Es war lange nachdem sich die Götter aus der Welt zurück gezogen hatten und lange bevor der erste Kaiser, den man Gottkaiser nennt, die Welt einte. In dieser Zeit lebten viele Völker. Klein, verstreut und im Zwist miteinander. Eines dieser Völker, war das Volk der Asmari. Die Asmari lebten in der Unwirklichkeit der Wüste der südlichen Halbinsel Pujakus. Jene Halbinsel die man noch heute Asmara nennt. Wie jedes Volk hatten auch die Asmari ihre eigenen Legenden, dies ist die Legende des Mannes der hinabstieg und König wurde.
Als die Asmari die Halbinsel Asmara zu ihrer Heimat ernannten, war das Land eine blühende Landschaft voll Seen, Gras und Vieh. Doch die Götter wollten die Asmari auf eine Probe stellen und brachten eine ewige Dürre über das Land. Die Seen vertrockneten, das Gras verdorrte und das Vieh verdurstete. Und je mehr Leben zu Tode kam, desto mehr Staub setzte sich frei und die Wüste begann zu wachsen. Die Wüste wuchs und wuchs bis sie auch den letzten Winkel der Halbinsel verschlungen hatte. Auch die Hauptstadt der Asmari Siyudad wurde vom Meer aus Sand verschlungen und so drohte den Asmari das allmähliche verdursten. Schon in den ersten Kalendern der Herrschaft des Sandes brannte aus vielen Menschen, der einst prächtigen Stadt, das Leben. Der einzige See im Zentrum des Marktplatzes wurde schmächtiger und schmächtiger, bis er zu einem Tümpel und einer Pfütze wurde. Das Volk der Asmari schrumpfte weiter von einst tausenden zu wenigen hundert. Und diesen wenigen Überlebenden lebte auch ein Mann namens Pagtubos. Pagtubos war bekümmert über das Leid seines Volkes und da ihm die Wüste Land, Vieh und die Familie genommen hatte, entschied er sich einen Weg zu finden, die anderen seines Volkes zu retten. Pagtubos versuchte im ersten Jahr mit ein paar Helfern einen Brunnen zu graben, doch sie förderten nur Staub und Dreck zu Tage. Im zweiten Jahr, ein paar der Helfer waren bei den Strapazen verstorben, versuchte er allein einen neuen Brunnen zu graben, doch er förderte nur Staub und Dreck zu Tage. In der alles ausbrennenden Sonne, verbrannte auch die Menschlichkeit der Asmari und sie vertrieben Pagtubos in die Wüste. Weit in die Wüste, sodass er sterben musste. Während seiner vermeintlich letzten Tage unter den lebenden irrte Pagtubos durch den Sand. Als er nun endlich dem Tode geweiht zu seien schien, zeigten die Götter Erbarmen mit dem Mann und gewährten ihn einem Eingang in die Unterwelt Asmaras. Als Pagtubos Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte er einen See und nannte ihn dakung kauhaw ("großer Durst") und trank von dessem Wasser. Er war so mit dem Trinken beschäftigt, dass er nicht merkte wie eine Kreatur, so groß wie ein Haus, im Wasser lauerte. Als Pagtubos das Trinken geendet hatte, überlegte er wie er sein Volk zum Wasser oder das Wasser zu seinem Volk bringen konnte. Sie hatten ihn zwar verbannt und in der Wüste ausgesetzt, aber auch nur in der Hoffnung, dass ein verdurstendes Menschenopfer den Göttern endlich Gnade beibringen könnte. Als Pagtubos über all das nachdachte, bemerkte er, dass etwas tief im Wasser leuchtete. Das blaue Leuchten was er soeben erspäht hatte, begann sich zu bewegen und schwamm mit schneller Geschwindigkeit zur Wasseroberfläche. Aus den Untiefen des Sees taucht die gigantische Kreatur auf: Ein weißer Ahòlótel auf.
Von Angst gelähmt und unfähig zu flüchten, fürchtete Pagtubos nun von der Bestie verschlungen zu werden. Doch zu seiner Überraschung begann der riesige Molch mit ihm zu sprechen und es hallte durch die Höhlen: "Mensch, du trinkst von dem heiligen Wasser. Meinem Reich. Warum sollte ich dich nicht verschlingen?"
