Keine Ablenkung
Wieder Winter da draussen. Im Frühling oder Sommer scheint das mit dem Schreiben nicht so zu klappen. Die Gedanken sortieren sich wohl besser im Dunkel. Kein Platz für Ablenkung. Die Monate sind vergangen seit wir gescheitert sind. Gras konnte noch nicht wachsen. Winter. Keine Ablenkung. Es tut von Jahr zu Jahr mehr weh. Nur weil man weiss, wie sich Schmerz anfühlt, wird er nicht erträglicher, nicht für mich. Viele Worte sind geflogen, wie Peitschenhiebe haben sie uns verletzt. Für dich kann ich nicht sprechen, meine Seele ist voller Striemen. Bei jedem Versuch einem Streit auszuweichen, wurde ich immer tiefer hineingezogen. Ich, wir haben uns darin verirrt. Ich habe meine Vision für uns verloren wie einen Schlüssel. Nur kann ich keinen Nachbarn anrufen um mir aufzuschliessen. Was ich auch sage, wie ich mich auch verhalte, ich provoziere dich und gehe dann nur noch in Deckung. Ich gebe dir anscheinend keinen Grund mehr für Liebe. Ich gebe dir nur noch ein Alibi.
Für mich ist alles gesagt, ich kann so und will so nicht mehr. Ich will so nicht leben. Wie ich leben will weiss ich nicht, so will ich nicht leben. Schuld wird schnell vergeben, ich selbst habe mit der Schuld keine Beziehung, nicht mein Bekanntenkreis. Wenn wir nicht weiter wissen, machen wir jemanden verantwortlich. Einfach. Nicht für mich. Mit einigen Gedanken Abstand und der Ruhe die ich jetzt brauche, wird meine Wut weniger, auch die Enttäuschung. Nur mich selbst nehme ich noch in die Verantwortung wenn es darum geht, wie es soweit kommen konnte. Du bist fein raus irgendwie. Schuldest niemandem eine Erklärung, ich bin ja gegangen. Ich habe mich aus dem Staub gemacht, habe die Verantwortung abgegeben. Wenn es so einfach wäre. Aber wenn man nicht mehr weiter weiss...
Die Dunkelheit hat ihren schwärzesten Punkt erreicht. Meine Gedanken sind so zäh und widrig wie Kleber in meinem Kopf. Sie lösen sich nicht. Schreiben ist erstmal gut. Ein einseitiger Vertrag, keine Zwischenrufe, keine Diskussion. Ich kann ausreden und mir selbst erklären wie ich was meine. Das kommt in Gesprächen oft zu kurz. Ich meine, irgendwer muss doch in der Lage sein, mich zumindest nicht falsch zu verstehen.
Mitteilen möchte ich mich nicht mehr, ich suche nicht nach Rat, ich suche nach Vergebung. Ich suche nicht nach dir, ich suche nach mir.