"Also weißt du Mutter, du bist vielleicht eine Nummer!" - "Herbert war die Situation etwas peinlich. "Weißt du, Michael, ich hätte deine Mutter damals schon geheiratet, aber sie wollte nicht. Ich war natürlich darüber erschrocken und war erstmal geschockt, aber ich hätte mich auf mein Kind gefreut! Renate wollte mich nicht und hat mir dann auch den Kontakt zu dir untersagt. Dass ich keine Alimente zahlte, liegt auch nicht an mir! Sie hat mich als Vater nicht anerkannt, obwohl ich genau wusste, dass nur ich in Frage kam. Aber da ich dich nicht sehen durfte, hab ich dann aufgegeben und war froh, nicht zahlen zu müssen. Ich sehe es ein, wenn du mit mir nichts zu tun haben willst, aber ich habe anfangs alles versucht, eine Familie zu gründen!" - "Weißt du was, Herbert, das glaub ich dir sogar! und ich trage dir nichts nach, aber dass ich dir jetzt um den Hals falle, darfst du auch nicht erwarten. Wie stellt ihr euch denn das vor, mit der Heirat?" - "Weißt du, ich hab später eine Andere geheiratet, aber die Ehe hat nicht lange gehalten. Ich habe mein Leben lang gearbeitet und mir ein Haus gebaut. Aber allein zu leben ist auch nicht schön und als ich jetzt durch Zufall wieder auf deine Mutter traf, hatte ich sofort wieder Gefühle für sie. Dieses Mal, hat es aber scheinbar auch sie erwischt! Wir beide können von meiner Rente und meinem Ersparten leicht leben! Wenn Renate ihr Haus verkauft, und sei es nur um den Grundstückswert, sollten ihre Schulden wohl getilgt sein, und sie könnte zu mir ziehen..."
"Also meinen Segen habt ihr! Papa und Mama! Ich packs nicht!" Ich drückte auf die Sprechanlage. Marion, bitten sie meine Frau kurz zu mir!" - "Gern Herr Montar!" Selina kam umgehend. "Hast du das gewusst, Liebling?" Selina lächelte "Erst seit heute morgen." - "Wir wollten euch bitten, unsere Trauzeugen zu sein, sagte meine Mutter schließlich. "Ihr zwei seid ein so schönes, erfolgreiches und immer noch verliebtes Paar. Vielleicht hilft uns das diesmal, unsere Beziehung aufrecht zu erhalten!"
"Mutter, wir wünschen euch von Herzen, dass ihr diesmal durchstartet und bis an euer Ende zusammenbleibt! Die Bitte sei euch gewährt! Ich werd verrückt! Ich werde Trauzeuge von Papa und Mama!" - "Moment mal! Was heißt hier Papa?" fragte Selina verwirrt. "Du hast richtig gehört Selina! Mutter will nicht nur heiraten, sie heiratet sogar meinen Vater: Herbert Koller!" - "Hallo Schwiegervater!" lachte Selina und zu Renate gewandt: "Na du bist mir ja eine Nummer!" - "Das hat dein Mann auch schon gesagt."
