„Weißt du eigentlich, wie spät es ist, junge Dame?“
Ihr Vater saß im dunklen Wohnzimmer, als sie rein kam. Wie so ein alter Spießer. Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
„Was geht dich das an?“
„Du bist noch nicht erwachsen, und-“
Sie brach die Litanei ab. „Ich bin fünfzehn. Ich kann auf mich aufpassen!“
„Wo warst du?“
Jetzt war er aufgestanden und sie konnte förmlich hören, wie er seine riesige Nase hob, wie er schnüffelte. „Hast du geraucht?“
Ach, klar, die Zigaretten. Damit hatte alles mal angefangen.
„Fick dich.“ Sie wollte an ihm vorbei nach oben.
Er hielt sie am Handgelenk fest. „Hast du getrunken?“
„Alter!“, fuhr sie auf. „Frag mich, was ich nicht getrunken habe. Und pack mich nicht an, Arschloch!“
„So redest du nicht mit mir!“, brüllte er sie an. „Willst du eigentlich ganz von der Schule fliegen? Nach dem Vorfall-“
„Weißt du was, scheiß auf die Schule!“ Siria riss sich los. „Scheiß auf den Vorfall und scheiß auf dich!“
Sie wirbelte herum, öffnete die Tür und schlug sie hinter sich zu. Einen Moment holte sie tief Luft, dann brüllte sie, kreischte förmlich: „Scheiß auf dieses ganze, beschissene Leben!“
Und dann ging sie. Trotz ihrer Wut und dem ganzen Zeug, das sie intus hatte, war es eigentlich eine ganz nüchterne Entscheidung. Sie hatte schon oft darüber nachgedacht, was sie hier noch hielt.
Und die Antwort war immer dieselbe: Nichts. Alles, was sie brauchte, befand sich in ihrem Rucksack: Ihr Geld, Zeichenblock und Stifte, alle Ausweise, vor allem die gefälschten …
Sie blickte nicht zurück.