Das Gespräch mit Pater Martin hatte eine Vielzahl neuer Anhaltspunkte gebracht, an die Hermine anknüpfen würde. Jetzt aber eroberten die Mädchen die Stadt einfach nur so für sich. Der Roll Royce brachte sie sicher aus der City nach Versailles. Das Schloss wurde wie eigentlich immer von Touristen überflutet. Die Ladys jedoch wurden als VIP`s an den Schlangen vorbei geführt - ein kleiner Service des Hotels. Sie mieteten sich eine Kutsche und fuhren bei herrlichem Wetter durch die Parkanlagen. In ihren ausgefallenen Kleidern hielten die Muggel sie für Künstler oder Models und bestaunten sie. Hermine hielt Ginny einen längeren Vortrag über die französische Geschichte, während Ginny sehr angestrengt weghörte. „Ron kommt heute Abend endlich her.“, bemerkte Ginny und lenkte so Mines Interesse von der Geschichte in die Gegenwart. „Ich dachte, wir klettern auf den Eiffelturm und genießen die Nacht. Schade, dass Harry nicht hier ist. Den Eiffelturm würde er lieben.“, seufzte Hermine. „Harry würde vermutlich mal wieder das Geheimhaltungsabkommen torpedieren und direkt mit dem Besen hochfliegen. Der Himmel ist sein wahres Zuhause.“ Sie lachten beide unbeschwert.
„Wann kommt Ron denn genau?“, fragte Hermine ein bisschen aufgeregt. Sie war immer aufgeregt, wenn es um Ron ging. „In der Eule schrieb er etwas von am frühen Abend. Das Abendessen habe ich für 21:00 Uhr in diesem Restaurant an der Seine reserviert. Im Hotel sagten sie, dass der Tisch eine gute Aussicht auf die Seine hat. Das Essen soll super sein.“, erzählte Ginny. Sie hatten Spaß an all´ den Nebensächlichkeiten, die sie das Schwarze Schloß und ihren Pflichten vergessen ließen. „Vielleicht sollten wir alle wieder zur Quidditchweltmeisterschaft nächsten Sommer.“, schlug Hermine etwas zusammenhanglos vor. „Die Jungs würden es lieben.“ Die Jungs, von denen sie gerade sprachen, versetzten beim gemeinsamen Auftreten in der Öffentlichkeit sämtliche Auroren in Angst und Schrecken. Trotzdem blieben sie meistens eher ruhig.
Ron flog mit einer Muggel – Airline von Heathrow aus nach Paris. Sein Kontakt im Ministerium hatte für ihn und die Eskorte Firstclass gebucht und auch dafür gesorgt, dass sie ohne Aufheben einchecken konnten. Mit der Sicherheitskontrolle gab es keinerlei Schwierigkeiten. Auch wenn der Luftsicherheitsassistent sich über die vielen Holzstäbe wunderte, sorgten die Bescheinigungen von Premierminister der Muggel für problemloses Reisen. Je weiter sich Ron von Groß Britannien entfernte, desto mehr entspannte er sich. Er trank ein gewöhnliches Bier, das ihm eine hübsche Stewardess brachte, lehnte sich in den breiten Sessel und schloß die Augen. Er träumte von Hermine. Er sah ihre klugen haselnussbraunen Augen. Er hörte ihre weiche Stimme. Er fühlte ihre Zärtlichkeit und Hingabe. Hermine Granger machte ihn glücklich. Der erste Sex mit Hermine öffnete ihn vollkommen für die Liebe. Das große weiche Himmelbett im Raum der Wünsche könnte er nie vergessen. In der Nacht bevor Harry den Trank genommen hatte, hatten sie sich geliebt. Trauer, Angst, Hingabe, Verzweiflung und Liebe all das hätte ihr Beisammensein ausgedrückt. Er gehörte ihr und sie gehörte ihm.
Er dachte an das Gespräch, was er mit Hermine führen wollte. Fleur war nicht sein erster Seitensprung gewesen. Sie wäre auch nicht der letzte. Aber sie war seine Schwägerin. Genau dieses Detail machte es anders. Hermines und seine Vereinbarung sahen Verwandte nicht vor. Innerlich ohrfeigte er sich dafür, dieses wunderbare Erlebnis genossen zu haben. Hermine würde ihm verzeihen. Allerdings würde sie schmollen und sich rächen. Sie würde ihn leiden lassen. Darauf konnte er sich verlassen. Ein kleiner Fick zerstörte keine große Liebe geschmiedet im Schicksalsfeuer der Magie, sagte er sich. Im Prinzip konnte er jetzt schon mal beginnen sich auf die Qual vorzubereiten. Hermines Rache traf ihn dieses Mal zu recht.
Auch Mine lebte sich aus – zugegebenermaßen tat sie es viel seltener als die Männer. Aber auch Mine hatte den einen oder anderen Magier ausprobiert. Immer wenn sie im Schloß waren oder unterwegs bekamen sie eindeutige Angebote. Bei Merlin – sie waren keine Heiligen. Im Gegenteil, die Zauberwelt nannte sie nur noch das Schwarze Quartett oder das Schwarze Trio. Sie sprachen immer darüber und liebten sich innig. Paris einfach nur so zum Spaß – sie würden die Reise genießen und dann wenn sie zurückkamen, wäre alles wie immer. Er, der Lord an der rechten Seite des Dunklen Lord und Sie, die Lady an der linken Seite des Dunklen Lords. Manchmal kam es ihm vor, alles wäre es schon immer so gewesen. Ein eigenartiger Gedanke. Ein heftiger Ruck weckte ihn auf. Der Flieger hatte aufgesetzt.