Selina und ich schüttelten die Köpfe, als Mutter mit... ja, mit Vater, mein Büro verlassen hatte. "Wie gehts dir mit Marion?" - "Dazu kann man noch nichts sagen, aber ich denke, dass sie sich schnell einleben wird." - "Gut!" Selina versteckte ihre Eifersucht grandios oder aber, sie hatte eingesehen, dass es für mich wirklich nur sie gab. Wer weiß? Ich erzählte ihr, dass ich Tommy eine kleine Geländemaschine gekauft hatte und dass er bald damit auftauchen würde um Monika zu besuchen. "Wie geht es ihr? Weißt du schon was?" Selina sah nicht zuversichtlich aus. "Dazu kann man auch noch nichts sagen, aber die wenigen Fälle von Leukämie, die wir hier an Jugendlichen hatten, waren sehr aggressiv und ich habe sie zur Knochenmarks-Transplantation geschickt, weil ich die Krankheit mit unseren Mitteln nicht mehr abfangen konnte. Ich möchte auf jeden Fall ihr Knochenmark typisieren lassen, um nötigenfalls rechtzeitig einen Spender zu finden..." - "Das klingt nicht gerade ermutigend, Sel!" - "Ich weiß! Sie ist grad in Behandlungszimmer vier." Es klopfte. "Herr Montar, der junge Mann hier sagt, dass sie ihn sicher empfangen werden." Tom stand in der Tür. "Entschuldigt bitte, ich konnte dich nicht finden Selina. Dann dachte ich, schau ich halt bei Michael rein." - "Das ist Tom, Marion, das ist schon in Ordnung!" Selina erklärte Tom, dass man zu Monikas Erkrankung noch nicht viel sagen konnte, dass sie aber erfahrungsgemäß nicht um eine Knochenmarks-Transplantation herum käme und deshalb unbedingt typisiert werden musste. "Selina, bitte tu alles, was du kannst, ja?" - "Natürlich tu ich das Tom! Deshalb ziehe ich ja auch diese Form der Behandlung in Betracht, wenn nichts Anderes helfen sollte. Sowas wird bei uns normal nicht gemacht, aber in ihrem Fall, ließen wir einen Spezialisten kommen, wenn es sein muss! Ok?" - "Danke! Weißt du, Mir liegt sehr viel an ihr... das ist mehr als ein Bisschen verliebt sein... Ihr wisst schon, was ich meine!" - "Das wissen wir, Tommy! Komm mit zu BZ4. Du kannst davor warten, bis sie heraus geschoben wird." Tom folgte Selina und wartete geduldig, bis sich die Schiebetüren öffneten. Monika lag auf einem Krankenbett und schaute ins Leere. Als sie Tom sah lächelte sie schwach. Tom nahm ihre Hand und ging neben ihr her, bis sie im Zimmer waren. Das Bett wurde hingestellt und angestöpselt, dann verließ der Pfleger das Zimmer. "Du bist da!" hauchte sie schwach. "Natürlich bin ich bei dir, Moni und da bleib ich auch vorerst. Michael hat mir ein Motorrad gekauft, damit ich immer zu dir fahren kann, wenn du mich brauchst!" Er holte sich einen Sessel und setzte sich zu ihr. Er hielt ihre Hand in beiden Händen und betrachtete sie. Ihre zarten Züge, ihr hübsches Gesicht. Es wirkte traurig und doch froh, dass er bei ihr war. "Gehts dir nicht gut, oder?" - "Ich würde dich so gerne küssen Tom, aber ich habe keine Kraft. Vielleicht ist das noch von der Behandlung..." flüsterte sie. "Wir werden noch viel Zeit zum Küssen haben, Moni. Hauptsache ich kann bei dir sein!" Es klopfte. Werner kam, um seine Tochter zu besuchen. "Ich warte draußen, Moni, aber ich bin da! Ja?" und zu Werner gewandt: "Guten Tag, Herr von Kurzhagen. Ich gehe solange raus, um sie nicht zu stören." Werner ging auf ihn zu und reichte ihm die Hand, was Tom überraschte. "Guten Tag, Tom! Du kannst ruhig dableiben, weil ich glaube, dass du ihr gut tust. Ich danke dir, dass du dich um sie kümmerst." - "Ich habe sie sehr gern, Herr von..." - "Sag einfach Werner zu mir, mein Junge! Davon fällt mir kein Zacken aus der Krone. Und ich glaube dir, dass du sie wirklich gern hast und bin sehr froh darüber!" - "Danke, Herr... Danke Werner! Sie brauchen es aber nur zu sagen, wenn sie mit Moni allein sein wollen. Ich respektiere das!" - "Bleib nur hier. Du bist ein guter Junge!"