Es war ein scheiß Wetter wie aus dem Malbuch eines Schülers des Klosters Banheid bei Husengard. Dicke Tropfen vielen schnell und mit Macht zur Erde und trommelten auf dem langen Ledermantel des Reiters, hinterließ kleine Krater am sandigen Ufer des Flusses Mächt, an welchem ihn der Weg vorbeiführte. Blitze zuckten in der Ferne über den Horizont und warfen gespenstische Schatte über die Wipfel der Bäume hinweg. Der Fluss war flach, führte wenig Wasser und schlängelte sich durch den gesamten Wald und ergoss sich irgendwo bei Rogges in das weite, grüne Meer. Hier aber bewässerte er nur die ausladenden Forstgebiete.
Kleine Köhlerhütten säumten den Wegrand, doch es war keine Menschenseele zu sehen. Etwas Böses, Verheißungsvolles lag über der gesamten Gegend und lies die frische Narbe am Arm Redawends brennen wie Feuer. Dies war nicht das erste, verlassene Dörfchen was ihm auf dem Weg unterkam. Er hatte schon einige gesehen, alle hatten sich an den Fluss gedrängt. Er nahm allerding einfach an, dass sie wegen eines Hochwassers verlassen wurden, oder weil es keine Kohle mehr herzustellen gab.
Wieder brannte der durchlöcherte Arm. Ihn wunderte, warum stets nur die Narbe des Armbrustbolzens wetterfühlig war, aber keine seiner anderen Narben. Denn abgesehen von der wulstigen, sein Gesicht auf ewig verunstaltenden, Narbe auf seinem Kopf besaß er noch etliche weitere, welche ihm durch Gleven, Dreschflegel, Hellebarden, Schwerter und Dolche zugefügt wurden. Doch diese Kriegswunden waren still, nur der durchlöcherte Arm machte auf sich aufmerksam.
Als er an den gedrängten Hütten vorbei geritten war, war ihm so, als hätte er einen Schrei gehört. Im selben Moment schlug jedoch auch ein Blitz ein, weshalb er annahm, dass einfach ein Baum gesplittert sein musste. Er Trieb den Rappen weiter an, beschleunigte den Ritt und versuchte möglichst schnell die verlassen wirkende, kleine Siedlung hinter sich zu lassen. Er kam einige Meter weit und konnte die Hütten hinter einer Biegung bereits nicht mehr sehen als unvermittelt ein hoher, gellender Frauenschrei die Geräusche des Gewitters zerriss. Er kam scheinbar nicht von weither, direkt aus dem Wald vom Fluss her.
Redawends Narbe brannte inzwischen so stark, als hätte man sie frisch aufgerissen und Säure über die offene, eitrige Wunde gegossen. Er hielt es kaum noch aus und musste den Griff um die Zügel lockern, da er fürchtete, der Arm werde ihm abfallen, wenn er noch fester die Muskeln anspannte. Zögernd hielt er das Pferd ruhig auf dem Weg, wartete, überlegte, was er tun sollte. Während sein Hirn weiter ratterte und Zahnräder andere Zahnräder antrieben gellte erneut der Schrei einer jungen Frau durch das Unwetter. Raben, Krähen, Schwalben und Eichelhäher flogen aus dem Unterholz empor und veranstalteten ein grausames, unheilvolles Konzert des Todes.
