen konnte ihre tote Mutter ihr auch nicht. „Aber was soll ich nur machen. Wir werden uns wohl bald im Himmel treffen“, Meleficent umklammerte einen Ast, damit sie besser mit ihr kommunizieren konnte, während ihr die Tränen von der Wange kullerten. „Mein Kind, ich kann leider nicht zaubern aber vielleicht kann dir jemand anderes in diesem Wald weiter helfen.“ „Und wenn meinst du damit? Etwa Flippi…“, Meleficent brach ab. Flippi hatte Yjades nicht mitgenommen! „Nein, es ist nicht Flippi. Er ist nur ein Vogel. Es ist jemand der dir ähnlicher ist. Die Person wird dir helfen das Einhorn zu retten“, die Stimme hallte lange durch ihren Gehörgang, als sie die Augen schloss. Sie öffnete wieder ihre Augen, aber der Baum war wieder zu seinem alten Aussehen zurückgekehrt und die Stimme von Meleficent‘ Mutter war verschwunden. „Ich werde dich nicht enttäuschen“, murmelte Meleficent. Sie trotte vom Grab der Mutter weg und wäre beinahe mit einer Gestalt zusammen geprallt. „Yjades?“, zischte Meleficent voller Wut. „Nein, ich bin es“, Aragons Gesicht erschien im Mondlicht. Meleficent verengte die Augen, als der Schattenelf auf sie zu schritt. „Ich werde die Sache wieder gut machen. Wir könnten gemeinsam die Hexe besiegen“, schlug Aragon vor. Meleficent rümpfte die Nase und verschränkte die Arme. „Und dein Plan wäre?“ Aragon zuckte mit den Schultern. „Im Dorf Kerparabell, eine Stunde vom Grünwald entfernt, werden sie uns bestimmt weiter helfen können“, er schlug einen Trampelpfad von Hirschkühen ein. „Moment, du möchtest einfach Hals über Kopf in eine Dorf gehen, das von Tokklins bewohnt wird?“, sie hielt ihn am Ärmel zurück. „Tokklins sind stehst freundlich und wissen viel über Pangea. Sie sind schliesslich die ältesten Bewohner in diesem Land.“ Tokklins waren kleine, Aussenweltähnliche mit Hosenträger und arbeiteten auf dem Feld. Sie kannten jedes Tier, jedes Wesen und alle Völker in Pangea. „Gut, du hast recht, aber vielleicht sollten wir Proviant mitnehmen und andere nützliche Gegenstände.“ Hoffnung entlastete Meleficent‘ schweres Herz. Sie wusste zwar nicht, ob diese Tokklins ihnen weiter helfen konnten, aber ein Versuch war es wert.
„Wir haben Grünweidenkornbrote, getrocknete Hasenfüsse, Trinkflaschen, Schlimmerbeerenmuss, Pilze, Knallbohnen, Ersatzkleider und meine drei Elixierfläschchen.“ Meleficent stopfte Aragon die Verpflegung in den Beutel. „Was für Fläschchen?“, stöhnte Aragon unter dem Gewicht. „Eines ist für die Heilung der Bäume, das andere für die Tiere und das dritte ist ein Gift.“ Meleficent löschte eine Kerze in ihrem Haus und nahm ihren Pfeilbogen in die Hand. Sie verbeugt sich vor dem Bild der Eltern zur Verabschiedung und klappte den letzten Fensterladen zu. „Wir können gehen“, sie drückte die Türklinke auf und hoffte das Einhorn, Gronck und Wilson würden ihr im Wald entgegen hüpften. Weil sie vielleicht die Begegnung mit der Hexe nur geträumt hatte und deshalb nicht auf die Reise aufbrechen mussten, aber nichts rührte sich in der Morgenröte. Weder die niedrigen Tannenzweige rührten sich, noch sangen die Vögel in den Ästen. „Nach wem hältst du Ausschau?“, Aragon schlüpfte mit dem Beutel auf dem Rücken an ihr vorbei. „Nach niemanden“, erwiderte die Elfe und verriegelte die Haustür mit einem goldenen Schlüssel. Die Tür versiegelte sich und Meleficent hängte den Schlüsselbund um ihren Hals. Aragon, der schon einige Schritte vorausgegangen war, gab schon auf uns streiften den Beutel von seiner Schulter. „Musstest du unbedingt so viele Handtücher, Ersatzkleider und Haarbürsten mitnehmen?“ „Ja, ich brauche frische Kleider und Haarbürsten. Da müsstest du schon zaubern können um das Gewicht leichter zu machen!“, Meleficent schwang den Kopf in den Nacken. Ihr Haar und ihre Kleider mussten schliesslich immer perfekt aussehen. „Natürlich, ich kenne einen Zauberspruch!“, Aragon ging ein Licht auf. Er stellte sich vor den Beute und fuchtelte ungeschickt mit den Händen. „Silmanio Spectrumparosa!“ Sternenähnliches Licht wanderte um den Beutel herum und er begann zu schrumpfen, bis er schliesslich so gross war wie einen Tannenzapfen. „So gefällt er mir schon viel besser“, Aragon hängte den Beutel an seine Gürtelschnalle. „Ich bin beeindruckt“, gab Meleficent zu und versuchte endlich einmal etwas freundlicher mit ihm umzugehen, da sie nicht wusste, wie lange die Reise gehen würde und sie den Schattenelf vielleicht eine ganze Woche ertragen musste.
