Ein leises kichern weckte mich aus meinem unruhigen Schlaf. Träge wälzte ich mich zur Seite um auf meinen Wecker zu schauen. 6:07 zeigten die blauen Leuchtziffern an. Dann konnte ich genauso gut aufstehen. Besonders viel geschlafen hatte ich ohnehin nicht, den heute war mein 18 Geburtstag. Ich war einfach zu aufgeregt gewesen.
Heute Abend würden wir eine große Party feiern. Meine Eltern hatten dafür extra die leere Scheune auf meinem Reiterhof gemietet, weil wir zu Hause nicht genug Platz hatten.
Ich schlug die Decke zurück, knipste meine Nachttischlampe an und tapste zum Kleiderschrank. Für die letzten Vorbereitungen musste ich mich nicht sonderlich schick anziehen, also blieb ich bei der Üblichen grünen Bluse mit der braunen Jeans.
In einer Stunde würden wir zur Range fahren. Wir hatten dort mehrere Zimmer gemietet, auch damit Gäste gegebenenfalls dort übernachten konnten. Ich wusste das wir das täten.
Wieder hörte ich ein leises kichern. Eben noch dachte ich, ich hätte es mir eingebildet, doch jetzt war es klar und deutlich zu hören.
Langsam drehte ich mich um, aber sehen konnte ich nichts.
"Gott, Charlotte, reiß dich mal zusammen!" sprach ich zu mir selbst.
"Nicht gut es ist, Selbstgespräche führen. Zeugt von Irrsinn!" piepste eine dünne Stimme.
Ich schrak zurück. Hörte ich jetzt wirklich schon merkwürdige Stimmen? Denn sehen konnte ich nach wie vor nichts.
"Nein! Ich da, du nix einbilden!"
"Wer spricht da? Zeig dich!"
Schnell schnappte ich mir ein Kissen und hielt es schützend vor mich.
Ein blasser Umriss eines kleinen Männchens tauchte auf meinem Schreibtisch auf. Es wurde immer schärfer.
"Was bist du? Was willst du?" Ich knurrte die Worte, doch sie kamen nur gehaucht aus meinem Mund.
"Ich Kobold. Name Malefiz. Ich höre du Geburtstag. Ich dir helfen."
Malefiz setzte sich auf einen meiner Stifte Halter und kreuzte die Beine.
"Wieso sollte ich deine Hilfe brauchen?"
"Du brauchst! Ich sehr mächtig! Ich dir geschenkt wurde. Ich nicht gehen kann. Muss bleiben, bis du glücklich."
Okay, er hatte eine sehr eigenartige Sprache. Seine Stimme war rau und er nuschelte noch dazu. Ich hatte Mühe ihn zu verstehen.
"Ich will das du gehst! Verschwinde!"
"Du mir nicht zugehört hast! Ich bleibe bis du glücklich!!!"
Von dem letzten Satz betonte er jeden Wort einzeln.
Vorsichtig legte ich das Kissen zur Seite, behielt aber Malefiz im Auge. Ich strich mir mit dem linken Zeigefinger über die Nase, so wie ich es immer tat wenn ich nervös, wütend oder verängstigt war.
"Ich brauche keinen Gnom um glücklich zu sein! Ich habe alles was ich brauche."
Das kleine Wesen sprang auf. Langsam stieg die Röte in sein Gesicht und das meine ich wortwörtlich. Bis zu den Haarspitzen wurde alles rot, was nicht von braunen Stofffetzten verdeckt war. Dann polterte er los und sein Haarschopf fing Feuer.
"Du Gnom mich nenn? Nein, nein Gör. Ich Kobold. Ich mächtig. Malefiz jetzt sauer. Ich aber bleiben muss, weil geschenkt. Du glücklich? Ich mach unglücklich!"
In dem Augenblick, als das letzte Wort ausgesprochen war, verschwanden die Flammen auf seinem Kopf genauso schnell wie sie gekommen waren. Keinen Herzschlag später hatte er sich in einer dunkelroten Rauchwolke aufgelöst. Doch sein lachen konnte ich nach wie vor, ganz leise in meinem Ohr hören.
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Ich konnte immer noch nicht glauben, was sich vor einer Stunde in meinem Zimmer abgespielt hatte. Jetzt gerade waren sie auf dem Weg zum eigentlichen Festplatz.