Mit einem inbrünstigen „HEYA!“ trieb er das Pferd an und lenkte es in den Wald, ins Unterholz hinein. Mit der Rechten griff er unter den ledernen Mantel, zog sein Wams zurecht und umfasste mit festem Griff das Schwert. Er konnte es nicht ziehen, etwas schien zu bremsen, zu klemmen. Ohne den wilden Galopp durch das Gestrüpp zu stoppen hielt er am Schwertgriff fest. Er hatte es schon tausende male Gezogen, hatte er gegen Unschuldige, Frauen und Kinder erhoben, gegen Landsknechte, in der Überzahl, geschwungen und wer weiß wie viele Leben damit beendet. Doch etwas in ihm ließ ihn nun zögern. Die Frau schrie erneut und der Schreib brannte sich in sein innerstes. Sie rief um Hilfe. Nicht panisch, nicht in wilder Flucht ergriffen, wie er es oft schon gehört hatte. Sondern bettelnd, aufgegeben, hoffnungslos, da ihr sonst nichts anderes einfiel, als das einzige Wort, welches in jeder Sprache verständlich zu sein schien. Hilfe
Mit einem Ruck löste sich die unsichtbare Umklammerung um die Klinge und mit einem Wutschrei riss Redawend das Schwert aus der Scheide und trieb das Pferd zu noch wilderem, unbarmherzigerem und schnellerem Galopp an. Wie ein Geschoss preschte das Rittgespann aus dem Unterholz empor auf eine sandige, kleine Bucht am Rand des Mächt. Er konnte den Rappen gerade noch rechtzeitig Zügeln. Es bäumte sich auf und lies die Hufe mit schwerem Donnern auf den Boden fallen. Das Tier schnaubte wütend und warf den Kopf von einer zur anderen Seite. Redawend selber zeigte seine finsterste Miene, versuchte die Szenerie mit seinen kalten, gefühllosen Augen einzufangen, während der Regen auf seine Glatze fiel und die wulstige Narbe sich blass Weiß vom Rot des Gesichtes absetzte.
Am Ufer stand eine junge Frau, nach ihren geschwärzten Händen und dem Rußverschmierten Gesicht zu urteilen eine der Köhlerinnen aus der nahen Siedlung. Vor ihr baute sich ein drei Meter hohes, Muskelbepacktes Untier auf. Es war von grauer Farbe, hatte anstatt dem zu erwartenden Pelz überall Schuppen und eine widerliche Fischvisage. Es schreckte auf, als der Kavallerist auf dem Ufer erschienen war, warf den Kopf in seine Richtung und ließ ein wütendes, gurgelndes „Uaaaaurwüärgs!“ ertönen. Redawend stockte der Atem. Dies war ein Kampfschrei, der einen ganzen Gevierthaufen samt Anführer in goldener Rüstung zum einpinkeln hätte bringen können.
„Was solls“, dachte sich der Doppelsöldner „einmal muss man sterben, warum nich für’n edle Sache.“ Voller Grimm packte er das Schwert fester, hob es, bereit zum Schlag, weit über den Kopf und schrie inbrünstig: „Kavallerie, heyo!“ Etwas Besseres wollte ihm partout nicht einfallen. Er riss das Pferd herum und trieb es im wilden Galopp auf das Untier zu. Dieses machte allerdings keine Anstalten auszuweichen, sondern stellte sich ihm breitbeinig entgegen. Die Frau kreischte, nutzte aber die Gelegenheit weise und flüchtete vom Kampfplatz so schnell sie nur konnte. Doch nicht das Monster ließ sich davon ablenken, sondern Redawend. Mit einem „huch!“ blickte er zu ihr.
Ein Fehler, wie ihm sogleich schmerzhaft bewusst wurde, denn das Untier machte sich seine Unkonzentration zu Nutze und packte ihn an der rechten Schulter und riss ihn ohne Probleme vom Pferd herunter und warf ihn zu Boden. Er landete zwar hart, war es doch aber gewohnt. Bevor das Ungetüm mit dem erhobenen, Tang umwickelten Fuß auf ihn treten konnte, drehte er sich schnell in einer Rolle zur Seite. Er sprang auf, fasste das Schwert fester, machte eine Volte, um dem durchschwingendem Arm des Monsters zu entkommen und schlug fest von links oben zu unteren Mitte zu und zerfetzte dem Wesen den rechten Unterarm, welcher nur noch an Fetzen herab hing. Scheinbar bestand das Ding im inneren aus verfaultem Fisch, denn genau danach roch es.
Triumphierend grinsend machte Redawend einen Schritt nach hinten und begab sich so in eine gute Ausgangsposition, das Schwert bereit zu Parade erhoben. Die Strömung umspielte seine Knie und er genoss es sichtlich. Die Fischfresse hingegen dreht sich langsam zu ihm um, brüllte ein inbrünstiges „Huääääargs!“ und erhob den Armstumpf. Wie durch Zauberhand schossen vom Körper des Monsters, sowie vom Grunde des Flusses Seegras, Tang und sonstiges empor und bildeten einen sehr brauchbar wirkenden Ersatzarm. Der tapfere Soldat erbleichte.
