"Wenn du das willst." fügte ich schnell hinzu. Selina schaute mich verliebt und glücklich an. Ohne es zu wollen, hatte ich etwas ausgesprochen, was offenbar nicht nur mich schon beschäftigt hatte. Ich hatte nach der Trennung von Silvia nie mehr daran gedacht, jemals zu heiraten. Und außerdem fand ich es immer verrückt, wenn jemand in meinem Bekanntenkreis nach ein paar Monaten schon von Hochzeit sprach... Nun stand ich da mit einer Frau, die ich noch keine Woche kannte und ich konnte mir nicht vorstellen, sie nicht zu heiraten. Allerdings nehme ich "mildernde Umstände" für mich und meine Gefühle in Anspruch. Schließlich war diese Frau mit mir durch die Hölle gegangen. Ich werde nie den Zorn in ihren Augen vergessen, als ich sie bat, sich das Boot zu schnappen und alleine zu flüchten. Nie zuvor hatte jemand so selbstverständlich für mich sein Leben riskiert. Mir beinhart erklärt, nicht für mich, aber mit mir zu sterben, wenn es denn sein sollte, was für mich... Ja, ich weiß das klingt verrückt, aber... das war die Hochzeit. Die Hingabe, mit der sie ihren Geliebten rettete, oder die Selbstverständlichkeit, mit der sie Schmeisser erklärt hatte, sie werde keine fünf Meter von meiner Seite weichen... das kam für mich einem Eheversprechen gleich. "Michael? War das etwa so etwas wie ein Antrag?" Fragte sie mich. "Den Antrag, Liebes, den mach ich dir, wenn ich wieder fähig bin, nieder zu knien und dir für deine Hingabe zu danken. Und wenn ich wieder die Kraft habe, dich ins Bett zu tragen. Aber JA, ich werde dich bitten, meine Frau zu werden, weil es Keine gibt, die dir auch nur annähernd das Wasser reichen könnte! Weil ich dich über alles liebe, Selina!..."
Viktor war sich nun im Klaren darüber, dass ein Angriff auf uns beide im Moment keinen Sinn hatte. Er würde uns damit die Chance geben, gegen einen erheblich geschwächten Gegner anzutreten und er wusste mittlerweile, dass wir respektable Gegner geworden waren. Außerdem vermisste er die tschechische Polizeipistole, mit der er bei uns gewesen war. Er konnte sich ausrechnen, dass einer, der einem Einbrecher eine tödliche Falle stellt, auch keine "erbeutete" Waffe bei der Polizei abgeben würde. Schon gar nicht jemand, der sich in unserer Situation befand. Die allgemeine Situation hatte sich gehörig verändert. Die Schweinchen waren schlauer geworden, der alte Wolf grauer...
Nachdem mich Selina überglücklich ausgiebig niedergeschmust hatte, ging sie daran, den Beamten endlich heißen Tee zu bringen, während ich mit Herrn Schmeisser Kontakt aufnahm, um unsere Sachen aus dem Seehaus wieder zu erlangen. Er versprach, zwei zuverlässige, dort ansässige Beamte damit zu beauftragen, die Sachen zu holen. Er hätte sich am Samstag schon eigenmächtig erlaubt, den hiesigen Baumeister damit zu beauftragen, die Fensterfront provisorisch zu vernageln und das Boot zu versorgen. "Herr Schmeisser, warum sind ihre Kollegen nicht auch so clever wie sie? Das würde uns allen zu Gute kommen!" scherzte ich. "Im Ernst, Herr Schmeisser, ich bin ihnen zu großem Dank verpflichtet und wenn das alles vorbei ist, werde ich einen Weg finden, ihnen ihr vorbildliches Verhalten zu vergelten." - "Ach wissen sie, Herr Montar, wenn SIE einen Polizisten loben, dann ist das schon eine Auszeichnung..." konterte er. Ich war sehr froh, in ihm einen starken Verbündeten zu haben.