Ich war froh, dass Malefiz in der Zeit nicht noch mal aufgetaucht war. Vielleicht hatte ich mir das ja doch nur eingebildet.
Gerade bog mein Vater in den Waldweg ein, der zu unserem Ziel führte. Noch etwa 800 Meter, dann hätten wir die erste Etappe geschafft. Doch so weit kamen wir erst gar nicht.
Keine zwei Meter hinter der Einfahrt gab es einen großen Knall und das Auto blieb rauchend und ruckelnd stehen. Ein, mir nur allzu bekanntes, Kichern war zu hören, doch weder meine Mutter, noch mein Vater, schienen es wahrgenommen zu haben. Nervöse strich ich wieder über meine Nase.
Mein Vater stieg als erstes aus und faste sich an den Kopf, als er den Hinterreifen sah.
"Ich schätze, wir sind über irgendwas spitzes gefahren."
Der Reifen war zur Hälfte aufgeschlitzt. Ich wusste, dass wir nirgends drüber gefahren waren.
"Ich fürchte wir müssen das Auto nach oben schieben. Wenn die Gäste kommen sollten sie auch durchfahren können und bis der Pannenwagen hier wäre, würde es zu lange dauern. Oh... und wir müssen jemanden schicken, der die Strecke absucht, um weitere Unfälle dieser Art zu vermeiden!" sprach mein Vater in seinem fachmännischsten Ton.
So kam es, dass wir eine glatte halbe Stunde damit verbrachten, dass Auto den sanft anfallenden Hang nach oben schoben. Meine Hose wurde dabei so schmutzig, dass ich am Ende aussah, wie in eine Schlammpfütze gesprungen.
Meine Mutter verabschiedete sich schnell und verschwand in die Küche, wo sie meine Geburtstagstorte fertig backen musste.
"Schatz, da wir diesen kleinen Zwischenfall hatten, müssen wir jetzt schneller arbeiten, als eigentlich vorgesehen! Ich werde jetzt die Scheune dekorieren. Würdest du die Materialien dafür bitte vom Heuboden runter holen?" Mein Vater wirkte leicht angespannt.
"Sicher Dad. Geh du schon mal rein, ich komme gleich mit der ersten Kiste hinterher."
Gesagt, getan. Ich lief um die Scheune herum und stieg die Hintertreppe zum Heuboden hinauf. Klar, normalerweise gab es dafür nur eine Treppe, aber da man hier so viele Feiern abhielt, hatte man beschlossen eine Treppe zu bauen. Schließlich war der Heuboden groß genug, um alle nötigen Sachen zu lagern. Wir hatten vor ein paar Tagen auch ein paar Kisten nach oben gebracht. Vollgepackt mit Girlanden, Luftballons, einer Pinata und vielem mehr.
Oben angekommen, nahm ich den ersten Karton, auf dem unser Name stand und trug ihn nach unten zu meinem Vater. Der hatte inzwischen die Tische, die an den Rand geschoben worden waren, ordentlich platziert. Die Eckigen standen am Rand. Dort würde das Buffet später glänzen. Die Runden Tische, in der einen Hälfte der Scheune verteilt. Auf der anderen Hälfte herrschte im Moment noch gähnende Leere, die später von Tänzern besetzt werden würde. Am Seitentor würde später auch noch eine Bühne aufgebaut werden, damit die Band spielen konnte, ohne gestört zu werden.
"Meinst du, du kannst deine Freundinnen anrufen, damit sie uns ein wenig zur Hand gehen?"
"Sicher."
Ich glaubte nicht, dass Amber sonderlich begeistert von der Idee wäre.
Nach dem dritten mal Läuten, ging Li endlich ans Telefon. Ich sagte ihr, dass sie unbedingt vorbei kommen musste, aber nichts von der Tatsache, dass ich mir einen kleinen, wildgewordenen Kobold zum Feind gemacht hatte.
Da Li sowieso mehr Ehrgeiz an den Tag legte als Amber, willigte sie Sofort ein. Mit der Begründung, man könnte eine Freundin, an einem solch wichtigen Tag doch nicht im Sticht lassen.
Ich bat sie auch bei Amber duchzuklingeln und legte auf.
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Als die Mädels eintrafen, hatte ich bereit alle weiteren Kisten nach unten geschleppt. Mein Vater hatte Derweil angefangen, die vielen Stühle herein zutragen.