Die Fischfresse war schneller als gedacht. Es Schoss nach vorn und rammte Redawend mit der gesunden Faust in den Magen, warf ihn weiter auf den Fluss hinaus. Bevor er sich erheben konnte war es bereits bei ihm und trat ihm mit Schwung in den Rücken. Er überschlug sich mehrfach, schaffte es aber, irgendwie zum Stehen zu kommen. Das Monster wollte ihm direkt mit der Rechten schlagen, doch er parierte und ging in einer Riposte direkt an das Untier heran und wollte es mittig mit der gesamten Breite der Klinge schlagen, doch blockte mit links entriss ihm das Schwert und packte ihn mit der Rechten. Es zog ihn nah an sich heran und brüllte ihm aus der tiefsten Tiefe seiner Fischfresse ein „HUUUÄÄÄÄÄHA!“ entgegen. Mit Schwung hatte es ihn aus dem Wasser gehoben, das ihm da schon bis an den Oberschenkel reichte, und warf ihn auf das Wasser zurück. Drückte ihn nach unten. Es wurde dunkel um ihn herum. Sehr dunkel.
Sein Blick verklärte sich und die Luft wurde ihm knapp. Doch plötzlich war ihm, als käme von der rechten Seite, vom Ufer her, etwas auf ihn und das Monster zu gerannt. Was als nächstes geschah konnte er nur schemenhaft erkennen. Etwas rannte durch den Fluss und sprang über ihn hinweg, direkt vor der Front des Monsters vorbei und nutzte den Schwung des kurzen Fluges aus, um mit voller Kraft ein Schwert quer über den Hals oder die Brust des Ungeheuers zu schlagen. In einer breiten Fontäne schoss Blut aus dem Körper der Bestie. Es ließ Redawend los und wankte nach hinten, wollte sich zu dem Angreifer umdrehen. Dieser hingegen war längst wieder gelandet und um das Untier herum geschossen, griff nun von hinten an. Er sprang hoch und rammte sein Schwert in den Rücken der Bestie, dicht unter den Kopf, welcher ohne Hals an den Schultern anlag. Die schlanke Klinge bohrte sich bis zum Heft in die Fischfresse und schaute zur Front des Biestes, knapp über der tiefen Wunde, aus welcher immer noch Blut herausfloss, heraus. Redawend verließen die Kräfte.
Er erwachte am Ufer, den Kopf auf den Beinen der jungen Frau gelegt. Das Gewitter war offenbar vorüber gezogen. Am Himmel war keine Wolke mehr zu sehen. Er würgte eine große Ladung Flusswasser heraus, direkt auf den Rock der Maid. Diese schien das nicht weiter zu stören, denn sie strich ihm immer über den Kopf und flüsterte in einem Fort: „Mein Retter. Mein Retter, in der goldenen Rüstung. Mein Retter.“
Neben ihnen beiden beugte sich ein Mann im grünen Gehrock, mit einem ledernen Dreispitz auf dem Kopf über die riesenhafte Leiche. Wie nebensächlich warf er ein: „Verzeiht, aber golden würde ich die Schweinehaut die er da trägt nun nicht nennen. Und Retter? Das scheint mir eine reine Ansichtssache zu sein. Wer ist denn hier das wahre Opfer?“ Mit einem beiderseitigen Erstaunen blickten die Frau und Redawend den merkwürdigen Mann an, welcher er schlankes Schwert und eine lederne Tasche umgehängt hatte.
„Verzeiht, Herr.“ Redawend musste husten und spuckte erneut eine Ladung Flusswasser aus „Verzeiht, aber, was is’n hier passiert, wenn ich die Frage stelln darf?“ Der Mann in Grün schüttelte sacht den Kopf. „Euer Ausdruck“, begann er nach einer kurzen Pause „schmerzt. Aber nun gut. Das tut ja nichts weiter zur Sache. Wenn ich mich vorstellen darf.“, er erhob sich, dreht sich zu den beiden mit Schwung um und verbeugte sich, wobei er den Hut lüftete. „Magister Arnulf Peélius, Absolvent und Angestellter der Fakultät für Archäologie und Biologie. Ich habe euch vor dem Ertrinken gerettet, als euch dieses wunderschöne Exemplar der Homo Magna Piscis gerade wie einen getretenen Köter im Fluss ersäufen wollte. Homo Magna Piscis wird auch Fischfresse genannt, nicht sehr akademisch. Eigentlich leben die aber im Meer, hier hatte der gar nichts zu suchen.“ Der grüne Gehrock zwirbelte ein Ende seines Schnurbarts, welcher nur ein Teil seines Dreispitzes war. Er scharrte mit den Stiefeln über den Uferboden und schien angestrengt zu grübeln.