Da wimmerte Pagtubos um Vergebung und erklärte seine Situation.
"Deine Worte klingen wahr, so lass ich dich leben.", sprach der Molch.
Pagtubos dankte dem weißen Ahòlótel aufrichtig und verneigte sich vor dem Tier voll Ehrfurcht.
"Schau in die Tiefen dieses Sees, siehst du meine Söhne und Töchter? Siehst du deren Söhne und Töchter? Und siehst du auch deren Kinder?"
Pagtubos schaut tief in das klare Wasser und erspähte am Grund eine große Sammlung vieler kleiner Ahòlótel: "Ja ich sehe sie."
"Dies ist mein Volk. Es gibt viele dieser Völker hier in der Unterwelt. Und wir achten uns und die Gesetze dieser Welt. Ihr Menschen seid kein Teil davon, also verschwinde, denn meine Gnade wehrt nicht ewig."
"Aber mein Volk braucht Wasser."
"Dein Volk hat dich in die Wüste getrieben, damit du stirbst!", brüllte der weiße Ahòlótel.
"Das ist wohl wahr, doch würde dich dein Volk aus dem Wasser vertreiben, wäre es auch immer noch dein Volk und du würdest es schützen und umhegen.", erwiderte Pagtubos entschlossen.
"Gebe ich dir mein Wasser, wird dein Volk ewig weiter Wasser verlangen und mein Reich wird schrumpfen bis mein Volk dem Tode geweiht ist. Warum sollte ich deinem Volk helfen?", fragte der weiße Ahòlótel.
"Weil ich euch bitte, von Volk zu Volk."
"So werde ich eure Bitte nicht abschlagen.", meinte der weiße Ahòlótel, "Ihr dürft jeden Tag zwölf Krüge meines Reiches entnehmen und eurem Volk geben. Nehmt ihr mehr seid ihr nicht mehr willkommen."
"Ich danke euch.", erwiderte Pagtubos und füllte einen Krug den er bei sich trug um seinem Volk die frohe Kunde zu bringen. Als er sich vom weißen Ahòlótel entfernen und nach Siyudad aufbrechen wollte, hielt ihn der weiße Ahòlótel auf.
"Noch zwei Bedingungen Mensch. Ich vertraue dir, doch nicht deinem Volk. So bist du der einzige der das Wasser holen darf. Und nimmst du einen der Kristall -in diesem Moment begannen abertausende Kristalle in der Höhle zu leuchten- wirst du unweigerlich sterben." - Pagtubos versprach sich an die Weisungen zu halten und verließ die Höhle.
Als Pagtubos seinem Volk den Krug voll Wasser präsentierte und versprach jeden Tag zwölf Krüge voll Wasser zu bringen, jubelte das Volk der Asmari und ernannte den einstigen Bauern zu ihrem König. Die Jahre vergingen und das Bündnis der Asmari mit den Ahòlótel hatte Bestand. Bis die Neugier des ersten Ministers, einem Cousin von Pagtubos, so groß wurde, dass dieser Pagtubos beim Wasser holen unbemerkt verfolgte. Als Pagtubos die Höhle wieder Richtung Siyudad verließ, warte der Minister, Organisar vor der Höhle bis es Nacht wurde. Im Schein des Vollmondes schlich der Minister nun in die dunkle Höhle. Als Organisars Augen sich an die Dunkelheit in der Höhle gewöhnt hatten, erblickte er den großen See dakung kauhaw. Überwältigt von dem Anblick des Wassers bemerkte er nicht das Leuchten in den Untiefen des Sees. Dafür erkannte er, dass die Höhle voll von leuchtenden Kristallen war, die scheinbar nur darauf warteten geholt zu werden. Organisar schritt zu einem der Kristalle, einem blauen Sapphir, und brach ein Stück des Steins aus der Höhlenwand heraus. Als er das Stück heraus gebrochen hatte, halte ein Brüllen so laut wie tausend Donnergrollen durch die Höhle. Angst packte Organisar und der Minister eilte aus der Höhle. Organisar schwieg über die Vorkommnisse in der Höhle und so verließ Pagtubos arglos am nächsten Tag die Stadt um neues Wasser zu holen.