"Ich dachte eigentlich, wir wären Gäste. Und Gäste müssen niemals arbeiten!"
Natürlich hatte ich richtig gelegen. Amber zickte sofort los, als sie aus dem Taxi stieg.
"Ich weiß, und ich würde das auch niemals von euch verlangen, aber wir liegen etwas im Zeitverzug."
Gerade als Amber wieder zu einer bissigen Bemerkung ansetzen wollte, schrie mein Vater laut auf.
Alle drei rannten wir in die Scheune. Er kniete vor einer der Kisten und hatte sie offenbar gerade erst geöffnet. In der Hand hielt er eine der Girlanden. Oder zumindest das, was davon noch übrig war.
Die lange Schlange hatte lauter Risse und Löcher. Noch dazu lag das andere Ende auf dem Boden.
Und da war es wieder. Mein nervöses Nasestreichen. Gerade in dem Moment, als eine kleine, blasse Gestalt hinter dem Karton hervor huschte.
"Bleibt ihr hier und seht was ihr tun könnt. Ich muss da was klären!"
"Sicher! Setz uns als deine Sklaven ein..." Bockig wie eh und je, setzte sich Amber auf einen der Stühle, die kreuz und quer im Raum standen. Er gab ein kurzes Knarzen von sich, ehe er zusammenbrach. Amber landete fluchend auf dem Hosenboden.
"Tut mir Leid Am" waren meine letzten Worte, bevor ich nach Draußen lief.
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Ich verschwand in Richtung Wald und ging so weit, bis ich dachte, dass sie mich unmöglich hören konnten. Dann schrie ich lauthals den Namen, des Wesens, was mir heute schon genug Ärger eingehandelt hatte.
Wir auf Kommando tauchte er in einer kleinen Rauchwolke neben mir, auf einem Baumstumpf auf.
"Malefiz! Was soll das?"
Er schnipste mit dem Finger und ein kleiner, hölzerner Schaukelstuhl erschien. Träge setzte er sich.
"Ich dir Unglück versprochen. Du ja schon Glück hast."
"Aber wieso?"
Er grinste breit über das winzige Gesicht.
"Meine Aufgabe. Wenn du nicht willst, ich das Gegenteil mache. Malefiz muss bleiben, bis erledigt!"
Meine Verzweiflung wuchs.
"Wer hat dich den geschickt? Und wieso gerade heute?"
"Charlotte? Mit wem sprichst du?"
Erschrocken fuhr ich herum. Hinter mir standen Li und Amber, die mir offensichtlich gefolgte waren und mich jetzt ansahen, als wäre ich nicht ganz dicht.
"Mit...," ich schaute zu Malefiz, der sich keinen Millimeter gerührt hatte, "mit Malefiz!" Ich trat einen Schritt zur Seite, damit sie ihn sehen konnten und deutete mit dem Finger auf die Stelle wo er saß.
"Bist du sicher, dass es dir gut geht? Ich glaube der Stress spielt mit deinem Kopf." Li diagnostizierte fachmännisch, dass ich an Schwachsinn litt.
"Sie mich nicht sehen können, wenn ich nicht will!" feixte der Kobold.
"Zeig dich ihnen!" fuhr ich ihn an.
Die Mädchen standen inzwischen neben mir und schauten immer wieder vom Baumstamm zu mir und wieder zurück.
"Ausnahmsweise tu ich was sagst!"
Plötzlich sprang Amber entsetzt zurück und auch in Li ihrem Gesicht konnte ich Unglauben erkennen.
Sie sahen genau das, was ich vor wenigen Stunden zum ersten Mal gesehen hatte und reagierten wie ich erwartete hatte.
"Ein Zwerg?" quickte Amber, die inzwischen wieder vorgetreten war und ihn neugierig betrachtete.
"Ich Kobold, nix Zwerg! Du unwissend, ich vergebe." Mit diesen Worten verschwand er wieder in seiner Wolke. Der Stuhl kippelte noch ein paar Mal vor und zurück, bis auch er langsam verblasste.
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"Okay... du musst uns ganz, ganz dringend mal was erklären! ... Und hör auf mit diesem Nasestreichen, ich hasse das!" Amber sah mich erwartungsvoll an.
