Kapitel 3
Es war noch sehr früh am Morgen. Die ersten Sonnenstrahlen glitten langsam über die verschneite Landschaft, über die von Müdigkeit und Erschöpfung gezeichneten Gesichter der Sklavenhändler, über die sich langsame durch den Schnee bahnende Karawane und über die Gesichter der schlafenden Sklaven. Sie hatten sich zum Schutz gegen die Kälte in Decken gewickelt, welche die Sklavenhändler am Abend zuvor, zusammen mit einem Brot und einer Flasche Wasser für jeden verteilt hatten. In einem der Käfige begann jemand aufzuwachen. Es war Akiko. Noch befand sie sich im leider oft so trughaften Halbschlaf, glaubend sie sei zuhause, in Sicherheit. Die Kleine kuschelte sich an die neben ihr liegende Nina, wohl glaubend es sei ihre Mutter. Doch diese tröstliche Illusion sollte nicht mehr lange anhalten. Akiko begann unruhig zu werden, Bilder von dem Angriff, von den brennenden Hütten, von den panischen Menschen, davon was sie gesehen hatte als sie durch das Dorf gerannt war und davon wie sich das Dorf, mit allem was sie kannte und liebte immer weiter entfernte, vor ihrem inneren Auge ablaufend, das tröstliche Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zerstörend. Zitternd mit klopfenden Herzen fuhr das Kind hoch. Durch die plötzliche Bewegung neben ihr aufgeschreckt wachte Nina ebenfalls auf. Schnell erfasste sie die Lage und zog das aufgewühlte Kind, dem die Tränen über die Wangen liefen, an sich. Sie sagte kein Wort, sondern strich dem Kind einfach über die Haare, bis es sich beruhigt hatte. „ Magst du mir erzählen was du geträumt hast“, fragte sie Akiko sanft. Das Mädchen schüttelte heftig den Kopf, während es sich die Tränen abwischte. Mit zaghafter Stimme fragte es: „ Wo sind wir?“ Einen Moment war Nina versucht nicht auf die Frage einzugehen, sondern das Thema mit dem Traum zu vertiefen, entschied sich dann aber dagegen weil sie Angst hatte es nur noch schlimmer zu machen. Aktuell schien Akiko zu versuchen die Erlebnisse und die Trennung von ihrer Mutter zu verdrängen. Die Erlebnisse waren wohl noch zu frisch und die Schmerzen zu groß. „ Wir sind in einem Waldgebiet, nahe einer Stadt. Schau mal da hinten kann man schon die ersten Dächer und Schornsteine sehen“, erwiderte Nina und zeigte nach Westen. Aufmerksam spähte das an sie gekuschelte Kind in die gezeigte Richtung. Tatsächlich, am Horizont konnte man schneebedeckte Dächer und Schornsteine erkennen, welche im Licht der aufgehenden Sonne glänzten. Es waren viele, so viele wie die 5- jährige noch nie gesehen hatte und es machte ihr Angst. „ Ich will da nicht hin. Ich will nach Hause“, wisperte sie. „ Ich weiß, ich auch nicht. Nur leider können wir das nicht mehr beeinflussen“, flüsterte Nina traurig. Gerade als Akiko ihren Mund öffnete um etwas zu entgegnen, brüllte der Sklavenhändler, welcher vorne auf dem Kutschbock des Wagens in dem Nina und Akiko saßen, plötzlich: „ Schnauze ihr Sklavenpack!