Redawend hatte sich inzwischen erhoben. Sein rechter Arm, dort, wo ihn der Magna Piscis gepackt hatte, schmerzte ungeheuerlich, er befürchtete, das er gebrochen wäre. Nicht nur sein Arm, vielmehr alles an ihm schmerzte. Das Ungeheuer hatte ihn arg zu gerichtet. Die Köhlerin stand etwas abseits, den Blick auf Redawend gehaftet. In ihren Augen lag etwas, dass der Söldner noch nie gesehen hatte. Bewunderung. Verwirrt und etwas benommen wendete er sich von der Frau ab und gesellte sich zu Peélius, welcher sich wieder der Fischfresse gewidmet hatte. „Seht nur, da, er hat sogar ein Abzeichen.“, Der Magister deutete auf eine kleine, blaue, emaillierte Plakette unter dem gewaltigen Kinn des Monsters. „Was’n das drauf? Eine…Gabel?“, fragte Redawend. Verneinend schüttelte der Gelehrte den Kopf. „Nein, dabei handelt es sich um das Abzeichen der königlichen Wache von Kastalinn á sjó. Das ist ein Dreizack. Angeblich das Zeichen ihres Königs.“ Der Söldling kratzte sich irritiert und leicht überfordert den Kopf: „Wie, König. Die ham’n König? Das…Ding, das’n wildes Monster, Herr, Ich habs doch gesehn’n gespürt.“
„Dieses ‚Ding‘ hat nicht nur einen König, es ist auch vernunftbegabt, hat eine Sprache, Kultur und in der Regel auch Kleidung. Etwas schien mit dem hier nicht zu stimmen. Nackt, blind vor Raserei, jämmerlich stinkend...Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, der hier hatte einen zu viel.“ Es schien, als wolle der merkwürdige Intellektuelle schmunzeln, doch etwas in ihm schien es ihm zu verbieten. Redawend war immer noch überfordert mit der Situation und kratzte sich immer noch die Glatze. Scheinbar unbemerkt hatte sich die junge Köhlerin davon geschlichen.
Redawend versuchte erneut, sich Klarheit zu verschaffen: „Nochma‘ von vorn, Herr, bitte. Wie habt’n ihr diesen…Magna Piscis“, Peélius nickte zustimmend und lächelte leicht „also diesen da erschlagen? Ich war mein Leben lang‘n Söldner, ganz vorn immer dabei’n druff. Aber der da, der war nich normal.“ Der Magister zog sein Schwert, ein schlanker, schöner Anderthalbhänder mit einer gewundenen Parierstange und einer höllisch scharfen, abgerundeten Spitze. „Der Magna Piscis, dessen Anwesenheit hier mir nicht verborgen geblieben ist, hat eine Schwäche für den Saft der gemeinen Urtica, auch bekannt als“, kurzes Schweigen, erwartungsvolle Blicke „Brennnessel. Einfach die Klinge eingerieben, schon gehen sie in die Knie. Wahrscheinlich ist der unkrautgleiche Wuchs dieser Pflanze an Land der einzige Grund, warum die Magna Piscis ihre Herrschaft noch nicht auf unsere Flüsse und Küsten ausgeweitet haben.“
Die beiden Männer schleiften den Leichnam in den Fluss, um ihn so zum einen kostengünstig zu entsorgen, aber auch anderen Exemplaren seiner Spezies ein warnendes Zeichen zu geben. „Wer weiß? Was einen Piscis dazu veranlasst den Fluss hinauf zu kommen, ein Dörfchen nach dem anderen zu massakrieren, kann auch andere dazu verleiten. Der Trick mit der Urtica ist nur den wenigsten geläufig“, erklärte Peélius schnaufend. Das Wasser stand ihnen schon bis über die Hüften, als der große, massige Körper anfing, stabil zu schwimmen und man ihn in die Mitter der Strömung stoßen konnte.
