Draco suchte schon seit längerem eine Gelegenheit, mit seinen Eltern zu sprechen. Im Prinzip gab es dazu nur einen ungefährlichen Weg. Er musste seinen Herrn darum bitten. Wenn der Dunkle Herr es erlaubte, wäre alles in Ordnung. Allerdings war die Wahrscheinlichkeit dazu eine Erlaubnis zu bekommen ziemlich gering. Natürlich konnte er auch seinen Paten darum bitten. Doch Severus tat schon so viel für ihn und dann war da noch das schlechte Gewissen wegen dem Diebstahl. Malfoy brauchte eine hochgestellte Persönlichkeit, der er nützlich sein konnte. Notfalls könnte er sich nur selbst anbieten. Mittlerweile hatte Malfoy seine Situation akzeptiert. Wenn er zur Erreichung seiner Ziele Sex anbieten musste, würde er es eben tun. Potter zwang ihn doch. Wobei so sehr wie Malfoy es gerne gehabt hätte, litt er nicht unter Potters Avancen. Im Gegenteil wenn er ehrlich zu sich war, fand er Potter ziemlich heiß. Vielleicht sollte er den Dunklen Lord wirklich direkt bitten.
Schon seit einer Weile schaute Draco nicht mehr hin, was Theseus eigentlich genau mit der Nadel tat. Diese Verwandlungsübung hatte der Junge noch immer nicht raus. Die exakte Bewegung zum Zauberspruch setzte er wieder und wieder falsch um. Damit steckte der Schüler nun seinen Schreibtisch in Brand. Unwillkürlich dachte Draco an Longbottom. Nevilles Zauberkunstunfälle und noch mehr seine Trankunfälle hatten früher in Slytherin Legendenstatus erreicht. Ein nachdenkliches Schmunzeln huschte über Malfoys Gesicht. Dann brachte er das Chaos mit ein paar einfachen Zaubern wieder in Ordnung. „Es tut mir leid, Draco.“, sagte der Junge traurig. „Magie geht nur mit Konzentration. Aber vielleicht kann Dir Minerva besser helfen, wenn es um Verwandlung geht. Am Besten wir fragen sie gemeinsam.“, schlug sein Lehrer vor. Natürlich wollte sich Draco nicht eingestehen, dass er Angst hatte. Wenn der Junge diesen simplen Zauber nicht bald beherrschte, könnte Potter das zum Anlass zu nehmen und … Malfoy verbot sich den Gedanken zu Ende zu führen.
Vielleicht sollte er tatsächlich mit Potter reden. Vielleicht aber auch nicht? Potter hatte dieses Kind, dermaßen verängstigt, das es sich nicht traute darüber zu reden. Er hätte mit Theseus nur Snape explodiert gespielt. Was für eine absurde Geschichte. Der arme Junge. Draco betrachtete den Schüler zum wiederholten Mal aufmerksam. Sein Gesicht, seine Hände und sein Hals wiesen keinerlei sichtbare Verletzungen auf. Auch an Dracos Körper konnte man keine Verletzungen sehen. Potter achtete streng darauf, dass seine Spielzeuge nicht dauerhaft beschädigt wurden. Seltsam in der Schulzeit hatte Potter oft schluderig gewirkt. Jetzt strebte er nach Perfektion – auch in Äußerlichkeit. Gedankenverloren ging er mit dem Jungen über die Korridore. Draco fand es wegen der Schattenjäger, Spinnen und den anderen finsteren Gestalten immer etwas zu gefährlich, den Jungen allein zu lassen.