“ Akiko fuhr zusammen und versteckte ihr Gesicht in Ninas Kleid. Die wartete bis der Mann seine Aufmerksamkeit wieder auf den Weg gelenkt hatte, dann zog sie das Kind auf ihren Schoß und wickelte es und sich wieder in die Decken, da es ziemlich kalt war. Dann saßen sie einfach schweigsam da, Nina den Blick sorgenvoll auf die näher kommende Stadt gerichtet, während Akiko sich mehr für die unmittelbare Umgebung interessierte. Die Sklavenkolonne kam nur sehr langsam voran, da der Schnee ziemlich hoch war und die Räder immer wieder einsanken. Dazu kam noch, dass die Pferde unruhig waren, wieherten und schnaubten und die Sklavenhändler sie nur mit Mühe unter Kontrolle halten konnten . Aufgrund des langsamen Tempos hatte die 5-jährige die Möglichkeit ihre Umgebung in sich aufzunehmen. Die Kolonne bahnte sich gerade durch einen Wald. Die Bäume neigten sich unter der ungewohnten Schneelast. Das Licht der aufgehenden Sonne ließ auch hier die Schneeschicht glitzern. An Nina gekuschelt, ließ sie das auf sich wirken und entspannte sich etwas. Doch diese Entspannung war schnell wieder dahin als der Wald sich lichtete und die ersten Vorläufer der Stadt sich zeigten. Felder auf denen Leute arbeiteten streckten sich zu beiden Seiten des Weges, auf dem sie nun fuhren aus und dazwischen standen in regelmäßigen Abständen kleine Hütten . Inzwischen kamen sie etwas schneller voran, da der Weg kaum von Schnee bedeckt war. Nur kurze Zeit später, hielten die Wagen an. „ Warum halten wir“ wisperte Akiko der angespannt wirkenden Nina zu. „ Man kommt nur mit bestimmten Papieren in die Stadt oder auch wieder raus und die müssen die Männer jetzt erst einmal vorzeigen“ gab diese leise zurück. Da setzen die Wagen sich auch schon wieder in Bewegung und Akikos Augen erblickten zum ersten Mal eine Stadt. Das erste was ihr auffiel waren die vielen Menschen, so viele wie sie sie noch nie auf einem Fleck gesehen hatte! Rechts und links von der Straße war ein riesiger Markt aufgebaut, mit Dingen die Akiko teilweise noch nie gesehen hatte. Es war sehr laut, die Menschen boten lauthals schreiend ihre Waren, während anderen sich scheinbar über Preise stritten. Kinder flitzen zwischen alldem umher, warfen sich Sachen zu oder spielten Fangen. Auch auf der Straße war es nicht weniger voll. Kutschen und Wagen mit Lebensmitteln verstopften die Straße und ein Durchkommen war schwer. Die Fahrer brüllten sich wüste Beschimpfungen zu, während die Zugtiere, zumeist Ochsen, überfordert brüllten. All diese Geräusche vermischten sich zu einem solchen Lärm, wie Akiko ihn noch nie gehört hatte. Überfordert hielt sich die Ohren zu und hörte erst damit auf, als sie das Marktgetümmel hinter sich ließen. Jetzt fuhren sie durch eine schmalere Straße, in der erheblich weniger los war. Links und rechts wurde die Straße gesäumt von hohen Gebäuden mit dunklen kalt wirkenden Fassaden. Größtenteils waren es Wohnhäuser aber zwischendurch gab es etwas das Akikos Aufmerksamkeit erregte. In unregelmäßigen Abständen sah man verglaste Öffnungen hinter denen sich Kleider, Spielsachen, ja sogar Tiere und noch viele andere Dinge die Akiko noch nie gesehen hatte befanden. Mit stillen Staunen ließ sie das ganze auf sich wirken. Plötzlich ohne Vorwarnung brachen die Häuserreihen links und rechts ab und die Sklavenwagen fuhren auf einen riesigen Platz. Als sie anhielten drückte Nina, Akiko fest an sich, vielleicht um sie ruhig zu halten, vielleicht aber auch aus anderen Gründen. Entgegen ihrer Erwartung gab das Mädchen keinen Ton von sich, sondern starrte einfach nur auf das Bild, welches Nina schon unzählige Male gesehen hatte und wohl auch nicht zum letzten Mal. Auf dem Platz befanden sich mit Stacheldraht umzäunte Bereiche in denen teilweise Menschen eingesperrt waren. Andere wiederum waren komplett leer. Die eingesperrten Menschen hockten oder standen