Was genau Malfoy mit schlechtem Zustand meinte, blieb Ron ein Rätsel. Nie zuvor hatte er einen perfekteren magischen Haushalt gesehen. Natürlich war das Schwarze Schloss edel und luxuriös, aber die legere Nachlässigkeit von Harry zog sich erkennbar durch die Räume. Auch nutzten sie dort längst nicht jedes Zimmer. Weshalb Harry so versessen darauf gewesen war, Hogwarts zu besitzen, hatte Ron zwar zur Kenntnis genommen. Allerdings hatte er es nie verstanden. Malfoy führte Hermine und ihn in ein Gemach der Extraklasse. „Ich denke, dieses Zimmer ist angemessen. Wenn Ihr etwas braucht, klatscht am besten nach einem Hauselfen.“ Hermine dachte kurzfristig darüber nach, Malfoy etwas über die Rechte der Hauselfen zu erzählen, unterließ es dann aber doch.
Dieses Gemach ein Zimmer zu nennen, hielt Ron für die Untertreibung des Jahrhunderts. Abgesehen von den obligatorischen Slytherinfarben traf es seinen Geschmack in jeder Hinsicht. Als hätte Draco Rons Gedanken erraten, berührte er einen bestimmten Stein an der linken Wand mit seinem Zauberstab und murmelte etwas schwer Verständliches. Lediglich ein Wort verstand Ron, konnte es aber nicht zuordnen „Gryffindor.“ Die Wirkung beeindruckte beide Weasley und Hermine dann doch. Alle Möbel, Tapeten, Gardinen und Teppiche verwandelten unmittelbar ihre Farben. „Gefällt Euch vermutlich besser, oder?“, fragte er mit der Höflichkeit eines zuvorkommenden Gastgebers. „Schon cool.“, gab Ron zähneknirschend zu. „Zum Glück seid Ihr keine Hufflepuffs. Gelb und schwarz sieht bei der Einrichtung immer etwas billig aus.“, meinte Draco. „Ihr wechselt die Farbe der Möblierung für Eure Gäste?“, staunte Hermine. Soviel Gastfreundschaft hätte sie von den Malfoys nicht erwartet. „Nur für wichtige Gäste.“, stellte der Hausherr klar.
Ginny fühlte sich von der ersten Minute in Darkwood House Zuhause. Sie liebte es und stellte sich vor hier zu leben. Sie hatte vor sich hin geträumt und die anderen verloren. Jetzt stand sie etwas verirrt auf einer breiten Galerie und überlegte, wo die anderen wohl sein könnte. Es gab zu viele Räume, um einfach zu suchen. Da entdeckte sie eine aus Edelstein geschnittene Rose auf einem schlichten Marmorsockel. Obwohl es sich nicht gehörte, musste sie die Blüte einfach anfassen. Sie fühlte sich überraschender Weise samtig an. Plötzlich öffnete sich unter einer zarten Melodie ein breiter Gang. Draco hörte den Klang und sah mit offenem Mund ziemlich schockiert Ron an. Er lief ohne ein Wort zusagen hinaus. Hermine und Ron blieben verwirrt zurück. Rons Kommentar: „Jetzt dreht er durch.“, quittierte Hermine mit einem vorwurfsvollem Blick und Schweigen. Dann grinste sie ihren Liebsten an und küsste ihn.
Ginny war sehr erleichtert, dass Draco auftauchte. Er sah sie an und fragte sehr ernst: „Hast Du die Rose berührert?“ wisperte er atemlos. Ginny errötete augenblicklich, weil sie ertappt worden war. „Es tut mir leid. Ich konnte nicht anders.“ Sein Lächeln leuchtete so sehr, dass es ihr dem Atem verschlug. Ehrfürchtig stand er vor ihr. Es schien, als sähe er sie zum ersten Mal. „ Es gibt keinen Grund sich zu entschuldigen. Es ist nur….Dieser Gang öffnet sich nur der echten Braut des aktuellen Malfoyerben. Er führt in das Brautgemach der Malfoys. Nach meiner Verlobung mit Astoria sollte sie den Gang öffnen. Es mißlang. Meine Eltern behaupteten dann wegen der Peinlichkeit, dass Zauber wohl versagt hätte. Mein Vater erfand eine wilde Geschichte über magische Anomalien wegen Rückkehr von Voldemort. Ich weiß nicht, ob Astoria es ihm glaubte. Jedenfalls wurde danach ein neuer Trakt extra für sie errichtet. Aber Dir ist es gelungen.“
Zärtlich nahm er ihre Hand und zog sie hinter sich her in den breiten Flur. Alle Wände schienen ihr willkommen zu zuflüstern. Er verriet ihr nicht, dass mit dem Verlassen des Brautgemachs alles vergessen würde. Erst nach der gemeinsamen Hochzeitsnacht könnte sie sich daran wieder erinnern. Er fragte sich, was seine Eltern wohl dazusagen würden. Darkwood House akzeptierte die Weasleytochter als neue Lady Malfoy. Wobei - wie konnte sie Lady Malfoy sein, wenn Potter sie heiratete? Draco behielt seine Gedanken für sich.
Severus Snape betrat sein Quartier und legte einen Cruciatus auf Pettigrew. Es handelte sich um eine mittlerweile liebgewonnene Angewohnheit, die ihm viel Befriedigung verschaffte. Lupin wäre vermutlich zufrieden, wenn er das wüsste. Snape vermutete, dass Lupin die Ratte noch mehr hasste, als er selbst. Lupin war zweimal auf Pettigrew hereingefallen. Er hielt einen Brief von Eirlys McGwaren in der Hand. Sie schrieb „Verehrter Lord Snape.“ Er mochte diese Förmlichkeit wirklich. Auch wenn sie nie Lily ersetzen könnte, gefiel ihm die Veela. Nun gut - welchem gesunden Mann würde eine devote Veela nicht gefallen. Vielleicht sollte er. Nein lieber nicht.
„Mr. Dursley hat die bekannten Verträge unterzeichnet. Seine Lordschaft ist nun im Besitz einer Firma für Bohrmaschinen. Was sind eigentlich Bohrmaschinen?“ Snape wusste es auch nicht genau. Er vermutete irgendein Muggelkram für das Badezimmer, wie dieser komische Fön, den Potter ihm mal zum Julfest geschenkt hatte. Lord Weasleys Lachen darüber klang heute noch in seinen Ohren. Er zuckte mit den Achseln.
„Seine Gattin weilt derzeit in einem Muggelkrankenhaus. Ich erwarte weitere Befehle aus dem Schwarzen Schloss. Mit vollendeter Hochachtung Eirlys McGwaren.“ Er nahm Feder und Pergament. Vielleicht sollte er doch. Dieses Mal wieder allein zum Samhain Bankett zu gehen, gefiel ihm nicht. Vor allem weil es später oft sehr frivol wurde. Dann musste er Lady Weasley Gesellschaft leisten, während die anderen sich der Magie und den Leidenschaften hingaben. Dieses Jahr könnte sich Draco doch um die Dame kümmern.
Dann schrieb er zurück. „Eirlys. Du bist hiermit von mir zum Samhain - Bankett Seiner Lordschaft, unseres mächtigen Herrn, eingeladen. Ich erwarte Dich pünktlich um 19:00 in meinem Quartier. Du weißt Dich hoffentlich angemessen zu kleiden und zu benehmen. Severus Snape.“ Die Nachricht erschien ihm freundlich. Sie war eine Veela. Sie würde gehorchen. Er mochte Gehorsam wie jeder Dunkle Magier. Endlich würde er sich einmal keinen Spott wegen fehlender Begleitung anhören müssen.