Noch nicht soweit - Eine wahre Geschichte
(die ich heute erst zur Gänze erfahren habe)
Ein Kumpel von mir, alter Freund, alter Kunde hier aus dem Ruhrgebiet, heute 75 Jahre alt, fuhr im letzten Dezember von einer Oldtimer-Ausstellung am Abend nach Hause. Mitten auf der Autobahn erlitt er während der Fahrt einen Herzinfarkt. Er sagt, er hätte nichts mehr mitbekommen, auf einmal waren alle Lichter aus. Folge: Ein sehr schwerer Unfall, viele Brüche, Koma.
Dann begann die Kette der Wunder.
Direkt hinter ihm befand sich ein Fahrzeug der Strassenwacht. Dem Fahrer waren Schlängelbewegungen aufgefallen und er rief unverzüglich die Polizei an. Etwa einen halben Kilometer entfernt war gerade ein Polizeiwagen auf die Autobahn in entgegengesetzter Richtung aufgefahren. Der Polizeiwagen wurde sofort informiert, drehte auf der Autobahn und fuhr mit Blaulicht und Sirene in die falsche Richtung zurück. Auf der gegenüberliegende Seite der Unfallstelle hielt er an, kletterte über die Leitplanken und befreite meinen Kumpel aus dem schwer beschädigten Auto. Wie er später erfuhr, hatte genau dieser Autobahnpolizist kurz zuvor eine spezielle "Retterausbildung" gemacht. Der Fahrer des Strassenwachtautos hatte sofort einen Rettungswagen angerufen, der kurz darauf schon vor Ort war. In der Zwischenzeit hatte der Polizist meinen Kumpel versorgt.
Im Krankenhaus dann eine erste OP. Dann Herzstillstand, Nierenversagen, Atmung setzte aus, Hirntätigkeit setzte aus. Künstliche Beatmung.....
Am Abend informiert die Polizei seine Frau zu Hause. Seine beiden Söhne trafen ein und erfuhren, was passiert war. Sie fuhren sofort ins Krankenhaus. Es war inzwischen bekannt, dass der Mann nur noch durch künstliche Maßnahmen am Leben erhalten wird. Seine Frau bringt zwei Tage lang nicht die Kraft auf, ins Krankenhaus zu fahren und ihn zu besuchen. Am dritten Tag wird sie hinzu gebeten. Die Ärzte hatten ihn aufgegeben. Es hätte absolut keinen Zweck mehr, sagten sie. Die Maschine sollte abgeschaltet werden....
Als seine Frau das Krankenhaus unten am Eingang betrat, setzen Hirnströme bei ihm ein. Sie betrat das Zimmer der Intensivstation, setzte sich zu ihm und nahm seine Hand in ihre Hand. Ein stummes Gespräch. Plötzlich setzte selbsttätiger Herzschlag ein, die Lunge arbeitete und die Nieren auch. Alle waren überrascht - die Ärzte am meisten.
Nach einigen OP's, Reha-Maßnahmen und einer abschliessenden Zahn-OP habe ich ihn heute besucht. Er ist fast völlig wiederhergestellt. Sieht gut aus. Aber er ist ein Anderer. Der Blick in seine Augen sprach eine deutliche Sprache. Ich habe ihn darauf angesprochen, dass etwas in seinen Augen ist, das vorher nicht da war. Er sagte nur:
"Ich war halt drüben" und lachte mich an. Und seine Frau nahm seine Hand. Und ich musste heulen...Was für eine Liebe....
Tolkien