"Naja... Malefiz ist heute Morgen in meinem Zimmer aufgetaucht. Hat davon geredet, er wolle mir helfen. Und ich... ich habe ihn abgewehrt und gesagt, dass ich ihn nicht brauche zum glücklich sein. Da meinte er, er würde mir Unglück bringen und ist verschwunden. Seit dem läuft alles schief."
Während ich redete, setzte ich mich auf den Stumpf und stützte den Kopf in beide Hände.
"Warte, warte... ganz langsam. Er wollte dir heute helfen und du? Du hast ihn abblitzen lassen?"
Li sah mich verständnislos an. Im Nachhinein bereute ich, was ich getan hatte. Gut... Ich konnte ja nicht ahnen, dass er gleich so ausflippen würde.
"Am besten wir gehen zurück und sehen, was wir noch retten können. Die Bühnenbauer müssten auch jede Minute kommen."
Ich hatte die Nase voll, mir Gedanken zu machen, stand auf und verließ den Wald. Amber und Li im Gefolge.
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Ich hatte recht gehabt. In dem Moment, wo wir vor der Scheune ankamen, fuhr ein großer Laster vor. Das mussten die Bühnenbauer sein.
Wir beschloss ihnen nicht im Weg zu stehen und verschwanden in die Küche.
Meine Mutter arbeitete immer noch fleißig am Kuchen. Sie verzierte ihn überall mit kunstvollen Rosen.
"Wow, der sieht wirklich toll aus." bemerkte Amber, die ausnahmsweise mal nicht zickig wirkte, sondern ehrlich baff.
"Danke Liebes. Charlotte, solltest du nicht deinem Vater die Kisten runter tragen?"
"Hab ich schon..."
"Ja, aber alle Sachen in den Kisten sind zerstört worden von..." weiter konnte Amber nicht reden, denn ich unterbrach sie, bevor sie es aussprechen konnte.
"... von ein paar Mäusen! Alles wurde zerfressen!"
Böse funkelte ich sie an. Natürlich machte ihr das nichts aus, denn sie wusste, dass sie der Kopf unseres Trios war und ich nur heute mal das Sagen hatte.
"Na gut... die Leute, die das Buffet herbringen haben eben angerufen. Auch sie müssten bald da sein. Geht doch nach Draußen und helft ihnen dann beim ausladen!"
Gesagt getan. Wir sahen, dass sie Bühnenbauer bereits eifrig am Arbeiten waren und gerade das Unterteil der Bühne aufbauten.
Es dauerte nicht lange, da fuhr ein zweiter Lastwagen auf den Hof.
Ein junger Mann stieg aus und winkte uns zu sich.
"Ihr seid bestimmt hier, um mir etwas zur Hand zu gehen. Kommt mit, hinten steht alles voller Regale, die leer geräumt werden müssen!"
Wir gingen um den Wagen herum und der öffnete die Ladetüren.
Zu unserem Entsetzten, mussten wir feststellen, dass alles verwüstet war. Überall lagen die Kisten mit dem Essen offen herum und alles war vollgeschmiert. Auch einige Regale waren umgefallen.
Der Mann schlug sich die Hand vor den Mund, während wir Mädchen einen kurzen Blick austauschten.
Plötzlich war ein lautes Krachen zu hören. Ein Blick zur Scheune sagte mir, dass die Bühne gerade eingestürzt war.
Nichts, aber auch wirklich gar nichts, lief heute richtig und das war alles meine Schuld.
"Wir müssen etwas unternehmen," flüsterte Li, "vielleicht verzeiht er dir, wenn du dich entschuldigst und hilft dir dann doch!"
Ich nickte. Einen Versuch war es wert.
Wir rannten in Richtung des Wohnviertels und verbarrikadierten uns in meinem Zimmer.
Leider sah es auch hier nicht viel besser aus. Jemand hatte alle meine Kleider auf den Boden geworfen und das blaue Faltenkleid, dass ich heute Abend getragen hätte lag zerfetzt auf meinem Bett.
"Du mich suchen?"
Natürlich wusste Malefiz genau, dass wir zu ihm wollten. Er saß auf der Nachttischlampe und kicherte vor sich hin.
"Hör mal," setzte ich an, "es tut mir Leid, wie unglücklich das heuet Morgen verlaufen ist. Ich hätte dich nicht ablehnen, und schön gar nicht beleidigen dürfen. Bitte... kannst du... damit aufhören alles kaputt zu machen und uns... helfen?"
