„Der König ist zurück! Der König ist zurückgekehrt!“ Eilig lief eine der Torwachen voraus zum Schloss um das Dienstpersonal über die verfrühte Heimkehr Cámalons zu unterrichten. Als sein Rufen in den Stall des Hofes vordrang, hörte Ferdinand auf Franziska zu küssen. „Hörst du das? Was hat das zu bedeuten?“ Er stand auf aus dem Heuhaufen, in dem sie es sich gemütlich gemacht hatten. Franziska erhob sich ebenfalls, rückte ihre verschobene Haube zurecht und wollte sich gerade die Schürze wieder zu binden. „Dass wir arbeiten müssen, das bedeutet es.“ Schnell umschlang Ferdinand sie von hinten mit seinen kräftigen Armen. „Och. Immer wenn es gerade am schönsten ist.“, jammerte er. Die Küchenmagd kicherte wie ein junges Mädchen. „Lass das. Oh, sie sind schon da? Sie müssen geritten sein, wie die wilden Räuber! Irgendetwas muss geschehen sein.“ Flink band sie die Schürze zu und stürzte davon in die Küche. Seufzend begab sich Ferdinand mit den anderen Stallburschen im Laufschritt zum Tor um den König zu begrüßen und die Reittiere zu versorgen. Als er die armen Pferde sah, erschrak er. Franziska hatte Recht gehabt. Diese Tiere waren bis an ihre Grenzen getrieben worden. Was mochte den König veranlasst haben, so dringend nach Hause zu kommen? Der Knecht führte zwei der völlig fertigen Pferde in ihre Boxen und nahm ihnen mit fiebrig zitternden Händen das Zaumzeug ab. Sollte Cámalon etwa das zwischen Eros und Sakura erfahren haben? Aber war das Grund genug, um Plarun sofort den Rücken zu kehren und in höchster Eile zurückzukommen? Nervös rieb Ferdinand die nass geschwitzten Leiber der Tiere ab. Er musste es irgendwie bewerkstelligen, Sakura zu warnen. Aber wie? Sie war heute Vormittag mit dem Sniftunterhändler in den Wald gegangen und noch nicht zurück. Als hätte sie seine Gedanken gehört, tauchte eine der Sniftdienerinnen direkt neben ihm auf. „Idana! Du kommst wie gerufen.“ Nach dem ersten Schock, freute sich Ferdinand ehrlich die Katzenfrau zu sehen. „Ich muss Eros finden. Weißt du, wo er sich gerade aufhält?“ Die sanfte Stimme der Snift strafte ihre durchaus wehrhafte Erscheinung lügen. „Sie sind heute Morgen in den Wald, vermutlich sind sie immer noch dort.“ Der Stallbursche wusste, die beiden Sniftfrauen waren auf Eros‘ Seite. Sie würden ihn nicht in Schwierigkeiten bringen. „Ich werde in den Wald gehen und sie suchen. Du und Franziska solltet bis dahin herausfinden, was hier vor sich geht. Ich glaube nicht, dass es etwas mit Eros und Sakura zu tun hat. Aber das alles gefällt mir nicht. Die Tiere flüstern sich schreckliche Gerüchte zu. Uns stehen unruhige Zeiten bevor.“ Mit dieser rätselhaften Bemerkung ließ sie den Stallknecht stehen und verschwand durch eine Seitentür im Wald. Dieser wandte sich erstmal wieder seiner Aufgabe zu. Nachdem die Pferde getränkt, mit Futter versorgt und trocken gerieben waren, ging er in die Küche. „Ferdinand!“ Hektisch winkte Franziska ihn zu sich. „Ferdana war gerade bei mir.“ Was für ein Zufall, dachte der Stallbursche. „Der König schickt Boten in alle Teile des Landes. Er will einen Rat einberufen. Irgendetwas Schreckliches muss geschehen sein.“ In ihren Augen stand blanke Angst geschrieben. „Ferdinand“, sie wagte es kaum weiterzusprechen. „Ferdinand, was ist, wenn es Krieg zwischen Plarun und Kertófu gibt?“ Ferdinand lachte. „Oh nein, meine Liebe. Krieg zwischen König Friedrich und König Cámalon? Wenn ich vieles glauben kann, aber das nicht.“ Er nahm die völlig verängstigte Franziska in die Arme. „Ganz gleich was uns erwartet. Ich bin hier und pass auf dich auf.“ „Danke“, flüsterte sie und drückte sich noch fester an ihn heran. Ein Räuspern schreckte das Pärchen auf. „Ich störe ja nur ungern die traute Zweisamkeit, aber wäre das Fräulein Franziska vielleicht dazu bereit, ihrer lieben Freundin Maria, die selbstverständlich kein Wort über all das hier gegenüber dem Küchenmeister verlieren wird, zur Hand zu gehen?“ Verschmitzt lächelnd, die Hände in die schmale Hüfte gestemmt, stand die Magd Maria am Herd. Verlegen trennten sich die Verliebten und gingen zurück an ihre Arbeit.