Unterwegs trafen sie die Zwillinge, die gerade versuchten eine schwarze Ritterrüstung rosa zu färben. „Wohin seid Ihr beide den unterwegs?“, fragte George freundlich. „Guten Tag, Master Weasley.“ Jedes Mal erstickte Malfoy fast an der förmlichen Ansprache den Weasleys gegenüber. Akkurat und tief folgte seine Verbeugung. Er hasste es. Trotzdem brachte er Theseus auf diese Weise, bei sich als Sklave zu verhalten. Lord Potters Befehl konnte nicht missverstanden werden. Theseus sollte sein perfekter Sklave werden. Vielleicht „Wir besuchen Mrs. McGonagall, Master. Ich hoffe, dass sie uns bei der Verwandlungsübung helfen kann.“
Fred sah Malfoy die Überwindung und die Selbstbeherrschung an. Beides beeindruckte ihn mehr, als er je zugeben könnte. Er mochte Malfoy wirklich nicht. Arrogant, selbstverliebt und boshaft. Als Schüler war der Malfoyerbe eine ständige Zumutung gewesen. Trotzdem verdiente niemand ein Sklavendasein. Wie unerwartet das Schicksal manchmal spielte. Seit wenigen Stunden trug Fred das Dunkle Mal. Er hätte nie geglaubt es anzunehmen. Jetzt gehörten die Zwillinge zum inneren Kreis des Dunklen Lord. Sein Geliebter und er tauschten einen Blick unter den Wimpern. Sie fühlten dasselbe und George sprach es aus: „Draco, komm danach bitte in unser Quartier. Wenn Du keine weiteren Aufgaben hast.“ Bereitwillig stimmte der Sklave zu. Er wartete darauf formal entlassen zu werden. Da allerdings keiner der beiden Anstalten machte, ihm zu erlauben sich zu entfernen, erlaubte er es sich selbst.
Dudley zu quälen, bereitete Lord Potter große Freude. Da der Muggel nicht wirklich viel konnte, ließ Potter ihn Holz hacken. Während er in unregelmäßigen Abständen einen sehr kurzen Folterfluch auf den Unglücklich schickte, las er ein Buch über Dunkle Verführung von Fürst Dragul, dem Jüngeren. Dudley hielt ein altes Beil in beidem Händen. Es war so verzaubert, dass er es nicht als Waffe benutzen konnte, ohne sich selbst zu treffen. Der Oktoberwind wehte durch die Ecken des Wirtschaftshofes. Vor Dudley stapelten sich eine große Menge Holzstücke neben einem Hackklotz. Er schwitzte bereits nach den Spalten der ersten zwei Klötze. Der junge Lord trank einen angenehm duftenden Tee, saß auf einem magisch beheizten Sessel und sah Dudley hin und wieder zu. Ein Kindheitstraum von Lord Potter erfüllte sich. Sein verhasster Cousin schuftete sich ab. Wenn Potter gewollt hätte, würde die alte Axt das Holz selbst spalten. Diesen Zauber beherrschte jeder Hauself und die meisten Magier. Potter wollte nicht. Er bekam seine Rache und kostete sie nach allen Regeln der Kunst aus. Die Situation entbehrte einer gewissen Intimität nicht.
Dudleys miserables Verhalten hatte ihn gelehrt, vieles ertragen zu können. Dudley und Vernom hatten ihn gezwungen, sein Temperament zu beherrschen. Sie hatten ihn Hunger gelehrt. Außer Dobby wusste niemand, dass er noch immer Essensverstecke in seinem Zimmer anlegte. Leider gehörte die Angst nicht zu den Gefühlen, die er verloren hatte. Harry konnte als Kind seine Tränen komplett unter Kontrolle halten. Er hatte gehorchen gelernt. Er hatte Ohnmacht kennengelernt. Er hatte gelernt, wehrlos und schutzlos zu sein. Er hatte die Macht lieben gelernt. Wie viele Schläge, Tritte oder Demütigungen hatte er als Kind erlebt?
Jetzt lehrte Lord Potter Dursley leiden. Dudley keuchte erschöpft. Er versuchte sich eine kleine Pause zu verschaffen. Lord Potter sah von seiner Lektüre auf und hauchte einen hässlichen Fluch auf seinen Cousin. Der Fluch traf den Sklaven, wie ein Faustschlag am Kopf. „Trödel´ nicht, Dudders. Es gibt viel zu tun.“, höhnte Lord Potter. Er imitierte die Stimme seines Onkels. Dann versenkte er sich wieder in seine Lektüre