Josef stellte sein Auto ab und ging ins Haus. Auf der Couch lag sein Vater, der offensichtlich eingenickt war.
Er setzte sich am Rand zu ihm und rüttelte sanft an seiner Schulter.
"Es is leider a bissl später word`n Vater! Mia woarn no was essen. Aber jetzt bin i da!"
"Ah! Guat dass´d da bist Bua. Kumm, sitz ma uns auf a Halbe z´samm! I hab dir einiges zum Erzähl´n."
Sie gingen zum großen Stubentisch und setzten sich gegenüber. Der Senior stand nochmal auf und holte zwei kalte Bierflaschen aus dem Kühlschrank in der Küche. Sodann setzte er sich abermals hin und eröffnete das Gespräch.
"Sepp, i bin zwar no net so stoanalt, dass ma mit Allem rechnen muaß, aber i hab einiges versäumt an dir, was ma iatz z´dumm is und was i gern no greglt hab´m mecht, bevors mi mal holt..."
Im Hause Mayerhofer wurde ebenfalls die Vergangenheit ausgegraben. Sie waren vom Flur in die Küche gegangen, um nicht von Hannes oder Natalie gehört zu werden.
Karl spürte ein paar Tränen an seinem Hals, nachdem Renate nach ihrem Geständnis erneut in seine Arme geflüchtet war. Er war perplex.
"Renate warum...? Warum hast du es mir nie gesagt? Du hättest es mir sagen müssen!"
"Ach Karl! Ich hab den größten Fehler meines Lebens gemacht, als ich dich stehen lassen habe. Seit zwanzig Jahren bereue ich zutiefst, dir das angetan zu haben, um den Preis, einen gutsituerten, aber kaltherzigen Choleriker zu heiraten. Ich war vielleicht zwei Wochen mit ihm zusammen, als mir klar wurde, dass ich wohl schwanger von dir war.
Was hätte ich denn tun sollen. Zu dir gehen und sagen, du seist jetzt wieder gut genug für mich? Abgesehen davon, dass mir da schon klar war, dass ich immer noch dich liebte, konnte ich mir nicht vorstellen, dass dein Stolz es zugelassen hätte, mich zurück zu nehmen! Und das mit Recht! Hans hat nie erfahren, dass es deine Tochter ist, die er zu seiner Göttin erhoben hat. Hannes oder ich hatten nie einen besonderen Stellenwert bei ihm. Aber seine Tochter, die eigentlich dein Fleisch und Blut ist, hat er über alles geliebt. Ich habe nie geglaubt, dass er überhaupt wirklich lieben kann... Aber Natalie war sein Alles!"
"Ich hab dir nie wirklich verzeihen können, Renate, dass du mich aus heiterem Himmel verlassen hast, als Hans aus Wien zurückkehrte. Deshalb habe ich euch auch nie zu Hause aufgesucht und mich dir gegenüber immer nur reserviert gegeben. Du hättest es mir sagen müssen, Renate! Auch wenn du Hans dabei verloren hättest."
"Du begreifst nicht Karl... es ging nie um Hans... ich hatte dich verloren! Aus eigener Schuld zwar, aber nicht weniger schmerzhaft, als hättest Du mich verlassen, als ich erst einmal realisiert hatte, was ich da aufgegeben hatte!"
"Beruhige dich, Renate. Ich bin gekommen, um dir zu helfen, mit seinem Tod fertig zu werden und alles für seinen letzten Weg vorzubereiten. Er schloss sie ein Wenig fester in die Arme. Weine ruhig! Es wird dir helfen dich zu beruhigen."
Sie lehnte sich ein wenig zurück und sah ihm mit einem Stein erweichenden Blick in die Augen.
"Diese Tränen gelten nicht Hans! Ich habe tausend solcher Tränen geweint, Karl! Aber nicht um Hans Mayerhofer! Meine Tränen galten dir...