„Sagt, Herr, was’n jetzt eigentlich. Wieso wusstet ihr, das’n Ding wie der hier sein Unwesen treibt?“ Der Magister grinste breit und wrang seinen Gehrock aus. „Ich habe es gewusst, durch das lesen von Vertiefungen in den schluffigen Untergründen am Flussufer, durch die chemische Analyse von Sekreten und anderen Hinterlassenschaft und durch die Observierung der Gefahrenorte, akustisch, sowie optisch das sich ein Magna Piscis hier herumtreibt.“ Redawend, welcher seinen Ledermantel über einen Ast gelegt hatte und sein Hemd ebenfalls auswrang legte die Stirn in Falten, blickte zum Himmel hinauf und grübelte. Dann endlich stellte er fest: „Ihr habt einfach sein groß‘n Fußabdrücke sehn, seine Pisse und Scheiße gefunden und dann die Menschen hier schrei‘n gehört, vor Panik.“ Peélius klappte die Kinnlade nach unten. Mit einem Blick von Enttäuschung und Entrüstung sah er zu dem großen Söldner auf. „Meine Version der Ereignisse klang bedeutend malerischer“, protestierte.
Nach einem kurzen Augenblick der Stille, in der man nur die Vögel zwitschern hörte und das ruhige Rauschen des Flusses, stellten beide überrascht fest. Dass die junge Köhlerin bereits seit einer Weile fehlte. „Da soll mich doch…Vielleicht hatte Margarit recht, meine Stimme scheint die Frauen zu verjagen.“ Murmelte er vor sich hin.
Sie fanden sie in dem Dorf der Köhler, als sie gerade versuchte ein Pferd zu satteln, welches aber bockte und ihr das Leben schwer zu machen gedachte. Erst jetzt fiel Redawend auf, das Blutspritzer einige Hütten verunstalteten und das Dorf nicht verlassen, wirkte, als wäre man mit Sack und Pack weitergezogen, sondern in wilder Flucht. Vor einer kleinen, hutzeligen Behausung lag ein Topf mit dem Rest eines Eintopfs darin, verwässert vom Regen. Vor einer anderen lagen Decken, ein Kleid und Kinderschühchen, blaue mit weißen, aufgenähten Punkten darauf. Bei einer anderen Hütte stand die Tür noch weit offen, eine kaum sichtbare, verwässerte Blutspur lief über die kleine Treppe von der Pforte hinab auf den Rasen davor. Dort wurde offensichtlich jemand der stark blutete entlang geschleift. Er wunderte sich jedoch, dass er nirgends eine Leiche gesehen hatte.
„Der Homo Magna Piscis neigt dazu, seine Opfer, sagen wir, einer Wasserbestattung zu unterziehen.“, klärte ihn der Magister auf. Die junge Frau, welche ihre langen, feuerroten Haare nun frei trug, warf ein: „Er hat sie alle ins Wasser geworfen. Hat ihnen die Schädel eingeschlagen oder sie zerrissen, ihnen die Därme wie Würstchen heraus gezogen und dann erst ertränkt. Auch Frauen. Auch Kinder.“ Peélius beäugte sie aus einiger Entfernung misstrauisch. Unter der kalten Miene, mit welcher sie ihrer Beschäftigung nachging konnte ein geübter Blick Panik erkennen, Furcht und tief sitzende Angst. Ein Umstand, welcher nicht alles andere als irrational war. Sie hielt inne, als sie gerade versuchte eine Satteltasche zu schließen, dreht sich zu den beiden Männern um, ging direkt auf sie zu und fiel Redawend um den Hals. Der Magister versteckte sein Gesicht unter der Hutkrempe, zwirbelte seinen Schnauzbart. Der Söldner hingegen blieb stocksteif stehen und brauchte erst einen Wink von Seiten des Monster erschlagenden Archäologen, um zu begreifen, die Umarmung zu erwidern. Sie zitterte in seinen großen, eisernen Armen wie Espenlaub. Sie weinte, still zwar, aber dennoch nicht weniger heftig.