Eine gespannte Pause trat ein. Man konnte die Stille förmlich hören.
Dann fing Malefiz an zu lachen. Ich war irritiert. Hatte ich was lustiges gesagt?
"Das alles, was ich wollt hören. Dachte, sagst es im Wald, aber nein. Du hast eingesehen Fehler und entschuldigt. Jetzt ich helfen kann. Vielleicht du was draus gelernt hast!"
Erleichert atmete ich auf. Die ganze Zeit wollte er nichts weiter, als eine Entschuldigung.
Er schnipste mit dem Finger und jedes Kleidungsstück flog zurück in den Schrank. Das zerstörte Kleid schwebte in die Luft und war von kleinen Glitzerpartikeln umgeben.
Als es wieder auf dem Bett landete, war es nicht nur wieder ganz, es sah auch komplett anders aus.
Aus dem schlichten, blauen, knielangen Kleid war ein bodenlanges Ballkleid geworden. Über und über mit Strass steinen besetzt.
Amber keuchte auf, sagte aber nichts.
"Zeit wird es dich umzuziehen. Gäste kommen in paar Minuten!"
Ich runzelte die Stirn und sah nach draußen. Er hatte recht, es dämmerte bereits.
"Ich Zeit etwas vorgedreht." Dann sah er Li und Amber an. "Auch ihr neue Kleider."
Eine glitzernde Wolke flog um uns drei herum. Als sie verblasste trug ich das atemberaubende Kleid, dass eben noch auf dem Bett gelegen hatte.
Amber und Li glänzten in dem selben Model. Li in rot und Amber in einem blassen violett.
"Danke." murmelte Amber und sah erfreut an sich herunter.
"Was ist mit dem Chaos draußen?" fragte ich den Kobold.
"Beseitigt und erledigt!"
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Als wir in die Scheune liefen, sahen wir, dass beide Lastwagen verschwunden waren. Die Bühne war fertig aufgebaut und war bereits in buntes Licht gehüllt, dass von den Scheinwerfern kommen musste.
Die Band stand bereits oben und machte einen Ton check.
In der Scheune sah es auch ganz anders aus als vorher. Alle Tische hatten weiße Decken bekommen, die am Rand mit Spitze verziert waren. Auch die Stühle waren nun weiß und nicht mehr aus mattem Holz. An jede Lehne hatte man eine hellblaue Schleife gebunden.
Das Buffet war sicher und heil angekommen und stand ordentlich auf den, dafür vorgesehenen Tischen.
Die Torte meiner Mutter war von zweistöckig auf dreistöckig gewachsen und hatte einen separaten Tisch bekommen.
Auch meine Eltern trugen statt ein paar schlichten Klamotten, Ausgehkleidung.
"Du jetzt glücklich?"
Ich konnte ihm nicht mal antworten, so erstaunt war ich. Auf den Gesichtern von Amber und Li sah ich den gleichen Ausdruck.
"Ich... ich bin sprachlos. Malefiz, wie hast du das gemacht?"
"Ich Kobold, ich magische Kräfte! Ich alles mach, bis du glücklich. Also du glücklich?"
"Ja, aber verschwindest du jetzt wieder?"
Irgendwie hatte ich ihn in der kurzen Zeit lieb gewonnen, auch wenn er alles erst zerstören musste.
"Ich bleiben hier. Nur du mich nicht mehr sehen können. Du mich vergessen musst. So wie alle hier."
Ich sah ihn traurig an. Auch er hatte einen winzigen schwarzen Anzug an und in der Brusttasche glänzten ein paar blaue Federn.
"Es Zeit wird. Erste Gäste kommen. Ich bleib hier und schütze dich, aber du unwissend. Besser kurz und schmerzlos."
Er hielt mir seine ausgestreckte kleine Hand entgegen und ich legte die Meine unter seine.
Als sich unsere Hände berührten, verschwand er und ich vergaß die letzten Stunden.
"Charlotte? Alles gut?" Li sah auf meine Hand, die immer noch in der Luft schwebte.
Komisch? Wollte ich etwas auffangen?
Ich zog die Hand wieder an mich und spürte etwas seidiges zwischen meinen Fingern. Langsam öffnete ich sie. In ihr lag eine große, dunkelblaue, glitzernde Feder.
Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, auch wenn ich keine Ahnung hatte wieso und für einen Moment glaubte ich, ein leises Kichern zu hören.