apathisch rum oder liefen wie eingesperrte Tiere hin und her. Wann immer einer von ihnen der Umzäunung zu nah kam, schlug ein Aufseher mit einer kurzen Peitsche nach der Person. Auf dem Platz standen sehr viele Aufseher die die Gehege aufmerksam beäugten. In einigen Gehegen waren Männer, in anderen Frauen und wiederum anderen, Akiko erstarrte kurz, Kinder. Teilweise sogar jünger als sie. Und fast jede Person in den Gehegen trug eine Art silbernes Halsband um den Hals. „ Das kennzeichnet uns als Sklaven. Du bekommst auch so eins“, sagte Greta knapp, die plötzlich neben dem Kind auftauchte. Akiko zuckte zusammen. Wie um die Worte zu bestätigen zog Greta ihren Kragen etwas beiseite und offenbarte ein silbrig schimmerndes Halsband. Ängstlich drehte Akiko sich zu Nina um, die sie immer noch festhielt und erwartete tröstende Worte. Doch dieses Mal kam nichts. Nina sah einfach stur geradeaus, sah irgendwie aus wie in Trance. Akikos Blick fiel auf Ninas Hals. Diese hatte sich zwar die Decke bis unters Kinn hochgezogen, aber an einer Stelle schimmerte das unverkennbare Silber des Halsbandes hervor. Das versetzte Akiko einen heftigen Schlag in den Magen. Bisher hatte sie scheinbar versucht als auf emotionaler Distanz zu halten, es nicht wahrzuhaben. Doch jetzt durchbrach das ganze Erlebte diese Barriere und ließ sie erstarren. Stocksteif und mit geweiteten Augen saß sie da, scheinbar nichts mehr von ihrer Umwelt wahrnehmend. Draußen außerhalb des Käfigs tat sich etwas. Ein junger Mann kam auf die Wagengruppe zugeeilt. Als er da war wandte er sich an einen der Sklavenhändler: „ Endlich kommt ihr an. Ich dachte schon ihr kommt dieses Mal gar nicht!“ „ Ah John. Der Schnee hat uns etwas aufgehalten. Es war eine schreckliche Reise. Wo bleibt deine Wertschätzung, dafür dass wir diesen Weg auf uns genommen haben“, grinste der angesprochene Sklavenhändler zurück. John verdrehte die Augen, begann die Wagen abzuschreiten und die Insassen zu begutachten. Nachdem er alle drei Wagen abgeschritten hatte trat er auf den Sklavenhändler zu: „ Ich nehme die drei Frauen aus Wagen 3. Wie viel?“ „ Jeweils 150“, sagte der knapp. „ Ach! 100“, schoss John zurück.
„ 140 und dabei bleibt es. Und auch nur weil du es bist“, gab der Sklavenhändler fest und souverän zurück. Nach einem kurzen Überlegen zog John ein paar Scheine raus und drückte sie dem Sklavenhändler in die Hand. Dann winkte er drei Männer heran, die die Frauen mitnahmen. Mit einem zufriedenen Grinsen stolzierte der Mann davon. Es kehrte wieder Stille ein. Die Sklavenhändler setzten sich, tranken etwas warmes, dem dampfen aus ihren Bechern nach, aßen und unterhielten sich munter. Kurze Zeit später eilte der nächste Zwischenhändler herbei. Auch er war wohl schon bekannt, da einer der Sklavenhändler gleich aufstand und ihn begrüßte: „ Hallo Carlo! Schön dich zu sehen, was kann ich für dich tun?“ Der Angesprochene schnaubte: „ Das weißt du ganz genau! Also?“
„ Ja ich habe ein paar“, erwiderte der Sklavenhändler ruhig. Carlo begann ebenfalls die Wagen abzuschreiten. Als er seine Inspektion beendet hatte“ Die einzige ansprechende war die kleine rothaarige in Wagen 2. Wie viel wollt ihr für die?“ „ 89 und der Preis ist nicht verhandelbar“, gab dieser zurück. „ Das ist ja wohl eine Unverschämtheit! Ihr habt so ein miserables Angebot und dann auch noch solche Wucherpreise“, regte Carlo sich auf.
