Sie standen über den Lichtern der Stadt. Ron hielt Hermine liebevoll im Arm. Sie zeigte in den Himmel direkt auf den silbernen Mond, erzählte etwas ziemlich Kompliziertes über die Kunst die Sterne zu lesen. „Wenn an Lughnasadh Vollmond ist, verbindet sich die Magie mit dem Land. Dann beginnt der neue Zyklus der Magie. Dann kann die stärkste Magie gewirkt werden. Merlin der Zauberer verband sich mit Morgana der Fee an Lughnasadh und so entstand die Macht Camelots. Eintausend Jahre später traf Rowena Ravenclaw Gorddic Gryffindor an Lughnasadh im Vollmond und so entstand die Macht Hogwarts.“, sagte sie selbstverständlich. „Du hast sogar Binns zugehört, Mine?“, entsetzte sich Ginny. „Quatsch von Binns?!?“ Mine zog die Nase kraus. „Das habe ich von Dumbledore.“ „Du bist so klug, Mine.“, machte ihr Ron ein ernstgemeintes Kompliment und küsste sie auf ihre Nasenspitze.
Der Abend in Paris gab ihnen das Gefühl von Leichtigkeit und Glück. Die Schattenjäger hatte Ron kurzer Hand für diese Nacht entlassen. Sie wollten einfach leben und ganz normal sein. Naja zumindest so normal wie drei Teenager mit einen Rolls Royce und nahezu unbegrenzten Finanzen in Paris waren. Sie fuhren quer durch Stadt. Aus den Lautsprechern des Wagens schallte Punkrock und Wizardrock. Sie erzählten sich Muggelwitze und imitierten Snapes Tränkeunterricht. Es war einfach phantastisch so frei zu sein. Sie besuchten einen Club und tanzten. Ja sogar Ronald Weasley tanzte. Wer Ron damals in einer abgetragenen Robe auf dem Yuleball gesehen, hätte es vermutlich nicht geglaubt. Zugegebener Maßen wer hätte je gedacht, dass Ronald Weasley in Drachenleder so gut aussah oder Hermine Granger Korsagen tragen würde. Sie strahlten zweifellos Sexappeal aus. Dennoch hatten sie sich ihren Kern bewahrt. Sie kannten den Unterschied zwischen Richtig und Falsch – jedenfalls genauso gut wie jeder andere. Manche ihrer früheren Freunde hatten sich abgewandt. Aber in diesem Moment spielte all das keine Rolle.
Einen kurzen Wimpernschlag später hielten sie den Atem an. Wortlos blickten sie nahezu zeitgleich auf das Mal auf ihren Unterarmen. Bei allen dreien leuchtete es kurz auf und erwärmte sich leicht. Gleich darauf verschwand der Magiehauch wieder. „Habt ihr das auch gesehen? Das ist unmöglich.“, fand Ginny die Sprache wieder. „Es sei denn…“begann Ron einen Satz. „Wie sollte es geschehen sein?“, fragte Hermine. „Aber wenn es wirklich passiert ist. Firenze damals prophezeit: Wenn das Zeichen der Finsternis ohne den Einen erglüht, beginnt der Zauber der Erneuerung. Die letzte Träne der echten Menschlichkeit, das reine Blut der unschuldigen Liebe und die zarte Blüte demütiger Macht brechen die Kälte der Nacht, wenn es keine Zeichen des Wahnsinns mehr gibt und Liebe für Liebe gegeben wird. Wenn aber die letzte Kerze verlöscht, dann verlöscht ist alle Hoffnung für den Dunklen Herrn. “ Jeder der drei konnte die Prophezeiung selbst im Schlaf. Nur ergab sie kaum einen Sinn. Okay den Kronleuchter hatten sie gefunden, aber seitdem kein weiteren nennenswerten Fortschritte gemacht. Ginnys Blut rauschte in ihren süßen Ohren. „Ja. Mine. Die Prophezeiung kann ich auswendig, aber keiner von uns kennt die Bedeutung: Die letzte Träne der echten Menschlichkeit, das reine Blut der unschuldigen Liebe und die zarte Blüte demütiger Macht…. Was soll das sein?“ Sie wollte sich keiner verlogenen Hoffnung hingeben, nur weil das Dunkle Mal aufgeglüht war.
Draco träumte von einer zärtlichen Hand und dem Duft von warmem Schokoladenpudding. Seine Mutter saß an seinem Bett in Malfoy Manor. Sie kühlte seine heiße Stirn. Ihre besorgte Stimme flüsterte liebevollen Trost. „Es ist gut, Liebling. Wach auf.“ Sein Bett roch nach Herbstmoos und Erdbeeren – genauso wie zu Hause. Die Sonne schien warm auf seine Haut. Er fühlte sich geborgen und behütet. Es wäre nur ein Traum, sobald er die Augen öffnete lag er wieder auf dem Bettvorleger seines Herrn. Warum also die Augen öffnen? Er brummte unwillig: „Draco, Liebes, wach auf Du musst etwas essen.“ Er ließ sich nicht verführen. Aber dieser verführerische Duft von warmem Schokoladenpudding, den Narcissa immer selbst kochte. Für Draco war dieser Duft, der Duft von Liebe. Er schnupperte diesen Duft und schwankte ein wenig.
Was wenn er wirklich zu Hause war und alles nur ein Alptraum war? Widerwillig blickte er sich um und sah direkt in das Gesicht von Narcissa. Dann erinnerte er sich wieder. „Mum?“ „Alles ist gut, Schatz. Komm setz Dich auf und versuch zu Essen. Das Ritual verbraucht so viel Energie.“ Sie lächelte ihr exklusives Black-Lächeln. Folgsam richtete er sich auf: „Was tust Du hier?“, fragte er sie besorgt. „Dich pflegen. Seine Lordschaft hat es angeordnet. Er fühlte sich glücklich. „Wie lange war ich weg?“, fragte er sie. „Fast zwei Tage hast Du geschlafen. Die Magie muss beeindruckend gewesen sein.“ Draco fand eher schrecklich statt beeindruckend, behielt jedoch seine Meinung für. Er löffelte gierig seinen Schokoladenpudding und fühlte sich beinahe unternehmungslustig. Die gute Stimmung hielt jedoch nur kurz an. Die Flügeltür klappte auf und seine Lordschaft trat ein. „Verschwinde, Schlampe.“, fuhr er Narcissa an. Sie wagte keinen Widerstand und ging sofort.
„Wie geht es Dir?“, fragte er Draco interessiert. „Ziemlich gut.“, gab der Gefragte zurück. „Was ist eigentlich passiert?“ Dracos Neugier kehrte mit seiner Kraft zurück. „Ich habe Dir mein Zeichen gegeben. Das andere habe ich entfernt.“, erklärte der Lord. „Jeder soll sehen und fühlen, dass Du mir gehörst. Mit dem Recht der Sieger beanspruche ich Dich.“ Es klang besitzergreifend, kalt und böse. „Du bist mein Sklave.“ Draco nickte zustimmend. Es schien nur richtig zu sein, dass er Lord Potter gehörte. Warum war er eigentlich auf diese irrsinnige Flucht gegangen? Er konnte sich nicht mehr erinnern.