Mein Atem geht schnell und der Schweiß läuft mir die Stirn hinunter. Das T-Shirt, was ich trage, hat sich bereits mit ein bisschen Schweiß vollgesaugt.
Als der Lehrer in die Trillerpfeife bläst, stoppen wir alles unseren Lauf. Während die Anderen ihre Haare und Kleidung glattstreichen, ist es mir nicht wichtig, wie ich nach dem Laufen aussehe.
Der Sportlehrer winkt uns zu sich, sodass wir uns alle in einem Halbkreis um ihn herum scharren.
"So Leute, heute üben wir das Kämpfen", verkündet er laut, sodass es wirklich jeder hören kann.
Kämpfen? Oh Gott, das kann ich doch gar nicht. Ich werde so versagen, aber andererseits kann das hier auch meine Chance sein das Kämpfen richtig zu lernen.
Schnell werden wir in zweier Gruppen eingeteilt, um gemeinsam zu üben. Leider kommen Aria und ich nicht gemeinsam in eine Gruppe. Stattdessen landet sie mit einem sehr nett wirkenden Jungen aus der Klasse, während ich einen Typen bekomme, der mich nur abschätzig mustert. In dieser Situation habe ich wohl den Kürzeren gezogen.
"Legt bitte Matten aus, bevor ihr zu kämpfen beginnt", bittet der Lehrer: "Ich will keine gebrochenen Knochen sehen."
Gebrochene Knochen? Was ist das denn für eine Schule? Auf meiner alten Schule hatten wir nicht mal richtigen Sportunterricht. Wir sind ständig nur Runden gelaufen und mehr nicht. Vom Kämpfen hat der normale Durchschnittsschüler an unserer Schule noch nie irgendein Wort verloren. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb ich so ein ungutes Gefühl habe, als ich den merkwürdigen Blick des Jungen sehe.
Er mustert mich argwöhnisch und blickt dann zu seinen Freunden, die daraufhin zu lachen beginnen. Ich verdrehe genervt die Augen. Jungs!
Der Sportcoach klatscht in die Hände und alle verteilen sich in der Halle, nachdem sie sich Matte geholt haben. Das war wohl das Zeichen dafür, dass wir anfangen sollen.
Als ich das endlich checke, ist der Junge bereits verschwunden und kommt nach kurzer Zeit mit einer blauen Matte wieder. Oh man, das geht mir alles zu schnell.
Der Junge wirft die Matte auf den Boden und stellt sich dann in Kampfposition darauf: "Komm schon, Baby! Lass uns kämpfen." "Baby?", frage ich perplex. Leise nehme ich ein angewidertes Geräusch von Aria wahr, die nur wenige Meter von uns entfernt steht. Was hat sie denn jetzt für ein Problem?
"Nenn mich nicht so. Ich habe auch einen normalen Namen", versuche ich so ruhig wie möglich zu sagen, doch das klappt nicht sonderlich gut. Stattdessen klinge ich ziemlich genervt.
"Und wie lautet dieser?", fragt er. Dabei versucht er wie ein Gentleman zu klingen und verbeugt sich vor mir, was ich mehr als albern finde.
Ich trete zu ihm auf die Matte: "Elena! Und du?" "Das geht dich nichts an", sofort klingt er wieder unfreundlich. "Doch geht es. Schließlich soll ich ja mit dir kämpfen, oder?", fragt ich und mustere den Jungen. Er hat dunkelbraunes Haar, während die Spitzen lila gefärbt sind und seine Augen haben die gleichen Farben. Das wundert mich zwar, doch lieber gehe ich nicht darauf ein, da er nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen zu sein scheint. Sein Körper ist sehr muskulös, der schon meinen Blick auf sich zieht. Schnell richte ich den Blick zu Boden. Auch seinen Duft nehme ich wahr. Er riecht nach sauren Äpfeln. Hmm!