„ Entweder du nimmst sie oder du nimmst sie nicht. Es wird sich sonst auch noch ein anderer Käufer finden“, gab der Sklavenhändler mit einem Schulterzucken zurück und wollte sich abwenden. „ Halt! Halt! Ist ja gut, ich zahle“, presste der Mann hervor und reichte dem Sklavenhändler das Geld. Der nickte zufrieden und ging zurück zu seinen Kumpanen. Carlo pfiff einmal, worauf ein grobschlächtiger Mann herbei kam. „ Hol mir das rothaarige Kind und bring sie in das Gehege“, befahl er dem Mann und ging dann schnellen Schrittes davon. Während des Gesprächs hatte sich Akiko unbewusst noch fester an Nina geklammert, welche immer noch keine sichtbare Reaktion zeigte. Ein weiterer Sklavenhändler öffnete die Tür und der grobschlächtige Mann griff hinein und packte Akiko. Es dauerte nur wenige Sekunde, dann verlor sie den Halt an Nina und wurde aus dem Käfig gezogen. Sie hatte keine Chance. Doch sie wehrte sich nicht. Das Mädchen war immer noch in ihrer Starre gefangen, ihre Umwelt kaum wahrnehmend. Wie ein Sack Mehl hing sie über der Schulter des Mannes. Auch Nina bewegte sich noch immer nicht, aber wenn man genau hinsah, konnte man eine einzelne Träne ihre Wange hinunter rollen sehen. Der Mann trug das Kind zu einem Gehege ganz am anderen Ende des Platzes und beförderte es unsanft hinein. Akiko blieb erst einmal nur liegen, bis die Kälte und Nässe des schlammigen Untergrundes zu ihr durchdrang. Fröstelnd setzte sie sich auf und sah sich um. Auch wenn sie sich jetzt wieder bewegen konnte, fühlte sie sich innerlich wie betäubt. Langsam ließ sie ihren Blick durch das Gehege schweifen. Bis auf sie war es leer. Der Boden war schlammig und zerwühlt. Überall lagen irgendwelche Sachen wie Teile von Kleidungsfetzen oder irgendwelche Überbleibsel von ehemaligen Besitztümern. Akikos Blick fiel auf etwas weißes in einer Ecke. Mühsam stand sie auf und stakste zu dem Gegenstand. Es war ein weißer Teddybär. Vorsichtig hob sie ihn auf und betrachtete ihn. Er war teilweise voller Schlamm, aber sonst in gutem Zustand. Seine schwarzen Glasaugen sahen irgendwie traurig und einsam aus. Aus einem plötzlichem Impuls heraus drückte sie das Kuscheltier an ihre schmale Brust. Tränen stiegen ihr wieder in die Augen. Das betäubte Gefühl wich und das Kind begann wieder zu weinen. Alle Gefühle die es versucht hatte zu verdrängen, die Angst, die Traurigkeit und das Heimweh brachen aus ihm heraus. Minutenlang stand sie einfach da, den Teddy an sich gedrückt, lautlos weinend. Nur langsam beruhigte sie sich. Sie fühlte sich so allein, hilflos und klein. Am liebsten hätte sie sich jetzt in einer Ecke zusammen gerollt und gar nichts mehr gemacht. Plötzlich kamen ihr jedoch Ninas Wort in den Sinn. Ihr Ratschlag bloß nicht die Hoffnung nicht aufzugeben. Das gab Akiko wieder Kraft. Sie wischte sich die Tränen av und sagte mehr zu sich selbst: „ Mach dir keine Sorgen Nina. Ich schaffe das!“
Danach zog sie sich in eine Ecke zurück und beobachtete das Treiben, den Teddy an sich gedrückt. Langsam füllte sich der Platz und auch die Gehege füllten sich. Auch ihres. Als erstes wurde ein Mädchen von vielleicht 8 Jahren rein geworfen. Sie sprang sofort auf und streckte dem Mann der sie geworfen hatte die Zunge raus. Dann fiel ihr Blick auf Akiko, welche sie mit großen Augen ansah und ging auf sie zu: „ Na bist du das erste Mal hier?“ Zaghaft nickte die Angesprochene. „ Na hätte ich mir ja auch denken können. Hast ja noch nicht mal ein Halsband. Wie alt bist du“, redete die Ältere gleich weiter. Akiko hielt 5 Finger hoch. „ Na sonderlich gesprächig bist du nicht. Ist ja auch kein Wunder in dieser Situation. Mein Name ist übrigens Taylor“, sagte Taylor und setzte sich neben Akiko. „ Ich heiße Akiko“, wisperte Akiko nun doch. „ Das ist ja mal ein Name den du nicht alle Tage hörst. Klingt aber schön“, stellte Taylor fest. Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander, dann ergriff Taylor wieder das Wort: „ Also willst du wissen was jetzt passiert? Da weiß ich bestens Bescheid.“ „ Was passiert denn“, fragte Akiko ängstlich. „ Also bis zur Mittagszeit werden die Gehege noch gefüllt, dass gehen die Auktionen los. Vor jeden Gehege steht jemand mit einer Liste. Jeder von uns steht da mit einer Nummer und einer Kurzbeschreibung in der unsere Herkunft vermerkt ist und wie oft man schon verkauft wurde beziehungsweise wie lange man schon ein Sklave ist. Leute werden kommen und einen Preis dazu schreiben. Natürlich gibt es ein Startpreis für jeden von uns. Und dann werden sich die Leute gegenseitig überbieten. Abends wird dann ausgewertet . Die Person die den höchsten Preis geboten hat bekommt den Sklaven“, ratterte Taylor runter. Akiko sagte daraufhin gar nichts. Taylor bekam mitleid mit der Kleinen. „ Mach dir keinen Kopf. Du bist noch sehr jung. Meistens bekommen die Jüngeren nette Besitzer. Sie sind nett , solange man gehorcht und nicht wegläuft“, versuchte sie Akiko zu beruhigen. „ Taylor, warum machen die das? Warum kann ich nicht einfach nach Hause zu Mama? Ich habe doch nichts getan“, fragte Akiko mit zitternder Stimme und sah Taylor direkt an. „ Darauf habe ich auch keine klare Antwort. Es ist wohl schon immer so gewesen. Die Starken gewinnen und die Schwachen verlieren. Und wir, die Schwachen müssen das beste daraus machen“, erwiderte Taylor mit einem Schulterzucken. Sie hatte sich mit ihrer Situation abgefunden, da sie es eh nicht ändern konnte. „ Vermisst du dein Zuhause denn nicht“, wisperte Akiko. Ein Schatten huschte über Taylors Gesicht: „ Ich habe kein Zuhause. Ich wurde in der Sklaverei geboren und kenne meine Eltern nicht.“
„ Oh tut mir leid“, wisperte Akiko betroffen. „ Muss es es nicht. Es ist so wie es ist“, gab Taylor knapp zurück. Danach sprachen die beiden nicht mehr, sondern saßen einfach nur nebeneinander da. Es kamen noch weitere Kinder dazu. 2 Jungen von vielleicht 7 Jahren, 1 Mädchen in Akikos Alter und ein 12-jähriges Mädchen, das einen Jungen auf dem Arm trug, der aussah als könnte er noch nicht mal laufen. Keins von Kindern sprach . Alle suchten sich einen Platz und saßen einfach nur da und warteten auf das Unabänderliche. Gegen Mittag ertönte ein Gong der, wie Taylor Akiko ins Ohr wisperte, den Beginn der Auktion bedeutete. Von dem Moment an kamen Leute an dem Gehege vorbei, sahen sich die Listen an, inspizierten die Kinder und schrieben Preise auf. Akiko beobachtete die Leute. Meistens waren gut gekleidete Leute, aber hin und wieder waren auch ärmliche Leute darunter. Der Tag verstrich. Akiko bekam Hunger und Durst und begann zu frieren. Den anderen schien es nicht besser zu gehen. Und sie hatte Angst vor dem Abend, Angst vor dem was auf sie zukam. Leider kam er sehr schnell. Am Abend tönte der Gang der dieses Mal das Ende der Auktion bedeutet. Vor den verschiedenen Gehegen sammelten sich Leute vor den Listen. Wenn jemand sah, dass er überboten worden war fluchte er meistens und ging weg. Andere zuckten nur mit den Schultern bevor sie gingen. Nach einer Stunde standen die Besitzer fest. Akiko beobachtete unauffällig die Leute vor ihrem Gehege. Es waren sechs Stück. Ein vornehmes Pärchen, ein junger ebenfalls edel gekleideter Mann, der sehr gelangweilt wirkte, ein älterer freundlich wirkender Mann und zwei aufgetakelte Personen im mittleren Alter. Ein hochgewachsener Mann trat dazu und winkte die 12-jährige mit dem Kleinkind herbei. Sie kam widerstandslos. Zuerst hob er den Kleinen über die Umzäunung und reichte ihm den Pärchen. Die Frau nahm ihn entgegen. Der Kleine begann wimmern. Danach war die 12-jährige dran. Als sie drüben war, packte der Mann sie fest am Arm und zog sie zu einer Kutsche. Sie folgte widerstandslos. Die Frau folgte mit dem Jungen. Als nächstes wurde das Mädchen in Akikos Alter dem jungen Mann übergeben, der sie ebenfalls zu einer Kutsche dirigierte. Danach wurden die beiden Jungen an die Beiden Frauen gegeben. Keiner wehrte sich, alle gingen widerstandslos mit. Dann kam Taylor an die Reihe. Sie umarmte Akiko kurz und flüsterte ihr zu: „ Man sieht sich bestimmt. Halt durch und bleib du selbst.