Die beiden Elfen überquerten eine Lichtung, danach wählten sie die Brücke bei einem Wasserfall beim Reissendenfluss und Meleficent zog die Kapuze über ihren Kopf, damit sie nicht vom Wasserdampf nasse Haare kriegte. „Mir scheint, deine Haare sind dir sehr kostbar“, bemerkte Aragon. „Das Symbol der Waldelfen sind eben lange, gesunde Haare“, schnaubte Meleficent und befreite den Kopf von der Kapuze. „Das war keine Beleidung, mehr kein Kompliment“, Aragon wählten nach der Brücke den Weg nach Südwesten. „Bei uns müssen die Schattenelfen die Haare bei einer gewissen Länge abscheiden, sonst werden sie als Waldelfen verwechselt. Die können nie solche schöne Haare haben wie du.“ Meleficent verdrehte die Augen. Zum Glück bin ich keine Schattenelfe!
„Wie weit ist es eigentlich bis zum Dorf Kerparabell?“, fragte Meleficent bei einer Richtungstafel, die aus einem knorrigen Baum bestand, der seine Äste in eine bestimmte Richtung neigten. Im Nordwesten war eine Tafel angebracht mit dem Ort Kerparabell, nach Norden Wald der Finsternis und nach Süden Grenze von Pangea. „Wenn wir uns beeilen sind wir gegen Abend im Dorf“, meinte der Schattenelf. „Der Granitfelsen da vorne bildet schon die Grenze deines Waldes“, Aragon deutete auf einen Felsen, wo die Bäume ihre letzten Wurzeln schlugen. „Die Grenze des Grünwaldes. Ich habe noch nie diese Grenze überschritten“, hauchte Meleficent und wurde mit jedem weiteren Schritt zunehmen aufgeregter. Meleficent blieb vor der Grenze wie angewurzelt stehen und atmete schnell. Aragon überquerte die Grenzlinie und rief: „Das schaffst du schon! Du verlässt den Wald, damit wir das Einhorn retten können!“ Meleficent schaute ihm tief in seine Augen und vertraute seinen Worten. Vorsichtig setzte sie den Fuss über die Grenze und füllte sich irgendwie von einer Pflicht erlöst, anderseits wollte sie gleich wieder umkehren. „Na siehst du…“, Aragon wurde durch ein Vogelgezwitschern unterbrochen. Flippi, die Kohlmeise kam aus den Kronen des Waldes geflogen und landete auf Meleficent Handfläche. „Wohin gehst du?“, piepste er. „Nach Kerparabell, wir wollen die Tokklins nach Rat fragen, wie wir das Einhorn, Gronck und Wilson befreien können“, erklärte Meleficent und war belustigt über Aragons verwirrten Gesichtsausdruck, der die Vogelsprache nicht verstand. „Schreckliches Schicksal, sie sind nicht mehr da, wie es ihnen nur ergehen mag?“, schniefte der Vogel. „Aber ich werde natürlich mit dir und diesem eigenartigen anderen Wesen mitreisen.“ Meleficent schüttelte den Kopf: „Du bleibst hier und sorgst für den Wald.“ Der Vogel plusterte enttäuscht sein Federkleid auf, widersprach aber nicht. „Jetzt geh zurück!“, sie liess den Vogel fliegen. „Ich komme nur zurück mit dem Einhorn und unseren zwei Freunden, ansonsten wirst du mich nie wieder lebendig sehen. Das Schicksal dieses Waldes liegt in meiner Hand“, rief sie dem Vogel nach. Meleficent wirbelte um die Achse und machte sie mit Aragon auf den Weg durch die unbekannte Feldgegend. Flippi sah Meleficent und der unbekannten Kreatur lange nach, bis sie hinter einem Hügel verschwunden waren, dann hob er von dem Birkenast ab und flog den beiden nach.