Das Wasser ist kalt an meinen Händen. Schnell schließe ich meine Augen und entspanne meine Muskeln. Dieses Mal bin ich viel konzentrierter und offener für das, was gleich passiert, obwohl ich auch Angst habe, schließlich weiß ich nicht, was passieren.
Freudig bemerke ich, dass meine anderen Sinne jetzt, mit geschlossenen Augen, viel stärker sind. Ich höre das Plätschern des Wassers und spüre die sanften Bewegungen des Wassers an meinen Fingern. Zur gleichen Zeit nehme ich auch noch das leise Rascheln der Blätter und den Geruch des saftigen Grases war. Der Wind pustet sanft Luft in mein Gesicht und wirbelt meine dunkelbraunen Haare durcheinander. Das ist ein wunderbares Gefühl. Dieser Ort ist wunderbar. Einerseits lässt er mich so ruhig werden wie schon lange nicht mehr und andererseits vereint er so viel Kraft in sich. Die Kraft des Wassers, die Kraft der Erde und die Kraft des Windes. Nur für das Feuer ist hier merkwürdigerweise kein Platz, aber davon lasse ich mich stören. Hier geht es um mich und nicht um Ruby und ihre Kräfte. Schnell konzentriere ich mich wieder auf meine Hände und das Wasser.
Erst jetzt fällt mir auf, dass meine Hände gar nicht nass sind. Ich spüre zwar das Wasser, doch nass sind weder meine Finger noch meine Handflächen. Hat das etwas mit meinen Kräften zu tun? Wenn ja, ist das einerseits beeindruckend, andererseits aber auch echt gruselig. So wie eigentlich alles, was mit meinen Kräften zu tun hat.
Plötzlich nehme ich war, wie sich das Wasser um meine Arme herumschlängelt und diese fest umklammert. Was ist denn jetzt los? Ich schlage die Augen ruckartig auf und versuche nicht in Panik zu geraten. Um meine Arme haben sich zwei lange Tentakel aus in der Sonne glitzerndem Wasser geschlungen. Wie ist das möglich? Sowas ist mir noch nie zuvor passiert. In meiner Kehle bildet sich ein Kloß und es fällt mir schwer nicht in Panik zu verfallen.
Ich versuche meine Arme davon zu befreien und wieder aus dem Wasser heraus zu ziehen, doch das geht nicht. Ich ziehe und zerre, doch die Tentakel lassen sich keinen Zentimeter bewegen.
Dann gibt es einen Ruck und die Tentakel ziehen mich mit sich ins Wasser zurück. Ich schreie laut auf, doch meine Schreie ersterben, als ich unter der Wasseroberfläche verschwinde.
Als ich komplett unter der Wasseroberfläche verschwunden bin, beginne ich mit den Beiden zu strampeln und versuche zurück an die Wasseroberfläche zurück zu schwimmen, doch das gelingt mir nicht. Ich schaffe es die Luft eine kurze Zeit anzuhalten, aber dann geht es nicht mehr länger und ich muss aus atmen.
Zu meiner Verwunderung ertrinke ich jedoch nicht sofort, sondern kann wieder ganz normal Luft holen. Kann ich jetzt etwa auch noch unter Wasser atmen? Diese Fähigkeit finde ich gar nicht so schrecklich wie die Anderen, obwohl ich auch ohne leben könnte.
Auf dem Grund des Sees angekommen, schaue ich mich um. Aus dem Boden sprießen mehrere Wasserblumen und Korallen, die mich in ihren Bann ziehen. Das hier ist ja noch schöner als die Lichtung an der Oberfläche des Sees.
Nach wie vor von den Tentakel fest gehalten, strecke ich die Hand nach einer pinke Koralle aus, doch bevor ich sie berühren kann, wird mir schwarz vor Augen.