“ Sie wurde dem älteren Mann verkauft, der mit ihr ebenfalls, wie alle vor ihr in eine Kutsche stieg. Dann war Akiko wieder allein. Es begann dunkel zu werden und immer kälter. Zitternd und zusammen gekauert hockte sie im Gehege. Wo Nina jetzt wohl war? Plötzlich wurde sie von schnellen Schritten aus den Gedanken gerissen und sah hoch. Eine ärmlich gekleidete Frau kam auf das Gehege zu. „ Ist das Nummer 3“, fragte sie den Mann ungeduldig einen Blick auf Akiko werfend. Der Mann nickte und winkte Akiko ran. Zögerlich stand Akiko auf und tapse in Richtung Umzäunung. Der Mann sah sie an: „ Du hast ja noch kein Halsband. Das müssen wir erledigen, bevor du hier rauskommst.“
„Dauert das lange“, kam von der Frau. „ Nein. Nur ein paar Sekunden“, erwiderte der Mann. Den Teddy an sich geklammert beobachtete Akiko wie der Mann ein silbriges Halsband aus einer Tasche zog. Dann so schnell dass sie gar nicht reagieren hatte, packte er sie mit einer Hand über den Zaun hinweg, fest am Arm und befestigte mit der anderen Hand das Halsband. Das Ganze dauerte wirklich nur ein paar Sekunden. Das Halsband fühlte sich nicht so unangenehm an, wie Akiko es erwartet hatte und trotzdem wollte sie es einfach nur loswerden. Der Mann hob sie über die Umzäunung und die Frau packte sie so fest am Arm dass es weh tat, kaum dass sie festen Boden unter den Füßen hatte. Trotzdem gab Akiko keinen Ton sich. Die Frau drückte dem Mann das Geld in die Hand, dann zog sie das Kind unsanft mit sich. Inzwischen war es komplett dunkel und es waren kaum noch Menschen unterwegs. Diese nächtliche Kulisse wirkte beängstigend auf Akiko. Vage nahm sie wahr, während sie hinter der Frau her stolperte, dass links und rechts von ihr hohe Häuser aufragten. Das ließ alles nur noch bedrohlicher wirken, weswegen sie ihren Blick auf die Frau vor richtete. Kurz darauf erreichten sie ein Haus was anders war, größer und prächtiger. Akiko war es nicht ganz geheuer. Das Haus hatte eine prächtige Tür, ja schon ein Tor, aber die Frau hielt auf eine kleine Holztür daneben zu. Mit einem kleinen Schlüssel schloss sie auf und trat ein, Akiko immer noch hinter sich herziehend. Wortlos ging sie mit dem Kind im Schlepptau eine Halle entlang bis sie einen großen Raum betrat. Überall standen Gerätschaften die Akiko noch nie gesehen hatte. „ Das ist die Küche. Ich gebe dir jetzt noch was zu essen und zu trinken, Anordnung vom Herrn. Danach kommst du in deine Kammer“, ratterte die Frau genervt runter. Sie stellte Akiko eine Flasche Wasser und eine Scheibe Brot hin. Hungrig wie sie war, schlang die Kleine das Brot blitzschnell herunter und nahm ein paar Schlücke aus der Flasche. „ Ähm darf ich den Rest mitnehmen“, fragte sie zaghaft. „ Ja und jetzt komm“, sagte die Frau knapp. Dann zog sie das Kind ein paar Meter weiter zu einer Tür: „ Dahinter ist deine Kammer. Da drin schläfst du. Über Nacht wird sie abgeschlossen. Morgen wecke ich dich. Ich bin übrigens für das Kochen zuständig. Wir haben hier auch noch andere Sklaven. Jeder hat eine Aufgabe. DU allerdings wirst überall aushelfen. Und jetzt ruhe dich aus“, erklärte die Frau, öffnete die Tür, stieß das Kind hinein und verschloss sie wieder. Vorsichtig setzte Akiko sich auf und wartete bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Die Kammer war sehr klein. Gerade groß genug, dass sie sich einigermaßen ausstrecken konnte. Auf dem Boden lag etwas weiches. Akiko legte sich hin, rollte sich zusammen und drückte den Teddy fest an sich. Langsam machte sich die Erschöpfung, emotional und körperlich bemerkbar und langsam glitt sie in den Schlaf hinüber, vor ihrem inneren Auge die Erlebnisse der letzten Tage abspielend.