„Franziska!“ Verdammt, war sie nicht vorhin hier links abgebogen? Ferdinand war seiner Angebeteten ins Schloss hinein gefolgt. Die Treppe zu den Vorratskellern hinab war er ihrem Trittgeräusch auf dem kalten Steinboden nachgelaufen. Jetzt waren keine Schrittgeräusche mehr zu hören. Ferdinand zwang sich zur Ruhe. Sie musste noch hier unten sein. Wenn sie wieder rauf wollte, musste sie an ihm vorbeikommen. In der Stille des Kellergewölbes wurden die kleinesten Geräusche laut. Das Rieseln von Wasser, das eine Steinmauer entlang zu Boden rann und dort versickerte. Krabbelgeräusche von Insekten und kleinen Nagern. Und das herzzerreißende Wimmern einer jungen Frau, die nicht allzu weit entfernt sein konnte. Bemüht, so wenig Geräusche wie möglich zu machen, näherte sich der Stallbursche der Richtung, aus der das Wimmern kam. Franziska hockte am Boden, die Arme um die Beine geschlungen, das Gesicht in ihren Knien vergraben. Ferdinand kniete sich hin und wollte sie in den Arm nehmen, aber sie stieß ihn weg und drehte sich fort. „Lass mich. Verschwinde.“ In ihr brodelte es. Sie war traurig, verzweifelt, aber vor allem wütend auf ihn. Wie konnte er es wagen, jetzt hier aufzukreuzen? Nachdem was er im Stall gesagt hatte. Sie war bitter enttäuscht von ihm. Aber zugleich wollte sie Gewissheit. „Hast du das ernst gemeint?“ Sie sah ihm in die Augen. Fesselte ihn mit ihrem Blick. Er wagte es nicht, weg zu sehen. „Hast du das wirklich so gemeint, was du da gerade vorhin gesagt hast? Windelkacker? Kosten?“ Sie schrie jetzt, war aufgestanden und hatte die Fäuste geballt. Unfähig ihre Wut und ihre Enttäuschung unter Kontrolle zu halten. Ihr standen Tränen des Zorns in den Augen. Ferdinand stand nur da. Er wusste nicht, was er tun sollte, um sie zu beruhigen. Und auch nicht, was er antworten sollte. Um ehrlich zu sein, hatte er sich nie ernsthaft mit dem Thema auseinander gesetzt. Jetzt so plötzlich damit konfrontiert zu werden, überforderte ihn schlichtweg. Aber sie wollte eine Antwort und sie wollte sie jetzt. Als er nichts sagte, ging Franziska. Sie drehte sich noch einmal zu ihm um, schleuderte ihm „Du bist wirklich das Letzte.“ entgegen und ging zurück an die Arbeit in der Küche. Der Stallbursche blieb stehen, wie zur Salzsäule erstarrt. Was zur Hölle war gerade passiert? Hatte er alles verloren, was ihm etwas bedeutete? Ein erneuter Schwindelanfall zwang ihn, sich an die Mauer gelehnt hinzusetzen. Erst als er die dunklen Flecken auf seiner Kleidung sah, begriff er, dass er weinte.