Restaurant
Ich sehe sie alleine an einem Tisch sitzen.
Ihre Augen gefallen mir. Ich setze mich ihr gegenüber.
„Entschuldigen Sie, aber ich sitze hier!“
„Das sehe ich. Ich nämlich jetzt auch.
Oder warten Sie denn auf jemanden?“
„Nein, leider nicht…“
„Sehen Sie, ich auch nicht.“
Ich lache sie an. Wir reden. Wir bestellen das Essen.
Als würden wir uns schon ewig kennen. Am Schluss
zahle ich. Alles natürlich.
Wir bleiben aber noch und reden. Sie glüht mich
mit ihren Augen inzwischen förmlich an.
Der Kellner aber auch, er will unsere Sitzplätze vergeben.
Ich begleite sie nach Hause, zu Fuß.
Wir stehen vor der Türe. Sie sieht mich an.
Innerlich seufzt sie.
Ich küsse sie auf die Wange, lächle ihr noch einmal zu
und gehe dann, ohne mich umzudrehen.
Ich hoffe meine Silhouette im Abendlicht sieht so cool aus,
wie beabsichtigt. Was sie jetzt wohl denkt?
Warum ich nicht mit hinaufgegangen bin, wie sie
sich innerlich gewünscht hat?
Nun, sicher nicht, weil sie mir zu alt gewesen wäre.
Mit 65 hat man sicher noch genügend Lebensgeister.
Was sind schon die paar Jahrzehnte Unterschied zu mir?
Nein, ich wollte ihr, glaube ich, nur einen schönen Abend bereiten.
Ihr den glauben an ein paar junge Gentlemen wieder geben.
Und wenn sie sich zurückerinnert wird sie sich sicher freuen,
dass ich nicht mit hinaufgekommen bin.
Oder dass sie nichts gesagt hat.
Für mich war der Abend so auch schöner.
Ich kann so für mich bleiben. Für mich allein.