"Miles", sagt er plötzlich. "Was?", fragt ich und hebe wieder den Kopf. "Das ist mein Name", erklärt er: "Können wir jetzt beginnen?" "Ja ja", murmele ich.
Nachdem wir fast die ganze Stunde gekämpft haben und ich unzählige Male auf der Matte gelandet bin, bin ich, im Gegensatz zu ihm, bereits aus der Puste und will eine Pause machen. "Ich will eben eine Pause machen", mit den Händen mache ich ein Time-out Zeichen.
Miles ignoriert es jedoch einfach und ballt seine Hände zu Fäusten. Ich versuche mich schnell aufzurichten, doch er drückt mich wieder auf die Matte zurück: "Jetzt zeige ich dir mal, wie man einen Kampf beendet."
Nervös blicke ich mich um. Mein Blick ist Angst erfüllt. Fast alle Schüler haben die Halle bereits verlassen, um sich umzuziehen. Nur noch Aria, ihr Partner, Miles und ich sind da. Auch der Lehrer ist noch da, doch dieser befindet sich in den Materialräumen, um unsere Sachen zu sortieren. Keiner wird sehen, was ich tue, wenn ich es jetzt tue. Ich hadere immer weiter mit mir.
Als Miles dann ausholt und mit einer Faust auf meinen Kopf zielt, reagiere ich mehr als unüberlegt. Das Adrenalin schießt durch meinen Körper und ich strecke ihm meine Faust entgegen.
Daraufhin stürzt er zu Boden und beginnt zu husten. Ich halte ihm meine Faust weiterhin entgegen und rutsche auf der Matte von ihm weg.
Miles legt die Hände um seinen Hals und kann nicht mehr aufhören zu husten. Urplötzlich spritzt ihm Wasser aus dem Mund auf die Matte und er sackt fast in sich zusammen.
Von der Seite nehme einen lauten Schrei weg. Dann schließen sich kalte Hände um meine Oberarme und ziehen von der Matte hinunter. Ich versuche mich zu wehren, da ich so meine Kräfte nicht mehr weiter nutzen kann. Die Hände schließen sich so fest um mich, dass ich keinen Widerstand mehr leisten kann. "Beruhig dich, Stella", fordert die Person hinter mir. Ich erkenne die Stimme sofort und drehe mich Aria um. Ihre hellbraunen Haare hat sie zu einem hohen Zopf gebunden. Ihre Worte beruhigen mich und ich lasse es gut sein.
Ein letzter Blick auf Miles lässt mich zusammen zucken. Er liegt in einer Pfütze aus Wasser auf dem Boden. Sein Gesicht ist kreidebleich, doch er lebt.
Als meine Freundin mich beruhigt hat, läuft sie bedrohlich auf den gewalttätigen Jungen zu. Mit einer Handbewegung hebt sie diesen in die Luft und droht ihm: "Wehe du erzählst irgendwem davon, was hier gerade geschehen ist!" "Was wenn ich es doch tue?", fragt der nach wie vor schwache Junge amüsiert. "Dann breche ich dir das Genick mit einer einzigen Handbewegung", faucht sie. "Das will ich sehen", provoziert Miles.
Panisch bemerke ich, dass sie nun, genau wie ich selbst vor wenigen Minuten, die Beherrschung verliert. Schnell wird mir klar, dass von ihr eine viel größere Gefahr ausgeht wie von mir, da sie sicher nicht zögern würde ihm den Hals umzudrehen.
Schnell umklammere ich Aria von hinten und flüstert ihr etwas ins Ohr: "lass gut sein. Er wird sicher nichts erzählen und wenn doch, darfst du ihn gerne umbringen, aber bisher hat er noch Nichts gemacht." Sie atmet tief durch und lässt die Hand wieder sinken. Daraufhin stürzt der Junge ungehindert zu Boden. "Wir sollten gehen", schlage ich schnell vor. Sie stimmt zu: "Ja, das ist wohl besser so."
Wieder mal unterirdisch schlecht! Sorry!