Als Pagtubos in die Höhle kam, erwarte ihn der von Zorn gezeichnete weiße Ahòlótel. "Pagtubos!", brüllte das Untier erbost. "Ihr Menschen seid doch alle gleich, ihr giert nachdem was euch nicht gehört und stellt es!"
"Mein Freund.", begann Pagtubos, "Ich bin untröstlich und unwissend warum du mich so empfängst, ich hole das Wasser, zwölf Krüge, wie jeden Tag. Nie tat ich etwas anderes."
"Ach tust du das? Dann erkläre mir warum dieser Sapphir nur noch eine Hälfte von einem Ganzen ist. Gestern noch sagtest du wie schön und prächtig er sei und in der Nacht kam ein Dieb und brach ein Stück heraus. Sieh dort am Boden liegt noch eine Brosche die er fallen ließ."
Pagtubos besah sich die Brosche und konnte seinen Schrecken nur mit Not verbergen, es war das Emblem des Herrschertums nur der König und die Minister trugen sie. Jemand aus seinem Reich, einem seiner engsten Vertrauten, war ihm gefolgt.
"Verzeih mein werter Freund, doch ich bin nicht der Dieb den du suchst, ich halte mein Wort und unser Bündnis ist mir wichtig."
"So glaub ich dir, ein letztes Mal, finde den Dieb und halte ihn auf. Sonst wird unser Bündnis fallen.", der weiße Ahòlótel entschwand in die Tiefen seines Seenreiches.
Pagtubos ließ am Abend eine Ministerversammlung einberufen und berichtete was passiert gewesen war. Niemand wollte es gewesen sein und auch alle Minister -Organisar hatte inzwischen schon ein neues Emblem anfertigen lassen- besaßen ihr Emblem. So blieb Pagtubos nichts anderes übrig als eine allgemeine Warnung auszusprechen.
Der Vorfall geriet um Woche für Woche, Monat für Monat immer mehr in Vergessenheit und bald war es ein Jahr her, dass die Ereignisse des Diebstahls stattgefunden hatten. Doch die Gier des Organisars war nicht verschwunden, sie wuchs in ihm wie eine zarte Pflanze die zu einem Dornenbusch wird. So passierte es das Organisar in einer wolkenverhangen Nacht wieder zur Höhle schlich, herabstieg und einen Kristall, diesmal einen Rubin, aus der Wand riss. Doch etwas war seltsam in dieser Nacht, kein Leuchten war am See und auch die Kristalle geruhten nicht zu erstrahlen, wie sie es in der ersten Nacht taten. Da riss die Wolkendecke auf und der Vollmond strahlte in das Höhlensystem. Angst erfüllte Organisar als er im Schein des Mondlichts in die Augen eines schwarzen Untiers blickte, rot leuchteten Äste von dessen Kopf zu allen Seiten gingen. Schreie voll Panik und Feigheit hallten durch die Höhle hinaus in das Land, doch niemand hörte Organisar. Ohne zu zögern verschlag das Untier den verräterischen Minister.
Pagtubos wusste nichts von alledem als er am nächsten Tag in die Höhle hinabstieg um Wasser zu schöpfen, doch schon beim ersten Krug stellt er fest, dass das Wasser nicht mehr blau leuchtete wie sonst. Das Bündnis hatte sein Ende gefunden und Pagtubos spürte eine Präsenz in seinem Rücken. Als er um sich herum wirbelte, erkannte er einen schwarzen Ahòlótel mit goldgelben Augen und roten Kiemen von gänzlich schwarzer Farbe. Auch Pagtubos wurde verschlungen und sprach im letzten Abzug: "Steine kann man nicht trinken, nur Narren stehlen sie."
Die Asmari warteten den ganzen Tag auf ihren König, doch dieser kam nicht und auch am nächsten Morgen war der König nicht eingetroffen. Suchtrupps wurden entsandt, doch niemand fand den König oder den Zugang zum See dakung kauhaw. Und so geschah es, dass das Volk der Asmari durch die Gier eines Mannes seines Königs und seiner Existenz beraubt wurde.